Julius Adolf Petersen gen. Lord von Barmbeck1
Deutscher Berufsverbrecher, Kneipenwirt; der Sohn eines Arbeiters in einer Zigarrenfabrik wurde in einer Kellerwohnung geboren, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und zog 1896 mit seinen Eltern in die Heitmannstraße im südlichen Barmbek. Ab 1904 betrieb er eine Kneipe Ecke Beim Alten Schützenhof/Bartholomäusstraße, in der Kohlearbeiter und Einbrecher verkehrten. So wurde er Kopf einer Verbrecherbande, die bis zu 200 Mitglieder gehabt haben soll und die erst ”Barmbecker Einbrechergesellschaft“, später ”Petersen-Konzern“ genannt wurde.
1920 wurde er nach einem Postraub auf das Postamt in der Susannenstraße, bei dem er und ein Komplize 221.000 Reichsmark erbeuteten, und einem Überfall auf einen Geldtransport zum stadtbekannten Ganoven. Nach Verbüßung mehrerer mehrjähriger Haftstrafen wegen Einbruch, Diebstahl und Raub erhängte er sich 1933 in seiner Zelle im Untersuchungsgefängnis.
Den Beinamen ”Lord von Barmbeck“ erhielt er wegen seiner stets korrekten Kleidung und seiner Ganovenehre, nach der geschnappte Bandenmitglieder mit guten Verteidigern und ihre Familien mit Unterstützung versorgt wurden.
In dem 1867 erbauten Gebäude Ecke Beim Alten Schützenhof/Bartholomäusstraße hatte er seine Kneipe (das Haus wurde 2012/13 durch den Denkmalschutzstatus vor dem Abriss bewahrt).
Die von Petersen 1927 im Gefängnis Fuhlsbüttel verfaßten Lebenserinnerungen wurden 1973 veröffentlicht und um selben Jahr vom NDR mit Uwe Friedrichsen in der Rolle des “Lord von Barmbeck” als sechsteiliges Hörspiel produziert; ebenfalls im Jahr 1973 wurde der Film mit Martin Lüttge in der Titelrolle gedreht, kam 1974 in die Kinos und wurde mit dem Deutschen Filmpreis 1974 ausgezeichnet._________________________________________________________
1 Schreibweise bis zur Eingemeindung des Dorfes in die Hansestadt Hamburg.
Hamburg, Friedhof Ohlsdorf
Hinweis: Der Blumengesteck im Vordergrund markiert die Stelle, an der sich das Grab Petersens befand; es wurde bereits 1963 aufgelassen.
Michou ne Michel Georges Alfred Catty
Französischer Sänger und Drag-Künstler; einfachen Verhältnissen entstammen; seine Mutter arbeitete in einer Bekleidungsfabrik. Da er keine Ausbildung hatte, zog er Anfang der 1950er Jahre nach Paris, wo er sich zunächst mit Gelegenheitsjobs als Tellerwäscher und Kellner durchschlug, bevor er im Alter von 25 Jahren ein kleines Café übernahm, aus dem er dann sein Cabaret Chez Michou in Montmartre in der Rue des Martyrs Nr. 80 im 18. Arrondissement machte und das Konzept der Kabarett-Restaurant-Show entwickelte.
Auf der winzigen Bühne imitierten stark geschminkte Drag Queens, die Stars aus dem Showbusiness, sowohl die aktuellen, besonders aber die vergangener Zeiten, darunter Dalida, Sylvie Vartan, Chantal Goya und Édith Piaf, Michou, der keinen Hehl aus seiner Homosexualität machte und durch sein extravagantes Aussehen auffiel; pflegte eine blaue Brille zu tragen und seine Haare verschiedenfarbig färben ließ, verwandelte sich auch auf der Bühne in France Gall oder Brigitte Bardot. In seinem Etablissement gingen Prominente aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens ein und aus, wie z.B. Jean-Claude Brialy, Liza Minnelli und Charles Aznavour
1973 übernahm er den Part von Beauchamp in der Fernsehserie Molière pour rire et pour pleurer, unter der Regie von Marcel Camus. Außerdem hatte er 1973 in dem Kinofilm La Bonne Annee von Claude Lelouch einen Camoeauftritt, in dem er sich selber spielte. Von 1987 bis 1990 war er einer der Gäste der wöchentlichen Kochshow Quand c'est bon?… (Besser geht es nicht!) ausgestrahlt auf FR3 und moderiert von François Roboth.Am 24.1.2005 wurde Michou von Präsident Jacques Chirac zum chevalier de la Légion d'honneur (Ritter der Ehrenlegion) geschlagen. Wenig später lief im Fernsehen ein 52-minütiger, von Frédéric Lievain produzierter Dokumentarfilm mit dem Titel Michou, la vie en bleu.
