Bilder: KN (13.01.2008)

Martin Mundo

 

 

Mainzer Volksdichter und Karnevalist; von Haus aus Weinhändler, gründete er 1916 in Mainz eine Likörfabrik; wurde zu einer der prägenden Figuren der Mainzer Fastnacht. In zahlreichen Auftritten verkörperte er den Mainzer Bürger “Vater Knorzel” und trat zusammen mit seiner Schwester Maria Greiner-Mundo und seiner Tochter Aenne als beliebter Büttenredner des 1899 gegründeten Mainzer Carneval Clubs (MCC) auf. Trotz der durch die Nationalsozialisten argwöhnisch beobachteten Sitzungen gelang es ihm, unterschwellige Anspielungen auf die Nazis einfließen zu lassen. Allerdings wurden er und andere Fastnachtsaktive zum Ende der Fastnachtskampagne des Jahres 1935 am Aschermittwoch in einem Mainzer Hotel am Hauptbahnhof inhaftiert. Später wurden die solchermaßen unter Verdacht geratenen Fastnachter vom NS-Gauleiter von Hessen-Nassau-Süd, Jakob Sprenger, zu einem Aschermittwoch-Frühstück “eingeladen”, bei dem dieser das Vorgehen gegen sie als einen Scherz darstellte. Das bekanntestes Werk Mundos ist das 1929 auf der Basis eines alten Kinderliedes entstandene und von ihm mit neuem Text versehene Lied Heile, heile Gänsje, das insbesondere von dem “singendem Dachdeckermeister” Ernst Neger populär gemacht wurde.

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Bilder: KN (13.01.2008)

Johann Maria Kertell

 

 

Mainzer Karnevalist; gründete 1837 die Mainzer Ranzengarde, die damit die älteste Fastnachtskorporation innerhalb der Mainzer Fastnacht darstellt. Ein Jahr später wurde mit Hilfe der Ranzengarde der Mainzer Carnevals Verein (MCV) gegründet, welcher der älteste Karnevalsverein in Mainz ist. Im Jahre 1838, noch kurz vor seinem Tode, hat er den Anstoß zu dem ersten Mainzer Rosenmontagszug gegeben.

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Bilder: KN (13.01.2008)

Mainz, Hauptfriedhof

Jakob Wucher

 

Mainzer Karnevalist; während der französischen Besatzung rechts- und linksrheinischer Gebiete nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hatten die Franzosen Fastnacht zunächst unterbunden. Als es ab 1925 wieder möglich war, Sitzungen durchzuführen, machte sich zunehmend eine Überalterung des Mainzer Carneval Clubs (MCC) bemerkbar, begleitet noch von steigenden Kosten und Preisen. Nachdem schließlich noch Vergnügungssteuern verlangt wurden, beschloß der MCC, in der Kampagne 1928 keine Veranstaltungen durchzuführen. 1929 schlug deren Präsident Martin Mundo Jakob Wucher, Organisator des “UKRA“, einer Vereinigung von Betriebsangehörigen des Städtischen Umformerwerks und des Kraftwerks, vor, das Erbe des Clubs unter dem Namen “Mainzer Carneval Club UKRA“ zu übernehmen. 1933 war es soweit, und 1934 wurde der Zusatz UKRA gestrichen. Als während des Krieges die Fastnacht ausfiel, fanden Veranstaltungen, die Wucher organisierte, im privaten Rahmen statt. Das tat er auch nach dem Kriege, allerdings durfte er wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP bis 1951 im MCC nicht offiziell in Erscheinung treten. 1954 war er maßgebend an der Entscheidung beteiligt, die Sitzungen des MCC und MCV im Fernsehen gemeinsam zu präsentieren: 1955 wurde dann Mainz wie es singt und lacht als erste Fernsehsitzung im Fernsehen übertragen.

