Bild: Dinc Arslan (03/2007)

Soja Anatoljewna Kosmodemjanskaja

1941  kosmodemjanskaja2_bd (l) vor der Schule 201 in Moskauno_copyright

Sowjetische Partisanin und Heroine; gehörte seit 1938 der kommunistischen Jugendorganisation Komsomol an. Soja, die nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht im Juni 1941 auf die Sowjetunion noch Schülerin an einem Moskauer Gymnasium war, wurde freiwillig mit 18 Jahren im Oktober des gleichen Jahres Angehörige einer sogenannten Diversionsabteilung des NKWD, das u.a. Sabotageakte hinter den deutschen Frontlinien verübte. diese richteten sich nur gegen Soldarten und deren Ausrüstung; die Aufgaben dieser Gruppen bestand auch darin, durch die Vernichtung eigener Besitztümer (z.B. Infrastruktur, Bauernhöfe, Vieh) die Widerstandswillen der Bevölkerung zu stärken, indem angeblich der Feind diese Zerstörungen durchgeführt habe. Im November 1941 gelang es ihr und zweien ihrer Kameraden bei dem Dorf Obuchowo (im Gebiet Rusa, Oblast Moskau) hinter die deutschen Linien zu kommen. Bei dem Versuch, eine Scheune in Brand zu setzen, wurde sie von dem Hausherrn Semjon Siridow, der später von den Sowjets hingerichtet wurde, entdeckt und den einquartierten Deutschen gemeldet, die Soja festnahmen und gefoltert wurde, um ihre Kameraden zu verraten (tatsächlich war sie zuvor bereits von ihrem ebenfalls festgenommenen Kameraden Klubkow verraten worden, um so dem sicheren Tode zu entgehen (über sein Schicksal gibt es keine weiteren Erkenntnissen). Am Morgen des Folgetages wurde sie mit einem Schild um den Hals “Ich bin eine Brandstifterin“, auf den Dorfplatz Petrischtschewos gehenkt. Angeblich soll sie den Dorfbewohnern im Angesicht Ihrer Hinrichtung zugerufen haben: “Genossen, warum guckt ihr so traurig? Kämpft weiter! Ich habe keine Angst zu sterben, Genossen, es macht mich glücklich für euch zu sterben”. Und in Richtung ihrer Henker: “Deutsche Soldaten, kapituliert bevor es zu spät ist. Der Sieg wird unser sein. Mein Tod wird gerächt werden. Wir sind über 170 Millionen, ihr könnt uns nicht alle hängen!“. Nach ihrem Tod blieb ihre Leiche zur Abschreckung zunächst auf dem Marktplatz liegen. Erst Wochen später durften die Dorfbewohner sie begraben; später wurden die sterblichen Überreste nach Moskau gebracht. Ihre Geschichte wurde bekannt, nachdem ein entsprechender Artikel am 27. Januar 1942 in der Prawda erschienen war.

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Bertha Maria Baronin von Marenholtz-Bülow née von Bülow

