Schweizer Schriftsteller; zweiter Sohn eines Architekten; studierte zunächst Architektur in Zürich, übte diesen Beruf auch bis zur Auflösung seines Büros im Jahre 1955 aus. Parallel hierzu arbeitete er aber auch als Journalist, seit 1931 als freier Mitarbeiter der Neuen Zürcher Zeitung. Er unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa, Amerika und Mexiko (1951/52), und lebte anschließend in verschiedenen Städten, u.a. in Berlin, in New York und in Rom bis er sich in Berzona niederließ. Frischs Werk umfaßt Romane und Schauspiele. Sein Romanerstlings war Stiller (1954). Seine bekanntesten Stücke sind Homo Faber (1957), Biedermann und die Brandstifter (1958) sowie Andorra (1961). Frisch wurde mehrmals mit Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter mit dem Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1939), dem Rockefeller Grant for Drama (1951), dem Wilhelm-Raabe-Preis (1954), dem Georg-Büchner-Preis (1958), dem Literaturpreis der Stadt Jerusalem (1965) sowie 1976 mit dem Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (1976).
Von seiner ersten Frau Gertrude ließ er sich 1959 scheiden und lebte mit Ingeborg Bachmann, die er im Juli 1959 kennengelernt hatte und der er 1960 nach Rom folgte, zusammen. Dort hielt er sich überwiegend bis 1965 auf. 1968 heiratete Frisch in zweiter Ehe die 28 Jahre jüngere Germanistik- und Romanistikstudentin Marianne Oelers, von der er sich 1979 scheiden ließ.
Werke u.a.: Die Chinesische Mauer (1946, mit Neufassungen 1955 und 1972), Als der Krieg zu Ende war (1949), Don Juan oder die Liebe zur Geometrie (1953), Mein Name sei Gantenbein (1964), Montauk (1975).
Berzona b. Locarno
(Hinweis: Die Asche Max Frischs wurde bei einem Erinnerungsfest der Freunde im Tessin in ein Feuer ausgestreut, eine von der Gemeindeverwaltung des Ortes Berzona an der Friedhofsmauer angebrachte Tafel erinnert an ihn.
Felix Salten eigentl. Siegmund Salzmann
Österreichisch-ungarischer Schriftsteller; entstammte einer Rabbinerfamilie, sein libral eingestellter Vater war in Wien als Ingenieur tätig; das Gymnasium brach er im Alter von 16 Jahren ab und arbeite bald darauf als Theaterkritiker der Wiener Allgemeinen Zeitung und der Wiener Literaturzeitung, später als für das Feuilleton zuständige Redakteur der in Wien erscheinenden Zeit; ab 1906 arbeitete er als Redakteur für die Berliner Morgenpost sowie als Nachfolger seines Freundes Theodor Herzl für die Wiener Neue Freie Presse. Bereits Anfang der 1890er Jahre befreundete er sich in Wien mit einiger der jungen Literaten wie Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann (*1866, †1945), Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler und Karl Kraus. Allerdings kam es schon wenig später zu Differenzen mir den dem Großbürgertum entstammenden Freunden. Nach dem “Anschluß” Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 emigrierte Salten in die Vereinigten Staaten. Nach dem Ende des Krieges kehrte er nach Europa zurück und ließ sich in Zürich nieder.
Salten verfaßte unterhaltsame Kurzprosa und Gesellschafts- und historische Romane, feinsinnige Essays und Novellen, Tiergeschichten, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, und Theaterstücke und erreichte mit ihnen ein breites Publikum. Weltbekannt wurde er jedoch durch seine Tiergeschichte Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (1923), die von Walt Disney unter dem Titel Bambi 1942 verfilmt wurde. Ihm wird auch der 1906 anonym erschienene Roman Josefine Mutzenbacher, die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt zugeschrieben.
