Karl Wilhelm Naundorff

Deutscher Uhrmacher; behauptete bis zu seinem Tod unbeirrt, Ludwig XVII. von Frankreich, der Sohn Ludwigs XVI. und Marie Antoinettes, zu sein und trat entsprechend als Thronprätendent auf. Erstmals öffentlich wahrgenommen wurde Naundorff 1810 in Spandau (heute z. Berlin), als er dort die preußische Staatsbürgerschaft beantragte. 1822 ließ er sich mit seiner Familie in Brandenburg a.d. Havel nieder, wo Anklage gegen ihn wegen Brandstiftung erhoben wurde und wo er 1824 wegen Betruges und Fälschung für drei Jahre ins Gefängnis wanderte. Erstmals als Herzog der Normandie gab er sich 1827/1828 aus, behauptete seinerzeit aus Paris entführt und nach Amerika und zurückgebracht worden zu sein. Beweise dafür konnte er nicht beibringen. Als in Frankreich der Anspruch des Herzogs von Richmont auf den Thron zur Verhandlung stand, wurde Naundorff 1834 nach Paris geladen und als Gegenanspruch angeführt. Ehemaligen Mitgliedern des Hofes Ludwigs XVI. wollen Naundorff, der kaum ein Wort Französisch sprach, als den Dauphin erkannt haben; so auch das ehemalige Kindermädchen des Thronfolgers. Marie Thérèse, die älteste Schwester Ludwigs, erkannte jedoch auf einem ihr vorgelegten Bild keinerlei Ähnlichkeiten mit ihrem Bruder und lehnte es ab, Naundorff zu sehen. 1836 forderte er sie auf, ihm sein Eigentum auszuhändigen, wurde statt dessen jedoch auf Veranlassung Königs Ludwig Philipps verhaftet und nach England deportiert. Dort versuchte er sich mit Erfindungen für das Militär über Wasser zu halten, u.a. ein rückschlagloses Gewehr und eine Handgranate. Schließlich erklärte er, den französischen Thron am 1.1.1840 zu besteigen, ohne daß die Tat folgte, worauf ihn die Mehrheit seiner ehemaligen Anhänger im Stich ließ, während er nie aufgab. 1845 starb er in Delft, wohin er mit seiner Familie gezogen war, als er Direktor für Pyrotechnik des niederländischen Armee geworden war. Es ist nicht aus zuschließen, daß Naundorff vergiftet worden ist. Da es eine Jahrhunderte lang währende Diskussion darum gab, ob er wirklich gestorben sei, und sich immer wieder, auch andere Personen als Ludwig ausgaben und Anspruch auf den Thron erhoben, wurde 1999 die Kristallurne, in der sein Herz verwahrt wurde, geöffnet und das Herz einer DNA-Analyse unterzogen. Allerdings kam es bis heute nicht zu einem eindeutigen Ergebnis.

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Delft, Algemene begraafplaats "Kalverbos"

Bilder: René Dappers (05/2007) flickr.com/photos/dappers/491603857
Bild: Jürgen Hempel (2003)

Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff

 Bild: Deutsches Bundesarchiv

Deutsche Jounalistin; das jüngste von sieben Kindern studierte in Frankfurt am Main Volkswirtschaftslehre, wechselte jedoch nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten an die Universität nach Basel, wo sie 1935 mit Promotion das Studium abschloß. Zu Ende des Zweiten Weltkrieges aus ihrer ostpreußischen Heimat, in der sie die Güter verwaltet hatte, vertrieben, begann 1946 ihre Karriere bei der Wochenzeitschrift Zeit, bei der sie 1952 Leiterin des Ressorts Politik und schließlich ab 1968 bis 1972 Chefredakteurin war, dann seit 1978 Mitherausgeberin. Nur kurzzeitig, im Jahre 1954, hatte sie die Zeit verlassen jund war zum Observer in London gewechselt. Neben ihrer verlegerischen Tätigkeit verfaßte sie zahlreiche Bücher, in denen sie sich v.a. mit der politischen Zeitgeschichte befaßte.

Werke u.a.: Namen, die keiner mehr nennt (1962), Weit ist der Weg nach Osten (1985), Im Wartesaal der Geschichte (1993), Macht und Moral. Was wird aus der Gesellschaft? (2000), Was mir wichtig war (herausgegeben 2002). 

Auszeichnungen u.a.: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1971).

