Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Wilhelm Adolf Lette

 

Deutscher Sozialpolitiker und Jurist; Sohn eines Landwirts; studierte ab 1816 an den Universitäten Heidelberg, Göttingen und Berlin Rechtswissenschaften.1848 gehörte er dem volkswirtschaftlichen Ausschuss dew Paulskirchenparlament von 1848 an und war von 1850 bis 1852 Abgeordneter der I. Kammer, 1852 bis 1855 der II. Kammer und von 1855 bis 1868 Mitglied im Preußischen Abgeordnetenhaus. 1866 gründete er in Berlin den Verein zur Förderung der Erwerbstätigkeit des weiblichen Geschlechts und war dessen Vorsitzender. Der Lette-Verein wurde zum Vorbild von Bildungseinrichtungen für Frauen in Deutschland. Der Verein, der noch heute besteht, befindet sich seit 1902 in Berlin-Schöneberg.

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Berlin, Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde

Gustav Hartmann

Deutscher Droschkenkutscher, war Inhaber eines Kolonialladen in Wannsee, bis er 1885 seine erste Kutsche kaufte und ab 1900 ein Fuhrunternehmen betrieb. Obwohl er damals schon selbst eine Kraftdroschke hatte, die er allerdings selber nicht benutzte, machte er auf spektakuläre Weise auf die Probleme aufmerksam, die durch die Einführung von motorgetriebene Droschken für die “Fiaker” entstanden: So machte Hartmann sich am 2. April 1928 mit seinem Gespann, gezogen von dem WallachGrasmus, auf den Weg von Berlin nach Paris von Berlin auf den Weg, das er am 4. Juni erreichte und wo ihn ltTime herbeigeeilte Passanten mit dem Ruf “Vive L'Allemagne!" begrüßten. Als er am 12.9.1928 nach seinem “Ausflug” wieder in Berlin-Wannsee ankam, wurde er begeistert empfangen und erhielt im Volksmund den Spitznamen “Der eiserne Gustav” (diese Phase seines Lebens wurde mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle 1958 verfilmt). Zuvor hatte bereits  Heinz Falladas 1938 dessen Reise als Vorlage für seinen Roman Roman Der Eiserne Gustav verwendet. Im September 1928 gründete er eine Stiftung zur Unterstützung von in Not geratenen Taxifahrern und deren Angehörigen; im selben Jahr gab er sein Geschäft auf, zwei Jahre später verlor er seine Kutschen durch einen Brand. Ändern hatte er jedoch an der fortschreitenden Motorisierung nichts können.

mit Henny Porten (Sept. 1928)

 

 

 

Empfang Gustav Hartmanns am Brandenburger Tor

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Berlin, Alter Friedhof Wannsee

Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Johanna Katharina Elisabeth Stegen

 

Preußische Patriotin; Tochter des Lüneburger Salzvogts; als während der Befreiungskriege im April 1813 Kämpfe zwischen französischen Besatzern einerseits und preußischen und russischen Soldaten um Lüneburg andererseits stattfanden, half sie den preußischen Füsiliere des v. Borcke’schen Bataillons, denen die Munition ausging, indem sie solche von einem umgestürtzten Munitionswagen zusammenklaubte und ihnen diese - mehrmals die Feuerlinie durchquerend - brachte. Später versorgte sie die Soldaten auch mit Lebensmitteln und kümmerte sich um die Verwundeten. Nachdem an 18.9. die Preußen unter General Tettenborg Lüneburg endgültig besetzt hatte und von dem selbstlosen Einsatz des Mädchen gehört hatte, lud er sie zur Tafel ein und stellte sie den Anwesenden, darunter auch Karl August Varnhagel von Ense, vor. Auch Major von Reiche, der Führer eines Bataillons freiwilliger Jäger, lernte sie kennen und schätzen und empfahl sie seiner Gattin nach Berlin.