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Bilder: Alexander Krischnig (01/2008)

Henry Farman

Englischer Flugpionier; der Sohn englischen Korrespondent einer englischen Zeitung in Paris studierte zunächst Kunst an der École des Beaux Arts, interessierte sich aber bald für die neuesten Errungenschaften der Technik, aber auch für den Sport. So nahm er 1890 an Rad- und später auch an Automobilrennen für Renault teil. Nachdem die Gabriel Voisin 1907 mit der Produktion von 1907motorangetriebenen Flugzeugen begann, gehörte Farman zu seinen ersten Kunden, und bald schon hatte er zahlreiche Preise für Ausdauer wie Entfernung errungen.

Voisin und Farman (1907)

Er begann mit dem Bau eigener Flugzeuge, und ab 1909 betrieb er eine Flugschule in Châlons-sur-Marne. Im Ersten Weltkrieg wurde von ihm entwickelte Flugzeuge als Aufklärer und Beobachter eingesetzt. Für seine Verdienste im Krieg wurde Farman 1919 Mitglied der Légion d'honneur. Nach dem Krieg baute er Passagierflugzeuge; sein bekanntestes Modell, die zweimotorige Farman F.60 Goliath von 1919, brach mehrere Flugrekorde. Mit der Goliath begann er regelmäßige Flüge zwischen Paris und London, nachdem er im Februar 1919 gemeinsam mit seinem Bruder Maurice die erste Linienfluggesellschaft, die Lignes Farman, gegründet hatte. Später ging das Unternehmen in die Air France über. 1937 nahm er die französische Staatsbürgerschaft an.

      

Photographische Aufnahme vom ersten mit einem Flugzeug durchgeführten Überlandflug am 30.10.1908. Farman legte die Strecke von 17 Meilen zwischen Charlon und Reims in einer Zeit von 20 Minuten zurück. (Scientific American vom 21.11.1908)

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Paris, Cimetière de Passy

Bobby Fischer eigentl. Robert James Fischer

 

 

Isländischer Schachspieler US-amerikanischer Abstammung; seine aus der Schweiz stammende Mutter Regina, die in den 1930er Jahren in Moskau studiert hatte, hatte dort 1935 den deutschen Physiker Gerhardt Fischer geheiratet, die Ehe wurde 1945 jedoch wieder geschieden. Ob Gerhardt Fischer Bobbys Vater war, ist jedoch nicht sicher: Laut Akten des FBI könnte der ungarische Mathematiker Paul Felix Nemenyi der Erzeuger gewesen sein. 1972 war das Jahr Fischers größten Triumphes: In einem von den Medien als Jahrhundertkampf apostrophierten Schachturnier besiegt er Boris Spassky mit 12,5:8,5 und löste diesen damit als Weltmeister ab. Fischer hatte die jahrzehntelange sowjetische Vormachtstellung im Spitzenschach im Alleingang gebrochen. Der Westen, insbesondere die Medien in den USA, schlachteten Fischer mitten im Kalten Krieg errungenen Sieg als einen solchen über den Kommunismus aus. Zugleich löste dieser Kampf weltweit einen beispiellosen Schachboom aus. Fischer, ein Mann mit einem hohem Intelligenzquotienten, aber von geringer Bildung, geriet anschließend zunehmend unter den Einfluß der Sekte "Church of God". Drei Jahre nach seinem Sieg über Spassky hatte er sich geweigert, gegen den Herausforderer, Anatolij Karpow, anzutreten und so kampflos den Titel verloren. Als 1992 ein Belgrader Bankier fünf Millionen US-Dollar für einen Kampf auslobte, trat er jedoch noch einmal gegen Spassky an, verstieß allerdings mit dem als "Weltmeisterschaft" Showkampf, der in Sveti Stefan und Belgrad stattfand, gegen das damals geltende US-Embargo, demzufolge wirtschaftliche Verbindungen mit dem damaligen Kriegsaggressor Jugoslawien unter Strafe stand. Fischer kehrte daher wegen der ihm drohenden Gefängnisstrafe nie wieder in seine Heimat zurück. Im Juli 2004 wurde er allerdings auf Drängen der US-Behörden in Tokio festgenommen, vermutlich auch, weil er den USA im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom September 2001 über einen Sender auf den Philippinen den Untergang gewünscht hatte. Nach seiner Freilassung, für die sich auch sein ehemaliger Schachgegner Spassky beim amerikanischen Präsidenten verwendete, 2005 ließ er sich dauerhaft in Island nieder

