Bild: Stasa16 (06/2009) wikipedia.ru

Andrej Bely eigentl. Boris Nikolajewitsch Bugajew, russ. Андрей Белый

Russischer Schriftsteller; Sohn eines Mathematikers; studierte von 1899 bis 1903 an der naturwissenschaftlichen Abteilung der physikalisch-mathematischen Fakultät der Moskauer Universität und begann anschließend ein Studium an der historisch-philologischen Fakultät, das er jedoch nach einem Jahr abbrach und sich - beeinflußt u.a. von Wladimir Solowjow, Arthur Schopenhauer, dem Buddhismus und Friedrich Nietzsche - der Literatur zuwandte.

Mystiker und Symbolist, schrieb Gedichte und Romane sowie Biographisches.

Werke u.a.: Die silberne Taube (1909), Petersburg (1913/14), Ich, ein Symbolist (entstanden 1928). 

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Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Herbert Eulenberg

1930 Bild: Eulenberg (wikipedia.de) cc_somerightsreserved

Deutscher Schriftsteller; Sohn des Besitzers einer Maschinenfabrik; studierte Rechtswissenschaft in Berlin, München, Leipzig und an der Universität Bonn, an der er 1900 promovierte. Während der anschließenden Referendarzeit in Opladen und Köln hatte er das Trauerspiel Leidenschaft verfaßt, auf das der Theaterleiter Ferdinand Bonn (*1861, †1933) aufmerksam wurde und ihn als Dramaturg an das von ihm in Berlin gegründete Berliner Theater verpflichtete. Durch Bonn ergab sich dann auch der erste Kontakt zu der Schauspielerin Louise Dumont. Eulenberg gab seinen erlernten Beruf auf, um als Dramaturg und freier Schriftsteller zu arbeiten; 1905 folgte er Louise Dumont und Gustav Lindemann (*1872, †1960) nach Düsseldorf an das von ihnen dort gegründete neue Schauspielhaus; dort war er bis 1909 als Dramaturg tätig. 1913 erschien mit Belinde sein erfolgreichstes Drama, für das er mit dem Volks-Schillerpreis ausgezeichnet wurde. Eulenberg gehörte nach diesem Erfolg in den 1920er Jahren zu den meistaufgeführten Autoren auf deutschen Bühnen. Nach der “Machtübernahme” durch die Nationalsozialisten wurden die Dramen Eulenbergs, der den Nazis als Pazifist verdächtig war, jedoch verboten, und seine Werke durften weder gedruckt noch verkauft werden. Aber er veröffentlichte unter verschiedenen Pseudonymen Artikel in der Tageszeitung Der Mittag. Einer Verhaftung entging er nur aufgrund seiner Popularität und der Tatsache, daß er mit zahlreichen Persönlichkeiten der damaligen Zeit Umgang hatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er Mitarbeiter der Zeitschriften Aufbau und Die Weltbühne.

Eulenberg schrieb mit romantischer Phantasie historische Dramen, v.a. aber biografische Skizzen bedeutender Menschen (Schattenbilder, 1910 ff).

 

PEN-Tagung in Hamburg (Bundesarchiv)

(v.l.n.r.sitzend): Ernst Penzoldt, Hans Henny Jahnn, Erich Kästner, Hermann Kasack, Herbert Eulenberg, Axel Eggebrecht, Herbert Friedmann, Dolf Sternberger. (Stehend): Rudolf Schneider-Schelde.