Paris, Cimetière Saint-Vincent
Grabstätte ganz links
Lucie Aubrac eigentl. Lucie Samuel née Bernard
Französische Geschichtslehrerin; Mitglied der Résistance; einer in einfachen Verhältnissen lebenden Winzerfamilie entstammend; trat, mit dem Ziel Lehrerin zu werden, in die École normale im Pariser 17. Arrondissement ein. 1931 bestand sie zwar die Aufnahmeprüfung für die École normale d'institutrices, beschloß jedoch nicht in die Schule einzutreten. “Die Idee, ”kaserniert” zu sein, sich nicht frei zu bewegen zu können, schien mir unerträglich!” So arbeitete sie ab ihrem 17. Lebensjahr in einem Pariser Restaurant als Tellerwäscherin, um so ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dort kam sie in Kontakt mit Mitgliedern der Parti communiste français (PCF) und anderen französischen Kommunisten, unterstützte die kommunistische Idee, verkaufte Zeitungen und engagierte sich als Feministin. Als Nonkonformistin weigerte sie sich jedoch, an Schulungen der Partei in Moskau teilzunehmen. Während der 1930er Jahre lernte sie in Paris junge Polen, Ungarn, Deutsche und Rumänen kennen, die auf der Flucht vor den Nazis waren. 1936 ergriff sie die Gelegenheit, aus Anlaß der Olympischen Spiele nach Deutschland zu reisen, wo sie Zeuge des Antisemitismus wurde, der ihr endgültig die Augen für die Gefahr des Faschismus öffnete. .Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich verfaßte sie einen Artikel in L'Écho des Amis. Gleichzeitig setzte sie ihr Studium der Geschichte und Geographie an der Sorbonne fort, wo sie Mitglied der Union fédérale des étudiants wurde. dort schloß sie dauerhafte Freundschaften mit Victor Leduc, Joseph Epstei und Jean-Pierre Vernant. Nach ihrer Zulassung als Lehrerin, die die Zeit der Entbehrungen beendete, arbeitete sie in Straßburg.
Während der Teil-Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht setzte sie sich mit Raymond Aubrac, né Raymond Samuel, (*1914, †2012) ihrem Mann, und anderen nach Lyon in die unbesetzte Zone ab, wo sie sich 1941 der von Emmanuel d’Astier de la Vigerie gegründeten Résistance-Gruppe Libération Sud anschlossen und die Untergrundzeitung Libération. gründeten. Als Raymond Aubrac im Juni 1943 gemeinsam mit Jean Moulin, einer der bedeutendsten Figuren der Résistance, in Caluire bei Lyon festgenommen wurde, gelang es ihr, Raymond aus den Fängen des berüchtigten Gestapo-Kommandanten von Lyon, Klaus Barbie, mit Waffengewalt zu befreien. Am 21. Juni. verhaftete die Gestapo Raymond erneut, unter seinem neuen Decknamen Aubrac, zusammen mit Jean Moulin in Caluire-et-Cuire. Am 21. Oktober befreiten Lucie und weitere Mitglieder des Widerstands ihn nochmals, gemeinsam mit dreizehn anderen Résistants. In den folgenden Monaten lebten sie im Untergrund, von Versteck zu Versteck wechselnd. Dank ihrer persönlichen Verbindungen konnten sie, gemeinsam mit ihrem ersten Kind, im Februar 1944 nach London fliehen.
