Alexander Krischnig

Studierte Wirtschaftswissenschaften in Wien, nebenbei auch Skandinavistik und Romanistik. Er lebte seit 1989 in Wien und war in einem internationalen Konzern als Controller tätig. Sein Steckenpferd waren fremde Länder und Kulturen, Sprachen und Dialekte. Er selbst beherrschte fünf Fremdsprachen und übersetzte bekannte Werke ins Kärntnerische: die von Heinrich Hoffmann getexteten und mit Zeichnungen versehenen Geschichten um Max und Moritz in Max und Moritz in deutschen Dialekten (1990) sowie das Lukas-Weihnachtsevangelium in Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten (1993). Seine besondere Aufmerksamkeit aber galt der lagemäßigen Erfassung und photographischen Dokumentation von Grabstätten berühmter Österreicher in aller Welt.

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Bild: Ing. Raimund Krischnig (08/2008)

Klagenfurt

Ottmar Kohler

 

 

Deutscher Arzt (bekannt als “Der Arzt von Stalingrad”); wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zum Kriegseinsatz eingezogen und arbeitet während der Schlacht von Stalingrad als Chirurg. Nach der Kapitulation der 6. Armee am 2.2.1943 geriet er, wie ca. 90.000 weitere Armeeangehörige, in russische Gefangenschaft, wo er in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern unter unvorstellbar schwierigen Bedingungen kranken Soldaten zu helfen versuchte. Kohler traf erst nach fast 11jähriger Gefangenschaft am 31.12.1953 im Auffanglager Friedland bei Göttingen ein. Wegen seiner Verdienste während der Gefangenschaft wurde er 1954 von Bundespräsident Theodor Heuss mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und erhielt im gleichen Jahr die Paracelsus-Medaille der Deutschen Ärzteschaft. Später arbeitete er als Oberarzt an der 2. Chirurgischen Universitätsklinik in Köln und dann von 1958 bis 1973 als ärztlicher Direktor am Städtischen Krankenhaus in Idar-Oberstein. 1978 zeichnete ihn der Verband der Ärzte Deutschlands mit der Hartmann-Plakette aus. Der Schriftsteller Heinz G. Konsalik verarbeitete die Berichte über seinen Einsatz für die Kriegsgefangenen in seinem Roman Der Arzt von Stalingrad, der seit 1956, in 17 Sprachen übersetzt, eine Auflage von mehr als zweieinhalb Millionen Exemplaren erreichte. 1958 wurde der Roman mit O. E. Hasse als Stabsarzt, Eva Bartok (*1929, †1998) als russische Ärztin, Hannes Messemer als Lagerkommandant und Mario Adorf als Sanitäter verfilmt.

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Gummersbach, Friedhof

Unity Valkyrie Mitford

 

