Domenica Anita Niehoff

 

Deutsche Prostituierte, Streetworkerin und Kneipenbesitzerin; Tochter eines gewalttätigen Mannes, den seine Frau mit ihren beiden Kindern verließ. Als die Mutter wegen kleinerer Betrügereien verurteilt worden war, kam Domenica mit ihrem Bruder in ein katholisches Waisenhaus, das sie im Alter von 14 Jahren verließ und eine Ausbildung zur Buchhalterin machte. Mit 17 Jahren lernte sie einen 25 Jahre älteren, aus Italien stammenden Bordellbesitzer kennen, den sie später heiratete. Nach der Selbsttötung ihres Ehemanns, der sich vor ihren Augen erschoß, begann sie 1972, im Hamburger Vergnügungs- und Rotlichtviertel St. Pauli in dem Großbordell Palais d'Amour und in der Hamburger Herbertstraße als Prostituierte zu arbeiten. Später betrieb sie ein eigenes Studio und wurde als “Domina” bekannt. Trotz oder gerade wegen ihres Berufes war sie in Hamburg sehr populär und hatte Kontakt zu Personen aus Kunst und Kultur in der Hansestadt. Einen bundesweiten Bekanntheitsgrad erlangte sie, als sie auch in Fernseh-Talkshows als Vorkämpferin für die Rechte von Prostituierten auftrat. Nachdem sie 1990 ihre Tätigkeit als Prostituierte aufgegeben hatte, arbeitete sie verstärkt in sozialen Projekten. Ihre 1998 am Hamburger Fischmarkt eröffnete Kneipe (“Fick“) mußte sie im Jahre 2000 aus finanziellen Gründen schließen.

Autobiographie: Körper mit Seele – Mein Leben (1994).

Zurück zur Personenliste

Bilder: Udo Grimberg (09/2009)

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf (Garten der Frauen)

Sven Simon eigentl. Axel Springer jr.

 

Deutscher Photograph und Journalist; ältester Sohn aus der zweiten Ehe des Verlegers Axel Springer; war Chefredakteur der Zeitung Welt am Sonntag und hat als Sportphotograph gearbeitet (schoß u.a. ein Bild von Uwe Seeler, als dieser nach der Niederlage der deutschen Mannschaft 1966 das Stadion in Wembley verließ). Simons Bilder wurden vielfach ausgezeichnet. Er tötete sich im Alter von 38 Jahren - just an dem Tag, an dem Rudi Dutschke beigesetzt wurde, was dessen Frau Gretchen veranlaßte, zu spekulieren, er, Simon, habe das aus Scham über seinen Vater getan; wahrscheinlicher ist, daß er sich wegen seiner Depressionen das Leben nahm. Er war gerade von Sylt nach Hamburg zurückgekommen und ging - von seinem Labrador begleitet - in der späten Nacht aus dem Haus. Morgens wurde er auf einer Parkbank am Alsterwanderweg sitzend, tot durch einen Kopfschuß, aufgefunden. Nach Simons Tod spendete die Welt am Sonntag den mit insgesamt 20.000 Euro dotierten “Sven-Simon-Preis“ für Natur- und Sportfotografie.

Zurück zur Personenliste

Bilder: Udo Grimberg (03/2009)

