Deutscher Unternehmer; Kommerzienrat; zweites von sieben Kindern eines Bauern, Metzgers und Viehhändlers; wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf; nach dem Abschluß der Volksschule ging in einem kleinen Manufakturgeschäft in Bad Mergentheim in die Lehre. Anschließend reiste er in die Vereinigten Staaten, um seinen älteren Bruder Louis, der dorthin ausgewandert war und von dem die Familie nichts mehr hörte, zu suchen.
Berlin, Kaufhaus des Westens (KaDeWe, 1907)
Auf dieser Reise lernte er in New York City die seinerzeit modernsten, nach neuesten Erkenntnissen der Verkaufsförderung erbauten und ausgerichteten Warenhäuser kennen, so u.a. Macy’s und Bloomingdale’s. Nach seiner Rückkehr nach Europa arbeitete er zu Beginn der 1890er Jahre zunächst in Bremerhaven für ein in Hamburg ansäßiges Textilhandelsunternehmen und erhielt 1892 vom Eigentümer des Unternehmens den Auftrag, in Berlin eine kleine Filiale zu etablieren. Er fand am Spittelmarkt, Ecke Leipziger Straße ein geeignetes Ladenlokal, daß er von seinem Chef übernahm und unter eigenem Namen weiterführte. Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung - er bot zu günstigen, auf Leute mit schmalen Portemonnaie ausgerichtete Waren an - konnte er das gesamte Haus erwerben und darin ein kleines Warenhaus mit 300 m² Verkaufsfläche einrichten. Nach und nach erwarb er weitere Objekte und richtete darin Warenhäuser ein, wobei er jetzt auch in die “besseren” Gegenden Berlins vorstieß, bis er schließlich im Jahre 1907 - nun ganz nach amerikanischen Vorbild - das seinerzeit größte Warenhaus Europas, das KaDeWe (Kaufhaus des Westens), eröffnete. Die Eröffnung am Mittwoch, 27. März 1907, war mit einer großen Anzeigenkampagne sorgfältig vorbereitet worden, wobei in den Tageszeitungen erstmals großformatige Graphiken im Jugendstil geschaltet worden waren.
Adolf Jandorfs Warenhauskonzeptionen wurden zum Wegbereiter der modernen Warenhausidee.
Jandorf mit seiner Familie
Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof
Deutscher Verlagsbuchhändler; Sohn eines Arztes; begründete nach einer Buchhandelslehre und der Mitarbeit bei verschiedenen Verlagen 1867 in Berlin mit geliehenem Startkapital die “Annoncen-Expedition Rudolf Mosse” und eröffnete zahlreiche Filialen im Deutschen Reich, in Österreich-Ungarn sowie der Schweiz und einen Zeitungsverlag, in dem u.a. seit 1872 das Berliner Tageblatt, ab 1889 die Berliner Morgen-Zeitung sowie ab 1904 die Berliner Volks-Zeitung erschienen; er war außerdem Herausgeber von Wirtschaftsadressbüchern, so das Bäder-Almanach. Mitteilungen der Bäder, Luftkurorte und Heilanstalten (seit 1882). Mosse hat aber auch philanthropische Arbeit geleistet; so gründete er für seine mehr als fünfhundert Mitarbeiter eine Unterstützungskasse mit einer Kapitaleinlage von 100.000 Reichsmark, der 1895 ein weiterer Fonds von 1.000.000 Reichsmark für den selben Zweck folgte. Außerdem ließ er in seiner Geburtsstadt ein Krankenhaus erbauen, gründete eine Bildungseinrichtung für Kinder in Wilhelmsdorf (Brandenburg an der Havel) mit einem Stiftungskapital von etwa drei Millionen Reichsmark.und unterstützte die Gründung des Kaiser und Kaiserin Friedrich-Krankenhaus in Berlin.
Mosse starb bei einem Unfall. Kurz nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten wurde das von Mosses gegründete Unternehmen “gleichgeschaltet”.