Eine von sechs Töchtern des 2. Baron von Redesdale, David Bertram Ogilvy Freeman-Mitford; Cousine Clementine Churchills, der Ehefrau Winston Churchills. Wegen der Abneigung ihres Vaters gegen die restriktiven und traditionellen Erziehungsmethoden in England wurden die Töchter ausschließlich privat unterrichtet. Die älteste Schwester, Nancy (*1904, †1973), Geliebte eines engen Beraters von Charles de Gaulle, wurde später eine in ihrem Heimatland bekannte Schriftstellerin, karikierte in ihren Romanen das Leben und Treiben der britischen Oberschicht; Deborah (*1920) heiratete 1941 den Herzog von Devonshire (Thomas, der einzige Sohn, blieb unverheiratet und war als Richter tätig). Drei der Mädchen allerdings entwickelten entgegen der konventionellen Standards außerordentlich eigenwillig politische Extravaganzen: Die jüngere Jessica (*1917, †1996) wandte sich dem Kommunismus zu und nahm auf der Seite der Republikaner am Spanischen Bürgerkrieg teil. 1939 emigrierte Jessica, bis zu ihrem Tode überzeugte Kommunistin, in die Vereinigten Staaten. Als sich Unity und ihre ältere Schwester Diana (*1910, †2003) auf einer ihrer zahlreichen Partys irritiert über die nach der Machtübernahme immer intensiveren Judenpogrome in Deutschland erkundigten, lud der Auslandspresseschef der NSDAP, Ernst Hanfstaengl, im Freundeskreis Putzi genannt, der in Harvard studiert hatte und ein Freund von Randolph, dem Sohn Winston Churchills, war, die beiden 1933 zum ersten Nürnberger Parteitag ein, damit sie sich vor Ort ein eigenes Urteil bilden könnten; tatsächlich ließen sich beide von der inszenierten Massenveranstaltung und den gewaltigen Aufmärschen beeindrucken. Im Oktober 1934 reiste Unity nach München, um dort die deutsche Sprache zu erlernen. Anfang Februar 1935 erfüllte sich ihr Traum, den “Führer” Adolf Hitler persönlich kennenzulernen: Unity Mitford besuchte häufig die Osteria Bavaria in der Schellingstraße in Schwabing in der Hoffnung, Hitler dort zu treffen, der dort häufig zu speisen pflegte, und lernte ihn dort eines Tages kennen. Hitler war zwar von ihr als Person und Angehöriger der britischen Oberklasse beeindruckt, aber zunächst mißtrauisch, da er sie der Spionage verdächtigte – wie sich jedoch herausstellte - unbegründeterweise. Ab diesem Zeit begleitet sie ihn oft, was ihr den Spitznamen “Unity Mitfahrt” einbrachte. Im Juli und August 1939 waren Unity und ihre Schwester Diana, die in erster Ehe mit Bryan Walter Guinness, Erbe der gleichnamigen Brauerei, verheiratet war, mit ihrem zweiten Ehemann, dem Gründer und Anführer der British Union of Fascists, Sir Oswald Mosley, zu Gast bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth. Die enge Freundschaft Unitys mit dem “Führer” stürzte dessen Geliebte Eva Braun in eine tiefe Depression, die in einen Selbstmordversuch mündete. Nach der Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich im September 1939 war Unity verzweifekt und verwirrt und zielte am 3. September in München auf der Königinstraße in Höhe des Hauses 15 gegen 17h00 mit einer kleinkalibrigen Pistole zweimal gegen ihren Kopf, überlebte jedoch schwer verletzt. Hitler ließ sie in die neutrale Schweiz bringen, von wo aus man sie zurück nach England flog; sie starb neun Jahre später im Alter von nur 34 Jahren an einer Hirnhautentzündung als  Folge der schweren Verletzungen ihres Suizidversuches.

Inschrift: Say not the struggle naught availeth (Sage nicht, der Kampf hätte nichts erreicht). Anfang eines Gedichts von Arthur Hugh Clough (*1819, †1861).

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Swinbrook (Oxfordshire), St Mary’s Churchyard

Daniel Mudford (08/2007)
Bild: Eric Hardy (10/2005)

Hinweis: Grabstätten der Mitford-Schwestern im Vordergrund (von links nach rechts): Nancy, Unity, Diana.

Franz Xaverius Senn gen. Gletscherpfarrer

 

Österreichischer Pfarrer und Alpinist; war 1869 einer der Begründer des Deutschen Alpenvereins. Nachdem er 1860 die Seelsorge in der St. Jakob-Gemeinde in dem Dorf Vent (heute ein Ortsteil von Sölden im Ötztal) übernommen hatte, erkannte er, daß sich der äußerst bescheidene Lebensstandard der dortigen Bevölkerung nur durch Förderung des Tourismus verbessern ließe. Insofern setzte er sich für die Erschließung des damals noch nicht karthographierten Gebietes ein, indem er nicht nur anregte, Wege anzulegen, sondern auch Hütten zum Schutz vor den Unbilden des Wetters anzubieten. Insofern gilt Senn, der später von 1872 bis 1881 Pfarrer in Nauders und in späteren Jahren auch von Neustift im Stubaital war, als Pionier des frühen Tourismus in Tirol und Initiator des Österreichischen (ÖAV) und Deutschen Alpenvereins (DAV). Die Franz-Senn-Hütte Alpenvereinshütte der Sektion Insbruck im Hinteren Oberbergtal in Tirol wurde nach ihm benannt, um die Erinnerung an Franz Senn wachzuhalten.