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Bild: Eulenberg (02/2010) wikipedia.de
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Düsseldorf-Kaiserswerth, Haus Freiheit

Bilder: Dieter Georg (04/2011)

Valentin Senger

 

Deutscher Schriftsteller russisch-jüdischer Herkunft; kam mit seinen Eltern aus dem damals zaristischen Rußland, wo beide revolutionär aktiv waren, nach Deutschland, wo sie Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) wurden und auch Valentin und seine Geschwister in den Jugendorganisationen der KPD aktiv waren. Während der nationalsozialisten Herrschaft überlebten er und seine Angehörigen im Untergrund in seiner Geburtsstadt. Ab den 1950er Jahren bis zu seiner Pensionierung arbeitete er beim Hessischen Rundfunk (hr) als Reporter für Hörfunk und Fernsehen und war als Leiter der Fernseh-Wirtschaftsredaktion tätig, sowie Redakteur bei der Sozialistischen Volkszeitung (SVZ) bis zu deren Verbot im Jahre 1956. Da Senger sich auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der KPD und für die Ziele des Kommunismus engagierte, wurde er - obwohl schließlich von der Partei ausgeschlossen - von den Staatsschutzorganen in der Bundesrepublik Deutschland überwacht. 1981 erlangte er schließlich nach langem Bemühen die deutsche Staatsbürgerschaft, und 1990 erhielt er aus der Hand des damaligen Oberbürgermeisters Volker Hauff (*1940) die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main.

Bekannt wurde Senger v.a. durch seinen Roman Kaiserhofstraße 12, in dem er die Geschichte des Überlebens der fünfköpfigen jüdischen Familie in Frankfurt am Main in der Unrechtszeit des Nationalsozialismus erzählt. Das Buch entwickelte sich zu einem Bestseller, und 1980 setzte der hr den Roman zu einem Fernsehspiel um.

Werke u.a.: Die Brücke von Kassel (1954), Am seidenen Faden (1956), Die Buchsweilers (1991), Das Frauenbad und andere jüdische Geschichten (1994), Der Heimkehrer: eine Verwunderung über die Nachkriegszeit (1995).

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Frankfurt am Main, Waldfriedhof Oberrad

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Bild: A.Savin (10/2010) wikipedia

Nikolaj Semjonowitsch Leskow [russ. Николай Семёнович Лесков]

 

Russischer Schriftsteller; Sohn eines unlängst geadelten Beamten; wurde zunächst von Privatlehren ausgebildet, später besuchte er das Gymnasium in Orel, das er jedoch ohne Abschluß verließ. Arbeitete nach dem finanziellen Ruin seiner Familie ab 1847 als Beisitzer im Orelschen Strafgericht, bevor er 1850 nach Kiew ging, wo er als Sekretär für die Rekrutierungsbehörde der Armee arbeitete. In der ukrainischen Hauptstadt wurde er durch einen Onkel, der Professor für Medizin war, gefördert. Ab 1857 war Leskow für eine englischen Handelsfirma tätig. Während dieser Zeit mußte er ausgedehnte Reise durch das russische Reich vornehmen. Die auf diesen Reisen gesammelten Erfahrungen flossen später in fiktiver Form in seine Erzählungen ein. 1860 gab er diese Tätigkeit auf, ließ seine Frau Olga Smirnowa, die er 1853 geheiratet hatte, im Stich und zog nach Sankt Petersburg, wo er als Journalist arbeitete. Zugleich begann er mit dem Schreiben von ersten Erzählungen, die zunächst in Zeitschriften erschienen. Zwischen 1862 und 1863 reiste er durch osteuropäische Länder und besuchte Frankreich. 1874 nahm Leskow eine Anstellung im Kultusministerium an, wurde jedoch 1883 entlassen, da er sich kritisch gegenüber Staat und Kirche geäußert hatte. Er wurde aber auch wegen seiner gegen die revolutionär gesinnte Intelligenz gerichtete Polemik, die besonders in seinen Romanen Ohne Ausweg (1864) und На ножах 11870, dt. Bis aufs Messer) zu Tage trat, von der Kritik angegriffen. Über Rußland hinaus bekannt wurde er aufgrund seiner Romanchronik Соборяне (1872, dt. Die Klerisei), die erste bedeutende Darstellung des Lebens der russischen Geistlichkeit. Seine Kunst zeigt sich ebenso in der Kurzform der Erzählung (z.B. Леди Макбет Мценского уезда, dt. Lady Macbeth von Mzensk, 1865, danach Oper von Dmitrij Schostakowitsch, 1934). Unter dem Einfluß Leo Tolstois wandte er sich der Volkslegende zu, die er durch Bearbeitung und eigene Schöpfungen erneuerte. Leskow gilt als Meister der kleinen Form und wirkte besonders durch seine Erzähltechnik auf die spätere russische Erzählprosa.

