Axel Martin Fredrik Munthe

Deutscher Arzt und Schriftsteller; Sohn eines Apothekers; studierte Medizin an der Universität in Uppsala, sowie in Montpellier und Paris, wo er besonders an den Arbeiten des Psychiaters Jean-Martin Charcots interessiert war, so daß er auch später sein Interesse an der Psychiatrie beibehielt. 1880 hatte er seine erste allgemeinmedizinische Praxis eröffnet, bevor er nach Rom ging, um dort zu praktizieren, wo er rasch zu einem sogenannten Modearzt avancierte. Ab 1908 praktizierte er als Leibarzt der schwedischen Königin Viktoria (née Prinzessin von Baden), Gemahlin von Gustaf (V.), die 1890 kennengelernt hatte, als sie erstmals nach Capri kam. Mit ihr verband Munthe, der 1893 ihr Leibarzt wurde, eine lebenslange Liebe und Freundschaft. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges reiste Viktoria regelmäßig zu längeren Aufenthalten auf der Insel. Nach dem Beginn des Krieges sahen sie sich sieben Jahre lang nicht, sie blieb aber mit ihm während dieser Zeit in brieflichem Kontakt. Begeistert von der Insel Capri, hatte er in Anacapri die Villa San Michele bezogen. Dort hatte er häufig prominenten Besuch, u.a. durch Henry James, Oscar Wilde, Rainer Maria Rilke und Curzio Malaparte. Heute ist die wunderschön gelegenen Villa mit prächtigem Blick über den Golf von Neapel ein Museum. International, aber speziell in Deutschland, wurde Munthe durch seine Autobiographie Das Buch von San Michele (1929) bekannt und insbesondere durch den mit O.W. Fischer in der Hauptrolle gedrehten Film, der auf dem Roman fußt.

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Bild: Gill (03/2009)

Rom, Cimitero Acattolico per gli Stranieri - Friedhof an der Cestiuspyramide (Testaccio)

Curzio Malaparte eigentl. Kurt Erich Suckert

 

Italienischer Schriftsteller und Journalist; Sohn eines aus dem sächsischen Zittau nach Italien eingewanderten Textilingenieurs und einer Italienerin; 1911 wurde er Mitglied der Partito Repubblicano Italiano. 1912 erschienen seine ersten Gedichte im Druck. 1913 wurde er Herausgeber einer satirischen Zeitschrift. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich im Alter von 16 Jahren als Freiwilliger und wurde 1918 mit der italienischen Tapferkeitsmedaille in Bronze und dem französischen Kriegskreuz mit Palme ausgezeichnet. Aber er erlitt auch durch einen Gasangriff eine Lungenschädigung, die ihn Zeit seines Lebens beeinträchtigte. In den 1920er Jahren unterstützte er zunächst die Faschisten, nicht ohne sie zugleich in seinem Buch Italia Barbara (1925) einer Kritik zu unterziehen. Er arbeitete als Journalist, u.a. von 1928 bis 1931 als Leiter der Tageszeitung La Stampa. 1933 wurde er wegen seiner kritischen politischen Haltung gegenüber dem Mussolini-Regime zu einer 5jährigen Haftstrafe verurteilt, die jedoch in eine Verbannung auf die Liparischen Inseln gewandelt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er als Kriegsberichterstatter für den Corriere della Sera. In dieser Tätigkeit kam er mit höchsten diplomatischen Kreisen in Kontakt. Als er das Deutsche Reich, Partner des faschistischen Italien, kritisierte, verbannte man ihn nach Finnland. Dort begann er, seinen in einer Mischung von dokumentarischem und apokalyptischem Inhalt verfaßten Kriegsroman Kaputt (1944) auf deutsch zu schreiben. Dieser Roman erregte ebenso Aufsehen wie seine nach dem Ende des Krieges entstandenen Romane, wie z.B. der 1949 zunächst auf französisch erschienene Roman Le peau (La Pelle, 1950, Die Haut). Neben Romanen verfaßte Malaparte Erzählungen und schrieb für den Film Il Cristo proibito (1950, dt. Der verbotene Christus) das Drehbuch.

Werke u.a.: Fughe in Prigione (1936), Donna come me (1940), Benedetti toscani (1956, dt. Verflixte Toskaner), Benedetti italiani (posthum 1961, dt. Verflixte Italiener), Sodom e Gomorra (1931), Sangue (1937, dt. Blut), Il sole è cieco (1947).

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Prato (Toskana), Auf dem Monte Spazzavento

Bilder: Xavier de Jauréguiberry (05/2008) flickr.com/photos/25831000@N08/2508733500/in/photostream
Bild: Klaus Decker (11/2009)

Wolfgang Hildesheimer

 

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn jüdischer Eltern; nach der “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 emigrierte er mit seinen Eltern über England nach Palästina. Dort absolvierte er von 1934 bis 1937 eine Tischlerlehre. Ab 1937 studierte er in London Malerei und Bühnenbildnerei an der Central School of Arts and Crafts, bis er 1939 nach Palästina zurückkehrte und bis 1942 in Tel Aviv als Englischlehrer am British Council und bis 1946 als Informationsoffizier in Jerusalem tätig war. 1946 war er bei den Nürnberger Prozessen als Simultandolmetscher und Gerichtsschreiber tätig. Anschließend lebte er vier Jahre am Starnberger See und begann mit dem Schreiben, in dieser Zeit bestritt er seinen Lebensunterhalt als Maler. 1957 siedelte er ins schweizerische Poschiavo über. Hildesheimer der Mitglied der Gruppe 47 war, schrieb zunächst Kurzprosa (Lieblose Legenden, 1952), den Roman Paradies der falschen Vögel (1953) sowie zahlreiche Hörspiele, Bühnenstücke und Dramen, zu denen u.a. Die Eroberung der Prinzessin Turandot (1960) zählt. 1977 erschien seine umfangreiche Mozart-Biographie. Anfang der 1980er Jahre begann mit dem Schreiben aufzuhören und widmete sich fortan seiner Arbeit an Graphiken und Collagen.