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Neustift im Stubaital (Tirol), Friedhof der Pfarrkirche St. Georg

Bilder: Winfried Münch (09/2008)
Bilder: Hartmut Riehm (10/2008)

Johann Kaspar Schiller

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Herzoglich-württembergischer Obristwachtmeister; Vater Friedrich von Schillers; Sohn eines Schultheißen, dessen Vorfahren vor allem Weingärtner und Handwerker im Remstal waren, erhielt zunächst bis 1734 Unterricht in Latein durch einen Hauslehrer. Nach vierjähriger Feldarbeit ging er 1738 in die Lehre als Barbier und Wundarzt in Denkendorf und Backnang. war Offizier und Hofgärtner des Herzogs von Württemberg.

Aus der Ehe mit der Gastwirtstochter Elisabeth Dorothea née Kodweis (1749) gingen neben Friedrich Schiller fünf Töchter hervor: Dessen Lieblingsschwester Christophine (*1757, †1847), Luise Dorothea Katharina (*1766, †1836), Maria Charlotte (1768, †1774), Beate Friederike (*†1773) und Caroline Christiane “Nanette” ( *1777, †1796, beigesetzt im Grab ihes Vaters) .

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Gerlingen (Krs. Ludwigsburg), An der Kirche

Thomas Dörflein

flickr.com/photos/gofio/511108433/in/set-72157600252623246/ Bild (Ausschnitt):Patrick (05/2007)

Deutscher Tierpfleger; arbeitete nach seiner Ausbildung seit 1982 im Zoologischen Garten Berlin, zunächst mit einem Zeitvertrag, dann in einer festen Anstellung und war zunächst für die Menschenaffen und Raubtiere zuständig. 1987 erhielt er dann die pflegerische Verantwortung für die Bären- und Wolfsgehege. Anfang 2007 wurde Dörflein bundesweit, bald auch international bekannt, nachdem er die Handaufzucht des von seiner Mutter nicht angenommenen Eisbären “Knut” im Tiergarten Berlin zusammen mit Kollegen übernommen hatte. Nachdem das erste Bärenbaby eingegangen war, entschloß sich die Zooleitung, das verbleibende Jungtier mit der Hand aufziehen zu lassen. Über die Zeit der Aufzucht erschienen tagtäglich Berichte in der Presse, und es wurden zahlreiche Filme gedreht, die im Fernsehen liefen und Dörflein und seinen Zögling Knut populär machten, u.a. in sieben Folgen 2007: Hallo Knut! Der Publikumsandrang vor dem Eisbärengehege wurde daraufhin so stark, daß sich die Zooverwaltung eine Zeit lang genötigt sah, die Verweildauer für die Besucher dort einzuschränken. Nachdem Knut sieben Monate alt und damit auch für Dörflein potentiell gefährlich geworden war, hatte Dörflein den direkten und engen Kontakt zu dem Eisbären allmählich reduziert. Den ihm vom Magazin “Goldene Henne” angetragene TV-Preis, der in Erinnerung an die verstorbene Sängerin und Entertainerin Helga Hahnemann ins Leben gerufen worden war, als auch die Auszeichnung mit einem “Bambi” lehnte der zurückhaltende Dörflein ab. Knut starb unvermittelt am 19.3.2011 im Alter von nur vier Jahren. Sein Vater, der 1993 im Tierpark Hellabrunn in München geborene Lars, starb am 19.9. 2017 im Rostocker Zoo.

Auszeichnungen u.a.: Berliner Verdienstorden (Oktober 2007).

