Bilder: Matthias Kohler (10/2007)

Marie Louise Fischer

 

Deutsche Schriftstellerin; die Tochter eines Kaufmanns studierte während des Zweiten Weltkrieges Germanistik, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitete anschließend als Dramaturgin und Lektorin bei der Prag-Film. Da sie nach dem Abzug der deutschen Besatzungstruppen aus der Tschechoslowakei Prag nicht mehr rechtzeitig verlassen konnte, wurde sie 1946 interniert und mußte über eineinhalb Jahre in der Landwirtschaft Zwangsarbeit leisten. Fischer, deren Wusch es schon als Kind war, Schriftstellerin zu werden, begann nach ihrer Entlassung, Kurzgeschichten zu schreiben und arbeitete in der Werbung. 1953, mit 31 Jahren publizierte sie ihren erster Kriminalroman Zerfetzte Segel, der zu einem Bestseller avancierte. Ihrer ersten Publikation folgten in rascher Folge zahlreiche sehr erfolgreiche Romane, die teilweise zunächst als Fortsetzungen in Zeitungen und Illustrierten (z. B. Quick, Revue, Bunte, Das Goldene Blatt) erschienen. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem 22 Jahre älteren Hans Gustl Kernmayr (*1900, †1977), mit dem sie seit April 1956 verheiratet war, verfaßte sie auch Sachbücher. In den 1960er Jahren nahm sie in der Jugendzeitschrift Bravo unter den Pseudonymen Dr. Christoph Vollmer und Kirstin Lindstroem Stellung zu Liebesproblemen. Insgesamt hat sie in den fünfzig Jahren ihrer schriftstellerischen Tätigkeit mehr als hundert Romane geschrieben, die eine Auflage von über 50 Millionen erreichten und in 23 Sprachen übersetzt wurden.

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Steinkirchen am Samerberg, Friedhof

Bilder: Kaedele (10/2007)

Roland Dorgelès eigentl. Roland Lécavelé

 

Französischer Schriftsteller; verbrachte seine Kindheit in bescheidenen Verhältnissen in der Banlieue von Paris. Er schilderte in Les croix de bois (1919, dt. Die hölzernen Kreuze) das Kriegserlebnis des einfachen Soldaten in der Brutalität des Ersten Weltkrieges. Bis 1920 veröffentlichte er Artikel in der Zeitung Le Canard enchaîné und wurde später für Auslandsreportagen berühmt. Thema seiner späteren Romanen ist die Bohème am Montmartre. Von 1929 bis 1973 war er Präsidenten der Académie Goncourt.

Werke u.a.: Sur la route mandarine (1925), Le Château des brouillards (1932), La Drôle de Guerre (1939-40), Carte d’identité (1945), Bleu Horizon (1949).

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Paris, Cimetière St.Vincent

Bild: Kaedele (10/2007)

Marcel Aymé

 

Französischer Schriftsteller; schrieb realistische und derb-humoristische Romane, in die seine Erfahrung aus seiner Kindheit einflossen, die er auf dem Lande verlebte, später mehr phantastische Romane, Novellen und Tiermärchen für Kinder, die gesammelt 1934 erschienen. Bekannt wurde er mit seinem satirischen Roman La table-aux-crevés (1929), mit dem er sich als Schriftsteller etablierte. Er schrieb aber auch Theaterstücke, so z.B. sein erfolgreichstes Bühnenstück Clérambard (1949, dt. Der Herr von Clérambard).

Werke u.a.: Die grüne Stute (1933), Der schöne Wahn (1941), Der Mann, der durch die Wand gehen konnte (1943).

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Bild: Kaedele (10/2007)

Alfred de Vigny

                          1854

Französischer Schriftsteller; der einer durch die Französischen Revolution geschädigten Adelsfamilie entstammende Vigny verbrachte seine Kindheit und Jugendjahre ab 1798 in Paris, teilweise im jetzigen Elysée-Palast, der damals Mietshaus war. Dort besuchte er das Lycée Bonaparte (heute Lycée Condorcet). 1814 trat er als Fähnrich in den Dienst von Ludwig XVIII., der soeben aus dem englischen Exil auf den französischen Thron zurückgekehrt war, und floh mit ihm nach Brüssel, als Napoléon für die berühmten Hundert Tage (März bis Juni 1815) die Macht zurückeroberte. Nach der endgültigen Niederlage Napoléons setzte Vigny in verschiedenen Garnisonen seine militärische Laufbahn fort, hielt sich aber viel in Paris auf.

