Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij [russ. Фёдор Михайлович Достоевский]

1863     1872   1879

Russischer Schriftsteller; Sohn eines Militärarztes: begann nach dem Tode seiner Mutter im Alter von 17 Jahren an der Militäringenieurschule in Sankt Petersburg zu studieren, wurde ab 1843 im Kriegsministerium als technischer Zeichner beschäftigt, gab diese Arbeit jedoch auf, um nach 1844 als freier Schriftsteller zu leben, und begann seinen ersten Roman Бедные люди (1846, dt. Arme Leute). Als der Kritiker Belinskij den Roman als Werk eines Genies lobte, war Dostojewskij schlagartig berühmt. Als Mitglied des geheimen Zirkels um M.W. Petraschewskij, in dem u.a. der utopische Sozialismus diskutiert wurde, wurde Dostojewskij mit anderen Mitgliedern 1848 wegen angeblich staatsfeindlicher Aktivitäten verhaftet, auf der Peter-und-Paul-Festung inhaftiert und 1849 zum Tode verurteilt. Erst auf dem Richtplatz - angesichts des Erschießungkommandos - wurde die Strafe in vier Jahren Verbannung mit Zwangsarbeit und anschließenden Militärdienst geändert1. Mitte Februar 1854 wurde er der Festung Omsk entlassen und als Soldat des 7. Grenzbataillons nach Semipalatinsk abkommandiert. 1860 veröffentlichte er die Записки из мертвого дома (dt. Aufzeichnungen aus einem Totenhaus), die seine Leidenszeit beschreiben. Bei Dostojewskij, der bereits während seiner Kindheit unter epileptischen Anfällen litt, wurde zu dieser Zeit die Krankheit offiziell registriert. Trotz seiner Beförderung zum Offizier (1856) reichte er 1857 seine Entlassungsgesuch aus der Armee aufgrund der schwerer epileptischer Anfälle ein und ersuchte um eine Aufenthaltsgenehmigung für Moskau. Am 6.2. des selben Jahres heiratete er Maria Dimitrijewna Issajewa (†14.4.1864). 1859 schließlich erfolgte die Entlassung aus der Armee in Semipalatinsk. Auch nach seiner Entlassung und Rückkehr nach Sankt Petersburg stand er stets unter geheimpolizeilicher Beobachtung. Gemeinsam mit seinem Bruder Michajl (*1820, †1864) gab Dostojewskij die Zeitschriften Время (Wremja, 1861-63) und Эпоха (Epocha, 1864-65) heraus, die jedoch wegen Geldmangels eingestellt werden mußten 1862 unternahm er erstmals Reisen ins Ausland, u.a. nach Berlin, Paris, Genf, Florenz, Wien und London, wo er die Weltausstellung besuchte. 1863 erfolgte eine zweite Auslandsreise nach Frankreich, Italien und Deutschland, wo er Baden-Baden, Bad Homburg und Wiesbaden besuchte und der Spielsucht verfiel. Beim Spiel in der Wiesbadener Spielbank rAnna Snitkinauinierte er sich (er verlor dreitausend Goldrubel, und im Hotel Victoria wurde ihm nur noch ein Glas Tee serviert). Als er erfuhr, daß er von seinem Verleger nur dann wieder Geld bekäme, wenn er einen neuen Roman abliefere, schrieb er in Wiesbaden innerhalb von nur 26 Tagen den Roman Игрок (1866. dt. Der Spieler), in dem er die bitteren Erfahrungen seiner dritten Auslandsreise verarbeitete. Hier verfaßte er auch Teile seines RomansПреступление и наказание (1866, dt. Schuld und Sühne), die Geschichte des Studenten Raskolnikow, der seine raffgierige Hauswirtin erschlägt und sich über Schuldgefühle erhaben glaubt. Die beiden bedeutenden Romane erschienen 1866. Wieder zurück in Sankt Petersburg heiratete er 1867, drei Jahre nach dem Tode seiner ersten Frau Maria, die Stenographistin Anna Grigorjewna Snitkina, die die Mutter seiner Tochter Sofija wurde2. Noch im selben Jahr floh er ins Ausland, um seinen Gläubigern zu entkommen, die die hohen Schulden eintreiben wollten, die durch den Zusammenbruch der von ihm und seinem Bruder geführten Zeitschrift entstanden waren. Zugleich kam es mit Turgenjew, den er 1845 kennengelernt hatte, zu einem andauernden Zerwürfnis, weil dieser ihm eine erbetene Summe Geldes nicht in vollem Umfange zur Verfügung gestellt hatte. Er kritisierte aber auch dessen Haltung einer größeren Hinwendung zum Westen. Im Jahr des Todes seiner Tochter (1868) verspielte er alles im Casino von Saxons-les-Bains, so daß ihn die Schulden erneut zwangen, nach Italien zu fliehen. Im selben Jahr erschien sein Roman Идиот (dt. Der Idiot), die Geschichte des Fürsten Myschkin, der, wie er selbst, unter Epilepsie leidet und aufgrund seiner Güte, Ehrlichkeit und Tugendhaftigkeit in der St. Petersburger Gesellschaft scheitert. 1869 besuchte er nochmals Prag und Dresden, wo er sich längere Zeit aufhielt. In diesem Jahr wurden seine zweite Tochter Ljubow geboren, die in der dortigen Russisch-Orthodoxen Kirche getauft wurde. Erst 1871 kehrte Dostojewskij wieder nach Rußland zurück, wo 1871 sein Sohn Fjodor und 1875 sein zweiter Sohn Aljoscha geboren wurde. Dort verfaßte er den Roman Подросток (1876. dt. Der Jüngling), und vollendete den Roman Братья Карамазовы (1879/80, dt. Die Brüder Karamasow), den er bereits in den 1860er Jahren begonnen hatte.