Stegen-Denkmal in Lüneburg

 Dort verlobte sie sich mit dem preußischen Unteroffizier Wilhelm Hindersin, der von Haus Lithograph war. Nachdem Hindersin 1816 im Range eines Feldwebels seinen Abschied genommen und er als Drucker im preußischen Kriegsministerium Arbeit gefunden hatte, heiratete das Paar am 28.9.1817. Als Trauzeuge nahmen neben Major von Reiche Friedrich Ludwig Jahn und Friedrich August von Staegemann an der Hochzeit des “Heldenmädchens von Lüneburg”, wie sie jetzt genannt wurde, teil.

Friedrich Rückert hat sie später im Gedicht verherrlicht. Varnhagen von Ense dichtete über sie:

        Im dichten Kugelregen
        Manch tapfrer Jäger fällt,
        Doch stets Johanna Stegen
        Die volle Schürze hält.

Inschrift: Hier ruht Das Heldenmädchen von Lüneburg, Johanna Stegen, verehelichte Hindersin... sie trug im Gefecht bei Lüneburg am 2. April 1813 den Füsilieren und freiwilligen Jägern des 1. Pomm Inf. Rgts. Patronen zu. Diese Heldentat ermöglichte den Truppen den Sieg.

Stegen während der Schlacht (pinxit Ludwig Herterich)

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Berlin, Friedhof der Sophiengemeinde, Bergstr.

Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Sophie Dorothea Friedericke Köhler née Krüger

 

Die Tochter eines Landarbeiters trat in den Freiheitskriegen gegen Napoléon am 20.7.1813 beim Vorwerk Sasenitz, dem Sammelplatz für junge Krieger, in das Preußische 9. Infanterie-Regiment, das Kolbergsche Grenadierregiment ein, indem sie sich als der Schneider August Lübeck ausgab. Sie hatte sich das lange Haar abgeschnitten und Männerkleidung angelegt. In der Schlacht bei Dennewitz wurde sie an Auge, Schulter und Fuß verwundet. Obwohl später ihre wahre Identität entdeckt wurde, erlaubte ihr König Friedrich Wilhelm III., der von ihrer Tapferkeit gehörte hatte, weiterhin - jetzt unter ihrem wahren Namen - als Soldat an den Kämpfen teilzunehmen. So kam sie in der Schlacht bei Großbeeren am 23. August in den Einsatz und wurde während der Schlacht bei Dennewitz am 6. September durch Granatsplitter schwer verwundet und für ihre Tapferkeit noch auf dem Schlachtfeld zum Unteroffizier bei der Leibkompanie ernannt; für ihre Verdienste wurde sie auf Anweisung des Königs mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie den Sankt Georgsorden von den verbündeten Russen. Auch nach ihrer Genesung nahm sie an den Feldzügen der preußischen Armee gegen die napoleonischen Armee teil. 1814 zog sie mit alliierten Truppen in Paris ein. Nach Napoléons endgültiger Niederlage im Jahre 1815 nahm sie ihren Abschied aus dem preußischen Heer. Aufgrund ihrer besonderen Verdienste wurde ihr vom König eine Jahresrente von 72 Talern und vom Mecklenburger Großherzog Karl II. eine jährliche Pension von 50 Talern zugesprochen. Am 5.3.1816 heiratete sie in der Potsdamer Garnisonskirche in Anwesenheit ihres einstigen Oberbefehlshabers, des Generalleutnants von Borstell, den früheren Ulanenoffizier und jetzigen königlichen Finanzbeamten Carl Köhler. Friederike Krüger erhielt auf Geheiß des preußischen Königs das Eiserne Kreuz; auch wurde sie mit dem Sankt Georgsorden der verbündeten Russen dekoriert.

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Templin (Uckermark), Friedhof

Bild: Josef Aschenbrenner (07/2005)
Bild: Matthias Bauer

Ulrike Philippine von Kleist

 Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Inventar-Nr.: Nachl.Kleist Nr. 3+4, bpk / SBB