Werke u.a.: Die Gedenktafel der Prinzessin Anna (1902), Die kleine Veronika (1903), Der Schrei der Liebe (1904), Wiener Adel (1905), Wurstelprater (1911), lga Frohgemut (1910), Die klingende Schelle (1915), Martin Overbeck (1926), Die Jugend des Eichhörnchens Perri (1938).
Zürich, Israelitischer Friedhof (Unterer Friesenberg)
pinxit Tizian
Italienischer Dichter; ältester von zehn Söhnen des Kommandeurs der Zitadelle von Reggio d’Emila; im Alter von zwölf Jahren kam er nach Ferrara, wo er Entourage von Ercole d'Este gehörte, die Lateinschule besuchte, eine humanistische Bildung erhielt und juristischen Studien betrieb. Bereits in seiner Jugend schrieb er Komödien, u.a. I suppositi (dt. Die Untergeschobenen), die das Wohlgefallen des Kardinals Ippolito d’Este (*1479, †1520) fanden, in dessen Diensten er von 1503 bis 1517 stand. Als es wegen seiner Weigerung, den Kardinal 1518 auf einer Reise nach Ungarn zu begleiten - er hatte sich wegen einer angeblichen Erkrankung entschuldigen lassen - zu Mißhelligkeiten kam, wechselte Ariost an den Hof von Herzog Alfonso I. d’Este, dem Bruder des Kardinals. Der Herzog sandte ihn in diplomatischem Auftrag nach Rom. Dort hatte Julius II. nach dem Tode Alexanders VI. und eines kurzen, nur einen knappen Monat andauernden Pontifikats Pius’ III. den Heiligen Stuhl bestiegen. Damit hatte sich der bislang günstige Wind gegen das Haus Este gewendet, denn Alexander, Vater von Lucrezia Borgia, der Ehefrau des Herzogs, hatte keine Ambitionen in Bezug auf das Herzog entwickelt. Die Mission war allerdings nicht sehr erfolgreich, so daß Ariost sich der Einnahmequelle für eine zukünftige Tätigkeit dieser Art beraubt sah; aber der Herzog vertraute ihm für drei Jahre die vakante, unmittelbar an das Herzogtum Ferrara angrenzende Provinz Garfagnana, die unter dem Unwesen von Banditen litt, als Gouverneur an. Dort konnte er erfolgreich seine praktische Begabung unter Beweis stellen, und er verfügte zugleich drei Jahre lang über ein festes Einkommen. 1525 kehrte er nach Ferrara zurück und widmete sich in den letzten Jahren dem Schreiben und der Erweiterung seines Orlando Furioso, der zwischen 1516 und 1521 zunächst in 40 Gesängen erschienen war, um noch sechs Gesänge, in denen er auch Lucrezia besang:
La prima iscrizion ch’agli occhi occorre,
con lungo onor Lucrezia Borgia noma,
la cui bellezza ed onestà preporre
debbe all’antiqua la sua patria Roma.
(Canto 42, Stanze 83)
Ein Angebot, den Posten eines päpstlichen Botschafters zu übernehmen, lehnte er mit der Begründung ab, er müsse sich um seine Werke und nicht zuletzt um seine Familie kümmern. Aber 1532 begleitete er seinen Herrn Alfonso noch einmal nach Mantua zu einem Treffen mit Kaiser Karl V.; nach seiner Rückkehr erkrankte er und starb nach mehrmonatiger Krankheit an den Folgen einer Darmentzündung.
Ariost verfaßte die ersten italienischen Komödien, die man als solche bezeichnen könnte, u.a. der Komödie I suppositi (dt. Die Untergeschobenen), die nach einer Uraufführung im Jahre 1509 zehn Jahre später in Rom vor Papst Leo X. in von Raffael geschaffenen Dekorationen wiederholt wurde. Daneben schrieb er Episteln und Satiren. Als sein Hauptwerk allerdings gilt Orlando furioso (dt. Der rasende Roland), ein Epos in Stanzen, eine aus acht elfsilbigen Verszeilen (Ottave rime) bestehende Gedichtform, das zwischen 1516 und 1521 in 40 Gesängen erschien. Unmittelbar nach der ersten Veröffentlichung im Jahre 1516 entfaltete das Werk einen entscheidenden Einfluß auf die Dichter der Renaissance. Ariosto gehörte zu denjenigen “neuen Menschen”, die den Menschen als Individuum sah und es in den Mittelpunkt der Welt setzten.