Dostojewskij ist ein Vertreter des Realismus innerhalb der russischen Literatur. Mit seiner für die damalige Zeit neuartigen tiefenpsychologischen Erzählweise und der philosophischen Komplexität seines Romanwerkes wird er zu den bedeutendsten Autoren des 19. Jahrhunderts gezählt.

Werke u.a.: Белые ночи (1848, dt. Weiße Nächte), Бесы (1872, dt. Die Dämonen), Сон смешного человека (1877, dt. Traum eines lächerlichen Menschen)

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1 Dostojewskij schilderte die Situation in einem Brief an seinen Bruder: Man las uns das Todesurteil vor, ließ uns das Kreuz küssen und zerbrach über unseren Köpfen den Degen. Dann stellte man drei von uns vor dem Pfahl auf, um das Urteil zu vollstrecken. Ich war der sechste in der Reihe. So war ich in der zweiten Gruppe und hatte nicht mehr als nur eine Minute zu leben.

2 1861, noch während seiner Ehe mit Maria hatte er die 18 Jahre jüngere Polina Suslowa Polina suslowa(*1839, †1918) kennengelernt, die seine Bekanntschaft gesucht hatte und seine Geliebte wurde. Die Beziehung war von großen Emotionen gekennzeichnet, unter denen v.a. Dostojewskij sehr litt. Polina war manipulativ, sehr eifersüchtig und forderte ständig die Trennung von seiner Frau. Als diese 1865 starb und Dostojewskij Polina bat, seine Frau zu werden, lehnte sie ab. 

 

 

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Bild: April Dawkins (11/2004)

Charles Pierre Baudelaire

1855                               1863 Photo lks. Nadar

Französischer Dichter und Kunstkritiker; verlebte eine unglückliche Kindheit und Jugend, da er früh seinen Vater, einen Verwaltungsbeamten, verlor und von seinem Stiefvater, dem sittenstrengen General Jacques Aupick, der seine Mutter 1828 geheiratet hatte, sehr streng erzogen wurde, entwickelte er sich zu einem schwierigen Kind. Statt das ungeliebte Jurastudium zu beenden, verließ er die Familie und tauchte 1838 in der Pariser Bohème unter. Von seinem Stiefvater nach Kalkutta ”verbannt”, verließ er bereits bei Mauritius das Schiff und forderte nach seiner Rückkehr sein väterliches Erbe, das er 1842 erhielt. Das Geld, das Jeanne Duvaihm ein ausschweifendes Leben ermöglichte und das er u.a für für den Erwerb von Opium und Haschisch in großen Mengen, für seine Vorliebe für Kokotten und mit seiner Geliebten, der Schauspielerin Jeanne Duval, durchbrachte, war bereits 1844 ausgegeben. 1844 wurde er auf Veranlassung seines Stiefvaters unter Vormundschaft gestellt so daß er nicht mehr frei über sein Vermögen verfügen konnte, Die hohe Verschuldung zwang den zeitweise unter schweren Depressionen mit schweren melancholischen Zuständen leidenden Baudelaire, seinen Lebensunterhalt durch journalistische Arbeit zu bestreiten. In den Jahren 1845 bzw. 1846 erschienen seine kunsttheoretisch bedeutenden Abhandlungen Les Salons, mit denen er bekannt wurde und die die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Werke u.a. Honoré Daumiers, Édouard Manets und Eugène Delacroix’ lenkte, und durch seine Übersetzung der Werke Edgar Allan Poes, denen er - ebenso wie den Schriften E.T.A. Hoffmanns - wichtige Anregungen verdankte. 1848 begeisterte er sich für die Revolution und beteiligte sich am Juni-Aufstand, zog sich jedoch ernüchtert zurück, als die Reaktionäre an Macht gewannen, und konzentrierte sich wieder auf seine literarische Arbeit. 1857 erschien sein epochales Hauptwerk, der Gedichtzyklus Les Fleurs du mal (dt. Die Blumen des Bösen). Wegen dieses Werkes wurde er wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses angeklagt, wurde nicht nur zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt, sondern mußte auch sechs als besonders unmoralisch eingestufte Gedichte zurückziehen. Von 1864 bis 1866 lebte er in Belgien. Nach einem Schlaganfall kehrte er zerrüttet nach Paris zurück, wo ihn seine Mutter pflegte. Seine letzten Jahre waren von Krankheit (Paralyse) gekennzeichnet; sowohl die Krankheit als auch die Ausschweifungen haben seine Intelligenz allerdings wenig beeinträchtigt.