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Berlin-Spandau, Friedhof in den Kisseln

Bilder: Hans-Christian Seidel (11/2008)
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Bilder: Hans-Christian Seidel (01/2012)

Vor der Neugestaltung

Robert Baldwin Ross

             

 

Kanadischer Journalist und Kunstkritiker; jüngste von fünf Kindern des in Irland geborenen Anwalts und Generalstaatsanwalts und späteren Präsidenten der kanadischen Eisenbahngesellschaft Grand Trunk Railway John Ross und dessen Gemahlin Augusta Elizabeth Baldwin, Tochter des kanadischen Vizepremiers Robert Baldwin; verbrachte seine ersten Lebensjahre in Großbritannien. 1866 kam mit der Familie nach Tours. Als sein Vater 1869, ein Jahr vor der Geburt Roberts, in den kanadischen Senat gewählt wurde und für sein Amt nach Kanada übersiedeln mußte, folgte ihm im Folgejahr der Rest der Familie, verleß das Land jedoch kurz nach dessen Tod im Jahre 1871 und ließ sich in London nieder, wo Robert 1888 in das King's College in Cambridge aufgenommen wurde. Dort wurde er Opfer von Mobbing, vermutlich wegen seiner homoerotischen Veranlagung, die er nicht verheimlichte, möglicherweise aber auch aufgrund seiner unverblümten Artikeln in der Universitätszeitung; schließlich kehrte er zu seiner Familie zurück. In London fand er eine Beschäftigung als Journalist und Kritiker, aber er entging auch hier nicht dem Skandal: er hatte 1893 eine sexuelle Beziehung mit zwei minderjährigen Jungen, wobei deren Eltern allerdings auf eine Anzeige bei der Polizei verzichteten, da die Beziehungen inzwischen beendet worden waren.

Von 1901 bis 1908 leitete Ross in persönlicher und professioneller Partnerschaft gemeinsam mit More Adey die Carfax Gallery, eine kleine kommerzielle Galerie in London, in der Ausstellungen von Werken von Künstlern wie Aubrey Beardsley, William Blake und John Singer Sargent. Nach dem Verlassen des Carfax arbeitete Ross als Kunstkritiker für The Morning Post. Während des Ersten Weltkriegs hat bertreute er eine Gruppe von jungen, meist homosexuellen Dichtern und Künstlern betreut, darunter Siegfried Sassoon und Wilfred Owen. Er war auch ein enger Freund von Wildes Söhnen Vyvyan Holland und Cyril Holland, die er auch finaziell unterstütze. Anfang 1918, während der deutschen Frühjahrsoffensive, veröffentlichte Noel Pemberton Billing, rechtsextremes Mitglied des britischen Parlament, einen Artikel mit unter Titel The Cult of the Clitoris (Der Kult der Klitoris), in dem er 47.000 Homosexuelle aus Ross’ Umfeld beschuldigte, Großbritannien an die Deutschen zu verraten. Maud Allan, eine Schauspielerin, die Wildes Salome in einer von Ross autorisierten Aufführung gespielt hatte, wurde als Mitglied des "Kultes" identifiziert. Sie verklagte Billing wegen Verleumdung erfolglos, was zu einer nationalen Sensation in Großbritannien führte. Dieser Vorfall brachte Ross und seine Kollegen in peinliche Aufmerksamkeit. Während Robert Ross 1918 eine Reise nach Melbourne vorbereitete, um dort eine Ausstellung in der National Gallery of Victoria zu eröffnen, verstarb er überraschend.

Ross gilt als erster Geliebter Oscar Wildes, der den 17-Jährigen zu der Zeit kennengelernt hatte, als er noch mit Constance Lloyd verheiratet war. Ross erzählte später, er sei der erste gewesen, “der Oscar gehabt hat“. Als sich Oscar Wilde in Lord Alfred Douglas verliebte, beendete er die engen Beziehung mit Ross, der aber weiterhin sein Lektor blieb, sich intensiv um dessen Nachlaß kümmerte und nach Wildes Tod unter anderem De Profundis, einen offenen Brief, den dieser in seiner Zeit im Gefängnis verfaßt hatte, veröffentlichte. Im Jahr 1908 publizierte Ross die endgültige Ausgabe von dessen Werke.

