Johannes Bobrowski

 

 

Deutscher Lyriker, Erzähler und Essayist; besuchte in Königsberg das humanistische Gymnasium, wo einer seiner Lehrer Ernst Wiechert war, studierte anschließend Kunstgeschichte in Berlin. Er hatte als Angehöriger der Bekennenden Kirche Kontakt zur Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Gefreiter in einem Nachrichtenregiment und nahm 1939 am Polenfeklzug, 1940 am Westfeldzug und 1941 am Einmarsch in die Sowjetunion und den Kämpfen in Kaunas (Litauen, seit 1940 von der Roten Armee besetzt), Porchow (Oblast Pskow), Nowgorod und am Ilmensee (Oblast Nowgorod), wo seit Anfang 1942 etwa 100.000 deutsche Soldaten fast ein Jahr lang von der Roten Armee eingeschlossen waren, teil.

Nach seiner Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft, die er von 1945 bis 1949 erduldete und in der er u.a. im Kohlebergbau im Don-Gebiet arbeiten mußte, arbeitete er als Lektor in Berlin, zunächst für den Altberliner Verlag und ab 1959 für den Union Verlag. In seinen Werke gelang ihm eine Verbindung der deutschen, slawischen und jüdischen Kultur, die sich in Osteuropa in einzigartiger Weise begegneten. 1964 wurde er Mitglied des PEN-Clubs. Seit 1992 wird aus Mitteln der Stiftung Preußische Seehandlung die Johannes-Bobrowski-Medaille verliehen.

Werke u.a.: Sarmatische Zeit (1961), Schattenland, Ströme (1962), Levins Mühle (1964), Litauische Claviere (herausgegeben 1966).

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Christian August Vulpius

                                          

Deutscher Schriftsteller; das älteste Kind des vormals fürstlich-sächsischen Amtskopisten Johann Friedrich Vulpius und seiner Ehefrau Margarethe, née Riehl, Bruder der Christiane Vulpius und damit Schwager Goethes; studierte Jura zunächst in Jena, dann an der Universität von Erlangen. Schon während des Studiums veröffentlichte er erste Werke. Auf Goethes Fürsprache hin stellte ihn im Herbst 1789 der Leipziger Buchhändler Georg Joachim Göschen als Sekretär ein. Später arbeitete er am Theater in Weimar als Librettist und Theatersekretär, 1797 erhielt Vulpius eine feste Anstellung als Registrator der Bibliothek in Weimar und wurde 1800 zum Bibliothekssekretär befördert. 1801 heiratete er Helene Deahna, die ihm zwei Söhne schenkte; 1805 wurde er zum ordentlichen Bibliothekar befördert und erhielt zusätzlich das Amt eines Münzinspektor. Der Titel Großherzoglicher RaBild: Thoams Haas (12/2012)t wurde ihm 1816 verliehen, und im gleichen Jahr wählte man ihn zum Ritter des weißen Falkenordens. Krankheitshalber ließ er sich 1824 in den Ruhestand versetzen. Vulpius schrieb Bühnenstücke, phantastische Räuber- und Schauerromane. Populär blieb nur die Geschichte des Räubers Rinaldo Rinaldini (3 Bde., 1797), mit dem er den Zeitgeschmack traf.

Geburtsthaus von Christian Vulpius und seiner Schwester Christiane, spätere Gemahlin Goethes.

 

 

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Johannes Daniel Falk

ca 1800        

Deutscher Schriftsteller und Pädagoge; besuchte gegen den ausdrücklichen Willen seines Vaters, eines Perückenmachers, das Gymnasium. Unterstützt durch ein Stipendium des Danziger Senates begann er in Halle (Saale) ein Studium der Theologie, führte dieses jedoch nicht zu Ende, sondern ging nach Weimar, wo er als Publizist arbeitete.

Die Erkenntnisse aus den sozialen Auswirkungen der Napoleonischen Kriege führten 1813 zur Gründung der Gesellschaft der Freunde in der Not, die sich u.a. für die durch die Kriege heimat- und elternlos gewordenen Jungen einsetzte und schließlich zur Erziehungsanstalt für gefährdete Kinder. Für diese Kinder schrieb er zu Weihnachten 1816 den Text für das Weihnachtslied O du fröhliche... Falk war ein häufiger Gast Goethes (Goethe aus näherm persönlichem Umgange dargestellt, 1832).