Werke u.a.: Théophile Gautier (1859), Les Paradis artificiels - opium et haschisch (1860, dt. Die künstlichen Paradiese), R. Wagner et Tannhauser à Paris (1861).

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Bild: Big G. Robb (08/2008)

Dumfries, Friedhof St Michael's Church

Biulder: Erin Czarra (11/2005)

Hinweis: Baudelaire wurde im Grab seines ungeliebten Stiefvaters Jacques Aupick beigesetzt.

Paris, Cimetière du Montparnasse

Nikolaj Wassiljewitsch Gogol [russ. Николай Васильевич Гоголь]

1840        1840        1841       1846

Russischer Schriftsteller; der Sohn eines ukrainischen Gutsbesitzers bewarb sich nach dem Schulabschluß 1828 vergeblich um eine Anstellung an der St. Petersburger Universität. Erst ein Jahr später, nach der Rückkehr von einer Reise durch Norddeutschland und dem fruchtlosen Versuch, in der Theaterwelt Fuß zu fassen, wurde er in den Staatsdienst aufgenommen, gab diese Stellung jedoch bereits 1831 zugunsten einer Betätigung als Geschichtslehrer an einer Mädchenprivatschule wieder auf. Durch seine Bekanntschaft mit Alexander Puschkin, den er in Sankt Petersburg kennengelernt hatte, wurde ihm der Weg in die russische Literatur eröffnet. Gogol, der spätere Autor satirisch-grotesker, teils phantastischer Dramen, Erzählungen und Romanen, begann zu schreiben und hatte bereits mit seiner volkstümlichen ukrainischen Erzählungen (Die Abende auf dem Vorwerke bei Dikanka) einen Überraschungserfolg. 1834 wurde Gogol Adjunktprofessor am Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte an der Universität Sankt Petersburg. 1835 erschien eine Sammlung von Dorfgeschichten, Mirgorod, gefolgt von Rewisor (1835, dt. Der Revisor), Nos (1836, dt. Die Nase), Mertwije duschi (1842. dt. Die toten Seelen (1842), Schinel (1842, dt. Der Mantel). In einer Schaffenskrise und geplagt von Psychosen, begab er sich, auf Reisen durch Deutschland und Länder West- und Südeuropas 1848 auf eine Wallfahrt nach Palästina, wo er unter den Einfluß eines Priesters geriet, der seine Werke als verderbt ansah, so daß Gogol in einem Anfall religiösen Wahns das Manuskript des zweiten Teils der Toten Seelen verbrannte. Zeit seines Lebens hatte Gogol Angst, lebendig begraben zu werden. Die Öffnung des Sarges im Jahre 1931 scheint zu bestätigen, daß dies tatsächlich geschah.