Deutsche Kindergartenpädagogin; Fünftes von zwölf Kindern des Georg Freiherr von Bülow-Wendhausen; heiratete 1830 im Alter von 20 Jahren den hannoverschen Geheimrat Wilhelm Reichsfreiherr von Marenholtz, den sie, nachdem sie die Kinder, die er mit in die Ehe gebrachte, erzogen hatte, 1847 verließ. 1850 lernte sie in Bad Liebenstein Friedrich Fröbel persönlich kennen und widmete sich anschließend im In- und Ausland dessen Erziehungsprinzipien durch Schriften und zahlreiche Reisen, wodurch Fröbel über das Inland hinaus bekannt und zum international anerkanntesten deutschen Pädagogen wurde. Auf ihre Fürsprache beim Herzog von Meiningen hin konnte Fröbel das bei Bad Liebenstein liegende Schlößchen Marienthal als Kinderhaus und Tagungsstätte einrichten. Ihre Bemühungen, die von dem für seine unpopulären Maßregeln bekannten preußischen Minister Karl Otto von Raumer (*1805, †1859) im August 1851 verordnete Schließung der Fröbelschen Kindergärten rückgängig zu machen, scheiterten allerdings; auch als sie in einer Audienz bei der Königin Elisabeth Luise, der Frau Friedrich Wilhelm IV., die Aufhebung des Verbotes durchzusetzen versuchte, war sie nicht erfolgreich. Um so erfolgreicher waren ihre Aktivitäten außerhalb des preußischen Einflußbereiches, sowie in den westeuropäischen Staaten wie England, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz oder Italien. Aber Marenholtz-Bülow verlor in all diesen Jahren das Kindergartenverbot nicht aus den Augen: 1860, neun Jahre nach deren Verbot, konnten die Kindergärten dank ihrer Bemühungen wieder betrieben werden. Jetzt konnte sie auch Kindergärten stiften, ein Seminar und eine Pension für Kindergärtnerinnen und Pflegerinnen einrichten und den “Berliner Verein für Familien- und Volkserziehung“ gründen. Außerdem wurde 1872 in Dresden der “Allgemeine Erziehungsverein“ zur Unterstützung der Kindergartenbestrebungen gegründet.

Werke u.a.: Das Kind u. sein Wesen. Beiträge zum Verständnis der Fröbelschen Erziehungslehre, Der Kindergarten, des Kindes erste Werkstätte, Theoretisches und praktisches Handbuch der Fröbelschen Erziehungslehre.

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Bilder: Steffi Eckold (10/2008)

Dresden, Alter Annenfriedhof

Bilder: Amanda Slater (09/2008) flickr.com/photos/pikerslanefarm/2875601082/

Lockerbie (Schottland, Grafschaft Dumfries and Galloway

Lockerbie-Anschlag

 

Anschlag auf eine Boeing 747 der PANAM mit Flugnummer PA103 - getauft auf den Namen Maid of the Seas und mit dem Zulassungskennzeichen N 739 PA- am 21.12.1988, bei dem 243 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Der unter dem Kommando von Kapitän James MacQuarrie stehende Jumbo-Jet war auf dem Wege von Frankfurt am Main über einen Zwischenstopp in London-Heathrow zum Kennedy-Airport New York, als über der schottischen Kleinstadt Lockerbie ca. 400 in einem in Frankfurt Koffer an Bord geschmuggelten Plastiksprengstoffs in einer Höhe von 31.000 Fuß (9.500 Meter) explodierten und das Flugzeug auseinanderriß. Die Teile der zerstörten Maschine verwüsten bei ihrem Einschlag einen ganzen Straßenzug im Viertel Sherwood Crescent und töteten weitere elf Einwohner Lockerbies. Über einer Fläche von rund 2.000 Quadratkilometern lagen die Trümmer verstreut. Zwar kam es in Bezug auf das Lockerbie Air Disaster (Katastrophe von Lockerbie) 2001 zu einer Verurteilung - der einzigen bislang -, als ein schottisches Gericht den libyschen Geheimdienstoffizier Abdel Basset Ali al-Megrahi zu lebenslanger Haftstrafe verurteilte. 2003 übernahm Libyen formal die Verantwortung für das Handeln libyscher Beteiligter am Lockerbie-Anschlag und zahlte je betroffener Familie eine Abfindung von 8 Millionen US-Dollar. die Einzelheiten des Falles bleiben allerdings weit davon entfernt, aufgeklärt zu sein.

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Barak Hussein Obama sen.