Halbschwester Heinrich von Kleists; zweite Tochter von Joachim Friedrich von Kleist und dessen erster Frau Karoline Luise; die Lieblingsschwester Kleists begleitete ihren Bruder 1801 auf seiner Reise nach Paris. Während ihr Bruder anschließend in die Schweiz weiterreiste, kehrte sie nach Frankfurt zurück. Als Kleist in Bern erkrankte, eilte Ulrike zu ihm und fand ihn dort Mitte September 1802 jedoch wieder gesund vor. Gemeinsam fuhren sie im Oktober wieder nach Frankfurt zurück. Auch später besuchte sie ihren Bruder immer wieder: Im Sommer 1803 in Dresden, danach auch noch in Leipzig, wo sie ihm Geld für seine zweite Schweiz-Reise zur Verfügung stellte, im Jahr 1805 folgte sie ihm nach Königsberg, wo sie ihm bis zum Frühjahr 1806 den Haushalt führte. Anschließend zog sie nach Schorin bei Stolp (Hinterpommern) zu Verwandten der Familie von Kleist, den von Stojentins, in der Hoffnung, daß er ihr bald folgen würde. Dort machte er nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst im Jahre 1807 und der Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft auf dem Weg nach Berlin Station. Sein Versuch, sie zu bewegen, ihm nach Berlin zu folgen, begleitet von dem Angebot, ihr dort eine Anstellung im Luisenstift zu besorgen, scheiterte. Über Ulrike von Kleists weiteren Lebensweg ist nichts genaueres bekannt; sie soll in den Jahren um 1820 in Frankfurt (Oder) eine Pension für höhere Töchter eingerichtet haben und ist wohl unverheiratet geblieben.

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Bilder: Monika (07/2011) Wikipedia.de
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Frankfurt (Oder), Alter Friedhof

Hinweis: Das Grab auf dem Alten Friedhof besteht nicht mehr; auch das Grabkreuz ist verlorengegangen. Bei dem abgebildeten Kreuz handelt es sich um eine Replik, die sich im Garten des Kleist-Museums in Frankfurt (Oder) befindet.

Adolphine Sophie Henriette Vogel née Kaeber

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Freundin Heinrich von Kleists, den sie 1809 durch dessen Freund Adam Müller kennengelernt hatte. Sie beschlossen, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden; am 21. November 1811 erschoß Kleist in der Nähe des bei Potsdam gelegenen Wannsees zuerst seine Freundin durch einen aufgesetzten Schuß in die Brust und dann sich selbst mit einem Schuß in den Mund.

Die Abschiedsbriefe, die beide noch in Berlin, am Tag ihrer Abfahrt nach Wannsee, und in der Nacht, die sie dort im Gasthof Stimming verbracht hatten, verfaßten, gehören heute zur Weltliteratur. Am Tag vor ihrem Tod hatte Henriette an ihren Mann Louis Vogel geschrieben: “Nicht länger kann ich mehr das Leben ertragen, denn es legt sich mir mit eisernen Banden an mein Herz – nenne es Krankheit, Schwäche, oder wie du es sonst magst, ich weiß es selbst nicht zu nennen – nur so viel weiß ich zu sagen, daß ich meinem Tode als dem größten Glücke entgegensehe ... könnte ich Euch doch alle, die ich liebe, mitnehmen, möchtet Ihr doch bald zum ewigen herrlichen Verein folgen, ach! dann bliebe mir gar nichts zu wünschen übrig. Kleist, der mein treuer Gefährte im Tode, wie er im Leben war, sein will, wird meine Überkunft besorgen und sich alsdann selbst erschießen.“ (in: Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte von Zeitgenossen. Hg. Helmut Sembdner. Bremen 1957).

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Berlin, Kleiner Wannsee

Bild: Josef Aschenbrenner (09/2005)
Bilder: Josef Aschenbrenner (09/2005)

Jürgen Schumann

 