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Bilder: Martina Schulz (2004)

Hermann Hesse

1905 no_copyright                 1927no_copyright

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Missionars; Hesse, der in der Enge und dem Rigorismus des schwäbischen Pietismus aufwuchs, besuchte zunächst die Lateinschule in Göppingen und 1891 legte er das "Landexamen" ab, dann 1891 das evangelisch-theologische Seminar in Maulbronn, wo er als “rebellische“ Charakter galt, und aus dem er nach wenigen Monaten entwich, einen Tag später aber aufgegriffen wurde. Im Juni 1892 unternahm der 14-Jährige in Bad Boll ein Suizidversuch, der nur scheiterte, weil die Pistole versagte. Der 15-Jährige wurde 1892 in eine Nervenheilanstalt in Stetten im Remstal (heute zu Kernen im Remstal) eingewiesen, in der man ihm Gartenarbeiten zuwies und zum hilfsweisen Unterrichten geistig behinderter Kinder einsetzte. Konsequenz aus diesem traumatischen Erleben war der Bruch mit den Eltern. Ende 1892 konnte er das Gymnasium in Cannstatt besuchen, an dem er 1893 dort zwar das Einjährigen-Examen bestand, die Schule dann aber abbrach. Danach nahm er in Esslingen eine Buchhändlerlehre an, die er jedoch bereits nach nur drei Tagen wieder abbrach. Nach einer 14-monatigen Mechaniklehre in einer Turmuhrenfabrik in Calw im Frühjahr 1894, nahm er im Oktober 1895 eine Lehrstelle in einer Tübinger Buchhandlung an. In dieser Zeit entstanden erste literarische Arbeiten. Von 1899 bis 1903 arbeitete Hesse als Buchhändler und Antiquar in Basel. Ab 1904 lebte er als freier Schriftsteller und Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und erlebte seinen literarischen Durchbruch mit dem zivilisationskritischen Entwicklungsroman Peter Camenzind. 1911 reiste er nach Indien und besuchte gemeinsam mit seinem Freund, dem Maler Hans Sturzenegger, für vier Monate Ceylon, Singapur und Sumatra. 1912 zog er in die Schweiz, lebte zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später dann in der Nähe von Bern. Schließlich zog er in das in der Nähe von Lugano gelegene Montagnola. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 meldete Hesse sich als Freiwilliger bei der deutschen Botschaft, wurde jedoch als kriegsuntauglich eingestuft und von der Botschaft damit beauftragt, Bücher für deutsche Kriegsgefangene zu sammeln und zu versenden; in dieser Zeit war er auch als Mitherausgeber der Deutschen Interniertenzeitung (1916/17) und Herausgeber des Sonntagsboten für die deutschen Kriegsgefangenen (1916–1919) tätig. Der Verlauf des Krieges brachte Hesse mehr und mehr in Konflikt mit dem deutschen Nationalismus, und er entwickelte sich zunehmend zu einem engagierten Pazifisten. Er begann sich mit Psychoanalyse zu beschäftigen, nachdem er Bekanntschaft mit der von Carl Gustav Jung entwickelten Archetypenlehre gemacht hatte. 1923 erwarb er die Schweizer Staatsbürgerschaft. In diesem Jahr ließ er sich auch von seiner ersten Frau, der Basler Photographin Maria Bernoulli, die er 1904 geheiratet hatte, scheiden; aus dieser Verbindung gingen drei Söhne hervor. Nach der Scheidung lebte er alleine, bis er 1924 schließlich Ruth Wenger, die Tochter der Schweizer Schriftstellerin Lisa Wenger und Tante von Meret Oppenheim, ehelichte; diese Ehe hatte jedoch nur bis 1927 Bestand. 1926 wurde Hermann Hesse in die Preußische Akademie der Künste gewählt, trat aus Protest gegen den Nationalsozialismus 1930 aus der Preußischen Akademie wieder aus. 1931 heiratete er in dritter Ehe die Kunsthistorikerin Ninon Dolbin. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er hauptsächlich an seinem Werk Das Glasperlenspiel. (1946), zu dem er Vorarbeiten seit 1931 führte. Seit längerer Zeit an Leukämie erkrankt, verstarb Hermann Hesse im Schlaf an einem Gehirnschlag.

Erfahrungen aus seiner schwierigen Schulzeit und Priesterseminar fanden Eingang in seine ersten Romane; seine Werke enthalten zunehmend von der fernöstlichen Philosophie beeinflußte Züge. Hesses Werke wurden sozusagen zur Pflichtlektüre der Flower-Power-Generation. der gegenkulturellen Jugendbewegung derhessebuch1919 1960er Jahre. 1946 wurde er von der Stadt Frankfurt am Main mit dem Goethe-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet, im selben Jahr wurde ihm der Literaturnobelpreis verliehen, 1955 der Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Hesses Demian, (Augabe von 1919, erschienen unter seinem Pseudonym Emil Sinclair)

 

 

Werke u.a.: Peter Camenzind (1904), Unterm Rad (1906), Demian (1919), Siddharta (1922), Der Steppenwolf (1927), Eine Bibliothek der Weltliteratur (1929), Narziß und Goldmund (1930).