Nach dem Ende des Krieges arbeitete Lucie Aubrac in der Konsultativversammlung der provisorischen Regierung Charles de Gaulles mit; eine politische Karriere lehnte sie doch ab, ebenso auch jegliche Heldenverehrung. Nachdem sie als Geschichtslehrerin restituiert worden war, kehrte sie wieder in ihren Beruf zurück. Später engagierte sie sich in Marokko und Algerien als Menschenrechtsaktivistin (u. a. in der Liga für Menschenrechte).
Im Jahr 1984 veröffentlichte Aubrac ihre Memoiren unter dem Titel Ils partiront dans l’ivresse im Zusammenhang mit einer Diskussion um die Vichy-Zeit in Frankreich. Der Film Lucie Aubrac (1997) von Claude Berri zeichnet ihr Leben während den Ereignissen bei der zweiten Befreiung ihres Ehemanns Raymond Aubrac.
Salornay-sur-Guye (Dép. Saône-et-Loire) Cimitière
Deutscher Ingenieur, Pilot und Luftfahrtpionier; Sohn von Hermann Thelen, der ab 1900 die Berliner Fabrik für Brauereibedarf, Gebr. Thelen führte. Nach dem Abitur im Jahre 1903 absolvierte er ein einjähriges Volontariat in der Berliner Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft und begann anschließend ein Studium in Fachrichtung Maschineningenieurwesen an der Technische Hochschule Berlin (heute Technischen Universität Berlin), an der er im Juni 1909 sein Diplom als Maschineningenieur erlangte. Thelen, der sich bereits während seines Studiums für die Fliegerei begeisterte - das Thema seiner Diplomarbeit lautete Antriebsmaschine für einen Flieger - erwarb im Herbst 1909 einen Wright-Doppeldecker., mit dem er während der vom 10. bis 16. Mai stattfindenden 2. Johannisthaler Internationalen Flugwoche, wenige Tage, nachdem er vom Deutschen Luftschiffer-Verband die Fluglizenz Nummer 9 .erhalten hatte, mit seinem Wright-Doppeldecker abstürzte. Während der Berliner Flugwoche vom 7. bis 13.8.1910 gewann Thelen mehrere Preise, darunter den Höhenpreis. In den folgenden Monaten bildete er als Fluglehrer bei der im gleichen Jahr gegründeten Ad Astra Flug G.m.b.H. andere zu Piloten aus, darunter Melli Beese. Es folgten Teilnahmen an weiteren Veranstaltungen, u.a. ein Überlandflug von Frankfurt nach Mannheim vom 16. bis 22.8.1910 und ein solcher von Trier nach Metz vom 27.9. bis zum 1.10.1910, bei denen er den zweiten Preis sowie mehrere Ehrenpreise gewinnen konnte. Auch bei einem vom 9. bis 16.10.1910 ausgerichteten Großereignis der Fliegerei, der Nationale Flugwoche in Johannisthal, beteiligte er sich mit Erfolg, so konnte er einige Auszeichnungen erringen, denen weitere Erfolge folgten, .u.a. beim Deutsche Rundflug vom 11.6. bis zum 10.7.1911, bei dem er mehrere Preisgelder in Höhe von insgesamt 15.892 RM erringen konnte. Großes Aufsehen erregte in den örtlichen Medien sein 80-km-Flug von Aarhus nach Kopenhagen, der auch über das Seegebiet des Kattegatts führte und ihm einen Preis des Kopenhagener Tageblatts einbrachte. An der 1912 eröffneten Adlershofer Luftfahrerschule war er als Dozent tätig.
Während des Ersten Weltkrieges war Thelen bei den Albatros Flugzeugwerken als Testpilot und Konstrukteur angestellt; wo zur selben Zeit Ernst Heinkel für den Entwurf von Bombenflugzeugen zuständig war. Zu Thelens Konstruktionen gehörte die Albatros D.III, eines der meistverwendeten Jagdflugzeuge der Luftstreitkräfte; außerdem flog er als Testpilot die in Friedrichshagen gebauten Albatros-Wasserflugzeuge.