Deutscher Flugkapitän; war mit seiner Mutter 1949 nach Westdeutschland übersiedelt. Nach dem Abitur im Jahr 1960 wurde er Zeitsoldat bei der Luftwaffe und kam nach der Grundausbildung, einem Unterführer- und Offizierlehrgang, fliegerischer Ausbildung nach Landsberg und Fürstenfelbruck und wurde im Oktober 1965 der auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationierten JaboG 33 zugeteilt, wo er den Lockheed F-104 Starfighter, der seinerzeit das Rückgrat der Luftwaffe bildete, aber auch immer wieder wegen Pannen und Abstürzen in die Kritik geriet, flog. Nach seinem Ausscheiden aus der Luftwaffe im Range eines Hauptmannes. bewarb er sich 1968 bei der Deutschen Lufthansa, wurde als Pilot übernommen und flog zunächst als Co-Pilot auf dem LangstreckenjetBoeing 707. Ab 1977 flog er als Kapitän auf der B-737, dem sog. City Jet. Am 13.10.1977 war er als Kapitän auf die “Landshut”. eine Boeing 737-230C, eingeteilt, die nach Mallorca fliegen sollte, unterwegs jedoch von palästinensischen Terroristen im französischen Luftraum entführt wurde, nach Rom zum Nachtanken geleitet, von dort über Larnaka und Bahrain weiter nach Dubai flog, wo es dem Kapitän gelang, Einzelheiten nach Außen zu vermitteln. Als die Entführer hiervon erfuhren, drohten sie Schumann für den Wiederholungsfall mit der Erschießung. Nach erneutem Auftanken flog die “Landshut” nach Aden im damaligen Südjemen weiter und erzwang wegen Treibstoffmangels die Landung auf dem dortigen Flughafen, obwohl dieser gesperrt worden war. Als Schumann im Rahmen einer Inspektion des Fahrwerks erst nach einer Stunde in die Maschine zurückkam, ließ der Terrorist Mahmud Schumann im Mittelgang des Flugzeugs niederknien und erschoß ihn mit einem gezielten Kopfschuß, bevor dieser Gelegenheit hatten, sein langes Ausbleiben zu erklären; (Schumann hatte mit Scheich Ahmed Mansur, Kommandeur einer jemenitischen Sondereinheit, verhandelt; er hatte versuchte, ihn, um das Leben seiner Passagiere zu wahren, zu überreden, einen Weiterflug der möglicherweise beschädigten Maschine nicht zuzulassen).

Diese Ermordung führte jedoch dazu, daß die Behörden der Maschine die Freigabe zum Weiterflug erteilten. Der Co-Pilot Jürgen Vietor steuerte sie nach der somalische Hauptstadt Mogadischu, wo sie am frühen Morgen des 17. Oktober eintraf. Da die Behörden des Südjemen das Ausladen der Leiche untersagt hatten, wurde sie erst hier über eine Notrutsche aus dem Flugzeug geschafft. Die Entführer setzten ein Ultimatum bis 15 Uhr MEZ, um die RAF-Mitglieder aus der Justizvollzugsanstalt Stuttgart zu entlassen.

Die Entführung der “Landshut” stand in engem Zusammenhang mit der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer durch die Rote Armee Fraktion (RAF) und hatte die Freilassung inhaftierter Mitglieder der ersten Generation der RAF zum Ziel. Als die Bundesregierung unter Führung von Kanzler Helmut Schmidt die Forderungen der Entführer ablehnten, drohten die diese, die Passagiere zu erschießen und das Flugzeug zu sprengen. Daraufhin wurde die Erstürmung der Maschine beschlossen und nach Verhandlungen mit der jemenitischen Regierung eine GSG-9-Abteilung nach Aden gebracht. Nach Zündung von Blendgranaten vor dem Cockpit drangen Angehörige der GSG-9 in die Maschine ein und überwältigten innerhalb weniger Minuten die Terroristen. Folge der erfolgreichen Erstürmung der “Landshut” waren die Tötung Schleyers und die Selbsttötung der in Stammheim einsitzenden RAF-Mitglieder Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Andreas Baader.

Inschrift: Flugkapitän Jürgen Schumann, 1940 - 1977, Bei der Ausübung seines Berufes in Verantwortung für Passagiere und Besatzung während der Entführung seiner Maschine an Bord der Landshut am 16. Oktober 1977 von Terroristen in Aden ermordet. Zum ehrenden Gedenken. Deutsche Lufthansa 16. Oktober 1978

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Babenhausen (Hessen), Friedhof

Bilder: Bert Bernhardt (11/2011)
Bild: Hans-Christian Seidel (11/2011)

Hinweis: Anläßlich des 200. Todestages Heinrich von Kleists am 21. November 2011 wurde die Grabstätte einer Renovierung unterzogen. Dabei wurde die gesonderte Grabplatte mit dem Namen der Henriette Vogel entfernt, ihr Name dagegen auf dem Grabstein hinzugefügt.