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Bild: Kay (01/2012)

Paris, Cimetière du Père Lachaise

Ernst Moritz Hess

 

 

Deutscher Jurist und Bundesbahndirektor; Sohn eines Anwalts; seine Mutter Elisabeth entstammte einer Wetzlarer jüdischen Bankiersfamilie. rückte 1914 zu Beginn des Ersten Weltkrieges in das königlich-bayerische Reserve-Infanterieregiment 16 ein und kam an die Front in Flandern, wo er im Oktober 1914 eine schwere Verwundung erlitt. Adolf Hitler diente als Gefreiter im gleichen Regiment, und im Sommer von 1916 wurde Hess für kurze Zeit zum Kommandanten Hitlers. Im folgenden Oktober erlitt er eine weitere schwere Verwundung und wurde zur Genesung zurück nach Deutschland geschickt. 1918 wurde Hess, der mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse sowie mit dem Bayerischen Militär-Verdienstorden ausgezeichnet wurde, zum Leutnant befördert Nach dem Ende des Krieges wirkte er als Amtsgerichtsrat in Gelsenkirchen, bevor er nach der Verabschiedung der “Nürnberger Gesetze” durch die Nazis 1935 als “Volljude” eingestuft wurde - obwohl er getauft war und 1934 noch mit dem Ehrenkreuz des Ersten Weltkrieges ausgezeichnet worden war, aus dem Amt gedrängt. Er zog mit seiner Familie nach Wuppertal, wanderte jedoch angesichts der für Leib und Leben drohenden Gefahr im Oktober 1937 nach Bozen im deutschsprachigen Südtirol aus, wo er seine 11-jährige Tochter Ursula in deutscher Sprache weiterbilden konnte.

Heß versuchte, die Auswirkungen seiner rassischen Einstufung zu verringern, indem er Hitler um eine Freistellung für sich und seine Tochter bat, die als "Mischling 1. Grades" eingestuft wurde. In einem Brief vom Juni 1936 hob Hess seine christliche Erziehung, seine patriotische Einstellung und seinen Militärdienst hervor. Er schrieb: "Für uns ist es eine Art geistiger Tod, der jetzt als Juden gebrandmarkt und der allgemeinen Verachtung ausgesetzt wird." Dabei wurde er von Fritz Wiedemann unterstützt, der in seinem Regiments Adjutant war und zwischen 1934 und 1939 Hitlers persönlicher Adjutant war; mit ihm gemeinsam verwandte sich für ihn Hans Heinrich Lammers, Chef der Reichskanzlei, der auch Kriegsveteran war. Obwohl Hitler die Petition von Hess ablehnte, wurde dennoch eine Reihe von Zugeständnissen gemacht. So erhielt Hess weiterhin - wenn auch zu einem reduzierten Satz- seine Rente, mußte jedoch seine Vornahmen das Addendum “ Israel” hinzufügen. Außerdem erhielt er einen neuen Paß, der nicht mit einem Stempel "J" (für Jude) versehen war, so daß er auch ins Ausland reisen konnte, was den Juden nicht mehr gestattet war. Nachdem zwischen Hitler und Benito Mussolini im Öktober 1939 das Abkommen zur Umsiedlung der deutschen Bevölkerung Südtirols getroffen worden war, mußten Hess und seine Familie nach Deutschland zurückkehren. Versuche, in die Schweiz oder nach Brasilien auszuwandern, scheiterten, und so zogen sie kurz zurück nach Düsseldorf, bevor sie sich in Unterwössen (Ldkrs. Traunstein) niederließen, wo seine Tochter das Landschulheim Marquartstein besuchen konnte. Im August 1940 erließ der Reichsführer SS Heinrich Himmler einen Brief an die Düsseldorfer Gestapo mit der Anordnung, daß Heß nicht "in irgendeiner Weise benachteiligt" werden dürfe.

Der Brief vom 19. August 1940, in dem Himmler anweist, Hess nicht unangemessen zu behandeln. 

