Justinus Andreas Christian Kerner
Deutscher Arzt und Dichter; der Sohn eines Regierungsrates war nach dem Tod seines Vaters gezwungen, eine Lehre in einer Tuchfabrik zu beginnen. Auf Botengängen kam er an einer Nervenklinik vorbei und hörte die Schreie der Insassen. Dieses Erlebnis ließ in ihm den Wunsch wachsen, den Menschen zu helfen. Er studierte ab 1804 Medizin in Tübingen und erhielt 1810 die Approbationsurkunde als Arzt und eine Anstellung als Badearzt in Wildbad. 1812 wurde er Amtsarzt in Welzheim. Jetzt konnte er auch Friederike née Ehmann heiraten (1813) - eine Ehe war aus finanziellen Gründen zuvor nicht möglich. 1819 wurde Kerner zum Oberamtsarzt in Weinsberg berufen. Hier nahm er 1827 Friederike Hauffe in sein Haus auf, die er schon 1807 kennengelernt und gepflegt hatte (ihre Lebensgeschichte ging in seinen Roman Die Seherin von Prevorst [2 Bde., 1829] ein). Das zunächst kärgliche Leben änderte sich erst als Kerner 1819 zum Oberamtsarzt in Weinsberg berufen wurde. Gleichzeitig wurde er mehr und mehr auch als Schriftsteller bekannt. Es bildete sich ein Freundeskreis u.a. mit Ludwig Uhland und Gustav Schwab, die er schon in Ludwigsburg kennengelernt hatte. Kerner wurde ein wichtiger Vertreter der spätromantischen schwäbischen Dichterschule. Seine Neigung zur Melancholie wandelte sich in schleichenden Trübsinn und nahm ihm allmählich auch seine physische Kraft, als seine Frau (*1786) nach einer Grippe am 18.4.1854 starb. Das Leben bis zu seinem Tode war mehr und mehr gekennzeichnet von einer Neigung zum Mystischen und Okkulten. Kerner war ein wichtiger Vertreter der spätromantischen schwäbischen Dichterschule.
Österreichischer Schriftsteller und Sprachphilosoph; der Sohn eines Webereibesitzers entschloß sich nach einem abgebrochenem Jurastudium, freier Schriftsteller zu werden. Zunächst arbeitete er als Kulturkritiker und übernahm 1895 die Redaktion des Berliner Tageblatt. 1905 zog er nach Freiburg und von dort 1909 nach Meersburg, wo er private Studien betrieb. Bekannt wurde er als Autor literarischer Parodien und als Satiriker; er schrieb Gesellschafts- und auch historische und philosophische Romane. Als Philosoph vertrat er eine agnostische, nominalistische Position, die das Vermögen der Sprache als Mittel der Wirklichkeitserkenntnis infrage stellt.
Werke u.a.: Der neue Ahasver (1882), Schmock (1888), Nach berühmten Mustern (2 Tle., 1889), Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande, Beiträge zur Kritik der Sprache.
Inschrift: Vom Menschsein erlöst.
Französischer Schriftsteller österreichischer Herkunft; der Sohn eines Rabbiners wuchs in chassidischer Tradition in Galizien und in Wien auf, wohin die Familie 1916 vor den Kriegswirren in der Heimat geflohen war. In Wien studierte er dann Psychologie und wurde Schüler und später Mitarbeiter von Alfred Adler, bis es 1932 zum Bruch kam. 1927 wurde er Dozent für Individualpsychologie und Soziologie in Berlin; 1932 erfolgte der Beitritt zur KPD, deren Mitglied er blieb, bis er 1937 in Paris aus der Partei austrat. Nachdem er 1933 unmittelbar nach der Machtergreifung in Schutzhaft genommen und wieder entlassen worden war, emigrierte Sperber über Österreich und Jugoslawien nach Frankreich und diente 1939 als Kriegsfreiwilliger in der französischen Armee. Als die französische Armee 1940 geschlagen war, floh er in die Schweiz und kehrte erst nach Kriegsende wieder nach Paris zurück. Er arbeitete in Verlagen und war zeitweise als Hochschullehrer tätig. Sein bekanntestes Werk ist die (auto)biographisch-politische Romantrilogie Wie eine Träne im Ozean (1961). Er publizierte psychologische Schriften und eine Reihe von Essays, in denen er sich u.a. mit der jüdischen Identität auseinandersetzte.