Hamburg-Groß Flottbek, Friedhof

Heinrich August Wilhelm Stolze

Deutscher Stenograph; Sohn eines Schuhmachermeisters wuchs in ärmlichen Verhältnissen, konnte jedoch das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin mir Erfolg absolvieren, der Zugang zur Universität blieb ihm allerdings aus Geldmangel versperrt, so daß er zunächst als Angestellter der Berliner Feuerversicherungsgesellschaft arbeitete. 1835 machte er sich selbstständig und unterrichtete als Hauslehrer parallel zu seiner Arbeit Altgriechisch und Latein sowie neuere Sprachen. Nachdem ihm in den Jahren zwischen 1838 und 1840 die Entwicklung einer Kurzschrift (Stenographie) gelungen war, konnte er 1941 mit finanzieller Unterstützung des preußischen Unterrichtsministeriums sein Werk Theoretisch-practisches Lehrbuch der deutschen Stenographie für höhere Schulen und zum Selbstunterricht, nach einer neuen Methode, welche Kürze und Vollständigkeit der Bezeichnungen miteinander verbindet herausgeben. Aus dieser Kurzschrift entwickelte sich das in der deutschsprachigen Schweiz geltende Einigungssystem Stolze-Schrey. So war Stolze neben Franz Xaver Gabelsberger der Initiator der in Deutschland geltenden amtlichen Einheitskurzschrift (Stenographie), deren Weiterentwicklung und Ausarbeitung er sich auch später widmete. Welche Bedeutung die Entwicklung einer praktikablen Kurzschrift hatte, kann man nur verstehen, wenn man sich klar macht, daß es zu jener Zeit keinerlei technische Aufzeichnung von Gesprächen oder Vorträgen gab, so daß es immer wieder zu Mißverständnissen und Mißdeutungen aufgrund aus dem Gedächtnis ergänzter Passagen kam.

Zurück zur Personenliste

Anna Maria Walpurga Mozart née Pertl

Mutter Wolfgang Amadeus Mozarts und der Maria Anna, gen. Nannerl; Tochter des fürsterzbischöflich salzburgischen Pflegkommissärs Wolfgang Nikolaus Pertl; heiratete am 21.11.1747 im Dom zu Salzburg den Komponisten Leopold Mozart. Von den sieben aus der Verbindung hervorgegangenen Kinder erreichten nur die beiden genannten das Erwachsenenalter. Zunächst hatte sie ihren Mann und ihre beiden Kinder auf Konzerttourneen begleitete, 1762/1763 nach Wien, 1763/1766 durch Westeuropa und 1767/1769 erneut nach Wien; später blieb sie zumeist mit ihrer Tochter in Salzburg. Um für ihren Sohn eine Anstellung zu finden, reiste sie 1778 mit ihm nach Mannheim und, da sie dort ohne Erfolg blieben, weiter nach Paris, wo sie erkrankte, das Gehör verlor und starb. Ihr Sohn zögerte zunächst, dem Vater von dem Tode seiner Frau zu berichten, so daß der mit der Familie befreundete Abbé Joseph Bullinger diesem in Salzburg über den Tod in Kenntnis setzte.

Nannerl heiratete später den 15 Jahre älteren Johann Baptist von Berchtold zu Sonnenburg, Amtsnachfolger ihres Großvaters, und bewohnte mit ihm in St. Gilgen wieder das Geburtshaus ihrer Mutter.

Inschrift: Memoriae d. Annae Mozart quae mater viri fuit celeberrimi Wolfgangi Amadei Mozart nata est clarissima femina in vico Sancti Aegidii principatus Salisburgensis Austriae in natali Domini MDCCXX obiit Lutetiae Parisiorum tertio nonas Julias MDCCLXXVIII. Dedicavit civitas Salisburgensis A.D. MCMLIII [dt. Zum Gedenken an die Frau Anna Mozart, die die Mutter des sehr gefeierten Wolfgang Amadeus Mozart gewesen ist. Die sehr berühmte Frau ist geboren in dem zum Fürstentum von Salzburg gehörenden österreichischen Dorf Sankt Ägidius am Geburtstag des Herrn 1720, gestorben in Paris am 5. Juli 1778. Gewidmet hat [dies] die Salzburger Bürgerschaft im Jahre des Herrn 1953].

Nota bene: Das auf der Gedenktafel mit “tertio nonas Iulias” angegebene Datum des Ablebens ist nicht korrekt, da die Umrechung 5. Juli ergibt.

Zurück zur Personenliste

Rückseite

Berlin, Ev. Domfriedhof I

Paris, Église Saint-Eustache

Hinweis: Der Friedhof der Kirche Saint-Eustache ist aufgelassen. An das Grab von Mozarts Mutter erinnert nur noch die Gedenktafel innerhalb der Kirche.