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Berlin-Treptow-Köpenick, OT Friedrichshagen, Ev. Friedhof

Albrecht Goes

 

 

Deutscher Schriftsteller und Pfarrer (ev.); studierte ab 1926 Germanistik und Geschichte, Theologie in Tübingen und ab 1928 in Berlin. 1930 wurde er Pfarrer ordiniert und war 1931 Stadtvikar in Stuttgart. Im Zweiten Weltkrieg zunächst als Funker eingesetzt, war er ab 1942 als Geistlicher im Lazaretten und Gefängnissen im Osten tätig. Nach dem Krieg war er zunächst wieder als Geistlicher tätig, quittierte jedoch 1953 den Pfarrdienst und arbeitete seit 1953 als freier Schriftsteller; knüpfte als Lyriker an die Tradition seiner schwäbischen Heimat (Eduard Mörike) an; verfaßte u.a. Laienspiele, Biographien und Predigten.

Werke u.a.: Noch und schon. 12 Überlegungen, 1983), Unruhige Nacht (1950).

Auszeichnungen u.a.: Ehrendoktorwürde der Evangelisch Theologischen Universität Mainz (1974), Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (1977), Literaturpreis der Stadt Stuttgart (1994).

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Weimar, Alter Friedhof

Thaddäus Troll eigentl. Hans Bayer

 

 

Deutscher Schriftsteller; der einer Familien von Seifensiedern entstammende Hans Bayer studierte nach dem Abitur (1932) und einem kurzen Volontariat an die Cannstatter Zeitung in Tübingen, München, Halle und Leipzig Kunstgeschichte, Germanistik, vergleichende Literaturwissenschaft sowie Theater- und Zeitungswissenschaft. Während des Zweiten Weltkrieges war er Soldat und geriet in englische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Journalist, gründete dann zusammen mit Werner Finck in Stuttgart die satirische Zeitschrift Das Wespennest. Von 1947 bis 1951 schrieb er Artikel für das Hamburger Nachrichtenmagazin Spiegel. Bereits in dieser Zeit (ab 1948) arbeitete er als freier Schriftsteller und legte sich das Pseudonym zu, unter dem er bekannt wurde. Er starb durch Selbsttötung.

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Weimar, Alter Friedhof

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Stuttgart, Pragfriedhof

Leonhard Frank

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Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines Schreinergesellen wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf; nach einer Mechanikerlehre und einer kurzen Tätigkeit als Famulus in einem Labor am Juliusspital seiner Heimatstadt, studierte er ab 1908 Malerei an der Akademie der bildenden Künste in München. Trotz eines Stipendium war er gezwungen, neben dem Studium diversen Aushilfstätigkeiten nachzugehen. Ab 1910 lebte er in Berlin, wo er seine erste Frau, die Wienerin Lisa Erdelyi, kennenlernte. Neben seiner Arbeit als Maler und Graphiker arbeitete er schriftstellerisch. Ersten Erfolg brachte ihm 1914 sein Roman Die Räuberbande, für den er den Fontane-Preis erhielt. Wegen eines tätlichen Angriffs auf einen ”Jubel”-Journalisten (dieser hatte die Torpedierung des britischen Passagierdampfers Lusitania durch ein deutsches U-Boot als “größte Heldentat der Menschheitsgeschichte” bezeichnet) und des damit drohenden Haftbefehls flüchtete der Kriegsgegner, Sozialist und Pazifist 1915 in die Schweiz. Von dort kamen seine unter dem Titel Der Mensch ist gut zusammengefaßten Antikriegsnovellen heimlich nach Deutschland, wo die SPD sie auf Zeitungspapier drucken ließen und an die Soldaten an der Front sandte. In Deutschland konnten sie erst 1919 offiziell auf den Markt kommen. 1920 kehrte Frank nach Berlin zurück; dort lebte er, bis er im März 1933 unmittelbar nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten Deutschland erneut verließ. Seine Bücher wurden verbrannt, und 1934 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Zunächst ging er in die Schweiz, dann über London nach Paris, und wurde bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges interniert. Es gelang ihm jedoch die Flucht, konnte sich so einer evtl. Auslieferung an die Nazis entziehen und 1940 in die Vereinigten Staaten gelangen, wo er - wenig erfolgreich - als Drehbuchautor bei Warner Brothers in Hollywood arbeitete. 1950 kehrte er aus New York, wohin er 1945 gezogen war, wieder nach Deutschland zurück. Leonhard Franks Lebenserinnerungen, Links, wo das Herz ist (1952), wurden auch verfilmt.