Werke u.a.: Die Wasserträger Gottes (1974), Die vergebliche Warnung (1975), Bis man mir Scherben auf die Augen legt (1977).
Auszeichnungen u.a.: Georg-Büchner-Preis (1975), Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (1983).
Weinsberg, Alter Friedhof
Deutscher Journalist und Schriftsteller; der Sohn eines Beamten aus Oberschlesien begann 1907 als Hilfsschreiber bei der Justiz und wurde 1910 zum Grundbuchamt versetzt. Im Jahre 1916 wurde er bereits als 17-Jähriger zum Kriegsdienst eingezogen. Als er 1911 eine Theaterkritik bei der Wochenzeitschrift Das freie Volk einreichte, wurde sie sofort gedruckt. Fortan war er regelmäßiger Mitarbeiter. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges arbeitete aus den Kriegserfahrung heraus als entschiedener Pazifist für die Deutsche Friedensgesellschaft. 1926 wurde er von Siegfried Jacobsohn, der die Zeitschrift Die Weltbühne begründet hatte, engagiert und war deren Chefredakteur von 1927 bis 1933. Als er - quasi als Vorläufer des investigativen Journalismus - die geheime Aufrüstung der Reichswehr, die gegen den Versailler Vertrag verstieß, aufdeckte, wurde er 1931 wegen Landesverrats und Verrats militärischer Geheimnisse zu Gefängnis verurteilt, wurde jedoch im November 1932 vorzeitig amnestiert, allerdings nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er am 6.4.1933 in das neu errichtete Konzentrationslager Sonnenburg bei Küstrin verschleppt und dort . ebenso wie die anderen Häftlinge schwer mißhandelt. Im Frühjahr des Folgejahres wurde Ossietzky mit weiteren bekannten Häftlingen von Sonnenburg in das KZ Esterwegen im nördlichen Emsland und schließlich im Mai 1936 in das Berliner Staatskrankenhaus der Polizei verlegt,wo eine schwere offene Lungentuberkulose fortgeschrittenen Zustands diagnostiziert wurde. Als er 1936 den Friedensnobelpreis für 1935 erhielt (die Nachricht erhielt er im Krankenhaus), durfte er ihn nicht annehmen. Das Angebot des damaligen NS
-Ministerpräsidenten Hermann Görings, er sei ein freier Mann, wenn er die Annahme des Preises verweigere, lehnte er ab (das Preisgeld in Höhe von ca. 10.000 Reichsmark wurde von dem Rechtsanwalt Kurt Wannow unterschlagen). Carl von Ossietzky starb an den Folgen der Lagerhaft.
Meersburg, Friedhof
Deutscher Schriftsteller; der Sohn eines ostpreußischen Bierbrauers brach die Realschule zunächst ab, durchlief eine Apothekerlehre, um dann 1875 das Realgymnasium in Tilsit zu absolvieren. In Berlin und Königsberg studierte er Geschichte und Philosophie und arbeitete zur Finanzierung des Studiums als Hauslehrer. Von 1881 bis 1882 war er Chefredakteur der liberalen Zeitung Das deutsche Reichsblatt in Berlin, bevor er als sich als freier Schriftsteller niederließ. Seine größten Erfolge hatte er als Dramatiker mit gesellschaftskritischen Schauspielen: Die Ehre (1889) und Heimat (1893). Um die Jahrhundertwende wandte er sich vom Naturalismus ab und dem Symbolismus bzw. Impressionismus zu. In seinen späten Werken, den der ostpreußischen Heimat verbundenen Romanen und Erzählungen, bemühte er sich um eine realistische Darstellung des Lebens auf dem Lande. Seine Erzählung Die Reise nach Tilsit wurde 1927 von Friedrich Wilhelm Murnau in den Vereinigten Staaten verfilmt.
Werke u.a.: Frau Sorge (1887), Litauische Geschichten (1917).