Inschrift: DOM Ludovico Areosto ter illis max atq ore omnium celeberr vati a Carolo V Caes coronato nobilitate generis atq animi claro in reb pub administran in regen populis in graviss ad suum pont legationib prudentia consilio eloquentia praestantiss
Ludovicus Areostus pronep ne quid domesticae pietat ad tanti viri gloriam cumulan defuesse videri possit magno patruo cuius ossa hic vere condita sunt p c ann sal MDCXII VIX Ann LIX Obiit ann sal MDXXXIII VIII idus Iunii.
[dt. Dem besten und größten Herrn, für Ludovicus Areostus, jenen überaus größten und nach Aussage Aller hochberühmten Dichter, von Kaiser Karl V. bekränzt, berühmt durch den Adel seines Geschlechtes und seines Herzens, an Klugheit, Ratschlag, Beredsamkeit überaus herausragend bei der Verwaltung staatlicher Angelegenheiten, bei der Lenkung der Völker (und) bei den bedeutendsten Gesandtschaften zum Höchsten Pontifex/Papste.
Ludovicus Aseostus der Urenkel hat, damit nichts an häuslichem / familiärem Pflichtgefühl zur Mehrung des Ruhmes eines so bedeutenden Mannes gefehlt zu haben scheinen könnte, dem großen Oheim, dessen Gebeine hier wirklich beigesetzt sind, dies Grabmal errichtet].
Ferrara, Chiesa S. Benedetto
Hinweis: Die Gebeine Ariosts wurden 1801, als französische Truppen die Kirche in ein Magazin verwandelten, in den Palazzo Paradiso, die heutige Biblioteca Comunale Ariostea, den dortigen großen Saal der Bibliothek, überführt.
Berlin, Zentralfriedhof Friedrichsfelde
Hinweis: In allen Unterlagen lautet der Familienname “Leonhard”. Warum der Name auf dem Grabstein mit “dt” geschrieben wird, ist nicht bekannt.
Carlo Collodi eigentl. Carlo Lorenzini
Italienischer Schriftsteller; studierte zwei Jahre lang Rhetorik und Philosophie, arbeitete bis 1848 in der Bibliothek der Piatti in Florenz und trat dann in die Armee ein, um König Karl Albert von Sardinien gegen Österreich zu unterstützen. Während dieser Zeit gründete er die satirische Zeitschrift Il Lampione, die jedoch nach dem Sieg der Österreicher 1849 verboten wurde. 1853 gab Collodi eine neue Zeitung namens La Scaramuccia heraus und arbeitete bis 1859 außerdem als freiberuflicher Schriftsteller. Im selben Jahr noch trat er freiwillig der Armee von Giuseppe Garibaldi bei und belebte die Zeitschrift Il Lampione neu; hier verwendete er erstmals das Pseudonym Collodi, nach dem Dorf, in dem seine Mutter zur Welt kam. Collodi schrieb u.a. das in zahlreiche Sprachen übersetzte KinderbuchLe avventure di Pinocchio (1883, dt. Pinocchio, erschienen auch unter dem Titel Die Geschichte vom hölzernen Bengele). Den weltweiten Erfolg des Buches - insbesondere aufgrund des gleichnamigen Zeichentrickfilm von Walt Disneys (1940) - erlebte er nicht mehr.
