Bilder: Wolfgang Prokosch (04/2006)

Maud Gonne MacBride

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Irische Revolutionärin, Feministin und Schauspielerin; wurde nach dem frühen Tode ihrer Mutter in Frankreich erzogen und kehrte, als ihr Vater, ein Offizier, in Dublin stationiert wurde, nach Irland zurück. Als sie eine Tuberkuloseerkrankung in Frankreich ausheilen wollte, verliebte sie sich dort in den konservativen Politiker Lucien Millevoye. Beide beschlossen, sich für den irischen Freiheitskampf zu engagieren und für die Rückkehr Elsaß-Lothringens nach Frankreich einzusetzen. Sie kehrte nach Irland zurück und bemühte sich dort um die Freilassung der irischen Gefangenen aus den Gefängnissen. Während der 1890er Jahre versuchte sie auf diversen Reisen durch England, Schottland und die Vereinigten Staaten das Interesse für den irischen Freiheitskampf zu wecken. 1897 organisierte sie zusammen mit William Butler Yeats und Arthur Griffith (*1872, †1922) Protestaktionen gegen das Jubiläum von Königin Victoria. Im Jahre 1900 gründete sie die Organisation Inghinidhe na hÈireann (Töchter Irlands), eine revolutionäre Frauengesellschaft. Im April 1902 verkörperte sie in der Uraufführung eines Stückes von Yeats (Cathleen Ni Houlihan), das er ihr auf den Leib geschrieben hatte, erfolgreich die Hauptrolle. MacBride, die 1902 zum katholischen Glauben konvertiert war, lehnte mehrere seiner Heiratanträge ab, weil sie ihn für nicht revolutionär genug hielt und er sich weigerte, ebenfalls zum Katholizismus überzutreten. Sie beendete die turbulente beziehung und 1903 heiratete in Paris John MacBride, der nach baldiger Scheidung nach Irland zurückkehrte, während sie bis 1917 in Paris blieb. Aus dieser Ehe ging der gemeinsame Sohn Sean MacBride hervor, der 1974 u.a. für die Gründung von Amnesty International den Friedensnobelpreis erhielt. Nachdem auch sie wieder nach Irland zurückgekehrt war, wurde sie 1918 in Dublin verhaftet und sechs Monate in England inhaftiert. Als Gegnerin des anglo-irischen Vertrages (Articles of Agreement for a Treaty Between Great Britain and Ireland) und trat für republikanische Seite ein.

Autobiographie: A Servant of the Queen (1938).

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Bild: Wolfgang Prokosch (04/2006)

Dublin, Glasnevin Friedhof

Joyce

John Stanislaus

Mary Jane

Eltern von James Joyce; der Vater James Joyces hatte nach dem Tode seines Vater (1866) einiges an Vermögen in Cork geerbt. Er zog jedoch nach Dublin und arbeitete dort in einer Distillerie als Sekretär. Am 5.5.1879 heiratete er Mary “May” Murrey. Als Dank für seinen Einsatz während der Wahlkampagne 1880 für die Liberalen, erhielt er einen Posten als Zollinspektor. Als Anhänger von Charles Stewart Parnell erschütterte ihn die Ereignisse um dessen Ehebruch und die anschließenden Eröffnungen des Skandals. Nachdem er seinen Posten verloren hatte, konnte er, da er in den vergangenen 10 Jahren sein Vermögen allmählich durchgebracht hatte, kaum von der kleinen Pension leben; er begann zu trinken. Dennoch überlebte er seine Frau Mary, die 1903 starb, um 28 Jahre. Von seinen zehn Kindern verstand er sich nur mit seinem ältesten Sohn James, der ihn in seinen Werken unsterblich machte, u.a. als Simon Dedalus in A Portrait of the Artist as a Young Man und Ulysses und als Humphrey Chimpden Earwicker in Finnegans Wake.