Paris, Cimetière du Montparnasse
Deutscher Jugendschriftsteller und Lehrer; publizierte erfolgreich zahlreiche Kinderbücher. Nachdem er 1922 zu schreiben begonnen hatte, erschien 1930 sein erstes Buch Auf Leben und Tod im deutschen Walde. Insgesamt wurden 5 Millionen Exemplare verkauft. Bis 1933 hatte er viele Tiererzählungen im Radio vorgelesen; dies wurde ihm jedoch ab 1934 untersagt, da er seine Bücher nicht in den Dienst der nationalsozialistischen Kinder- und Jugenderziehung stellen wollte.
Berlin, Halensee-Grunewald
Berlin, IV. Städt. Friedhof a.d. Buchholzerstr.
Berlin-Dahlem, Städtischer Waldfriedhof
Deutscher Schriftsteller, Essayist und Kritiker; Sohn eines Gerichtsvollziehers; wuchs in Rüstringen und ab 1933 in Papenburg auf. Als Soldat der deutschen Wehrmacht verlor er während des Zweiten Weltkrieges 1941 im Rußlandfeldzug seinen linken Arm. Nach dem Ende des Krieges studierte er in Dresden, Leipzig und Hamburg Architektur, Germanistik und Kunstgeschichte, bevor er als Lektor in Hamburg tätig war und ab 1959 als Nachfolger von Alfred Andersch die Redaktion "Radio-Essay" beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart leitete. Ab 1981 lebte er als freier Schriftsteller in Borsfleth. Er war unter anderem Mitglied der Gruppe 47, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, der Freien Akademie der Künste in Hamburg sowie der Akademie der Künste in Berlin. Bekannt wurde Heißenbüttel, der bereits im Alter von 15 Jahren mit dem Schreiben begonnen hatte, als Vertreter der "Konkreten Poesie".
Auszeichnungen u.a.: Georg-Büchner-Preis (1969), Bundesverdienstkreuz (1979), Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur (1990).
Borsfleth (Krs. Steinburg), Auf dem eigenem Anwesen
Quelle: BOCKBLOG
Rumänischer Schriftsteller und Diplomat; Sohn eines Priesters der orthodoxen Kirche; er besuchte die Schule in Chișinău und studierte ab 1936 Philosophie und Theologie an der Universität Bukarest und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Während der Diktatur von Ion Antonescu war er Botschaftssekretär im rumänischen Außenministerium und Presse-Attaché der rumänischen Botschaft in Kroatien. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden er und seine Frau von US-amerikanischen Truppen, die ihm seine Tätigkeit vorwarfen, interniert. Schließlich ging er 1948 nach Frankreich; dort lebte er bis zu seinem Tod in Paris. Am 235.1963 wurde er nach dem erfolgreichen Abschluß theologischer Studien in Heidelberg als orthodoxer Priester an der rumänischen Erzengelgemeinde in Paris ordiniert.
Berühmt wurde Gheorghiu durch seinen Roman Ora 25, der 1949 erschien und in Frankreich 1958 unter dem Titel La Vingt-cinquième Heure (dt. 25 Uhr) in die Buchhandlungen kam. Im Jahr 1967 wurde der Roman von Henri Verneuil mit Anthony Quinn in der Rolle des Bauern Iohann Moritz, und Serge Reggiani in der der Sohn des Priesters Koruga Traian, verfilmt.
Werke u.a.: La Seconde Chance (1952), L'Homme qui voyagea seul (1954), Le Peuple des immortels (1955), Les Sacrifiés du Danube (1957), La Vie du patriarche Athénagoras (1969), L'Espionne (1973).