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Crottorf, Schloß (Krs. Altenkirchen)

Beau George Bryan Brummell

Englischer Dandy; genoß eine Erziehung am Eton College sowie am Oriel College in Oxford. Im Alter von 17 Jahren wurde er ein enger Freund des Prinzen von Wales, des späteren Königs Georg IV., und wurde bald für die vornehme Londoner Gesellschaft zur Autorität in Sachen Kleidung und Etikette und damit zum Urbild des Dandys. Er führte in Londons vornehmen Stadtteil Mayfair ein großes Haus und einen eleganten Lebensstil, was sein Vermögen nach und nach aufzehrte. Als Georg ihm seine Gunst entzog, verlor er seine Freunde und begann zu spielen. 1816 floh er schließlich vor seinen Gläubigern nach Frankreich. In Caen war er von 1830 bis 1832 britischer Konsul, wurde aber schließlich ins Schuldnergefängnis geworfen. Brummell starb an Syphilis erkrankt und verarmt in einem Irrenhaus für Bedürftige - sic transit gloria mundi. Sein Leben diente u.a. als Vorlage für Filme: 1924 für einen Stummfilm, 1954 mit Stewart Granger (*1913, †1993) in der Hauptrolle für den Spielfilm Beau Brummell (dt. Beau Brummell- Rebell und Verführer). Der französische Schriftsteller und Moralist Jules Barbey d’Aurevilly nahm ihn zum Vorbild für seine Schrift Du dandyisme et de Georges Brummell (1845, dt. Vom Dandytum und von Georges Brummell).

Karikatur Brummells von Richard Dighton (1805)

 

 

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Bilder: Stéphanie Lamache (04/2008)

Caen, Cimetière protestant

Bild: Jürgen Hempel (2007)

Fritz Hippler

 

Deutscher Filmpolitiker; machte im Dritten Reich nach der “Machtübernahme” durch die Nationalsozialisten rasch Karriere, nachdem er bereits 1927 als Schüler der NSDAP beigetreten war. 1933 wurde er Kreisleiter Berlin-Brandenburgs, nachdem er zuvor bereits Kreis- und Hochschulgruppenführer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes in Berlin und Heidelberg war. 1934 wurde er Dozent an der Hochschule für Politik Berlin, und ab 1936 arbeitete Hippler im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, wo er unter Hans Weidemann an der Herstellung der Deutschen Wochenschau beteiligt war. 1939 wurde Hippler, der im zuvor zum SS-Hauptsturmführer ernannt worden war, von Joseph Goebbels die Leitung der Filmabteilung im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda übertragen; im Februar 1942 erfolgte die Ernennung zum Reichsfilmintendanten. Hippler wurde damit zum wichtigsten politischen Funktionär für den Film, dem es u.a. oblag zu entscheiden, welche ausländischen Filme noch im Reich gezeigt werden konnten. Als er sich anläßlich der Vorbereitungen zur Produktion des aufwendigen Spielfilms Münchhausen für eine Ausnahmeregelung einsetzte, derzufolge Erich Kästner, der mit Schreibverbot belegt war, wenngleich unter dem Pseudonym “Berthold Bürger“ das Drehbuch schreiben konnte, enthob Goebbels ihn seines Amtes und ließ ihn 1943 als Kameramann zu einer Propagandakompanie an die Front versetzen. Hipplers Nachfolger als Reichsfilmintendant wurde Hans Hinkel. Von 1945 bis 1948 war er in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft, anschließend wurde er wegen seiner Zugehörigkeit zur SS zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Ab 1952 arbeitete er unter einem Pseudonym als Filmdramaturg und Regisseur und war als Werbeleiter für diverse Firmen tätig, u.a. auch bei der FDP in Nordrhein-Westfalen. Hippler hat sich nie von dem nationalsozialistischen Gedankengut getrennt: in der Bundesrepublik verfaßte er u.a. Artikel für die rechte Presse und bestritt in Veröffentlichungen die Alleinschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg. Seine Mitwirkung an dem “Dokumentarfilm” Der ewige Jude, in dem u.a. äußerst brutale Schächtungsszenen gezeigt wurden, versuchte er herunterzuspielen.