Deutscher Verleger; gründete im Alter von 25 Jahren in Heidelberg einen Verlag, der sich besonders durch das Verlegen wissenschaftlicher Werke hervortat. In den 1950er Jahren baute er konsequent die wichtigen Bereiche der Elektrotechnik und der Elektronik aus. Das Flaggschiff in diesen Segmenten bildet die Zeitschrift Elektrowelt. Seit 1999 gehört die Hüthig GmbH zum Unternehmensverbund der Süddeutscher Verlag Mediengruppe in München.
Heidelberg-Handschuhsheim, Friedhof
Deutscher Unternehmer; der Sohn eines Kantors ging mit 16 Jahren zunächst bei einem Tischler in die Lehre. Mit 22 Jahren gab er seine Stellung als Tischler auf und begann eine Lehre als Klavierbauer in der Pianofortefabrik Stichel in Leipzig. Am 2.5.1885 gründete er in einem Vorort von Leipzig sein Unternehmen, das später zunächst nach Stötteritz und schließlich nach Braunschweig verlegt wurde. Seine Pianos wurden rasch wegen ihrer Qualität bekannt, so daß das Unternehmen das Prädikat eines “Hoflieferant” erhielt. 1927 übernahm Sohn Wilhelm Arno die Geschäftsleitung. Er verlegte den neuen Firmensitz nach Braunschweig.
Braunschweig, Hauptfriedhof
Deutscher Unternehmer und Elektrotechniker; gründete 1844 mit Boetticher die Fabrik für chemischen Maschinenbau zum Bau chemischer Apparate und 1847, nachdem Werner von Siemens ihm seinen Telegraphen vorgestellt hatte, mit diesem zusammen die Telegraphenbauanstalt von Siemens & Halske, Berlin. 1867 trat Halske aus der Firma aus, als es mit den Siemens-Brüdern zu Meinungsverschiedenheiten gekommen war - blieb aber Werner von Siemens eng freundschaftlich verbunden - und erwarb sich als Stadtrat Verdienste um den Ausbau des Berliner Kunstgewerbemuseums.
Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof
Berlin-Weißensee, Jüdischer Friedhof
Deutscher Flugpionier und -konstukteur und Unternehmer; Sohn des Ingenieurs und Erfinders Albert Hirth; älterer Bruder von Wolf Hirth; da sich schon früh ein besonderes Interesse für mechanische und technische Dinge herausstellte, machte er zunächst eine Ausbildung zum Mechaniker und bildete sich dann in den Vereinigten Staaten weiter, wo er u.a. in der von Isaac Singer gegründeten Nähmaschinenfabrik, bei Edison und als Monteur in einem New Yorker Autoreparaturbetrieb arbeitete. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland besuchte er 1906 die Baugewerkeschule in Stuttgart. 1908 ging er nach England, um in Leicester die Leitung einer Filiale der Fortunawerke seines Vaters zu übernehmen. 1911 brachte ihm Karl Illner bei dem Flugzeugkontrukteur Igo Etrich in Wien das Fliegen bei, für das er sich bereits seit 1908 interessierte, als er bei August Euler in Darmstadt war. Als Chefpilot und Oberingenieur bei Edmund Rumpler gewann er vor dem Ersten Weltkrieg alle großen Wettbewerbe und machte die von Rumpler in Lizenz gebaute Etrich-Rumpler-Taube allgemein bekannt. 1912 wurde er technischer Leiter bei den Albatros-Werken; im Krieg war er an der Erprobung von sog. Riesenflugzeugen beteiligt. In 1920 gründete er gemeinsam mit Herrmann Mahle eine kleine Firma in Cannstatt, die Versuchsbau Hellmuth Hirth, in der Zweitakt-Motoren und Motorteile entwickelt und hergestellt wurden (aus diesem kleinen Unternehmen ging später die Mahle GmbH hervor, die heute zu den 30 größten Herstellern von Automobilteilen weltweit gehört). 1931 gründete er die Hirth Motoren GmbH, die Motoren u.a. für Sportflugzeuge herstellte. Ab 1936 wurden im Hirth-Motoren-Werk für Heinkel die ersten von Hans Joachim Pabst von Ohain konstruierten Strahltriebwerke der Welt gebaut.