Werke u.a.: Die Ursache (1917), Der Bürger (1924), Das Ochsenfurter Männerquartett (1927), Von drei Millionen drei (1932).

Auszeichnungen u.a.: Kleist-Preis (1920), Silberne Medaille der Stadt Würzburg (1952), Kulturpreis der Stadt Nürnberg (1953), Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1957), Nationalpreis I. Klasse der DDR (1955), Tolstoi-Medaille der UdSSR (1960).

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Stuttgart, Steigfriedhof

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München, Nordfriedhof

Henning Mankell

 

 

Schwedischer Schriftsteller und Theaterregisseur; Sohn eines Juristen; Enkel des Komponisten Henning Mankell (*1868, †1930); begann in Skara ein Schauspielstudium und wurde 1966 als 17-Jähriger Regieassistent am Riksteater in Stockholm.

Sein Kriminalroman Mördare utan ansikte (dt. Mörder ohne Gesicht), der 1991 in Schweden (in Deutschland erst 1998) erschien, machte Mankell über Nacht zum Erfolgsautor in Schweden und, nachdem der Roman auch im Ausland erschienen war, zum international gefeierten Schriftsteller. Auslöser zum Schreiben des Romans war die Veränderung in der schwedischen Gesellschaft, die er feststellte, nachdem er nach dreijährigem Aufenthalt in Afrika in die Heimat zurückgekehrt war. In dem Roman geht es um sich häufende Übergriffe auf Asylanten. Auch in seinen weiteren Werken verband Mankell die spannenden Kriminalgeschichten um den Kommissar Kurt Wallander, der im südschwedischen Ystad Morde klärt, mit deutlicher Sozialkritik an der gesellschaftlichen und sozialen Entwicklung in Schweden. Seine Bücher - in 20 Sprachen übersetzt - wurden millionenfach verkauft, und über die Hälfte der Wallander-Fälle wurden bereits verfilmt. Neben den Wallander-Krimis verfaßte er auch andere Romane, die sich aber immer auch mit der Situation der Gesellschaft beschäftigen. Mankell - früh schon von sozialer Ungerechtigkeit berührt - engagierte sich gegen Armut und Analphabetismus in Afrika, das zu seiner zweiten Heimat - er lebte dort in Mosambik - wurde, und solidarisierte sich als überzeugter Sozialist mit der Sache der Palästinenser. 2010 war er einer der Begleiter eines aus sechs mit für den Gaza-Streifen bestimmten Hilfsgütern beladenen Schiffen bestehenden Konvois, der von der israelitische Marine am 31. Mai gestoppt wurde. Bei dem Ship-to-Gaza-Zwischenfall starben zahlreiche Menschen.

Verheiratet war Henning Mankell bis zu seinem Tode mit Eva Bergman (*1959), einer Tochter des Filmregisseurs Ingmar Bergman.

Werke u.a.: Der Chronist der Winde (1995), Kennedys Hirn (2005), Der Chinese (2008), Treibsand - was es heißt, ein Mensch zu sein (2015).

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Göteborg, Örgryte gamla kyrkogård

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Bilder: Peter Steller (09/2016)

Hans-Jürgen Nierentz

 

 

Deutscher Schriftsteller und Fernsehintendant; Sohn eines Lehrers; wurde bereits 1930 Mitglied der NSDAP. Er war zunächst in der Redaktion der Berliner NSDAP-Zeitung Der Angriff tätig, bevor er zur Funk-Stunde Berlin, die die Nazis gerade in Reichssender Berlin umgetauft hatten, wechselte, an dem er 1934 Leiter der Abteilung Kunst und Weltanschauung wurde. Als Nachfolger von Willi Krause, der als Schriftsteller unter dem Namen Peter Hagen bekannt war, übte er von 1936 bis 1937 das Amt des Reichsfilmdramaturgen aus. Nach der Gründung des Berliner Fernsehsenders Paul Nipkow, der zunächst von Curt Boese geleitet worden war, wurde Nierentz am 22.4.1937 dessen erster Intendant. Er stockte das Personal des bis dahin unbedeutenden Senders auf und förderte die Produktion von Fernsehspielen, für die er auch selbst Vorlagen schrieb. Überschattet war seine Amtszeit von Spannungen mit seinem direkten Vorgesetzten, dem Reichsintendanten des Deutschen Rundfunks Heinrich Glasmeier. Ab Mitte 1939 arbeitete er für das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.