Paris, Cimetière de Passy
pinxit John Riley)
Englischer Lyriker; einer wohlhabenden Familie entstammend; studierte an der Universität Cambridge; wurde bereits im Alter von 16 Jahren Mitglied des Parlaments und gehörte diesem mit Unterbrechungen bis 1679 an. Während der Regentschaft König Karls I. war er zunächst Anhänger der Parlamentarier., beteiligte sich jedoch im Frühjahr 1643 an einer Verschwörung der Royalisten gegen das Parlament, bekannt als "Wallers Plot“. Nach dem mißglückten Putsch wurden er und seine Freunde am 30. Mai verhaftet. Nachdem er seine Beteiligung gestanden und seiner ursprünglichen Absicht abgeschworen hatte, wurde sein Leben zwar verschont, aber er wurde in den Tower von London geworfen. Nach einer Zahlung von 10.000 £ wurde er wieder entlassen, jedoch im November 1643 aus dem Königreich verbannt. Seine Mitverschwörer hatten weniger Glück: Sie wurden am 5. Juli hingerichtet. 1645 wurden seine Gedichte erstmals in London veröffentlicht. 1646 reiste Waller gemeinsam mit dem Autor und Tagebuchschriftsteller John Evelyn in die Schweiz und nach Italien. Später bildete er in Paris einen Treffpunkt für englische Royalisten. 1651 wurde ihm die Rückkehr nach England erlaubt; bis zu Restauration lebte er zurückgezogen in Beaconsfield. 1655 veröffentlichte Waller A Panegyric to my Lord Protector, eine Lobeshymne auf Oliver Cromwell und wurde wenig später zum Kommissar für den Handel ernannt. 1760 veröffentlichte er eine Hymne auch auf Karl II. unter dem Titel To the King, upon his Majesty's Happy Return (dt. Dem König aus Anlaß seiner glücklichen Rückkunft).
Die eingängige Sprache und die meisterhafte Form seiner Dichtung ernteten seitens der Dichter John Dryden und Alexander Pope große Anerkennung. Waller gilt heute als wichtiger Mittler zwischen Renaissance und Klassizismus.
Beaconsfield (Buckinghamshire), St Mary and All Saints Churchyard
Bild: The nobel Foundation
Schwedischer Schriftsteller und Dichter; jüngster von sieben Söhnen eines Bahnwärters; wuchs in einem pietistischen Umfeld auf, was sich später in seinen Werke niederschlug. Von 1910 bis 1912 studierte er Kunstgeschichte und Literatur an der Universität Uppsala und ging im Folgejahr nach Paris, wo er Kunstgeschichte studierte und Bekanntschaft mit den kubistischen Gemälde Picassos machte und mit dem Expressionismus in Berührung kam. Außerdem verbrachte er eine längere Zeit in Dänemark und Italien. In jener Zeit verfaßte er einige Artikel für die schwedische Tageszeitung Politiken, die sich mit der sozialistischen Thematik befaßten. 1912 debütierte er mit seinem Roman Människor (dt. Männer). Während des Ersten Weltkrieges hielt er sich in Kopenhagen auf. Dort verfaßte er u.a. den Gedichtband Ångest (dt. Angst) und schrieb erste Theaterstücke. Lagerkvist, der als Expressionist begann, vertrat in der Folgezeit einen illusionslosen und kritischen Humanismus. Schon im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten schrieb Lagerkvist den Roman Bödeln (1933, dt. Der Henker), ein Werk, das das nationalsozialistische Hetzblatt Der Stürmer veranlaßte, Lagenkvist als “Judenknecht” zu bezeichnen und das zu jenen Büchern gehörte, die die Nazis 1933 bei der Bücherverbrennung dem Feuer übergaben. Als sein wichtigstes Werk gilt der 1944 erschienene Roman Dvärgen (1944, dt. Der Zwerg). Lagerkvists Spätwerk besteht im Wesentlichen aus religiösen Themen. 1951 erhielt er für seinen Roman Barabbas (1950) den Nobelpreis für Literatur; der Roman, der in zehn Sprachen übersetzt wurde, wurde 1953 und erneut in Italien mit Antony Quinn in der Hauptrolle 1961 verfilmt. Außerdem verfaßte er Gedichte, und Dramen.
Pär Lagerkvist, der einen großen Einfluß auf die moderne schwedische Dichtung ausübte, wurde 1940 Mitglied der Schwedischen Akademie, 1941 wurde er zum Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Göteborg ernannt.
Werke u.a.: Gäst hos verkligheten (1925, dt. Gast bei der Wirklichkeit, Autobiographie). Sibyllan (1956, dt. Die Sibylle), Ahasverus död (1960, dt. Der Tod Ahasvers), Det heliga landet (1964, dt. Das heilige Land), Mariamne (1967, dt. Marianne).
Lidingö (Provinz Stockholms län), Kyrkogård
Nordhümmling OT Esterwegen (Ldkrs. Emsland), Begräbnisplatz
Omnibus salutem!