Nachdem aufgrund der Verträge des Versailler Verträge u.a. keine Flugzeuge gebaut werden durften, leitete Thelen zunächst den Betrieb seines Vaters, bevor er 1926 Leiter der Prüfabteilung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof wurde. Als die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof (;DVL) 1933 nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten dem neugeschaffenen Reichsluftfahrtministerium unterstellt wurde, wurde er von der Behörde als Oberstingenieur übernommen. Nach Erreichen des Pensionalters schied Thelen am 30.11.1944 als Oberst des ingenieurtechnischen Flugwesens aus dem Reichsluftfahrtministerium aus., blieb aber ab Januar 1945 als freier Berater bei der Prüfstelle für Lösbare Verbindungsteile beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion weiter tätig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmte die Rote Armee sein Haus; worauf Thelen und seine Familie über einen längeren Zeitraum in der Garage vor dem Haus “Unterkunft” fanden-
Berlin-Treptow-Köpenick OT Friedrichshagen, Ev. Friedhof
Deutscher Kellner; rettete fünf Passagiere aus dem Schiffsrumpf des Raddampfers Primus, der 1839 in England gebaut und als erstes Stahlschiff mit Dampfantrieb ab 1841 von der Reederei Pickenpack & Hink, Cranz auf der Elbe in Hamburg im Fährdienst und als Ausflugsdampfer eingesetzt wurde. Die Primus sank am 21. Juli 1902 in Höhe des heutigen Hamburger Stadtteils Nienstedten, wobei. 101 Personen ums Leben kamen. Eberhard kam bei dem Versuch, weitere Leben zu retten, selbst ums Leben.
Das Schiff befand sich in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1902 auf der Rückfahrt aus Cranz im Alten Land elbaufwärts nach Hamburg. An Bord befanden sich 206 Männer, Frauen und Kinder, Mitglieder der Liedertafel Treue von 1887 aus Hamburg-Eilbek, deren jährlicher Sommerausflug zu Ende ging. Nach Überquerung des Stromes lief die Primus auf der falschen Seite des Fahrwassers, als vor Nienstedten der Seeschlepper Hansa, ein Tenderschiff der Reederei Hamburg-Amerika-Linie, aufkreuzte und es trotz eines Ausweichmanöver eine halbe Stunde nach Mitternacht zur Kollision der beiden Schiffe kam. Der Kapitän des Tenderschiffes versuchte zwar, das Wrack an das Nordufer der Elbe zu drücken, konnte es auch auf ca. 80 bis 40 m Entfernung an das Ufer herandrücken, mußte den Versuch dann aber abrechen, da sein Schiff Gefahr lief, auf Grund zu laufen. Die Primus wurde danach vom Elbstrom abgetrieben und sank innerhalb einer Viertelstunde mit vollgelaufenem Achterschiff auf 8 Meter Tiefe. Das einzige Rettungsboot, das die Primus an Bord hatte, war bereits vorher gekentert.
Nach und nach wurden zahlreiche Tote ans Elbufer gespült; allein in Wedel wurde in den nächsten zweieinhalb Jahren ein rundes Dutzend Leichenfunde, die dem Unglück zugeordnet werden konnten, angespült Insgesamt wurden 99 Opfer geborgen, zwei blieben vermißt. Das Seeamt hat am 31. Juli 1902 nach acht-stündiger Verhandlung den Kapitän der Primus für schuldig erklärt.