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Edmund Dene Morel

Britischer Jounalist, Autor und Politiker; der Sohn französischer und englischer Eltern wuchs in Eastbourne und ab 1881 in Liverpool auf. Erste jounalistische Erfahrungen sammelte er, als er als Angestellter eines Schiffahrtsunternehmen viele Artikel über die ihm berichteten Erlebnisse von Kunden des Unternehmens verfaßte, inbesondere solche des britischen Handels mit Westafrika, die ihm erstmals Einblicke in die Usancen des Handels mit dem Kongo eröffneten. Roger Casement, beauftragt von der britischen Regierung, der als Mitglied einer Kommission die Zustände im Freistaat Kongo 1904 im sog. Kongo-Bericht vorgelegt hatte, hatte kurz zuvor Morel kennengelernt und gründete in Zusammenarbeit mit diesem die Congo Reform Association. Morel machte die Zustände im Kongo, den König der Belgier, Leopold II., als privates Eigentum betrachtend systematisch ausplünderte, um mit den erzielten Gewinnen u.a Prachtbauten in Brüssel zu errichten, in seiner Wochenzeitschrift West African Mail, publik. Insbesondere sein 1906 erschienenes Buch Red Rubber löste in Belgien und in anderen europäischen Staaten große Empörung aus. In der Folge war Leopold gezwungen, den Freistaat Kongo dem belgischen Staat gegen eine Ablösung in Millionenhöhe zu übergeben. Während des Ersten Weltkrieges spielte Morel eine bedeutende Rolle in der britischen Friedensbewegung und wurde Mitbegründer und Sekretär der Union of Democratic Control und brach mit der Liberal Party, dessen Mitglied er war. Morel wurde - ebenso wie Casement - diskreditiert wegen angeblicher Deutschfreundlichkeit. Nach Ende des Krieges schloß er sich der Independant Labour Party an. Die von ihm gegründeten Vereinigungen können als Vorläufer des Völkerbundes und Organisationen wie Amnesty International angesehen werden.

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London, Golders Green Crematorium and Mausoleum

Charlotte Marie-Anne Corday d’Armont

             am Tag der Hinrichtung

Französische Adelige; die Urenkelin des französischen Dramatiker Pierre Corneille erstach Jean-Paul Marat, um dem von ihm ausgehenden “terreur” ein Ende zu setzen. Zunächst hatte sie die Ziele der Französischen Revolution begrüßt; Paul Jacques Aimé Baudry, 1858als deren Ideale jedoch mehr und mehr in einem Meer von Blut versanken, machte sie Marat für die Greueltaten verantwortlich. Um sich zu ihm Zutritt zu verschaffen, ließ sie ihm ausrichten, sie habe Informationen über die Aktivitäten der Girondisten in Caen, der Stadt, in der sie lebte. Marat empfing sie am 13. Juli, während er ein Bad nahm (er litt Zeit seines Lebens an Hautausschlag). Sie erstach ihn und wurde am 14. und 15. Juli zunächst verhört und anschließend vor das Revolutionstribunal geführt. Sie gestand die Tat ohne Umschweife, sie habe “einen Menschen getötet, um 100.000 zu retten”. Am Tag ihrer Hinrichtung fuhr sie auf dem Karren der Guillotine ruhig entgegen, betrachtete - erstmals in der großen Stadt Paris, mit Interesse die Häuser links und rechts des Weges. Am Tag nach den Begräbnisfeierlichkeiten für Marat wurde sie guillioniert. Zuvor hatte sie ihrem Vater einen Brief geschrieben, in dem sie ihn um Verständnis für ihre Tat bat. Ihr Schicksal nahmen mehrere Schriftsteller wie z.B. in Deutschland Friedrich Gottlieb Klopstock und Johann Wilhelm Ludwig Gleim zum Vorbild für Dramen.

 

Der Tod des Marat (pinxit Jacques-Louis David)

Charlotte Corday wird zur Guillotine geführt (pixit Arturo Michelena, 1889)

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Paris, Cimetière de la Madelaine

Bild: Kay (07/2008)

Hinweis: Charlotte Corday wurde nach ihrer Hinrichtung auf den heute nicht mehr vorgandenen Cimetière de la Madeleine gebracht. Am 3. 6.1802 wurde das Land des Friedhofes von Pierre-Louis Olivier Desclozeaux gekauft (er markierte die Stelle, an der das Ludwig XVI. und Marie Antoinette begraben waren, mit einer Hecke, zwei Weiden und einer Zypresse). 1816 verkaufte Desclozeaux das auf dem Gelände stehende Haus und den ehemaligen Friedhof an Ludwig XVIII., der die Kosten von 3 Millionen Livres für den Bau der Chapelle expiatoire bereitstellte, deren Einweihung 1826 stattfand (in der Krypta der Kapelle markiert ein Altar den exakten Ort der ursprünglichen Grabstätte des Könispaares).