Florenz, Cimitero delle Porte Sante
Französischer Dramatiker; erstes von sechs Kindern eines wohlhabenden königlichen Jagd- und Fischereiaufsehers; Bruder des Literaten und Dramatikers Thomas Corneille (*1625, †1709); wurde in einem Jesuitenkolleg erzogen und studierte Rechtswissenschaften, übte den Anwaltsberuf jedoch selten aus, war aber Richter am Parlament, ein Posten, den ihm sein Vater gekauft hatte. So lebte er weiterhin in Rouen, hatte aber durch häufige Reisen nach Paris Kontakt zu Literatenkreisen und Salons, u.a. dem der Marquise de Rambouillet (*1588, †1665), der sich im Stadtpalast der Familie, dem Hôtel de Rambouillet, befand. In den 1630er Jahren schrieb Corneille für das Théâtre du Marais, das der Direktor des durch Rouen ziehende Wandertheaters, Mondory, der sein sein erstes Stück Mélite 1629 in Rouen aufgeführt hatte, gegründet hatte, zahlreiche Stücke, u.a. die Tragikomödie Clitandre, Ou l’innocence persécutée (C, oder die verfolgte Unschuld, 1631); 1635 wurde Corneilles ersten Stück mit einem Stoff aus der Antike, Médée (1634, Medea) aufgeführt, und im Winter 1635/36 brachte er die Komödie L'Illusion comique heraus, in der er das beliebte barocke Motiv des Theaters im Theater verarbeitete. 1633, und später immer mal wieder, betätigte sich er sich erstmals als Panegyriker: Im Auftrag des Bischofs von Rouen verfaßte er ein Begrüßungs- und Lobgedicht anläßlich eines Besuchs von König Ludwig XIII. und Richelieus, einem seiner Bewunderer, der ihn zum auteur officiel im einem Kreis von weiteren Dichtern mit einer jährlichen Summe von 1.500 Francs ernannte; sie sollten Stücke im Sinne des Kardinals schreiben. Corneille aber verließ diesen Kreis bald wieder und kehrte nach Rouen zurück. Der große Erfolg Corneilles als Bühnenautor stellte sich mit der Tragikomödie Le Cid (1637, dt. Der Cid), das das Dilemma zwischen Neigung und Pflicht zum Inhalt hat, nach der spanischen Vorlage von Guillén de Castro, in der mit der Verdichtung der dramatischen Handlung die Grundzüge des klassischen französischen Dramas deutlich werden, ein. Allerdings wurde das Werk auch scharf kritisiert, weil er in ihm die damals typische Einheit von Zeit, Ort und Handlung im Schauspiel aufgab. 1643 veröffentlichte er mit Le Menteur (dt. Der Lügner) eine der besten Komödien, bevor Molière in das Licht der Geschichte trat. 1647 übersiedelten er und sein Bruder nach Paris, wo er in Kontakt zu Literatenkreisen und Salons kam, u.a. dem der Marquise de Rambouillet (*1588, †1665), der sich im Stadtpalast der Familie, dem Hôtel de Rambouillet, befand. Aufgrund seines Erfolges wurde er staatlicher Unterstützung teilhaftig und noch im selben Jahr Mitglied der Académie française. Es erschienen weitere erfolgreiche Stücke. Als allerdings sein Stück Pertharite (1651) ohne Erfolg blieb, schrieb er acht Jahre lang keine Dramen mehr. Erst als die Regierung ihn bat, weitere Stücke zu schreiben, verfaßte er weitere Stücke, hauptsächlich Tragödien, die jedoch auch wenig erfolgreich waren. Insgesamt aber gehören seine Dramen noch heute zum festen Bestandteil des Repertoires der Comédie Française.
Verheiratet war Corneille seit 1641, mit Marie Lampérière, Tochter eines Lieutenant particulier; aus der Verbindung gingen sechs Kinder hervor. Charlotte Corday, die später Marat ermordete, war eine Urenkelin Corneilles.