 

Vater des 44. US-amerikanischen Präsidenten Barak Obama; studierte an der Universität von Hawaii in Manoa, wo er seine spätere Frau, die weiße US-Amerikanerin Stanley Ann Dunham (*1942, †1995) kennenlernte. Sie heirateten 1961 auf Hawaii, im gleichen Jahr wurde Obama jr. dort geboren. Nachdem er dort seinen Abschluß im Juni 1962 gemacht hatte, verließ er Hawaii, reiste nach Massachussetts und schrieb sich an der dortigen Harvard Universität ein, während Dunham sich an der Universität von Washington einschrieb. 1963 wurde die Ehe geschieden. Obama setzte daraufhin sein Studium an der Harvard Universität fort. Letztmaligen sahen sich Vater und Sohn 1971. Mit seiner dritten Frau, der in den Staaten geborenen Ruth Nidesand, die ihm 1965 nach Kenia folgte, nachdem er den Master’s Degree erlangt hatte, hatte er zwei weitere Kinder. Diese ehe wurde ebenfalls geschieden. In Kenia arbeitete Obama zunächst bei einer Ölfirma, dann als Ökononom im Transportministerium, bevor er Ökononom im Ministerium für Finanzen wurde. Nachdem er kritische Artikel veröffentlich hatte, fiel er beim kenianischen Präsidenten Jomo Kenyatta (*1893, †1978) in Ungnade, was das Ende seiner Karriere bedeutete. Alkoholkrank und ohne Arbeit starb er im Alter von 46 Jahren an den Folgen eines Autounfalls.

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Bilder: April Rinne (01/2008)

Nyang’oma Kogelo (Siaya Distrikt, Nyanza Provinz)

Edward John Trelawny

Englischer Biograph und Abenteurer; aus alten kornischen Landadelfamilie stammend; im Alter von knapp 13 Jahren trat er als Midshipman in die Royal Navy ein. Angeblich desertierte er während einer Reise in Bombay und führte fortan ein Leben als Corsar im Indischen Ozean. Tatsächlich aber wurde er 18.8.1812 ehrenhaft aus der Marine entlassen. 1813 heiratete er gegen den Willen seiner und ihrer Eltern die schöne und “wohlerzogene” Caroline Addison; aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, die Ehe aber scheiterte; sie verließ ihn 1816 für einen zweimal so alten Mann, einen gewissen Kapitän Coleman. Londons Klatschpresse berichtete über den Vorgang, und Trelawny fühlte sich erniedrigt, verließ England 1819 und ging in die Schweiz, bezeichnete sich ab jetzt, ausgestattet mit ansehnlichen Privateinlünften, als “Captain Edward Trelawny, Royal Navy, Retired”. 1822 führte ihn sein Freund Edward Ellerker Williams (*1793, †1822), der noch im gleichen Jahr mit Percy Bysshe Shelley bei einem gemeinsamen Bootsausflug ums Leben kam, in den Freundeszirkel in Pisa ein, dem auch Lord Byron angehörte. Nachdem die Leichen Shelleys und Williams’ an Land gespült und zunächst notdürftig am Strand mit Sand bedeckt worden waren, kümmerte sich Trelawny nach der Freigabe der Toten durch die italienischen Behörden um deren weiteres Schicksal. Am Strand in der Nähe von Viareggio schichete er Pinienholz zu einem Scheiterhaufen auf und verbrannte die Leiche Williams und tags darauf im Beisein mehrerer Personen, darunter auch Lord Byron und Leigh Hunt, diejenige Shelleys. Trelawny sorgte später dafür, daß Shelleys Asche auf dem Protestantischen Friedhof in Rom beigesetzt wurde. Die Asche Williams übergab er dessen Frau Jane; die Urne wurde nach deren Tod in ihrem Grab auf dem Kensal Friedhof in London beigesetzt. Er selber folgte Byron nach Griechenland, und nahm an dessen Befreiungskampf gegen die Türken teil. Auch hier nahm er sich der Leiche Byrons an, als dieser in Missolonghi gestorben war. 1828 kehrte er nach England zurück, wo er Mary Shelley und Claire Clairmont (1798, †1879), deren Stiefschwester und Mutter von Byros Tochter Allegra (*1817, †1822), besuchte. Sein Verhältnis zu Mary, die von ihm das Bild eines ungebildeten Flegel zeichnete, verschlechterte sich zunehmend, und als er eine Biographie über ihren Mann schreiben wollte und sie ihm den Zugang zu Briefen und sonstigen Dokumenten verweigerte, war die Entfremdung vollkommen; über ihren Tod hinaus verfolgte er sie mit bissigen Kommentaren. In England war er durch seine Berichte über seine Erlebnisse ein bekannter Mann und bewegte sich in der Welt der Politik und Gesellschaft, bis er dieses Lebens überdrüssig wurde und sich in die Kleinstadt Sompting an der Südküste Englands zurückzog, wo seine Tochter Laetitia mit ihm zusammenlebte. Dort malte den 78-Jährigen John Everett Millais als alten Seebären für sein Bild The North-West Passage (1874, s.u.). Verheiratet war er während seines Aufenthaltes in Griechenland mit Tersitsa, der 13-jährigen Halbschwester von Odysseas Androutsos (*1788, †1825), einem der prominentesten Kämpfer im griechischen Freiheitskampf.