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Berchtesgaden

Eugen Kogon

 

Deutscher Publizist und Politikwissenschaftler; der Sohn eines russischen Diplomaten entstammte einem streng katholisch ausgerichteten Elternhaus und wurde in katholischen Klöstern erzogen. Nach dem Abitur studierte er in München, Florenz und Wien Nationalökonomie und Soziologie, wo er das Studium 1927 mit der Promotion abschloß. Anschließend war er bis 1937 als Redakteur bei der katholischen Zeitschrift Schönere Zukunft tätig. Als Katholik, Antifaschist und Gegner des Nationalsozialismus kam er bald mit den neuen Machthabern im Staat in Konflikt: 1936 wurde er erstmals verhaftet, gefolgt von einer weiteren ein Jahr später. 1939 kam er schließlich in das KZ Buchenwald, in dem er bis zum Kriegsende einsitzen mußte. Dort rettete er den als Spion zum Tode verurteilten Stéphane Hessel das Leben, indem er die Idee hatte, jenem die Identität eines an Typhus verstorbenen Häftlings zu verschaffen. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Naziherrschaft war er für die US-Army im Camp King in Oberursel tätig, wo u.a. die CIA Befragungen z.B. von aus der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) geflohenen Personen durchführte. In dieser Zeit begann er seine Arbeit an dem Buch Der SS-Staat - Das System der deutschen Konzentrationslager, das 1946 publiziert wurde und auch heute noch als das Standardwerk zum Unterdrückungsmechanismus des Dritten Reichs gehört. 1946 gründete er gemeinsam mit Walter Dirks (*1901, †1991) die “Frankfurter Hefte” und wurde deren Herausgeber. Im Jahre 1947 war Kogon Gründungsmitglied der CDU in Hessen, wandte sich als bekennender Anhänger eines linkskatholisch geprägten “christlichen Sozialismus“ jedoch bald von der Partei wieder ab und setzte sich über die Jahre hinweg in vielen Artikel immer wieder mit Konrad Adenauers konservativer Politik kritisch auseinander. Von 1949 bis 1953 war er der erste Präsident der Europa-Union in Deutschland, die sich für die Schaffung eines föderalistisch organisierten Europa einsetzte. Von 1951 bis 1968 war Kogon Professor für Politikwissenschaft an der Technischen Hochschule Darmstadt (heute TU). Von Januar 1964 bis Januar 1965 war er Leiter und seit März 1964 zudem Moderator des von der ARD produzierten Politmagazins Panorama.

Auszeichnungen u.a.: Hessischer Kulturpreis (1982).

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Königstein, OT Falkenstein (Taunus)

Bilder: KN (25.04.2008)

Edward Two-Two

 

Indianer vom Stamm der Lakota-Sioux; lebte zunächst im Pine-Ridge-Reservat in South Dakota und diente dort ab 1891 in der Reservatspolizei. Er trat 1910 in den Völkerschauen des Hamburger Zoos Hagenbeck auf und versuchte, dem deutschen Publikum einen Eindruck vom Leben der Indianer zu vermitteln. Danach kehrte er wieder in die Vereinigten Staaten zurück. In den Jahren 1913 und 1914 kehrte er mit der Familie erneut nach Europa zurück, weil der Zirkus Sarrasani in Dresden ihn verpflichtet hatte. Von Sarrasani wurde er - obwohl ein “einfacher” Indianer “ zum ”Sioux-Häuptling“ ernannt. Aufgrund der guten Behandlung und Anerkennung seiner Familie hatte er den Wunsch in Dresden beerdigt zu werden. Als er während einer Tournee in Essen starb, wurde sein Leichnam wunschgemäß nach Dresden überführt und dort beigesetzt. Sein Name bedeutet in der Sprache der Lakota soviel wie “Einer von zwei“.

Im Jahre 2012 hat Bettina Renner den Dokumentarfilm Begrabt mein Herz in Dresden gedreht, der sich mit dem heutigen Leben der Indianer im Pine-Ridge-Reservat in South Dakota, mit Edward Two-Two und seinen Nachkommen beschäftigt;. Die Dokumentation wurde über ARTE ausgestrahlt.

Inschrift: Wakan tankan Kan, el ogi i ieiyyai a [dt. Zum Paradies mögen der Große Geist dich geleiten].

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Bilder: Steffi Eckold (09/2014)

Dresden, Äußerer bzw. Neuer Katholischer Friedhof

Udo Reiter

 

 

Deutscher Journalist und Intendant; wollte urspr. Verkehrspilot bei der Deutschen Lufthansa AG werden, hatte die Pilotenprüfung auch bereits bestanden, als er bei einem Unfall mit seinem VW-Käfer bei Blitzeis aus dem Auto geschleudert und querschnittgelähmt wurde. Statt dessen studierte er Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft in München und Berlin und promovierte 1970 über den expressionistischen Lyriker Jakob van Hoddis. Nach einer Tätigkeit als Lektor in einem Verlag, arbeitete er Anfang der 1970er Jahre zunächst als freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk (BR), bevor er Leiter der Abteilung Familienfunk wurde und später in die Wirtschaftsredaktion wechselte. 1983 wurde er Chefredakteur des Senders, 1984 stellvertretender Hörfunkdirektor und 1986 Hörfunkdirektor, als solcher förderte er den jungen Thomas Gottschalk (*1950), der mit seinen flotten, spontanen Sprüchen dann bis 1989 nachmittags die B3-Radioshow moderierte (im Anschluß moderierte Günther Jauch (*1956) die Sendung bis in den späten Nachmittag hinein). Mit B5 aktuell führte Reiter den ersten reinen Informationskanal ein. 1990 war er Mitbegründer des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und 1991 dessen erster Intendant. 2011 ging er in den Ruhestand.