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Sankt Petersburg, Tichwiner Friedhof am Alexandr Newskij Prospekt

Bild: KN (11.09.2001)

Moskau, Friedhof am Neujungfrauen Kloster

Henrik Ibsen

          

Norwegischer Dramatiker; der Sohn eines tyrannischen Vaters, der Kaufmann war, verließ mit sechzehn sein Elternhaus und wurde Lehrling und Assistent in einer Apotheke (1844-50). Seine gesamte Freizeit verbrachte er mit Lesen, und er malte und schrieb Gedichte. Von 1851 bis 1857 war er mit Unterbrechungen Intendant und Bühnenschriftsteller am Nationaltheater in Bergen und schrieb in dieser Zeit ohne Erfolg Stücke, so daß er gezwungen war, in bitterer Armut zu leben, bis das Theater 1856 sein Stück Das Fest auf Solhaug aufführte. In diesem Jahr lernte er auch Suzannah Thoresen kennen, die 1858 seine Frau wurde. Von 1857 bis 1862 war er Direktor des Theaters in Kristiania (Oslo), wo er seine ersten Theaterstücke schrieb; 1863 war er Konsulent am Kristiana-Theater, lebte danach bis 1891 in Rom, Dresden und München, bevor er 1891 nach Norwegen zurückkehrte. Ibsen gilt als Begründer des modernen Gesellschaftsdramas.

Werke u.a.: Peer Gynt (1876), Die Stützen der Gesellschaft (1877), Nora oder Ein Puppenheim (1879), Hedda Gabler (1891), Baumeister Solness, (1892), Wenn die Toten erwachen (1900).

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Collina d’Oro OT Gentilino b. Lugano (Kt. Tessin), Friedhof  San Abbondio

Carl Theodor Körner

Deutscher Schriftsteller; ”Dichter der Freiheitskriege”; Sohn des Oberappellationsgerichtsrats Christian Gottfried Körner, ein Freund und Förderer Friedrich von Schillers, der eine Zeit lang bei der Familie Körner gewohnt hatte, war. Er begann nach dem Besuch der Kreuzschule in Dresden 1808 ein Studium an der Bergakademie Freiberg, wechselte jedoch noch im Sommer des gleichen Jahres nach Leipzig, wo er Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaft studierte. Einer drohenden Verweisung von der Universität wegen eines verbotenen Duells entzog er sich, indem er nach Berlin ging, wo er Vorlesungen bei Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schleiermacher und Barthold Georg Niebuhr hörte. Er hatte auch Verbindungen zu Wilhelm von Humboldt, Friedrich von Schlegel, dessen Frau Dorothea und Adam Heinrich von Müller. 1810 veröffentlichte er eine erste Sammlung von Natur- und Liebesgedichten. 1811 verließ Körner Berlin, um sein Geschichtsstudium in Wien fortzusetzen, wo er sich dann aber mehr seinen schriftstellerischen Interessen zuwandte. Im Sommer 1812 schrieb Körner das Drama Zriny (1813), das den heldenhaften Freiheitskampf der Ungarn gegen die türkischen Eroberer beinhaltet - von Körner bewußt in Parallele gesetzt zur französischen Fremdherrschaft. 1812, im selben Jahr, in dem er sich mit der Schauspielerin Antonie Adamberger, Tochter eines Hofsängers, verlobte und für die er mehrere Gedichte verfaßte, erhielt er den Titel und die Stellung eines k.u.k. Hoftheaterdichters; aber bereits im März des Folgejahres kündigte er diese Stelle, um dem Aufruf Preußens zu folgen, den Kampf gegen Napoléon in den Napoleonischen Kriegen aufzunehmen. Noch im März 1813 trat Körner in Lützows Freikorps in Breslau ein, das sich dort formierte; am 26. August 1813 fiel er als Leutnant bei Gadebusch (Mecklenburg), als die Einheit in ein Schärmützel mit einem feindlichen Transport geriet.

mit seiner Verlobten

 

 

                 Abschied vom Leben

        Die Wunde brennt - die bleichen Lippen beben
        ich fühl’s an meinem matten Herzens Schlage.
        hier steh ich an den Marken meiner Tage -
        Gott, wir du willst! Dir hab ich mich ergeben.-
        Viel gold’ne Bilder sah ich um mich schweben;
        das schöne Traumbild wird zur Totenklage.-
        Mut! Mut! Was ich so treu im Herzen trage
        das muß ja doch ewig in mir leben!-
        Und was ich hier als Heiligtum erkannte,
        wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
        ob ich’s nun Freiheit, ob ich’s Libe nannte:
        Als schlichte Seraphe sah ich’s vor mir stehn;
        und wie die Sinne langsam mir vergehen
        trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen..