Raddampfer Primus (aus: Weltrundschau zu Reclams Universum 1902)
Hamburg, Friedhof Ohlsdorf
Deutscher Journalist; besuchte bis März 1960 die Schulen in Oberndorf am Neckar und Karlsruhe und schloß mit dem Abitur ab. Zwischen 1960 und November 1965 studierte Schättle Wirtschaftswissenschaften und Politik an den Universitäten Mannheim und Saarbrücken mit dem Abschluß Diplom-Kaufmann. Von 1965 bis zum 1.3.1966 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politische Wissenschaften an der Universität Mannhei und beschäftigte sich dort mit Wahlforschung. 1966 kam er als freier Journalist zum Zweiten Deutschen Fernsehen ( ZDF) in Mainz, das seit dem 1.4. 1963 auf Sendung war. Dort arbeitete er als Autor und Redakteur bis zum 1.6.1968 bei Wahlsendungen mit. Von 1968 bis 1971 war er Bonner Korrespondent im ZDF-Studio Bonn. Außerdem war er Kommentator und Autor für die Sendung Bonner Perspektiven und außerdem Parlamentsreporter und Berichterstatter bei Politikerreisen und Konferenzen. Zwischen 1971 bis 1977 war Schättle Redaktionsleiter und stellvertretender Hauptredaktionsleiter beim ZDF in Mainz und zugleich Leiter der Redaktion der Sendung Themen des Tages. Später wurde er Leiter der Senderedaktion heute und Präsentator der heute-Sendung. 1977 übernahm er die Leitung der Hauptabteilung Innenpolitik, bevor er 1983 als ZDF-Studioleiter nach Paris ging. 1988 kehrte er als Leiter der Hauptredaktion Außenpolitik nach Mainz zurück. 1989 wechselte Schättle als Programmdirektor zum Sender Freies Berlin (SFB) und baute in dieser Zeit das regionale TV-Angebot des SFB (B1) zum Vollprogramm aus. 1998 übernahm er das Amt des Intendanten, das er bis zur Gründung des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) am 1.5.2003 innehatte. Um den Sender zu konsolidieren, baute Schättle zunächst die Kooperation mit dem benachbarten Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg weiter aus. Gemeinsam mit dem ORB-Intendanten Hansjürgen Rosenbauer bereitete er den Weg zur Fusion der beiden Sender.
Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Werdersche Gemeinde
Deutscher Photograph; Sohn des aus Leipzig stammenden Kaufmanns Felix List und dessen Ehefrau Luise, née Weiße, Neffe des Verlegers Paul List; kam 1912 in die Gelehrtenschule des Johanneums (Gymnasium) in Hamburg, studierte danach bis 1923 Literaturgeschichte in Heidelberg und trat 1924 als Lehrling in die väterliche Kaffee-Import Firma List & Heineken in Hamburg ein, in deren Auftrag zwischen 1925 und 1928 als Kaffeekaufmann die Kaffee produzierenden Länder Brasilien, Guatemala, Costa Rica, San Salvador sowie San Francisco. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg wurde er Prokurist in der väterlichen Firma.
Angeregt von Andreas Feininger und unter dem Einfluß von Künstlern wie Giorgio de Chirico, René Magritte und Man Ray, begann er 1930, sich selbst ernsthaft mit der Photographie zu beschäftigen, so daß er nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1931 zwar die Geschäftsführung übernahm, sie 1935 aber seinem jüngeren Bruder übergab, um als “Vierteljude” der Verfolgung und einer möglichen Verhaftung durch die Gespapo zu entgehen, nach Paris emigrierte. Dort hatte er 1937 seine erste Ausstellung in der Galerie du Chasseur d'Images. Bei einem Aufenthalt im selben Jahr in London unternahm List erste Versuche mit der Studiophotographie und arbeitete u.a. für die renommierten Zeitschriften Verve, Vogue, Harper’s Bazaar und Life.
Nach der Begegnung mit George Hoyningen-Huene, einem der bedeutendsten Modephotographen, unternahm er mit diesem eine Reise durch Griechenland und Italien. Die Bilder aus dieser gemeinsamen Reise flossen später in seinen Bildband Licht über Hellas (Aufnahmen aus Griechenland zw. 1937–1941) ein.
Nachdem die deutsche Wehrmacht am 6.4.1941 illegal die Grenze von Bulgarien nach Griechenland überschritten hatte und weiter nach Süden vordrang, sah List sich genötigt, das Land zu verlassen; er kehrte nach Deutschland zurück, wo er sich in München niederließ 1944 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, war bis 1945 als Soldat in Norwegen und kehrte bei Kriegsende wieder nach München zurück, wo er Bilder machte, mit denen er die in Trümmern liegende Stadt eindrucksvoll dokumentierte. 1948 führte ihn seine erste Nachkriegsreise nach Paris.