Werke u.a.: Horace (1640, Horatius), Cinna ou la clémence d’Auguste (1641, Cinna oder Die Gnade des Augustus) und Polyeucte martyr (1643, Polyeukt, der Märtyrer), Don Sanche d’Aragon (1649, Der Sancho von Aragon), Andromède (1650, Andromeda) und Nicomède (1651, Nikomedes).
Paris, Eglise de Saint-Roch, Gruft
Hinweis: Bei der oben abgebildeten Tafel handelt es nur um den Hinweis, daß Corneille in der Kirche beigesetzt wurde.
Deutscher Schriftsteller; entstammte einer jüdischen Familie von Rechtsanwälten; studierte zuerst deutsche Philologie, dann Jura in Göttingen und Berlin und arbeitete bis 1914 im Justizdienst. Anfangs als Freiwilliger Befürworter des Ersten Weltkrieges, wandelte er sich unter den negativen Eindrücken der Kampfhandlungen zu einem radikalen Pazifisten, was ihn schließlich vor ein Kriegsgericht brachte. Nach dem Ende des Krieges trat er 1918 in die von der SPD 1914 abgespaltete USPD - sie war als einzige Partei, die gegen den Krieg gestimmt hatte - ein und beteiligte sich 1918/19 als Anhänger von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin an der Novemberrevolution teil. 1919 wurde er Mitglied der KPD, die er 1921 wieder verließ, um sich der linkskommunistischen KAPD anzuschließen, die er jedoch bereits nach einem Jahr wieder verließ. Bereits 1916 entstanden erste Werke, so Polnische Gedichte, das Antikriegsdrama Die Vorhölle und 1918 der Roman Beate und der große Pan, die noch ganz unter dem Eindruck des Expressionismus entstanden. Ab 1919 war er zunächst freischaffend tätig, schrieb u.a. für die Weltbühne und verfaßte in der Folge Werke mit sozialistischem Gedankengut. 1921 gründete er in Berlin das politische Theater Die Tribüne und wurde 1923 Lektor im Verlag Die Schmiede; in dieser Eigenschaft gelang ihm die Gründung zweier bedeutender Reportagereihen: Außenseiter der Gesellschaft und Berichte aus der Wirklichkeit. Ab 1925 leitete er die von ihm gegründete “Gruppe 1925”, der u.a. Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Leonhard Frank, Walter Hasenclever, Walter Mehring und Kurt Tucholsky angehörten, er verließ sie jedoch zwei Jahre später wegen aufgetretener Differenzen, die über die künftige Ausrichtung der Gruppe entstanden waren. 1927 verließ er Deutschland und ging auf Anregung Hasenclevers nach Paris, wo er nach 1933 - vertraut mit den Gegebenheiten in Frankreich - als Funktionär in Hilfsorganisationen einer der führenden Köpfe der deutschen Emigration wurde, u.a. war er Vorsitzender des “Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller im Exil”, den er 1933 mitbegründet hatte. 1937 nahm er am Spanischen Bürgerkrieg teil; seine in diesem gemachten Erfahrungen schlugen sich in seinen Erzählungen in dem Band Der Tod des Don Quijote (1938) nieder. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er von den Franzosen interniert; 1943 gelang ihm jedoch die Fucht aus dem Auslieferungslager Castres und war bis 1945 als Mitglied der Résistance im Untergrund. 1950 übersiedelte Leonhard nach Berlin (Ost). Neben Lyrik, Dramen, Prosa verfaßte Leonhard, der für sein 1927 verfaßtes Hörspiel Orpheus 1929 den ersten deutschen Hörspielpreis erhielt, auch Essays und Übersetzungen.
Verheiratet war Leonhard mit der Schriftstellerin Susanne née Köhler, die 1818 geschlossenen Ehe wurde nach einem Jahr wieder geschieden. Für ihren 1921 geborenen Sohn Wolfgang (später v.a. bekannt durch sein 1955 erschienenes Buch Die Revolution entläßt ihre Kinder) anerkannte Rudolf Leonhard offiziell die Vaterschaft.