                   Lützows wilde Jagd

Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? Hör’s näher und näher brausen.
Es ziehen sich herunter in düsteren Reih’n, und gellende Hörner schallen darein,
und erfüllen die Seelen mit Grausen.
Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt, das ist Lützows wilde verwegene Jagd.

Was zieht dort rasch durch finsteren Wald, und streift von Bergen zu Bergen?
Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt; das Hurrah jauchzt,
und die Büchse knallt, es fallen die fränkischen Schergen.
Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt, das ist Lützows wilde verwegene Jagd.

Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein, der Wütherich geborgen sich meinte;
da naht es schnell mit Gewitterschein, und wirf sich mit rüst’gen Armen hinein
und springen ans Ufer der Feinde.
Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt, das ist Lützows wilde verwegene Jagd

Was braust dort im Thale die laute Schlacht, was schlagen die Schwerter zusammen?.
Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht,
und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht, und lohdert in blutigen Flammen
Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt, das ist Lützows wilde verwegene Jagd.

Was scheidet röchelnd vom Sonnenlicht, unter winselnden Feinden gebette?.
Es zuckt der Tod auf dem Angesicht, doch die wackeren Herzen erzittern nicht
das Vaterland ist ja gerettet!
Und wenn ihr die schwazen Gefalllenen fragt, das ist Lützows wilde verwegene Jagd.

Die wilde Jagd, und die deutsche Jagd, Auf Henkersblut und Tyrannen! -
Drum die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt;
das Land ist ja frei, und der Morgen tagt,
Wenn wir’s auch nur sterbend gewannen!
Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt: das ist Lützows wilde verwegene Jagd.

Werke u.a.: Knospen (1810), Die Braut (1811), Der Nachtwächter (1812), Sühne (1812), Zriny (1813), Zwölf freie deutsche Gedichte (1813), Leyer und Schwerdt (posthum 1814).

 

Im Lager bei Gadebusch kurz vor dem Kampf.

   

Körner auf dem Sterbebett im Kreise seiner Kameraden.

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Bilder: Meinhard Siegel (2009)

Oslo, Var Frehsers Gravlund

Bilder: KN (09/2001)

Wöbbelin, Friedhof

Gedenkstein an der Stelle des Gefechts in der  Nähe von Lützow (im Wald)

Ursprünglicher Gedenkstein

Hinweis: Gogol wurde zunächst im Danilow Kloster beigesetzt. Als 1931 das Kloster, wie andere kirchliche Einrichtungen auch, auf Veranlassung der Kommunisten zerstört werden sollte, wurden seine sterblichen Überreste auf den Neujungfrauenfriedhof überführt. Bei der Exhumierung fand man Gogol auf dem Bauch liegend, was zu der Spekulation führte, er sei lebendig begraben worden. Ein Stein, der sich auf Gogols ursprünglichem Grab befand, wurde als Grabstein für das Grab Michail Bulgakows, der ein Bewunderer Gogols war, und dessen Grab sich nur wenige Meter von dem Gogols entfernt befindet, verwendet.