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Paris, Cimetière de Montmartre

Walter Kempowski

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn des Rostocker Reeders und Schiffsmaklers Karl Georg Kempowski. 1944 wurde Kempowski in eine Strafeinheit der Hitlerjugend versetzt und noch kurz vor Kriesende als 15-Jähriger als Luftwaffenkurier zur Wehrmacht eingezogen. 1946 mußte er die Schule verlassen und begann nach verschiedenen Tätigkeiten als Laufbursche bei einer Rostocker Druckerei eine Kaufmannslehre. Ab 1947 lebte er in Hamburg, konnte dort die Ausbildung wegen einer fehlenden Arbeitserlaubnis jedoch nicht fortsetzen und nahm daher eine Anstellung als Verkäufer in einem Einkaufszentrum für Angehörige der amerikanischen Streitkräfte, einem sog. PX-Store, in Wiesbaden an. Anläßlich eines Besuchs bei seiner Mutter in Rostock im März 1948 wurde er vom sowjetischen NKWD verhaftet, zusammen mit seinem Bruder von einem sowjetischen Militärtribunal wegen angeblicher Spionagetätigkeit zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt und in dem berüchtigten Zuchthaus Bauzen inhaftiert. 1956 vorzeitig aus der Haft entlassen, holte er das Abitur in Göttingen nach, studierte dort Pädagogik und wurde “Schulmeister”, obwohl er als Kind immer “Archiv” werden wollte (tatsächlich begann er ab Anfang der 1980er Jahre ein Archiv aufzubauen). Kempowski, der bereits über seine Zeit im Zuchthaus den “Haftbericht” Im Block (1969) geschrieben hatte, veröffentlichte 1971 den “bürgerlichen”, weitgehend autobiographischen Roman Tadellöser & Wolff. Nachdem der Roman 1975 im Fernsehen mit Edda Seippel als Mutter und Karl Lieffen als Vater Kempowski gezeigt wurde, wurde Kempowski schlagartig bekannt. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war er von 1980 bis 1991 Lehrbeauftragter für Fragen der Literaturproduktion an der Universität Oldenburg und hatte im Laufe der Jahre unterschiedliche Dozententätigkeiten an Universitäten in Deutschland und den USA inne. 2005 beendete er sein umfangreiches Oeuvre Echolot, eine Sammlung und Collage von Dokumenten aller Art über die Menschen und ihr Leben im Krieg.

Werke u.a.: Im Block. Ein Haftbericht (1969), Uns gehts ja noch gold (1972), Ein Kapitel für sich (1975), Aus großer Zeit (1978), Hundstage (1988). 

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Gyhum OT Nartum, Ortsfriedhof

Bild:Eric (02/2001)

Irwin Allen Ginsberg

Bild: Noncorporeal  (09/ 2007) Ginsberg (r) mit Gregory Corso

 

 

 

 

US-amerikanischer Schriftsteller; der Sohn eines Lehrers wurde schlagartig berühmt, als 1955 sein Gedicht Howl (dt. Das Geheul), eines der einflußreichsten amerikanischen Gedichte des 20. Jahrhunderts, das weiter bis zur Rap- und Hip-Hop-Kultur der achtziger und neunziger Jahre weiterwirkten sollte, und im Jahr darauf der Lyrikband Howl and Other Poems (dt. Das Geheul und andere Gedichte) erschienen. In ihnen klagte er die technikratisch ausgerichtete amerikanische Gesellschaft als inhuman an. Ginsberg, der in der Tradition Walt Whitmans Dichtungen in rhythmischer Prosa schrieb, aber auch vom Werk der französischen Symbolisten, vor allen Dingen von Arthur Rimbaud und Guillaume Apollinaire geprägt war, wurde auch durch seinen exzessiven Lebensstil, seinem Drogenkonsum, zu dem er sich öffentlich bekannte, rasch zum Dichter der Beatgeneration; sein Engagement gegen den Vietnam-Krieg ließ ihn zu einer Ikone der Flower-Power-Bewegung werden. Nach seiner Rückkehr von einer Asienreise gründete er 1974 mit seinem Freund Jack Kerouac in Colorado die vom Zen-Buddhismus beeinflußte School of Disembodied Poetics, Zeitweise unterrichtete er hier selbst, nahm aber auch immer wieder Gastprofessuren an.