   

The North-West Passage, pinxit John Everett Millais (1874). Trelawny mit seiner Tochter Laetitia.

Werke u.a.: The Adventures of a Younger Son (1831), Records of Shelley, Byron, and the Author (1858).

Inschrift:

      These are two friends whose lives were undivided.
        So let their memory be now they have glided
        Under the grave: let not their bones be parted
        For their two hearts in life were single-hearted.

Literatur: Edward John Trelawny, Letzte Sommer Mit Shelley und Byron an den Küsten des Mittelmeers (1986, Berlin).

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Rom, Cimitero Acattolico per gli Stranieri - Friedhof an der Cestiuspyramide (Testaccio)

(2004)

Hinweis: Trelawnys Asche wurde in einer neben der seines Freundes Shelley liegenden Grabstätte beigesetzt, die er bereits 1822 erworben hatte.

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Rollo Gebhard

 

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Deutscher Einhandsegler, Tierschützer und Sachbuchautor; Sohn eines Privatgelehrten; wuchs u.a. in Dresden den Niederlanden und der Schweiz auf. 1938 legte er das Abitur ab, und im Zweiten Weltkrieg war er bei der Luftwaffe, wo er zum Photograph ausgebildet wurde. Nach dem Ende des Krieges arbeitete er zunächst in Garmisch als Laborleiter eines Photogeschäfts. Später dann trat er im Theater auf und betrieb ein Musikgeschäft. Seine ersten Erfahrungen mit dem Segeln machte er mit der Hansa-Jolle Solveig I., die er 1956 erstanden hatte, auf dem Starnberger See, bevor er ins Mittelmeer segelte, Tunis ansteuerte und durch den Suez-Kanal und das Rote Meer fuhr, wo sein Boot und er vor der Küste des Jemens von arabischen Piraten gekapert wurden, aber unverletzt blieben. 1963 überquerte er mit seiner 5,6 Meter langen Holz-Knickspanter Solveig II von Italien aus den Atlantik bis nach New York City, wo er mit großer Begeisterung empfangen wurde. Vier Jahre später startete er zu seiner ersten Weltumsegelung in seinem nur 7,20 Meter langen Segelboot, von der er 1970 zurückkehrte, um 1975 zu einer weiteren Weltumsegelung aufzubrechen, die bis 1979 dauerte, er war damit der erste Deutsche der die Welt “einhand” umsegelte. Eine dritte, acht Jahre dauernde Weltumseglung folgte ab 1983 mit seiner Freundin Angelika, née Zilcher, der späteren Ehefrau. Von Australien aus segelte er ohne Zwischenaufenthalten nach Emden zurück. Gebhard verfaßte zahlreicher Bücher und Dokumentationen für das Fernsehen des Bayerischen Rundfunks.

Gebhard setzte sich für den Schutz der Delphine ein, und war 1991 Gründer und dann Vorsitzende der Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD).

Auszeichnungen u.a.: Bundesverdienstkreuz (1984)

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Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 10/2014)

Gmund am Tegernsee, Bergfriedhof

Sonstige LXXIII

Omnibus salutem!