Werke u.a.: Führer und Co. (1936).
Otto Ernst eigentl. Otto Ernst Schmidt
Deutscher Dichter und Schriftsteller; einer Familie von Zigarrendrehern entstanden, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf;
Österreichischer Schriftsteller und Journalist; kam als junger Mann nach Wien und wurde dort Herausgeber einer Pferdesport-Zeitschrift und Mitarbeiter der satirischen Wochenzeitschrift Die Muskete. Literaturhistoriker stellen ihn in eine Reihe mit den Schriftstellern Vinzenz Chiavacci, Eduard Pötzl und Friedrich Kilian Schlög. die als humoristischen Schilderer des Wiener Volkslebens angesehen werden. Er veröffentlichte zwischen 1917 und 1924 sechs Bände, die eine Sammlung seiner Sonntagsfeuilletons enthielten.
Wien, Grinzinger Friedhof
Reimmichl eigentl. Sebastian Rieger
Österreichischer Priester (röm.-kath.); Dichter; Sohn eines Firmenleiters; besuchte das Priesterseminar und wurde 1891 zum Priester geweiht. Danach war er als Seelsorger in Stilfes bei Sterzing, Sexten, Dölsach in Osttirol und Sand in Taufers tätig; 1898 erhielt er die Expositur in Gries am Brenner. Als Volksdichter veröffentlichte er erste Geschichten und Erzählungen im Tiroler Volksboten. Dort arbeitete er ab 1897 als Redakteur. Aus dieser Zeit stammt sein Pseudonym Reimmichl in Anlehnung an ein damals in Sexten lebendes Original, den Michl, einen Schuster, der sich als Geschichtenerzähler hervortat. Von 1914 an wirkte er bis zu seinem Tod als Kaplan in Heiligkreuz in Tirol.
Hall in Tirol OT Heiligkreuz, Friedhof
Deutscher Pfarrer (röm.-kath.) und Dichter; nach einer außerschulischen Unterrichtung durch den Othmar Weis, der ursprünglich Benediktiner im Kloster Ettal war, das 1803 nach der Französischen Revolution und auf Anweisung des französischen Kaisers Napoléon - wie alle kirchlichen Einrichtungen im damaligen französischen Herrschaftsbereich - säkularisiert worden war, und 1811 unter dem Titel Das große Opfer auf Golgotha oder Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu einen neuen Text für die Oberammergauer Passion verfaßt hatte, besuchte Daiserberger das Gymnasium in München, studierte anschließend von 1817 bis 1820 in Landshut Theologie und erhielt 1821 die Priesterweihe. Es folgte eine Tätigkeit als Pfarrgehilfe in verschiedenen Pfarreien, darunter ab 1831 als Pfarrer in Uffing am Staffelsee, bevor er 1845 zum Pfarrer von Oberammergau ernannt wurde. Dort begann er, kleinere Theaterstücke im ”vaterländischen“ Zeitgeschmack abzufassen. Nachdem ihm 1850 die Spielleitung über die Oberammergauer Passionsspiele übertragen worden war, begann er zunächst mit kleineren Änderung und Korrekturen des Text seines einstigen Lehrers Weis, begann 1858 aber mit einer grundlegenden Überarbeitung des Passionsspieltexts, indem er sich an Stilmitteln der antiken Tragödie orientierte. Für die Passionsaufführung 1870 überarbeitete er den Text abermals. Zwar fand sein in Jamben umgeschriebenes Textbuch keinen Eingang in die Spielpraxis, wohl aber seine neuen Prologe in alkäischen und sapphischen Versmaßen. Das religiöse Anliegen, das er mit dem Spiel beabsichtigte, erläuterte Daisenberger 1871 in seinem Predigtzyklus Die Früchte der Passionsbetrachtung. In den 1990er Jahren begann man mit einer Revidierung des Textes, da er teils antisemitisch war.
Oberammergau, Alter Gemeindefriedhof
Omnibus salutem!