Bilder: Alexander Krischnig (05/2006)

Mercedes Jellinek

    

Tochter Emil Jellineks, Importeur von Daimler-Automobilen. Als er für die Rennen die Konstruktion eines 35-PS-Vierzylinder und mit zwei Vergasern ausgestatteten Rennwagen anregte und 36 Wagen bestellte, nannte er das Modell nach dem Vornamen seiner Tochter. Im April 1900 wurde ihr Name zur Produktionsbezeichnung und später (1901) als generelle Bezeichnung für die Automarke übernommen. Mercedes war zweimal verheiratet (mit Baron Karl Schlosser und Rudolf von Weigl). Die von dem Kärntner Bildhauer Jofef Kassin geschaffene Brunnenfigur des Undinenbrunnens in Baden bei Wien trägt die Gesichtszüge von Mercedes. Er schuf ebenfalls die Figur auf dem Grab von Mercedes.

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Wien, Zentralfriedhof

Bilder: Matthias Bauer (06/2006)

Heinz Kluncker

 

Deutscher Gewerkschafter; der Sohn eines Schlosser und gelernte Industriekaufmann, der Mitglied der HJ (Hitlerjugend) war, wurde im Juni 1944 an der Westfront in der Normandie eingesetzt, desertierte dort aus der Wehrmacht und wurde in US-amerikanische Gefangenschaft in ein Lager in den Vereinigten Staaten gebracht. Aus der Gefangenschaft entlassen zurück in Deutschland, war er zunächst Polizist und trat in die im Januar 1949 gegründete Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein, wechselte jedoch dann hauptamtlich als Sekretär in die Gewerkschaft. Während dieser Zeit studierte er von 1949 bis 1951 an der im Jahr zuvor in Hamburg auf Anregung von Genossenschaftler, Gewerkschafter und Sozialdemokraten gegründeten Akademie für Gemeinwirtschaft Volks- und Betriebswirtschaft, Soziologie und Jura. Ab 1964 bis 1982 war er Vorsitzender der ÖTV und führte harte Tarifkämpfe durch, u.a. zur Einführung der 40-Stunden-Woche und des 13. Monatsgehalts im Öffentlichen Dienst. Während der Kanzlerschaft Willy Brandts führten die Lohn-Verhandlungen 1974 zu einem 3-tägigen Streik der Arbeiter der seinerzeit städtischen Müllabfuhren, die schließlich zu einer Tariferhöhung von 11% führten. Am 2.6.1982 trat der stark übergewichtige Gewerkschaftsführer auf ärztlichen Rat von seinem Amt zurück, war jedoch 1980er Jahren u.a. noch in der SPD-Programmkommission tätig und half 1992 beim Aufbau unabhängiger Gewerkschaftsorganisationen in Kroatien.

Seine Nachfolgerin als Gewerkschaftsvorsitzende wurde Monika Wulf-Mathies.

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Stuttgart, Pragfriedhof

Dublin, Glasnevin Friedhof

Bild: Kurt Goller (06)2012)

Adolf Reichwein

 

 

Deutscher Widerstandskämpfer; Pädagoge und Kulturpolitiker (SPD); kam 1904 nach Ober-Rosbach. als sein Vater dort bis 1933 als Lehrer, nebenbei als Chorleiter und Organist tätig war. Dort wurde er auch in die dortige Volksschule eingeschult, bevor er ab 1909 die Augustinerschule in Friedberg und 1914/1915 die Oberrealschule in Bad Nauheim, besuchte um sich anschließend autodidaktisch auf das Abitur vorzubereiten. Im zweiten Jahr des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst, kam jedoch, nachdem er im Februar 1917 als Externer am Realgymnasium in Friedberg das Abitur bestanden hatte, erst Ende 1917 an die Front, wo er bei Cambrai schwer verwundet wurde. Noch in der Zeit seine Rekonvaleszenz begann er 1918 ein Studium an der erst 1914 als erste Stiftungsuniversität Deutschlands von Frankfurter Bürgern gegründeten Universität Frankfurt am Main u.a. bei dem Rechtswissenschafter Hugo Sinzheimer und dem Soziologe und Nationalökonom Franz Oppenheimer, der 1919 dort für den ersten soziologischen Lehrstuhl Deutschlands gewonnen werden konnte. 1920 wechselte er nach Marburg an der Lahn, wo Friedrich Wolters einer seiner wichtigsten Lehrer wurde. Hier wurde der ehemalige Wandervogel auch Mitglied der Akademischen Vereinigung Marburg. 1921 promovierte er in Marburg über die geistigen und künstlerischen Einflüsse Chinas auf Europa im 18. Jahrhundert (veröffentlicht unter dem Titel China und Europa). In den 1920er Jahren war Reichwein dann in Berlin und Thüringen in der Bildungspolitik und Erwachsenenbildung tätig, so gründete er die Volkshochschule und das Arbeiterbildungsheim in Jena, das er bis 1929 leitete. In der Zeit von 1929 bis 1930 fungierte er als Leiter der Pressestelle und persönlicher Referent des preußischen Kultusministers Carl Heinrich Becker. Danach war er von 1930 bis 1933 als Professor an der neu gegründeten Pädagogischen Akademie Halle (Saale) tätig, bis er nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten entlassen und als Volksschullehrer nach Tiefensee in Brandenburg versetzt wurde, wo er bis 1939 viel beachtete Unterrichtsversuche im Sinne der Reformpädagogik und speziell der Arbeitspädagogik und Projektarbeit durchführte.