Ab 1865 lebte er mit Katerina Bubnowa zusammen; der gemeinsame Sohn, Andrej Leskow, schrieb später die erste Biographie des Autors.

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Sankt Petersburg, Wolkowo-Friedhof

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Waleri Jakowlewitsch Brjussow [russ. Валерий Яковлевич Брюсов]

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Russischer Schriftsteller; Sohn eines Kaufmanns; studierte von 1892 bis 1899 an der Staatsuniversität in Moskau Geschichte und übersetzte in dieser Zeit bereits Werke der französischen Symbolisten Paul Verlaine, Maurice Maeterlinck und Stéphane Mallarmé, aber auch solche von Edgar Allan Poe. Zugleich veröffentlichte er unter dem Einfluß des französischen Symbolismus erste Gedichte, v.a. aber zunächst wissenschaftliche Arbeiten zur russischen Lyrik. 1903 gab er Briefe Alexander Puschkins heraus. Von 1904 bis 1909 leitete er die Zeitschrift Весы (Wesy, dt. Die Waage), mit der er zum Mitbegründer und Exponenten des russischen Symbolismus avancierte. Er wandte sich zunehmend der Prosa zu, verfaßte historische Romane, Erzählungen und Essays. Brjussow, der auch häufig die Länder Westeuropas besuchte, blieb im Gegensatz zu den meisten der Symbolisten nach der Oktoberrevolution von 1917 in Rußland, trat 1920 der Kommunistischen Partei bei, unterstützte die bolschewistische Regierung und war in verschiedenen Positionen u.a. im Kulturministerium der Sowjetunion vor allem organisatorisch tätig. 1921 begründete er die Hochschule für Literatur und Kunst.

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Bild: Stasa16 (06/2009) wikipedia.ru

Moskau, Friedhof am Neujungfrauenkloster

Hans Werner Richter

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Fischers; nach einer 1924 begonnenen und 1927 beendeten Buchhändlerlehre in einer Swinemündener Buchhandlung arbeitete er als Buchhandelsgehilfe in Berlin. 1930 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), wurde aber bereits 1932 wegen seiner trotzkistischen Einstellung wieder ausgeschlossen. Ein Jahr später versuchte er wieder Mitglied der inzwischen illegalen KPD zu werden und eine Widerstandsgruppe gegen die NSDAP zu bilden. Um der Gefahr einer Verhaftung durch die Nazis zu entgehen, floh er gemeinsam mit seiner Freundin nach Paris; da er - anders als viele andere, privilegierte Emigranten - nicht mit entspr. finanziellen Möglichkeiten ausgestattet war, sah er sich gezwungen, nach Deutschland zurückzukehren. In Berlin arbeitete er als Buchhändler und Lektor und war zugleich im Untergrund tätig. 1940 wurde er verhaftet, jedoch, da man ihm eine illegale Tätigkeit nicht nachweisen konnte, bald wieder entlassen. 1940 wurde er zum Wehrdienst herangezogen, geriet 1943 in US-amerikanische Gefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Bereits während seiner Inhaftierung in den USA gab er ab Frühling 1945 die antifaschistische Zeitung Lagerstimme und die ersten Ausgaben der Zeitschrift Der Ruf heraus, die sich bis 1949, dem Jahr ihrer Einstellung zu einer kulturpolitischen Gazette mit dem Anspruch auf “sozialistischen Humanismus” entwickelte, an der u.a. Alfred Andersch und später auch Hildegard Brücher mitarbeiteten. Nachdem die Zeitschrift in April 1947 vorübergehend wegen prokommunistischer Tendenzen von der US-amerikanischen Besatzungsmacht verboten worden war, entstand mit Richter als spiritus rector die Gruppe 47 – ein sich halbjährlich zusammenfindender, in wechselnder Zusammensetzung treffender Kreis von Schriftstellern und Kritikern, der sich im Nachkriegsdeutschland zu einer wichtigen literarischen Instanz entwickelte und auch international Anerkennung erfuhr.