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Selfoss OT Laugardælir, Kirchfriedhof

Bild: Jóna Þórunn (12/2007)
Bilder: Hartmut Riehm (02/2008)

Remagen, Friedhof

Margareta Goussantier gen. Madame Buchela née Meerstein

 

Deutsche Wahrsagerin; die Tochter von sog. Landfahrern - bezeichnet auch als “Pythia vom Rhein“ oder “Seherin von Bonn“ - wurde berühmt, nachdem sie 1953 die Wiederwahl Konrad Adenauers zum Bundeskanzler vorhergesagt hatte. Später haben Buchela, die sich so nannte, weil sie unter einer Buche während eines Gewitters zur Welt gekommen war, zahlreiche Politiker und Personen aus dem Showgeschäft in ihrem “Hexenhaus” aufgesucht, um sich Rat in Bezug auf ihre jeweilige Karriere zu holen. Früh hatte sie den Tod ihres Bruders vorausgesehen. 1969 stieg ihr Bekanntheitsgrad nochmals, als sie bei der Aufklärung der Morde von Lebach mithalf. Aber sie lag mit ihren Voraussagen nicht immer richtig, so hatte sie 1966 das Ergebnis des Fußball-Weltmeisterspiels Deutschland gegen England im Londoner Wembley Stadion nicht korrekt vorhergesagt. Ihre seherische Kraft versagte auch 1967, als sie orakelte, Franz Josef Strauß, Chef der bayerischen CSU, würde Bundeskanzler werden. 1969 gab sie der Polizei -allerdings ohne seherische Gabe - einen Tipp, der zur Ergreifung der Täter im sog. Soldatenmord von Lebach führte; sie hatte - selbst einem Erpressungsversuch durch die Tätern ausgesetzt - das Fahrzeugkennzeichen eines der Täter notiert und nach einem Aufruf durch Eduard Zimmermanns Fernsehsendung Aktenzeichen XYZ … ungelöst die Polizei informiert.

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Mainz, Hauptfriedhof

Mainz, Hauptfriedhof

Willy-Peter Stoll

 

 

Deutscher Terrorist; Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF); war vermutlich am 1.7.1977 gemeinsam mit Knut Folkerts an einem Überfall auf das Waffengeschäft Fischlein in Frankfurt am Main beteiligt, bei dem fünfzehn Revolver und drei Pistolen erbeutet wurden und der z.T. der der Vorbereitung der geplanten Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer diente. Ebenso soll Stoll an dessen Entführung und der Ermordung seiner Begleiter im Jahre 1977 beteiligt gewesen sein (eine gerichtliche Klärung war aufgrund seines Todes nicht möglich).

Als Stoll im Chinarestaurants “Shanghai” in Düsseldorf von einer Frau erkannt wurde, informierte diese die Polizei. Wenige Minuten später trafen zwei Zivilfahnder der Polizei ein, die die Szene zunächst beobachteten. Als sie sich erhoben und Stoll aufforderten, sich zu ergeben, griff dieser nach seiner 9-mm Pistole, die er unter seiner Jacke verborgen gehalten hatte. Bevor er sie ziehen konnte, wurde er von den Kugeln aus den Waffen der Polizisten tödlich verletzt und starb 40 Minuten später während der Operation.

Heute wird vermutet, daß Stoll, der sich bereits innerlich von der RAF distanziert hatte, seinen Tod provozierte.

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Stuttgart-Vaihingen, Alter Friedhof

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Sonstige LXII

Omnibus salutem!