Saarbrücken, Ehrenfriedhof im Deutsch-Französischen Garten 

Katharine Weißgerber gen. Schultze Kathrin

Deutsche Volksheldin; Tochter eines Bergmanns; Haushaltshilfe und Kindermädchen in Saarbrücken; bekannt wurde sie durch ihren Einsatz zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges. Kurz nach Beginn des Krieges waren französische Truppen in das Deutsche Reich einmarschiert, hatten am 2.8.1870 Saarbrücken unter Beschuß genommen und waren in die Stadt einmaschiert. Während der Kämpfe hatte Katharine Weißgerber einen Verletzten in Sicherheit gebracht und für den Sterbenden einen Priester besorgt. Nachdem preußische Truppen eingetroffen waren und es am 6.8. auf den Spicherer Höhen zu heftigen Kämpfen kam, kümmerte sich Katharine Weißgerber während der Schlacht sowohl um deutsche als auch französische verwundete Soldaten und brachte sie aus der Kampfzone. Als dem preußischen König, dem späteren deutschen Kaiser Wilhelm I. von diesem persönlichen Einsatz berichtet worden war, verlieh er ihr in Saarbrücken das Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen und wurde wie 57 Jahre zuvor Johanna Stegen verehrt und im Gedächtnis behalten.

Zurück zur Personenliste            

Bruno Moravetz

~2002 Gerd Mehl (Familienarchiv) 

 

Deutscher Sportreporter; war schon als Kind - aufgewachsen am Rande der Karpaten - ein begeisterter Skifahrer und Bergsteiger. Moravetz, der von seinen Freunden “Mora” genannt wurde, kam nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in die Bundesrepublik, wo seine Karriere als Sportjournalist 1949 beim Allgäuer in Kempten begann und wo er bald vielen Zeitungen Artikel über Sportereignisse lieferte. 1952 reiste er im Auftrag seiner Zeitung sowie der Stuttgarter Sportzeitung Sportbericht als Korrespondent nach Norwegen, wo die VI. Olympischen Winterspielen ausgetragen wurden. Danach berichtete er bis 1992 von allen elf Olympischen Winterspielen und zwischen 1960 und 1984 von fünf Olympischen Sommerspielen. Beim Zweiten Deutsche Fernsehen (ZDF) prägte Moravetz, der lange Jahre zu den Moderatoren des Aktuellen Sportstudios im ZDF gehörte, dann u.a. mit Gerd Mehl (*1922, †2001) bis in die späten 1980er Jahre hinein den nordischen Skisport im deutschen Fernsehen. Vielen Wintersportbegeisterten ist Moravetz noch in Erinnerung durch seine am 17.2.1980 während der Live-Übertragung des 15-km-Skilanglaufs von den Olympischen Spielen in Lake Placid immer wiederholte besorgte Frage:”Wo ist Behle?”. 1

1977 kam Moravetz beinahe ums Leben, als er an einer Himalaya-Expedition zum 8.167 Meter hohen Dhaulagiri teilnahm. und plötzlich ein Höhenlungenödem erlitt; nur durch einen raschen Transport per Hubschrauber nach Katmandu konnte er gerettet werden._________________________________________________________ _

1 Der Skilangläufer Jochen Behle (*1960) war zwar lange Zeit in der Spitzengruppe gelaufen, wurde aber von den Fernsehkameras fast nie gezeigt.