Im Alter von 70 Jahren wurde Udo Reiter leblos auf der Terrasse seines Hauses in Gottscheina gefunden. Nach Ermittlungen der Polizei hatte Reiter, der sich immer öffentlich für eine aktive Sterbehilfe eingesetzt hatte, sich mittels einer Pistole das Leben genommen.

Verheiratet war Udo Reiter in zweiter Ehe seit Juni 2012 mit der 22 Jahre jüngeren TV-Moderatorin Else Buschheuer.

Auszeichnungen u.a.: Kurt-Magnus-Preis der ARD für verschiedene Hörfunkdokumentation, u.a. zum Thema Meditationen (1972).

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 Maisach OT Rottbach (Ldkrs. Fürstenfeldbruck), Dorffriedhof

Louis Albert François Pio

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Dänischer Sozialistenführer; Sohn eines Offiziers; nach seinem Abitur 1859 war Pio als Lehrer.tätig. 1864 nahm er als Offizier am Deutsch-Dänischen Krieg teil. 1870/71 arbeitete er bei der Dänischen Pos, kündigte die Stellung 1871 jedoch, um sich ganz der sozialistischen Agitation zu widmen. Von dem, was er über die Pariser Kommune gehört hatte beeindruckt, gab im Mai und im Juni 1871 einige Flugblätter unter dem Titel Socialistiske Blade heraus. Allerdings hatte er zunächst keinen direkten Kontakt zu den dortigen Ereignissen. Erst im Laufe des Jahres 1871 kam er in schriftlichen Kontakt mit der Internationalen deutschsprachigen Abteilung in Genf. Zur gleichen Zeit kam er dann auch in Kontakt mit einer Handvoll - eine Handvoll von Sozialisten in Kopenhagen und gründete noch in selben Jahr gemeinsam mit seinem Cousin Harald Blix und Paul Geleff die dänische sozialdemokratische Partei unter dem Namen Den internationale Arbejderforening for Danmark (Internationale Arbeiterassoziation für Dänemark). Bereits ein paar Monate später hatte sie 9.000 Mitglieder, davon 5.000 in Kopenhagen Im Dezember reiste er nach Genf, eigentlich sich mit dem Katholizismus vertraut zu machen, verwarf die ursprünglich Idee allerdings und traf sich statt dessen marxistisch-revolutionären Kreisen; auf seiner Heimreise lernte er die Führer der deutschen Sozialisten kennen. Die mit Brix bereits 1871 gegründete Wochenzeitung Socialisten spielte jetzt eine Schlüsselrolle als Vermittler zwischen die dänischen Arbeitskräfte und ausländischen Arbeiterbewegungen, so daß die dänische Arbeiterbewegung zu einem festen Bestandteil der internationalen sozialistischen Bewegung wurde.

Inschrift: Socialdemokratiet satte sin grundlaegger detti minde 1871-1921[Sozialdemokraten haben den Grundstein für dieses Denkmal gelegt 1871-1921]

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Bilder: Finn Larsen (10/2014)

Kopenhagen, Vestre Kirkegard (Westfriedhof)

Ludwig “Wickerl“ Waluliso eigentl. Ludwig Anton Weinberger

 

 

Österreichischer Umwelt- und Friedensaktivist, Wiener Original; ärmlichen Verhältnisse entstammend; erlernte das Buchbinderhandwerk und arbeitete jedoch als selbstständiger Handelsvertreter für Werbemittel und Stempel.

Waluliso 1987 auf der Kärntnerstraße in Wien (Bild: Otto Prohaska)

In den 1970er Jahren begann er, sich öffentlich für die Erhaltung der Umwelt einzusetzen; so sammelte er Unterschriften für die Erhaltung der Wiener Donauinsel als Naherholungsgebiet. In den 1980er Jahren demonstrierte er für Abrüstung und Frieden. Aufgrund seiner eigenwilligen Kleidung, einer Toga, einem aus Olivenzweigen geflochtenen Kranz auf die Haupt, mit einem Hirtenstab und in der Hand einen Apfel haltend, wurde er zu einem Wiener Original, das in der Innenstadt Wiens am Stephansplatz oder auf dem Naschmarkt regelmäßig Ansprachen an die Menschen hielt, die sich neugierig um ihn versammelt hatten, bei denen er in eindringlicher Sprechweise Gott und Natur als Eines ansah und sich auf Visionen berief. Als überzeugter FKK-Anhänger trug er während der warmen Sommertage nur einen Lendenschurz. Bei seinem letzten öffentlichen Auftreten in der Kärntner Straße verteilte er Geld mit dem Hinweis: “Charakter zählt und nicht Geld. Politiker sind Spekulanten.“