Werke u.a.: Kaddisch (1961), Reality Sandwiches (1963, dt. Wirklichkeitsschnitten), Planet news, 1968, dt. Nachrichten vom Planeten Erde), Der Untergang Amerikas (1972), Überlegungen zur Poesie, 3 Bde., 1988).

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Newark (New Jersey) Gomel Chesed Cemetery

Bild: Heiko Bockstiegel (02/2008)

Paris, Cimetière St.Vincent

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Bernhard Severin Ingemann

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Dänischer Schriftsteller; Sohn eines Pastors, der früh verstarb; studierte an der Universität Kopenhagen und publizierte bereits zu jener Zeit eine erste Sammlung von Gedichten (1811/12), die vom Einfluß der deutschen Romantik geprägt waren. Nach Abschluß seiner Studien wirkte er zunächst als Privatdozent Dozent der dänischen Sprache und Literatur an der Sorø Akademie. 1814 erschien sein allegorisches Gedicht De sorte Riddere (dt. Die schwarzen Ritter). Seine Erzählungen wurden von der Literaturkritik wohlwollend aufgenommen. Auf Widerstand allerdings stieß seine 1813 veröffentlichte lyrisch-erotische Novelle Warners poetiske vandringer. Seine historischen Romane sind von den Werke Walter Scotts beeinflußt, während das Spätwerk überwiegend aus tief religiöse Gedichte besteht.

Werke u.a.: Valdemar Seier. En historisk Roman (1826), Erik Menveds barndom (1828), Kong Erik og de fredløse (1833), Prins Otto af Danmark og hans Samtid (1835), Morgensange for Børn (1837).

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Sorø, Klosterfriedhof

Robert Browning

      Portrait Robert Brownings, gemalt von dessen Sohn Pen

Englischer Dichter; Sohn eines Angestellten der Bank of England und der Tochter eines deutschen Reeders und einer Schottin, die sich in Dundee in Schottland niedergelassen hatten; beherrschte bereits im Alter von 14 Jahren das Französische und das Italienische, sowie die altgriechische und lateinische Sprache, beendete mit 14  Jahren seine Schulzeit und bildete sich als Autodidakt weiter. Ausgezeichnet durch große Sprachgewandtheit und tiefe philosophische Bildung; sind Robert Brownings Werke und erzählende Dichtungen v.a. durch Streben nach Objektivität und bewußte Psychologisierung gekennzeichnet. Sein erstes Werk war die Verserzählung Pauline: A Fragment of a Confession, die mit Hilfe seiner Eltern 1833 anonym erschien. Nach einem Fehlschlag seines in Blankversen abgefaßten Epos Sordello, stellte sich mit dem 1841 veröffentlichten Gedichts Pippa Passes (dt. Pippa geht vorüber); der Erfolg ein (1909 schuf D. W. Griffith - basierend auf dessen Inhalt - einen kurzen Stummfilm, der erste Film, der in der New York Time rezensiert wurde).

Die bekannteste Sequenz aus Pippa Passes:

The year’s at the spring,
And day’s at the morn;
Morning’s at seven;
The hill-side’s dew-pearled;
The lark’s on the wing;
The snail’s on the thorn;
God’s in His heaven—
All’s right with the world!

Bis in die 1860er Jahre entstanden sechs wenig erfolgreiche Theaterstücke und die Lyrikbände Dramatic Lyrics (1842) und Dramatic Romances And Lyrics (1845).

Mit Elizabeth Browning; née Barrett, mit der er seit 1845 in Briefkontakt über ihre Werke stand und die er 1846 geheiratet hatte, lebte er meist in Italien, da das dortige Klima für ihre fragile Gesundheit besser geeignet war, als dasjenige im naß-kalten England. Er selbst nannte das Land, das er liebte und dessen Eigenschaften er in seinen Werke häufig hervorhob, “my university”1 Sie ließen sich in Florenz nieder, wo sie eine Villa bewohnten. Während seines langen Aufenthalts in Italien entstand Men And Women (1855), eine Sammlung von 51 Gedichten, darunter die bekanntesten. Als seine Frau 1/61 starb, kehrte er mit seinem 1849 in Florenz geborenen Sohn Robert “Pen” nach England zurück.

1864 erschien der Band Dramatis Personae, der in Gedichten wie Caliban upon Setebos und A Death In The Desert verstärkt zeitkritische Bezüge wie etwa die Kritik an der Bibel des Higher Criticism und die Evolutionsdebatte verarbeitete. Der Band entwickelte sich zu Brownings erstem kommerziellen Erfolg. Von 1868 bis 1869 erschien das lange Blankvers-Gedicht The Ring and the Book, das Brownings endgültigen Durchbruch bedeutete und heute unter die Werke des britischen Kanons gezählt wird. Auch der wirtschaftliche Erfolg des Buch war gut, das Browning von da an als freier Schriftsteller ohne materielle Sorgen leben konnte. Ab 1878 reiste er immer wieder nach Italien.