Als Mitglied des Kreisauer Kreises zum Widerstand gegen das Hitlerregime war er als Kultusministerkandidat im Falle eines erfolgreichen Umsturzes vorgesehen. Ende Juni 1944 traf er sich mit Julius Leber sowie drei führenden Mitgliedern der Operativen Leitung der KPD in Deutschland. Als er sich am 4. Juli erneut mit den Kommunisten treffen wollte, wurde er - vermutlich durch einen Spitzel in den eigenen Reihen verraten - von der Gestapo verhaftet und nach einem Prozeß, den der Präsident des Volksgerichtshofes Roland Freisler leitete, zum Tode verurteilt und am 20.10.1944 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee erhängt. Adolf Reichwein hinterließ eine Frau und vier Kinder.

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Bilder: Hauke Schnepel  (03/2022)

Berlin-Wannsee, Alter Friedhof (Friedensstraße)

Klaus Rainer Röhl

 

 

Deutscher Journalist und Publizist; wurde 1944 noch als Schüler zum Arbeitsdienst einberufen und war im Rahmen dieser Tätigkeit unter anderem als Wachsoldat im KZ Stutthof eingesetzt, bevor er zwei Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges zum Kriegsdienst im besetzten Dänemark eingezogen wurde. Nach Kriegsende kam er kurzzeitig in ein Internierungslager und lebte anschließend bei seinen Eltern, die aus Danzig in die Nähe von Stade geflohen waren. Dort kam er wieder in die Schule und legte im Frühjahr 1948 am Gymnasium Athenaeum Stade das Abitur ab und begann 1949 in Hamburg sein Studium. In dieser Zeit hatte er Peter Rühmkorf, mit dem zusammen er in Hamburg eine rege Tätigkeit als Gründer des politischen Kabaretts Die Pestbeule, einer Studentenbühne, des Wolfgang Borchert-Theaters und des Jazzkellers Anarche, in dem auch moderne Lyrik zum Vortrag kam, entfaltete. Politisch vertraten beide einen radikalen Pazifismus, der sie ab 1953 mit studentischen Mitgliedern der westdeutschen KPD in Kontakt brachte. Im Mai 1955 gab Röhl eine eigene Zeitschrift unter dem Namen Studentenkurier heraus, der bis 1957 unter Mitwirkung von Autoren wie Werner Riegel, Arno Schmidt, Kurt Hiller und auch des Grafikers Verner Witting. Über den ehemaligen FDJ-Funktionär Klaus Hübotter wurde die Gründung im Wesentlichen durch die DDR finanziert. Röhl, Ulrike Meinhof und andere Redakteure reisten dafür häufig in die DDRNachfolger des Studentenkuriers wurde das Magazin Konkret, die zu einem ein Sprachrohr der 58er wurde.

Im September 1956 lernte er Ulrike Meinhof kennen, die in der Kampagne Kampf dem Atomtod, einer außerparlamentarischen Protestbewegung in Westdeutschland gegen die seinerzeit geplante Ausrüstung der Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen, engagiert und seit 1959 Redakteurin der Zeitschrift konkret war; Weihnachten 1961 heiratete Röhl sie.

 

Anfang der 1990er Jahre wandte er sich politisch dem Nationalliberalismus zu.

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Bilder: Wilfried Paque (03/2022)

Köln, Südfriedhof

Hedda Adlon eigent. Hedwig Burger née Leythen

 

Deutsch-US-amerikanische Ehefrau von Louis Adlon; den sie in der Silvesternacht 1920/21 kennengelernt und am 23.11.1922 geheiratete hatte, nachdem er sich nach fast 15 Jahren von seiner ersten Frau Tilly hatte scheiden lassen. Eigentlich war sie auf dem Weg von ihrem Studienort in den USA, zu ihren Verwandten in Neu Fahrland, ein Ortsteil von Potsdam, gewesen, wo die Familie ein Landhaus besaß Ihren Plan konnte sie allerdings nicht realisieren, weil ihre Verwandtschaft über die Feiertage grippekrank daniederlag.