Bild: Mutter Erde (2008)
Bild: Mutter Erde (2008)
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Marie Madeleine Sophie Blanchard  née Armant

 

Französische Ballonfahrerin; wuchs wohlbehütet in einem bescheidenen Elternhaus auf und heiratete 1804, 26-jährig, den berühmten Ballonfahrers Jean-Pierre Blanchard (*1753, †1809), der während einer Ballonfahrt an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb. Sophie Blanchard wurde Liebling von Napoléon Bonaparte, der sie zu seiner obersten Luftministerin für Ballonfahrten und zur ersten professionellen Aérostière (Ballonfahrerin) .als “Kaiserliche Aeronautin“ ernannte. Als solche arbeitete sie an Plänen für eine Luftinvasion Englands durch französische Truppen in Ballons - was sie später allerdings für unmöglich hielt. Mit ihrem Ballon trat sie sowohl 1810 bei der Hochzeit Napoléons mit der Erzherzogin Marie-Louise von Österreich als auch 1811 bei der Geburtsfeier seines Sohnes Napoleon Franz Bonaparte als große Attraktion auf. Als die französische Monarchie vier Jahre später wiederhergestellt worden war, ernannte Ludwig XVIII., sie zur “aérostière officielle de la Restauration” (offizielle Aeronautin der Restauration“).

In ganz Europa bekannt, hatte sie auch zahlreiche Auftritte in Italien. 1811 reiste sie von Rom nach Neapel, wobei sie mit ihrem Ballon auf über 3.600 Meter aufstieg. Noch im selben Jahre mußte sie wegen eines aufgezogenen Gewitters bei Vincennes hoch aufsteigen, wobei sie das Bwußsein verlor, absolvierte eine Fahrtdauer von mehr als 14 Stunden und wäre 1817 beinahe ertrunken, nachdem sie fast auf überschwemmtem Land gelandet war.

Ihre Soloflüge anläßlich von Festen und Feiern galten als spektakulär, aber zugleich auch als gefährlich. Am Abend des 6. Juli 1819, an dem sich eine große Menschenmenge zu einem Fest in den Tivoli-Gärten in Paris.versammelt hatte, ließ sie trotz der vieler Bedenken anderer, ihren Ballon bei Musik und Feuerwerk zu ihrer letzten Ballonfahrt, nachdem sie “Allons, ce sera pour la derniere fois“ (“Also, das wird das letzte Mal sein“) verkündet hatte -angetan mit einem aufwendigen weißen Kleid und einem dazu passenden Hut mit Straußenfedern - mit einer Fackel in der Hand, aufsteigen. Winde trugen sie sofort aus den Gärten weg. Nach dem Aufstieg  zündete sie Feuerwerkskörper und ließ diese an kleinen Fallschirmen auf die Erde herunterfallen. Als sie den Abstieg vorbereitete, bewegte sich ihr Ballon langsam über die Gärten entlang der Rue de Provence hinweg. Als sie Ballast abwarf, um den Abstieg zu verlangsamen, verfing sich der Korb am Dach eines Hauses und kippte, so daß Sophie Blanchard aus dem Korb auf die Straße stürzte, wo sie einem Zeitungsbericht zufolge nur noch leblos vorgefunden werden konnte.

In seinem 1867 erschienen Roman Der Spieler erinnerte Fjodor Dostojewskij an dieses Drama; “Es gab, übrigens [am Rouletttisch], den Augenblick einer  Erwartung, eines Eindrucks, der möglicherweise dem Eindruck der Madame Blanchard ähnlich war, als sie in Paris aus dem Luftballon auf die Erde zuflog.“ (Kap. 14, S.171).