Robert Burns

Schottischer Schriftsteller; war das älteste von insgesamt sieben Kindern eines Bauern und mußte in seiner Jugend, die er in beklemmender Armut verbrachte, in der elterlichen Landwirtschaft mitarbeiten. Dennoch erlangte er eine nicht geringe Bildung: In einer von seinem Vater und Nachbarn eingerichteten Schule erhielt er Unterricht u.a. in Mathematik, Latein und Französisch. Er bildete sich jedoch auch selbst weiter. Mit 15 Jahren schrieb er seine ersten Gedichte. 1781 wurde Mitglied der Freimaurer in St David's Lodge (Tarbolton), eine Mitgliedschaft, die ihm zugleich eine gewisse soziale Sicherheit brachte. Nach dem Tode seines Vaters (1784) zog die Familie auf die Mossgiel Farm in der Nähe von Mauchline, die sich aber als nicht profitabel herausstellte. Allerdings gehören die Jahre 1784 und 1785 zu Burns fruchtbarsten; in ihnen verfaßte er solch bekannte Gedichte wie: Holy Willie's Prayer, To A Mouse, The Jolly Beggars und The Holy Fair. Als jedoch seine Absicht, Jean Armour, die schwanger war, zu heiraten, am Widerstand ihres Vaters scheiterte, zog er in Erwägung, nach Jamaika auszuwandern. Zur Finanzierung dieses Vorhaben riet ihm ein Anwalt, einige seiner Gedichte zu veröffentlichen. Der Erfolg war so groß, daß die im Juli 1786 erschienenen Poems, Chiefly in the Scottish Dialect, die mit 612 Exemplaren aufgelegt waren, innerhalb eines Monat ausverkauft waren (die 2. Auflage umfaßte bereits 3.000 Exemplare). Burns gab seinen Plan auszuwandern auf. Nach einem Aufenthalt in Edinburgh, wo man ihn feierte, bereiste er das schottische Hochland und das Land bis hin zur Grenze zu England, um Lieder und Gedichte zu sammeln, die später in A Select Collection of Original Scottish Airs (1793) einflossen. Burns, der seine letzten Jahre in Dumfriesshire verbrachte, starb bereits im Alter von nur 37 Jahren aufgrund einer in seiner Kindheit und Jugend zugezogenen Herzschwäche.

Werke u.a.: The Cotter’s Saturday Night, Hallowe’en, To a Daisy, Tam O' Shanter.

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Dieter Noll

 

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Apothekers und einer “Halbjüdin”, so daß die Familie im “Dritten Reich” Schikanen ausgesetzt war. Noll besuchte die Oberschule, wurde 1944 als Flakhelfer eingezogen, war ab Ende 1944 Soldat der Wehrmacht und geriet gegen Kriegsende in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung holte er in Chemnitz das Abitur nach. und begann 1948 ein Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Jena. Anschließend lebte Noll, der seit 1946 Mitglied der Kommunisten Partei Deutschland (KPD) war, in Berlin und war als Redakteur der von Bodo Uhse herausgegebenen Zeitschrift Aufbau und Mitarbeiter des Neuen Deutschlands, der 1946 gegründeten Parteizeitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Seit 1956 war er als freier Schriftsteller tätig. Von 1964 bis 1967 war er Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin. Im Mai 1979 unterzeichnete er einen offenen Brief an Erich Honecker, in dem die Schriftsteller Stefan Heym, Joachim Seyppel und Rolf Schneider als “kaputte Typen“ bezeichnet wurden, die angeblich aus Geltungssucht mit dem “Klassenfeind” gemeinsame Sache machten, und der zum Ausschluß von neun Autoren aus dem DDR-Schriftstellerverband im Juni 1979 beitrug.

In den frühen 1950er Jahren verfaßte Noll vor allem Reportagen über die Aufbauphase der DDR. Als sein Hauptwerk gilt der zweibändige Roman Die Abenteuer des Werner Holt aus den frühen 1960er Jahren, der bis zu seinem Tod über zwei Millionen Mal verkauft wurde. Das Werk behandelt die Entwicklung eines jungen Wehrmachtssoldaten zum Befürworter des Sozialismus. Der erste Band war in der DDR Schullektüre und wurde 1964 von Joachim Kunert mit Klaus-Peter Thiele in der Hauptrolle verfilmt. Als der Film 1966 in die Kinos der Bundesrepublik und West-Berlins kam, war er auch dort ein großer Erfolg.

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Bilder: Dirk Gebauer (02/2018)

Königs Wusterhausen OT Wernsdorf (Ldkrs. Dahme-Spreewald, Brandenburg), Friedhof

Paul Fleming

 

Deutscher Liederdichter; Sohn des Stadtpastors von Hartenstein, Abraham Fleming, der ihn zuerst unterrichtet, bevor er zunächst die Schule in Mittweida besuchte und danach als 14-Jähriger von Johann Hermann Schein in die Leipziger Thomasschule aufgenommen wurde. 1628 immatrikulierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, wo er sein Studium 1633 mit dem Magistergrad abschloß. Sein Studienkamerad Georg Gloger (1603–31) war es, der Fleming auf das Buch von der Deutschen Poeterey von Martin Opitz hinwies, der fürderhin zu seinem Vorbild wurde. 1631 wurde Paul Flemming, der ein bedeutender Barocklyriker war, schrieb Lieder von ungezwungener Frische, gefühlsbetonte Liebesdichtung sowie lateinische Gedichte in lateinischer Sprache. schrieb, zum Poeta laureatus gekrönt 