Als Louis Adlon Im Dezember 1939 die Aufnahme in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) beantragte und am 1.2.1940 unter der Mitgliedsnummer 7.463.047 Mitglied der Partei wurde, wurde auch Hedda im Februar 1940 Mitglied der NSDAP.

Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches kam ihr Mann unter ungeklärten Umständen zu Tode, nachdem er von Mitgliedern der Roten Armee festgenommen und verschleppt worden war fand sie den Leichnam und arrangierte eine provisorische Beisetzung; später wurde er auf dem Alten Domfriedhof St. Hedwig in Berlin begraben.

Biographie: Hotel Adlon

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Bild: Parsifal von Pallandt (06/2022)

Berlin, Alter Domfriedhof St. Hedwig

Inge(borg) Deutschkron

 

 

Deutsch-israelische Journalistin und Autorin; Tochter des sozialdemokratischen Gymnasiallehrers Martin Deutschkron und dessen Frau Ella, die 1927 mit ihrer Tochter nach Berlin-Prenzlauer Berg zog. Im April 1933 wurde der Vater als SPD-Mitglied wegen ”politischer Unzuverlässigkeit“ nach dem “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” aus dem Schuldienst entlassen und unterrichtete danach an der zionistischen Theodor-Herzl-Schule Berlin. Während der Vater Anfang 1939 mit hilfe seiner Cousine, die für ihn eine hohe Kaution hinterlegt hatte, mittels eines Visum nach Großbritannien ausreisen konnte, mußte der Rest der Familie in Deutschland bleiben (die hinterlegte Kaution reichte nur für ihn).

Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, konnten seine Frau mit ihrer Tochter das Land nicht mehr verlassen. Inge Deutschkron arbeitete von 1941 bis 1943 in der Blindenwerkstatt von Otto Weidt in Berlin-Mitte und konnte so vor der Deportation bewahrt werden. Ab Januar 1943 lebte sie mit ihrer Mutter illegal in Berlin und versteckte sich, um dem Holocaust zu entgehen, bei nichtjüdischen Freunden. Mehrere der Personen, die Inge Deutschkron und ihre Mutter unterstützten und versteckten, waren Mitglieder oder aus dem Umfeld der linkssozialistischen Widerstandsgruppe Roter Stoßtrupp, so z.B. dem SPD-Politiker und Widerstandskämpfer Otto Ostrowski, der ihr zwischen 1941 und 1943 eine falsche Identität besorgte. 1946 zog Deutschkron mit der Mutter nach London zu ihrem Vater, studierte Fremdsprachen und wurde Sekretärin bei der Sozialistischen Internationale. 1954 unternahm sie eine Reise nach Indien, Birma, Nepal und Indonesien. Von dort kehrte sie 1955 nach Deutschland zurück, lebte in Bonn und arbeitete als freie Journalistin. 1958 wurde sie Korrespondentin für die israelische Tageszeitung Maariw. und berichtete 1963 als Beobachterin für Maariw über den Auswitz-Prozeß in Frankfurt am Main. 1966 erwarb sie die israelische Staatsbürgerschaft.

Aus Verärgerung über wieder aufflammenden Antisemitismus in der deutschen Politik und die aus ihrer Sicht antiisraelische Haltung der 68er-Bewegung kehrte sie 1972 nach Tel Aviv und arbeitete bis 1988 dort als Redakteurin für Maariw. Dabei widmete sie sich besonders der internationalen und der Nahost-Politik. Für das Theaterstück Ab heute heißt du Sara, eine Bühnenadaption ihrer Autobiographie, am GRIPS-Theater kehrte sie im Dezember 1988 nach Berlin zurück; ab 1992 lebte sie als freie Schriftstellerin in Tel Aviv und Berlin.

Inge Deutschkron setzte sich dafür ein, daß die ”Stillen Helden“ (Menschen, die Juden gerettet haben) vom deutschen Staat gewürdigt werden. Auf ihre Initiative wurde der Förderverein Blindes Vertrauen gegründet, dessen Vorsitzende sie war. Sie war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

Autobiographie: Ich trug den gelben Stern (1978).

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Bild: Manuel Schmidt (07/2022)

Stahnsdorf, Südwestkirchhof

Bild: Günter Bihn (07/2022)
Bild: Günter Bihn (07/2022)

Will McBride

 

 

US-amerikanischer Photograph;

 

 

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Bilder: Parsifal von Pallandt (06/2022)

Berlin, Französischer Friedhof II

Sonstige XXXIX

Omnibus salutem!