Im Jahre 1887 erschien Brownings Hauptwerk seiner späteren Jahre, Parleyings with Certain People of Importance in Their Day (Dt. Gespräche mit in ihrer Zeit bedeutenden Personen) - in denen er mit eigenen Worten Stimme Dialoge mit längst vergessenen Personen der literarischen, künstlerischen und philosophischen Geschichte führt.

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1  An dem Haus in der Via Bocca di Leone Nr 41 in Rom, in dem Browning gewohnt hatte, kann man auf einer Gedenktafel lesen, daß er seine Liebe zu Italien so ausdrückte: "Aprendo il mio cuore vi trovereste inciso Italia" ( Wenn ihr mein Herz öffnen würdet, würdet ihr eingraviert finden Italien).

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London, Westminster, Poets’ Corner

Hinweis: Das obige Bild zeigt nicht die Grabstätte Robert Brownings, sondern im Zentrum ein Shakespeare- Denkmal.

Sir Francis Osbert Sacheverell Sitwell  (seit 1956)

 

 

Englischer Schriftsteller; Sohn von Sir George Sitwell, 4. Baronet of Renishaw Hall und dessen Gemahlin Ida; Bruder der Dichter Sacheverell und Edith Sitwell; besuchte das Eton College und nahm während des Ersten Weltkrieges im Rang eines Hauptmanns u.a. bei Ypern am Grabenkrieg teil, was ihn sehr prägte .und ihm nach dem Ende des Krieges veranlaßte, als Pazifist, wenn auch erfolglos, um einen Sitz im Unterhaus zu kandidieren. In den 1920er Jahren war er gemeinsam mit seinen Geschwistern Zentrum eines avantgardistischen kulturellen Zirkels.

Sitwell schrieb satirische Gedichte, Essays, Kurzgeschichten und gesellschaftskritische Romane sowie Autobiografisches. Am bekanntesten ist sein 5-bändiges Werk Left Hand! Right Hand! (1944-50, dt. Linke Hand rechte Hand), eine nostalgische Darstellung des Lebens während der Regierung König Eduards VII..

Werke u.a.: Laughter in the Next Room (1949), Tales My Father Taught Me (1962), Pound Wise (1963).

Von links nach rechts: Osbert (ganz rechts), Schwester Edith, Vater Sir George, Mutter Lady Ida, Bruder Sacheverell und Osbert (pinxit John Singer Sargent, 1900, Ausschnitt)

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Bild: Elisa Rolle (04/2016) Wikipedia.en
Bild: Elisa Rolle (04/2016) Wikipedia.en

Florenz, Cimitero Evangelico degli Allori

Hans Bethge

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Deutscher Dichter; studierte neuere Sprachen und Philosophie in Halle (Saale), Erlangen und Genf und arbeitete nach seiner Promotion zwei Jahre in Spanien als Lehrer. 1901 ließ er sich als freier Schriftsteller in Berlin nieder. Bethge publizierte mehrere Gedichtbände (hauptsächlich Liebes- und Naturlyrik), Tagebücher, Reiseberichte, Erzählungen, Essays und Dramen. Er war erfolgreicher Herausgeber moderner deutscher und fremdsprachiger Lyrik. Einen Namen machte er sich vor allem durch seine Nachdichtungen klassischer orientalischer Lyrik; so erreichte sein erster Band mit dem Titel Die chinesische Flöte eine Gesamtauflage von fast 100.000 Exemplaren. Gustav Mahlers Lied von der Erde basiert auf sieben Gedichten aus der Chinesischen Flöte. Bethges frische, musikalisch-rhythmische Sprache. seine Lyrik inspirierte mehr als 180 Komponisten zu Vertonungen, darunter Richard StraussArnold Schönberg, Anton von Webern, Hanns Eisler, Gottfried von Einem und Ernst Krenek.Heinrich. Vogeler versah drei seiner Werke mit Buchschmuck; .Wilhelm portraitierte ihn mehrfach.

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Bilder: Matthias Bauer (12/2009)

Kirchheim unter Teck, Alter Friedhof

Schriftsteller XCVII

Omnibus salutem!