 

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Bilder: Ulrich Farwick (08/2016)

Düsseldorf Nordfriedhof

Anna Matilda Charlotta Branting  née Jäderin

     

Schwedische Schriftstellerin und Journalistin; Tochter des Stockholmer Polizeikommissar Erik Jäderin; Schwester des Mitbegründers der liberal-konservativen Tageszeitung Svenska Dagbladet. (SvD) Axel Jäderin; .war nach Beendigung der Schule von 1884 bis 1885 für die ZeitschriftTiden und später von 1886 bis 1892 und 1913 bis 1917 als Theaterrezensentin für die sozialdemokratische Tageszeitung Social-Demokraten, bei der sie unter dem Pseudonym René schrieb, tätig; zwischenzeitlich arbeitete sie auch von 1892 bis 1909 für die Tageszeitung Stockholmstidningen . Als Schriftstellerin verfaßte sie tragische Romane und Novellen, die als durchgehendes Thema Treue in der Ehe, das Bedürfnis der Frauen nach Arbeit und Unterhalt und Ehekonflikte zum Inhalt hatten. Bereits 1893 war ihr Buch Lena, en bok om fruntimmer (dt. Lena, ein Buch über Frauenzimmer) erschienen. In ihrem Roman Roman Staden (1901) portraitierte sie die Schriftsteller und Freunde Axel Wallengren und Emil Kléen, die in den 1890er Jahren oft Gäste im Hause der Brantings waren.

Verheiratet war Anna Branting in zweiter Ehe seit 1884 mit dem Politiker Hjalmar Branting.

Auszeichnungen u.a.: Ritter der Ehrenlegion (1922)

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Bilder: Hedning (06/2007) Wikipedia.org

Stockhom, Friedhof der Adolf-Fredrik-Kirche

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Gerhard Tersteegen  eigentl. Gerrit ter Steegen

 

Deutscher Dichter und evangelischer Mystiker; einem von reformierter Frömmigkeit geprägtem Elternhaus entstammend; verlor seinen Vater bereits im Alter von sechs Jahren. Er besuchte die Lateinschule von Moers, konnte trotz seiner großen Begabung - u.a. beherrschte er sechs Sprachen - wegen seiner Armut nicht studieren. Daher ging er bei seinem Schwager in Mülheim ab 1713 in die Lehre. 1719 verließ er seinen Schwager, gab den erlernten Beruf auf und lebte zurückgezogen das Leben eines Eremiten, arbeitete allerdings als Bandweber in Heimarbeit, so daß er viel Zeit hatte, seine Bücher zu studieren, wodurch er später über eine breite geistesgeschichtliche Bildung verfügte.

Tersteegen wirkte am Niederrhein als Prediger, Seelsorger, Schriftsteller und Mystiker und vertrat als vom Pietismus geprägter reformierter Christ eine von quietistischer Geisteshaltung getragene Mystik. Er verfaßte zahlreiche geistliche Dichtungen und Lieder. Im Jahre 1729 veröffentlichte er unter dem Titel Geistliches Blumengärtlein inniger Seelen Lieder, die zum Teil noch heute Gemeingut in evangelischen Gemeinden sind; eines seiner bekanntesten Lieder ist Ich bete an die Macht der Liebe (das Lied wird heute noch anläßlich des “Großen Zapfenstreichs” bei der Bndeswehr gespielt).

Werke u.a.: Auserlesene Lebens-Beschreibungen heiliger Seelen... (3 Bde, 1733-53; Sammlung von Biographen katholischer Mystiker).

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Bild:  Ruesterstaude (05/2006) Wikipedia.de
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Mülheim an der Ruhr, Im Volkspark Witthausbusch

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Hinweis: Es handelt sich um ein Denkmal. Die Grabstätte ist verschollen.

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Schriftsteller LIX

Omnibus salutem!