Stuttgart-Degerloch, Waldfriedhof
Friedrich Martin Sigismund Carl Witte
Deutscher Apotheker, Fabrikant und Politiker (NLP, LV, DFP); begann 1845 in Berlin eine Ausbildung zum Apotheker und studierte anschließend dort und in Rostock Naturwissenschaften. 1853 schloß er sein Studium mit einer Promotion ab und übernahm 1856 die Hirschapotheke von seinem Vater. Zwei Jahre später wurde ihm von der mecklenburgischen Regierung der Titel eines Hof-Apothekers verliehen. 1862 aber verkaufte er die Apotheke und gründete in der Schnickmannstraße 14 eine chemische Fabrik, die Keimzeller der Fr. Witte. Chemischen Fabriken. Gemeinsam mit dem aus mecklenburgischen Güstrow stammenden Chemiker Dr. Carl Großschopf wurde in den folgenden Jahren in diesem Gebäude eine Reihe von Produktionsverfahren zur Herstellung von Coffein, Peptol und Pepsin - ein Mittel eingesetzt bei Störungen im Verdauungstrakt – das weltweit verkauft, vor allen Dingen aber in die Vereinigten Staaten und Rußland exportiert wurde, entwickelt. Wittes Pepton erlangte durch die Forschungen des Bakteriologen Robert Koch sogar Weltruf. 1871 gelang ihm die Gewinnung von Coffein in kristalliner Form aus Teestaub. Zahlreiche Produkten Wittes waren so erfolgreich, daß sie auf dem Weltmarkt eine führende Position einnahmen.
Witte, der 1864 das Rostocker Bürgerrecht erworben hatte, war aber auch politische aktiv: Von 1863 bis 1885 war er Mitglied des Magistrats von Rostock und von 1878 bis 1891 nationalliberaler Reichstagsabgeordneter und widmete sich als Politiker besonders der Handelspolitik. Außerdem war er Mitbegründer und Vorsitzender des Mecklenburgischen Handelsvereins. Befreundet war Witte mit Theodor Fontane, den er 1849 in Berlin in der Polnischen Apotheke (später Dorotheenstädtische Apotheke) kennengelernt hatte, wo beide als Provisoren arbeiteten. Wie Fontane hatte Witte ein ausgesprochenes Interesse für Literatur, und die beiden pflegten später einen intensiven brieflichen Gedankenaustausch.
Fr. Witte. Chemischen Fabriken in Bramow an der Warnow (~1890)
Rostock, ehemaliger Alter Friedhof, heutiger Lindenpark
Hinweis: Das entwendete Portraitrelief wurde 2011 durch ein neues ersetzt.
Deutscher Unternehmer; Sohn eines Buchhändler-Ehepaars; gründete 1963 nach dem Abitur und einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann sowie Tätigkeiten im Vertrieb verschiedener Unternehmen mit einem Kapital von DM 2.000 (ca. EUR 1.000) in München den Peter Dussmann Heimpflegedienst, eine Putzfirma für Junggesellenwohnungen, dem 1968 in Österreich eine Tochtergesellschaft folgte, wobei es ihm gelang, eine Klinik als Kunde zu gewinnen; 1975 waren es dann schon 100 Kliniken, die seine Dienste in Anspruch nahmen. Zu Zeit seines Todes arbeiteten 60.000 Mitarbeiter in über 20 Ländern für seine Service-Unternehmen, die auf dem Gebiet der Gebäudereinigung und -verwaltung, der Sicherheit von Gebäuden und dem Catering aktiv sind und außerdem unter dem Namen Kursana Residenzen GmbH in Alterpflegeheimen über 13.000 Senioren betreuen. Die Dussmann KulturKindergarten gemeinnützige GmbH betreibt deutschlandweit betriebsnahe Kindertagesstätten. In Berlin-Mitte, wohin er nach der “Wende” seinen Firmenhauptsitz verlegt hatte, gründete der Buchhändlersohn, der die Buchhandlung seiner Eltern seinerzeit nicht übernehmen wollte, 1997 an der Friedrichstraße ein sog. Buchkulturhaus, in dem nicht nur Bücher und Zeitschriften, sondern u.a. auch Noten, Musik-DVDs und andere, Multimediaartikel angeboten werden und regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Dussmann wirkte aber auch als Mäzen; so unterstützte er die Staatsoper unter den Linden und engagierte sich für viele vom Zerfall bedrohten Kulturdenkmäler in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR), wofür er mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet wurde.