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Katharina Lanz [ladinisch Catarina Lanz]

 

 

Tiroler Freiheitskämpferin; Tochter eines armen Pächterehepaars; arbeitete im Dorf Spinges (heute zu Mühlbach in Südtirol) als Magd:

Lanz kämpfte im Gegensatz zu der deutschen Freiheitskämpferin und Soldatin Eleonore Prochaska und anderen Frauen als Bauernmagd und nicht als Mann verkleidet - wie unter anderem Michael Pfurtscheller und Anton Reinisch - in der Schlacht von Spinges am 2.4.1797 an der Seite eines Inntaler Schützenaufgebots gegen eine Division der napoleonischen Armee. Mit einer Heugabel bewehrt, grifft das “Mädchen von Spinges” die vorbeiziehenden feindlichen Soldaten an. Der Anführer des Landsturms berichtete: “Man sah hier unter anderen eine Bauernmagd aus Spinges, die mit zusammengegürtetem Unterkleide und fliegenden Haaren auf der Friedhofsmauer stehend die anstürmenden Feinde mit ihrer kräftig geführten Heugabel hinunterstieß.“ Später kehrte sie in ihre Heimat zurück und war dann durch etliche Jahrzehnte Wirtschafterin, ab 1851 bei ihrem Verwandten, dem Benefiziaten J. Maneschg in Andraz. Etwa ab 1807 wurde Katharina Lanz zur Symbolfigur des Freiheitskampfes der Tiroler in den napoleonischen Koalitionskriegen.

Denkmal zu Ehren von Katharina Lanz in Pieve di Livinallongo

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Livinallongo del Col di LanaOT Pieve di Livinallongo (Prov. Belluno), Friedhof

Bilder: Klaus Paap (08/2021)

Heinrich Kinau

 

 

Deutscher Hochseefischer; Vater des Schriftstellers Gorch Fock, eigentl. Johann Wilhelm Kinau; heiratete am 8.2.1880 die am 12.8.1850 geborene Metta Holst (†6.4.1937); aus der Ehe gingen außer dem ältesten Sohn Johann Wilhelm weitere fünf Kinder hervor (zwei Jungens und drei Mädchen).

Ihr am 23.3.1887 geborener Sohn Rudolf war zunächst bei einem Elbfischer, dann fünf Jahre auf dem Ewer (Segelschiff mit einem großen Rah- oder einem großen Gaffelsegel) seines Vaters in der Seefischerei tätig, bevor er die Seemannsschule besuchte, dort sein Steuermannspatent für die "Grosse Seeschiffahrt" machte und dann für ein Jahr dort in der Kaiserlichen Marine diente. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation in der Seeschiffahrt fing er als einfacher Schreiben in der Hamburger Fischhalle an und brachte es schließlich bis zum Prokuristen. Rudolf Kinau verfaßte eine Reihe von Kurzgeschichten; 1917 erschien unter dem Titel Steernkiekers sein erstes Buch. Insgesamt veröffentlichte Rudolf, ab 1936 als selbständiger Schriftsteller, mehr als 30 Titel, wobei er auch noch zahlreiche Hörspiele und Theaterstück verfaßte. Rudolf Kinau starb am 19.12.1975 auf Finkenwerder.

Ihr am 28.8.1884 geborenen Sohn Jakob fuhr sechs Jahre lang als Fischer zur See und ging dann zur Kaiserlichen Marine. 1907 machte er sein Schiffer-Patent und ging zum Hamburger Wasserzoll. Im Ersten Weltkrieg war er Obermaat bei der Kaiserlichen Marine und war von 1916 bis 1918 unter dem Kommando von Fregattenkapitän Karl August Nerger auf Hilfskreuzer SMS Wolf auf Kaperfahrt in Gewässern in Südostasien, Australien und Neuseeland. Nach dem Ende des Krieges kehrte er auf seinen alten Arbeitsplatz beim Hamburger Wasserzoll zurück, wo er zunächst auf dem Zollkreuzer Preussen, dann als Zollstationsleiter und zuletzt als 2. Bezirkszollkommissar seinen Dienst verrichtete. Von 1920 bis 1934 war er Vorsitzender der Gewerkschaft der Wasserzollbeamten des Deutschen Reiches. Er starb am 14.12.1965 in Nienstedten.

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Hamburg OT Finkenwerder, Lüneburger Friedhof

Bilder: Parsifal von Pallandt (10/2021)
Sonstige XXIX

Omnibus salutem!