Bei der von der US-amerikanischen Militärregierung herausgegebenen Zeitschrift Heute, die 1945 in München gegründet worden war und bis 1951 erschien, fand er eine Beschäftigung als Kunstredakteur. Es folgten in den Jahren bis 1962 zahlreiche Reisen: Er bereiste Italien, Griechenland, Spanien, Frankreich, Mexiko und die Karibik und veröffentlichte Photos und Photo-Essays in Heute, Du, Epoca, Look, Harper’s Bazaar, Flair, Picture Post, Life und vielen anderen; außerdem veröffentlichte er mehrere Bildbände. Der Agentur Magnum war er in dieser Zeit assoziiert, nahm aber nur wenige Aufträge an. Im Jahre 1963 publizierte Herbert List, der als “moderner Klassiker“ gilt und vor allem für seine surreal anmutenden Schwarzweiß-Photographien bekannt wurde, sein letztes Buch unter dem Titel Bildwerke aus Nigeria.
Hamburg, Friedhof Ohldorf
Olympe Pélissier née Olympe Louise Alexandrine Descuillers
Französisches Model und Kurtisane; saß 1830 Horace Vernet für eine Studie über den Charakter der Judith in dem Gemälde Judith et Holopherne Modell. Während der Restauration war Olympe Pélissier eine sehr prominente Persönlichkeit in Paris, wo sie einen Salon führte. Zu ihren Bewunderern zählte sie Émile de Girardin, Baron Schikler, der zwischen der Welt der Salons und der Halbwelt der gepflegten Frauen oszillierte. 1840 lernte Rossini kennen, als er sich von seiner ersten Frau, Isabella Colbran, trennte. Olympe übernahm dann die Angelegenheiten des Komponisten, und das bis zu Isabellas To;. sie lebte dann bei Rossini in Passy.
Olympe war die zweite Frau von Gioachino Rossini, den sie am 16.8.1846 heiratete, nachdem sie um 1830 eine der vorübergehenden Liaisons von Honoré de Balzac gewesen war, der sie als “die schönste Kurtisane in Paris” beszeichnete.
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Deutsche katholische Sozialarbeiterin und Laiendominikanerin; Tochter eines Rechnungsrats der Deutschen Reichsbahn; studierte nach dem Abitur im Jahre 1914 Philosophie und Volkswirtschaftslehre in Berlin und Heidelberg und promovierte 1924 in Berlin, bevor sie Dozentin an mehreren der neugegründeten Wohlfahrtsschulen wurde und ab 1927 am Fürsorge-Seminar des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin lehrte. 1934 wurde sie gezwungen, im Unterricht die nationalsozialistischen Sterilisationsgesetze zu vermittel, worauf sie zur Kündigung gezwungen wurde. Danach war sie als Mitarbeiterin des Bischöflichen Ordinariats Berlin tätig und beriet rassisch Verfolgte beim Caritas-Notwerk.
1939 übernahm sie die Leitung der Diözese für die Frauenseelsorge sowie 1941 auch die Geschäftsführung des Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat Berlin, dessen Verantwortung beim Dompropst Bernhard Lichtenberg, nach dessen Verhaftung am 23.10.1941 beim Bischof Konrad Graf von Preysing liegt.
Während des Holocausts half sie verfolgten jüdischen Bürgern, bewahrte so viele vor der Deportation in Vernichtungslager. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sie 1945 ihre Arbeit beim Bischöflichen Ordinariat Berlin mit der Hilfe für überlebende NS-Verfolgte fort. Von 1951 bis 1954 arbeitete sie in der Flüchtlingsseelsorge, ab 1952 war sie in der Seelsorge für Angehörige des Gaststättengewerbes tätig, ab 1958 in der Ungarnseelsorge, 1960 trat Margarete Sommer in den Ruhestand;.