1633 begleitete er in seiner Eigenschaft als Arzt eine Gesandtschaft des Herzogs Friedrich von Holstein-Gottorp nach Rußland, wo sie Anfang August 1634 Moskau erreichte. Während ein Teil der Gesandtschaft im April 1635 nach Gottorp zurückkehrte, reiste Fleming mit dem Rest in das Baltikum, wo sie in Reval (heute Tallinn) verweilte. Noch im selben Jahr brach er mit der Gesandtschaft des Herzogs von Gottorf unter Leitung von Adam Olearius und Otto Brüggemann nach Persien. auf, wo sie 1637 Isfahan erreichten und dort bis 1639 verweilten. 1640 erwarb Paul Flemming an der Universität Leiden die medizinische Doktorwürde und beabsichtigte, nach Reval zu gehen, um sich dort als Arzt niederzulassen. Als er dorthin aufbrach, starb er im Alter von nur 30 Jahren in Hamburg an den Folgen einer Lungenentzündung.

Fleming hatte bereits auf seiner Rückreise aus Rußland in Reval die drei Töchter der Kaufmannsfamilie Niehusen kennengelernt. 1639 verlobte sich Fleming mit Anna Niehusen, der jüngeren Schwester Elsabes, nachdem Elsabe 1637 einen anderen geheiratet hatte. In seinem Gedicht an Elsabe Niehusen Ein getreues Hertze wissen betonte er den Wert der Treue für die menschliche Selbstbehauptung.

Werke u.a.: Teutsche Poemata (1642)

Inschrift: In allen meinen Taten lass ich den Höchsten raten, der alles kann und hat; er muss zu allen Dingen, solls anders wohl gelingen, mir selber geben Rat und Tat.

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Bilder: Parsifal von Pallandt (10/2019)

Hamburg, Hauptkirche Sankt Katharinen

Hinweis: Anstelle seines im Zweiten Weltkrieg durch die Einwirkungen von Bombenangriffen durch die Royal Air Force zerstörten Grabsteins befindet sich seit 1959 eine Gedenktafel im Chorrundgang.

Peter Härtling

 

Deutscher Schriftsteller und Journalist; verbrachte seine Kindheit zunächst in Hartmannsdorf bei Chemnitz, wo sein Vater eine Rechtsanwaltskanzlei unterhielt, bis seine Eltern während des Zweiten Weltkrieges, um sich der Verfolgung durch die Nazis zu entziehen, nach Olmütz in Nordmähren (heute Olomouc Tschechien) zogen, bevor sie von dort vor der heranrückenden Roten Armee nach Zwettl-Niederösterreich flohen, dann weiter nach Wien und dann nach Nürtingen. Dort nahm sich seine Mutter, die von russischen Soldaten vergewaltigt worden war, im Oktober 1946 mittels Schlaftabletten das Leben im Beisein ihrer Kinder; allein zurück blieben der 12-Jährige mit seiner Schwester; beide wuchsen wuchsen mit seiner Schwester bei Verwandten auf - der Vater war 1945 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft gestorben. In Nürtigen besuchte Härtling das Max-Planck-Gymnasium und wurde Volontär bei der Nürtinger Zeitung und arbeitete zunächst als Journalist, bevor er 1967 Cheflektor beim S. Fischer Verlag in Frankfurt.

Peter Härtling veröffentlichte eine Vielzahl von Romanen und Erzählungen, aber auch Kinderbücher. 1973 schrieb er mit Das war Hirbel ein Kinderbuch über Inklusion. 1976 machte er mit der Romanbiographie Friedrich Hölderlin von sich reden; weitere Romane über Künstler folgten: Franz Schubert, Rpbert Schumann, Wolfgang Amadeus Mozart, E.T.A. Hoffmann, Fanny Hensel, zuletzt über Guiseppe Verdi.

Werke u.a.: Janek. Porträt einer Erinnerung (1966), Ein Abend eine Nacht ein Morgen. Eine Geschichte (1971), Eine Frau (1974), Theo haut ab (1977), Die dreifache Maria (1982), Briefe an die Kinder (1986), Der Wanderer (1988), Leben lernen (2003), Tage mit Echo. Zwei Erzählungen (2013), Der Gedankenspieler.(2018).

Auszeichnungen u.a.: Deutscher Jugendliteraturpreis, Hölderlin-Ring, Hessischer Kulturpreis.

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Bilder: Günter Bihn (10/2020)

Mörfelden-Walldorf OT Walldorf (Krs. Groß-Gerau), Friedhof Walldorf

Schriftsteller IX

Omnibus salutem!