1998 wurde ihm zu Ehren eine Pontonbrücke, die als Fuß- und Radfahrern eine Verbindung von der Donauinsel über die Neue Donau zum Hubertusdamm am nordseitigen Ufer schuf, Walulisobrücke genannt.

Seinen Kunstnamen leitete er aus seinem Motto Wasser, Luft, Licht und Sonne ab.

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Bilder: Otto Prohaska (02/2015)

Wien, Zentralfriedhof

Hinweis: Die Grabgestaltung wurde von Waluliso selbst entworfen.

Emma Herwegh  née Siegmund

            

 

Deutsche Freiheitskämpferin; wuchs in großbürgerlichem Milieu in ihrer Geburtsstadt auf - ihr Vater war ein wohlhabender Seidenwarenhändler -, erhielt eine umfassende literarische und musische Bildung und entwickelte früh ein politisches Bewußtsein. 1842 lernte sie ihren gleichaltrigen, späteren Mann, den Schriftsteller Georg Herwegh in Berlin kennen und verlobte sich mit ihm noch im selben Jahr. Nachdem Herwegh aus Deutschland ausgewiesen worden war, reiste sie gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Schwester im Februar 1843 in die Schweiz, wo am 8.3.1843 in Baden (Kt. Aargau) die Heirat stattfand, bei der u.a. die Revolutionäre Friedrich Wilhelm Schulz und Michail Bakunin anwesend waren. Nachdem sie von ihrer Hochzeitsreise aus Italien und Südfrankreich zurückgekommen waren, ließ sich das Paar in Paris nieder, wo sie enge Kontakte zu Künstlern und Intellektuellen pflegten. Während der revolutionären Erhebungen von 1848/49 in Frankreich und im März 1848 in Deutschland, beteiligte sie sich in Paris aktiv an der Deutschen Demokratischen Legion unter Führung ihres Mannes. So reiste sie mehrfach aus dem Elsaß nach Baden, um mit Friedrich Hecker über einen Einsatz der Legion dort zu verhandeln. Als Herwegh mit seinen Freischärlern zur Unterstützung der badischen Revolutionäre nach Deutschland aufbrach, begleitete sie ihn und betätigte sich mehrmals als Kundschafterinm - teilweise in Männerkleidung, in von einem Ledergürtel gehaltenen schwarze Tuchhosen und auf kurzgeschnittenen Haaren einen breitkrempigen Hut, geschmückt mit einer schwarz-rot-goldenen Kokarde. Im Juli 1848 wurde nach ihr wegen “Theilnahme an hoch­verrätherischen Handlungen“ gefahndet. Als der Aufstand zusammenbrach, gelang es dem Paar nur knapp, sich der Verhaftung durch Flucht in die Schweiz zu entziehen; dort ließen sie sich 1851 in Zürich nieder. Nachdem es zu einer Krise in ihrer Ehe gekommen war, zog sie sich zwei Jahre später ins italienische Genua zurück, kehrte aber 1853 auf seine Bitte hin nach Zürich zurück. In den folgenden Jahren unterstützen sie die italienischen Freiheitskämpfer, so verhalf sie u.a. 1855 dem Revolutionär Felice Orsini zur Flucht aus dem Gefängnis Castello San Giorgio im Palazzo Ducale von Mantua; sie ließ ihm - versteckt in Büchern - Feilen zukommen. Als nach dem Krieg von 1866 allen aus politischen Gründen Verbannten eine Amnesie gewährt wurde, kehrte das Ehepaar noch im selben Jahr nach Baden-Baden zurück, wo sie mit ihm bis zu seinem Tode im Jahre 1875 lebte und dann nach Paris zog. Dort arbeitete sie als Übersetzerin und Französischlehrerin und verkehrte wieder in den Kreisen der Intellektuelle, wo sie u.a Frank Wedekind kennenlernte und mit Freundschaft schloß.

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Liestal (Kt. Basel), Friedhof

Bilder: Dieter Georg (2004)
Bilder: Claus Harmsen (stones & art, 09/2015)
Sonstige LXV

Omnibus salutem!