Zurück zur Personenliste                   

Nesselwang (Ldkrs. Ostallgäu), Friedhof

Carl Ludwig Friedrich von Hinckeldey

 

 

Preußischer Generalpolizeidirektor; trat 1826 in den preußischen Staatsdienst und wurde zunächst Regierungsassessor in Köln und Liegnitz, später dort Regierungsrat. Er wurde nach Arnsberg versetzt und nachdem er als Oberregierungsrat in Merseburg wirkte, wurde er 1848 zunächst Polizeipräsident von Berlin und dann unter König Friedrich Wilhelm IV., der ihn protegierte, Generalpolizeidirektor von Preußen.und und 1853 als Geheimer Oberregierungsrat Leiter der Abteilung für Polizei im Ministerium des Innern. Er führte u.a. eine Kennzeichnung der Schutzleute durch auf ihren Zylindern deutlich angebrachten Nummern ein, so daß es möglich wurde, sie zu identifizieren. Seine Neuerungen, die fortschrittlichen Reformen und seine bekannte Unbestechlichkeit kamen in der Öffentlichkeit gut an; weniger gut kam sein strikte Unparteilichkeit bei den Mitgliedern des Adels an, die an Privilegien gewöhnt waren. Es entwickelte sich im Laufe der Zeit eine regelrechte Aversion v.a. von Seiten des höfischen Militärs, die darin mündete, daß sich dort Personen darauf verständigten, Hinkeldey durch bewußt herbeigeführte Beleidigungen zu einm Duell herauszufordern. Seine Hoffnung, daß der - allerdings wankelmütige - König eingreifen und das Duell verhindern würde, erfüllte sich nicht. So kam es zu dem Duell in der Berliner Jungfernheide, bei dem der Offizier Rochow Carl von Hinckeldey erschoß, während Rochnow selber unverletzt blieb.

Zurück zur Personenliste                   btn_up

Bilder: Hajo Rackel (07/2014)

Berlin-Pankow, St.-Marien- und St.-Nikolai-Friedhof I

Robert Lebeck

 

 

Deutscher Photograph, Photojounalist; noch 1944 wurde er als 15-Jähriger zur Wehrmacht eingezogen, als Flakhelfer in Berlin und an der Ostfront eingesetzt, wo er kurz vor Kriegsende in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. .Nach seiner Entlassung ging er nach Donaueschingen, machte dort sein Abitur und studierte anschließend in Zürich und New York City Völkerkunde, entdeckte dann aber seine Leidenschaft für die Photographie. Ab 1952 verkaufte er als freier Photograph seine Bilder an diverse Zeitungen und Zeitschriften in Heidelberg. Schließlich erhielt er Aufträge von Illustrierten wie Revue und Kristall, bis er zum Magazin Stern kam, für den er die nächsten dreißig Jahre als Photojournalist tätig war.

Lebeck war aber auch Sammler u.a. von Photographien des 19. Jahrhunderts und Zeitschriften aus der Frühzeit des Photojournalismus.

Zurück zur Personenliste                   

Berlin, Dreifaltigkeitsfriedhof II

Bilder: Klaus Meinert (08/2014)

Michael Öchsner

 

Bayerischer Lehrer und Publizist; Sohn eines Lehrers; verfaßte 1860 ein Gedicht, welches 1860 von Konrad Max Kunz vertont zur bayerischen Volkshymne, heute Bayernhymne wurde. Unterstützt von seinem Zunftfreund, dem Druckereibesitzer Franz Datterer, gründete und redigierte Öchsner 1856 die Bayerische Schulzeitung, die 1860 Vereinsorgan des neu gegründeten Bayerischen Lehrervereins (heute BLLV) wurde. 1860 verbot die Regierung ihm die Herausgabe seiner Zeitung wegen kritischer Beiträge über Verhältnisse in bayerischen Schulen und drohte ihm die Entlassung aus dem Schuldienst an. 1867 gründete er unter einem Pseudonym eine zweite Zeitung, den Bayerischen Schulfreund; 1867 folgte eine Zeitung für Schüler. Außerdem verfaßte er Schulbücher und gab Liederbücher heraus mit von ihm selbst gedichteten und komponierten Liedern.

Zurück zur Personenliste                   btn_up

Bilder: Peter Müller (10/2014)

München, Alter Südlicher Friedhof

lBilder: Hajo Rackel (08/2015)
Bilder: Klaus Paap (07/2016)
Sonstige LXXVI

Omnibus salutem!