Asuzeichnungen u.a.: Päpstliches Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice (1946), Bundesverdienstkreuz I. Kl., (1953), Auszeichnung als “Righteous among the Nations” durch Yad Vashem (posthum 2003),
Berlin-Tempelhof, Friedhof der St.-Matthias-Gemeinde
Sophie “Phia” Rilke née Sophie Entz
Mutter von Rainer Maria Rilke; Tochter von Carl Entz, einem Kaufmann und Kaiserlichen Rat; wuchs in dem kleinen Barockpalais der Prager Fabrikantenfamilie auf und entwickelte sich zu einer intelligenten, aber empfindlichen Frau mit gesellschaftlicher Ehrgeiz und die Hoffnung auf ein vornehmes Leben. Sie hatte eine kontakt- und reisefreudige Künstlernatur und wechselnd hoch euphorische und tief depressive Phasen. Sie war sehr religiös und Vegetarierin. Am 24.5.1873 heiratete sie den Unteroffizier und späteren Eisenbahnbeamten Josef Rilke, mit dem sie in Prag lebte, wo ihr Sohn zur Welt kam, nachdem sie zuvor bei einer Frühgeburt ihre Tochter verloren hatte. Nachdem die in die Ehe gesetzten Erwartungen sich nicht erfüllten, trennte sie sich 1884 von ihrem Mann, ohne sich scheiden zu lassen. Nachdem Mutter und Sohn daraufhin kurzzeitig zusammen gelebt hatten, gab sie ihn mit seinem Einverständnis in die Kadettenanstalt St. Pölten, um selbst eine Nervenkur in Wien nehmen zu können. Danach lebte sie mit ihrem Sohn nie mehr dauerhaft zusammen; er kam stattdessen bei seinem Onkel väterlicherseits unter. Ab 1880 war sie wieder öfter in Prag, kehrte schließlich nicht mehr in die Stadt an der Moldau zurück. Sie hielt sich in der Folge in verschiedenen europäischen Städten auf und besuchte auch wieder Sanatorien, hielt mit René engen brieflichen Kontakt, besuchte ihn aber auch.
Weimar, Neuer Friedhof
Deutscher Journalist; Sohn eines Arztes; 1949 begann Ruge, der 1946 sein Abitur ablegte, seine journalistische Laufbahn beim Generaldirektor Adolf Grimme im NWDR, wo sein journalistischer Schwerpunkt Rundfunkreportagen aus dem Ausland wurden, so berichtete er u.a. ab 1950 als erster westdeutscher Journalist nach dem Zweiten Weltkrieg aus Jugoslawien. Von 1956 bis 1959 war der erste Korrespondent der ARD in Moskau und von 1964 bis 1969 Korrespondent in den Vereinigten Staaten. 1970 übernahm er die Leitung des WDR-Hauptstadtstudios in Bonn, in den Jahren 1973 bis 1976 berichtete er für die Tageszeitung Die Welt aus Peking. In den Jahren 1981 bis 1983 war er Moderator des ARD-Magazins Monitor. 1984/1985 war Ruge WDR-Fernsehchefredakteur. Zusammen mit Helmut Markwort leitete er die 3sat-Talkrunde NeunzehnZehn. Ebenfalls unter Ruge NeunzehnZehn moderierte diese Sendung auch seine TV-Kollegin Nina Ruge (mit der er nicht verwandt war).Von 1987 bis 1993 war Gerd Ruge als Leiter des ARD-Studios in Moskau . In dieser Zeit berichtete er in zahllosen Sendungen über die Politik das Land und die Leute in der Sowjetunion. “Ich mag die Menschen sehr gern. Sie sind zum großen Teil sehr warmherzig, die verrückten Reichen wie die Armen", so Ruges Liebeserklärung an die Russen.
1961 hatte Gerd Ruge, der Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland war, zusammen mit Felix Rexhausen und Carola Stern in Köln die deutsche Sektion von Amnesty International gegrünet.
Mit Klaus Bölling hatte er 1963 die ARD-Sendung Weltspiegel. initiiert. Von 1997 bis 2001 lehrte Ruge als Professor für Fernsehjournalismus an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Am 1.9.1993 ging er in den Ruhestand.
Verheiratet war Ruge in erster Ehe mit Fredeke Gräfin von der Schulenburg, der ältesten Tochter des NS-Widerstandskämpfers Fritz-Dietlof von der Schulenburg, . Aus der Ehe gingen Elisabeth (*1960) und Boris (*1962) hervor; später war Ruge mit der Autorin Lois Fisher verheiratet. Seine dritte Ehefrau war Irmgard Eichner, die ein halbes Jahr vor ihm starb.
München, Nordfriedhof
Omnibus salutem!