Berlin-Mitte, St. Hedwigs-Friedhof
Hinweis: Zahlreichen Quellen zufolge war das Datum des Todes von Peter Dussmann der 26. September 2013, während auf seinem Grabstein 26.1.2013 angegeben ist.
Alfred Ernst Christian Alexander Hugenberg
Bild: Bundesarchiv
Deutscher Industrieller und Politiker (DNVP); Sohn des Königlich Hannoverschen Schatzrats und Mitglied des preußischen Landtages Carl Hugenberg; 1907/08 war er Direktor der Berg- und Metallbank in Frankfurt am Main und von 1909 bis 1918 Vorsitzender des Direktoriums der Krupp-Werke. Seit 1916 baute er den Hugenberg-Konzern auf, der schließlich über Finanzierungs- und Beteiligungsgesellschaften zahlreiche Zeitungen, Pressebüros, Nachrichtenagenturen und Filmgesellschaften, u. a. die Ufa, kontrollierte. Die publizistischen, national-konservativen bis reaktionär-antirepublikanischen Organe des seines Konzerns verschafften Hugenberg, der seit 1920 der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) angehörte und 1928 Parteivorsitzender der Deutschnationale Volkspartei und als solcher Mitglied des Reichstags MdR) war, einen überaus großen Einfluß auf die öffentliche Meinung in der Weimarer Republik. Mit ihnen bekämpfte er das parlamentarisch-demokratische System und die Außenpolitik der Weimarer Republik. Mit Hitler und anderen. bildete er 1931 die gegen die Regierung des Reichskanzlers Heinrich Brüning gerichtete Harzburger Front. Ende Januar 1933 wurde Hugenberg in der von Hitler gebildeten Regierung Wirtschafts- und Ernährungsminister; trat aber bereits im Juni selben Jahres von diesem Amt zurück und sein Konzern wurde nach und nach verstaatlicht bzw. kam unter die Kontrolle der NSDAP. Außerdem besaß Alfred Hugenberg bis 1945 - obwohl er noch seinen sitz im Reichstag hatte - keinen größeren Einfluß mehr auf die deutsche Politik. .
Extertal, Gut Rohbraken
Deutscher Unternehmer, Optiker; gründete 1896 in Berlin sein erstes Fachgeschäft für optische Geräte in der Leipziger Straße am Spittelmarkt. Damit legte er, als erster Filialist in seiner Branche, den Grundstein für ein stark expandierendes Unternehmen. Bereits zehn Jahre später konnte der findige Geschäftsmann 35 Filialen sein eigen nennen. Parallel errichtete die Firma Spezialfabriken für die Herstellung von optischen Gläsern und Fassungen. Die erste Glasfabrik entstand in Rathenow. 1915 war das in Deutschland und der Schweiz vertretene Unternehmen das größte seiner Zunft und der Werbespruch: “Sind's die Augen, geh' zu Ruhnke" allseits bekannt. In Berlin schuf der Volksmund einen saloppen Vierzeiler, der die Popularität des Unternehmens illustriert:
Geh' zu Mampe,
gieß' Dir einen auf die Lampe,
kannste doppelt sehn,
brauchste nich zu Ruhnke gehn.
Carl Ruhnke starb während einer Geschäftsreise an den Folgen eines Autounfalls. Seine Witwe Martha führte nun die Firma erfolgreich bis zu ihrem Tod 1953. "Ruhnke Optik" ist bis heute ein reines Familienunternehmen geblieben; die dritte Generation leitet nunmehr 45 Filialen in Deutschland und beschäftigt 300 Mitarbeiter. (Quelle: Historische Friedhöfe Berlin)
Berlin-Zehlendorf, Städtischer Friedhof, Onkel-Tom-Str.
Omnibus salutem!