Werke u.a.: Die Geschlagenen (1949), Linus Fleck oder Der Verlust der Würde (1959), Ein Julitag (1982).

Auszeichnungen u.a.: Fontane-Preis (1951), René-Schickele-Preis (1952), Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes (1972), Großes Bundesverdienstkreuz (1979), Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1986).

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Bild: Hans-Christian Seidel (04/2011)

Heringsdorf OT Bansin (Insel Usedom), Friedhof

Bild: Hans-Christian Seidel (04/2011)

Stuttgart, Pragfriedhof

Tony Schumacher née Antonie Louise Christiane Marie Sophie von Baur-Breitenfeld

 

Deutsche Schriftstellerin; Tochter des Generals Fidel von Baur-Breitenfeld, Gouverneur von Ludwigsburg, und dessen Ehefrau Karoline Friederike, née Freiin von Kerner, die Nichte von Justinus Kerner. Erst im Alter von 40 Jahren begann sie zu schreiben. Ihr Werk umfaßt mehr als vierzig, stark pädagogisch geprägte Kinderbücher, die noch bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg hinein viel gelesen wurden. Schumacher appellierte an die Nächstenliebe, gepaart mit Pflichtgefühl und von Religiosität bestimmt.

Tony Schumacher gehört neben Isabella Braun, Thekla von Gumpert (*1810, †1897), Johanna Spyri,und Ottilie Wildermuth, Agnes Sapper (*1852, †1929) zu den renommiertesten Kinderbuchautorinnen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Werke u.a.: Eine glückliche Familie (1896), Reserl am Hofe (1998), Keine Langeweile (1899), Überall Sonnenschein (1905), Rigikinder (1909), Mein Kindheitsparadies - Erinnerungen an meine Vaterstadt (1924).

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Bild: Kay (08/2011)

Henri Troyat eigentl. Lew Aslanowitsch Tarassow [russ. Лев Асланович Тарасов]

 

Französischer Schriftsteller; kam aus einer aus Armenien stammenden Moskauer Kaufmannsfamilie. Während der Oktoberrevolution floh die Familie zunächst auf die Krim und später über Istanbul und Venedig nach Paris, wo sie sich 1920 niederließ. Nach einer Ausbildung am Lycée Pasteur studierte er Rechtswissenschaften und arbeitete als Verwaltungsangestellter des Département Seine. 1935 veröffentlichte er seinen ersten Roman, Faux-Jour, für den er mit dem Prix populiste ausgezeichnet wurde, und 1938 erhielt er für seinen Roman L'Araigne (dt. Die Giftspinne) den angesehensten Literaturpreis Frankreichs, den Prix Goncourt. Im Laufe seiner schriftstellerischen Tätigkeit veröffentlichte Troyat rund einhundert Titel. Viele seiner Romane haben Themen aus der russischen Geschichte und russische Persönlichkeiten zum Inhalt, so u.a. Dostojewskij, Puschkin (1946), Tolstoi (1965), Katharina die Große (1977), Peter den Große (1979), Tschechow (1984) und Rasputin (1996). 1959 wurde Troyat Mitglied der Académie Française.

Werke u.a.: Du Philanthrope à la Rouquine (1945, dt. Ein Geschäft mit Pilatus), La Neige en deuil (1952, dt. Der Berg der Versuchung), Amélie (1955, dt. Amelie), La Femme de David (1990, dt. Der Schwur der Horatier).

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Paris, Cimetière du Montparnasse

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Renate Axt

 

 

Deutsche Journalistin, Schriftstellerin;

 

 

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Bild: Norbert Seydinovic (11/2022)

Darmstadt, Alter Friedhof

Schriftsteller CXL

Omnibus salutem!