Im Mai 1941 wurde Ernst Hess jedoch mitgeteilt, daß die Schutzanordnung aufgehoben worden sei und er nun als "ein Jude wie jeder andere" angesehen werde. Petitionen nach Berlin blieben erfolglos, und im Juni 1941 wurde er in das "Arisierungsbüro" in München geladen und anschließend in das Konzentrationslager in Milbertshofen (heute zu München) verbracht, in dem er als Hilfsarbeiter eingesetzt wurde. Danach wurde er in die Münchner Firma L. Ehrengut und später zu einem Klempner namens Georg Grau versetzt, wo er bis zum 20. April 1945 als Zwangsarbeiter arbeitete. Seine Frau Margarete blieb in Unterwössen, wo sie mit ihren Eltern lebte, während seine Tochter gezwungen wurde, in einer Elektrofirma in München zu arbeiten und Hess’ Schwester Berta auf Anordnung Adolf Eichmanns in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und schließlich im KZ Auschwitz ermordet wurde. Hess’ Mutter gelang im Februar 1945 die Flucht in die Schweiz. Später wanderte sie mit ihrem Sohn Paul nach Brasilien aus. Hess selbst überlebte nur wegen seiner "privilegierten vermischten Ehe" mit Margarete.

Nach dem Ende der Nazi-Diktatur wurde Hess in Düsseldorf erneut zum Richter ernannt, lehnte aber ab, da er nicht mit ehemaligen Kollegen der NS-Justiz zusammenarbeiten wollte. Er begann 1946 eine neue Laufbahn bei der Eisenbahn und war von 1949 bis 1955 Präsident der Deutschen Bundesbahn in Frankfurt am Main. Als solcher hat er maßgeblich dazu beigetragen, den im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Hauptbahnhof nach dem Ende des Krieges wieder aufzubauen.

Auszeichnungen u.a.: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main (1970).

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Bilder: Dieter Georg (04/2018)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Franz Wördemann

 

 

Deutscher Journalist und Sachbuchautor;

 

 

 

 

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Bilder: Heiko Bockstiegel (07/1997)

Herrsching am Ammersee, Friedhof

Kate Barry

 

 

Englische Photographin; Tochter der Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin und des englischen Filmkomponist John Barry, der aufgrund der Titelmelodien für James Bond-Filme bekannt war; älteste der drei Birkin-Töchter, Halbschwester von Charlotte Gainsbourg (*1971) und Lou Doillon (*1982); wuchs nach der Trennung ihrer Eltern im Jahre 1967 bei ihrer Mutter und deren Lebensgefährten Serge Gainsbourg auf, bis sich diese im September 1980 trennten.

Da sie eigentlich Modeschöpferin werden wollte, begann sie ein Studium an der École de la chambre syndicale de la couture parisienne, erkrankte jedoch an Alkohol- und Drogensucht und mußte dieses Ziel aufgeben. Erst nach der Geburt ihres Sohnes Roman im Jahr 1987 gelang es ihr, die Abhängigkeit von Alkohol und Drogen mit Hilfe einer Londoner Spezialklinik in den Griff zu bekommen und gründete 1993 die Organisation Apte (Aide et prévention des toxico-dépendances par l’entraide), wandte sich der Photographie zu und portraitierte zahlreiche Schauspieler, darunter ihre Schwester Charlotte, Elsa Zylberstein, Audrey Tautou und Catherine Deneuve.

Kate arbeitete mit verschiedenen Zeitschriften und Magazinen zusammen wie Elle, Elle Japan, Paris Match, Figaro Madame, The Express Styles, Sunday Times Magazine, Telegraph Magazine13, Cosmopolitan France, Vogue (Englisch und Deutsch) und Vogue Frankreich, für die sie auch Bilder für Werbekampagnen beisteuerte. Aufnahmen von ihr zieren die Titelseiten der CDs des Sängers Calogero und des Models und Sängerin Carla Bruni(*1967) - verheiratet mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, Aber sie photographierte auch außerhalb der Modewelt, so Landschaften und die Gesichter der Arbeiter und Arbeiterinnen auf dem Großmarkt von Rungis, Nachfolger der berühmten Markthallen von Paris. Im September 2013 eröffnete sie die Galerie Cinéma in Paris mit der Ausstellung Point of View, die viele Facetten ihrer Arbeit zeigte.

Am Abend des 11.12.2013 starb sie, nachdem sie aus einem Fenster ihres Appartements im 4. Stock in der rue Claude Chahu im 16e arrondissement gefallen war; die Ursache ihrer Sturzes konnte nie geklärt werden.

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Paris, Cimetière du Montparnasse

Bilder: Parsifal von Pallandt (05/2024)
Sonstige LXXI

Omnibus salutem!