Werke u.a.: Tynset (1965), Zeiten in Cornwall (1971), Masante (1973), Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge... (1983), Das Ende der Fiktionen und andere Reden (1984).

Auszeichnungen u.a.: Georg-Büchner-Preis (1966).

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Postchiavo (Kt. Graubünden)

Bilder: Klaus Decker (11/2009)

Alfred Polgar eigentl. Alfred Polak

 

Österreichischer Schriftsteller; arbeitete nach dem Besuch einer Handelsschule als Redakteur und verfaßte Theaterkritiken. Während seiner Wiener Zeit schrieb Polgar 1908 für das Wiener Kabarett Fledermaus gemeinsam mit Egon Friedell die erfolgreiche Philologensatire Goethe. Eine Szene (1908), die hundertfach zur Aufführung kam. In der Satirezeitschrift Simplicissimus veröffentlichte er erste Erzählungen über die Bohème im Wiener Kaffeehausmilieu, besonders dem bekannten Literatencafé Café Central, u.a. Bewegung ist alles (1909) und Hiob (1912). 1925 zog er nach Berlin, wo er sich neben Alfred Kerr zu einem der profiliertesten Theaterkritiker entwickelte. Bis 1933 hatte Polgar u.a. für die Wiener Allgemeine Zeitung, die Berliner Schaubühne, die Weltbühne und das Tagebuch geschrieben. Nach dem Reichstagsbrand in der Nacht vom 27. auf den 28.2.1933 verließ er Berlin, kehrte über Prag nach Wien zurück und konnte dort zunächst in Emigrantenzeitschriften weiterhin Texte veröffentlichen. Schließlich aber emigrierte er 1940 über den unbesetzten Teil Frankreichs in die Vereinigten Staaten, wo er seinen Lebensunterhalt v.a. als Drehbuchautor und Übersetzer in den Filmfabriken von Hollywood verdiente, und er schrieb u.a. für die in New York erscheinende Exilzeitung Aufbau. 1947 kehrte er wieder nach Europa zurück. 1951 erhielt er als Erster den gerade geschaffenen Preis für Publizistik der Stadt Wien. Polgar verfaßte Glossen, Skizzen, Essays, Novellen in Wiener Tradition

Werke u.a.: Kleine Zeit (1919), An den Rand geschrieben (1926), Ja und nein (4 Bde., 1926/27), Schwarz auf Weiß (1929), Die Defraudanten (1931). Geschichten ohne Moral (1943), Begegnung im Zwielicht (1951), Standpunkte (1953).

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Zürich, Friedhof Sihlfeld

Bilder: Klaus Decker (11/2009)

Jean Marie Lucien Pierre Anouilh

 

Französischer Dramatiker; Sohn eines Schneiders und einer Musikerin; studierte in Paris Rechtswissenschaften ohne das Studium abzuschließen, arbeitete danach in einem Verlagshaus, später dann als Texter und Assistent des Schauspielers und Regisseurs Louis Jouvet. Seit den 1920er Jahren schrieb er für das Theater, ab 1932 arbeitete er schließlich als freischaffender Schriftsteller. Während der Zeit der deutschen Besatzung schrieb Anouilh ab 1942 v.a. Adaptionen von Werken der griechischen Klassik: Eurydike, Antigone des Sophokles, Orest des Aischylos und Medea des Euripides, wobei die Antigone als Inbegriff des Widerstandes gegen die deutsche Besatzungsmacht gesehen werden kann, als in der Tragödie Antigone ihr Gewissen über das Gesetz des Kreon stellte, also den Göttern mehr als den Menschen gehorcht.

Werke u.a.: Le rendez-vous à Senlis (1937, dt. Das Rendezvous im Geisterhaus), Le voyageur sans bagage (1937, dt. Der Reisende ohne Gepäck), L’invitation au château (1947, dt. Einladung ins Schloß), L’Alouette (1953, dt. Jeanne oder Die Lerche), Ornifle ou le courant d’air (1955, dt. Der Herr Ornifle oder Der erzürnte Himmel) Becket ou l’honneur de Dieu (1959, dt. Becket oder Die Ehre Gottes), Cher Antoine ou l’amour raté (1969, dt. Cher Antoine oder Die verfehlte Liebe), Ne réveillez pas Madame (1970, dt. Wecken sie Madame nicht auf!), Chers zoiseaux (1977, dt. Seltsame Vögel), Le nombril (1981).

Erinnerungen: La vicomtesse d'Eristal n'a pas recu son balai mecanique. Souvenirs d'un jeune homme (1987, dt. Das Leben ist unerhört! Erinnerungen an meine Jugend.

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Lausanne, Cimetière de Pully

Bilder: Klaus Decker (11/2009)

Robert Otto Walser

~ 1890 

Schweizerischer Schriftsteller; Bruder des Bühnenbildners und Malers Karl Walser; begann, nachdem seine Eltern die Gebühren für das Gymnasium nicht mehr aufbringen konnten, eine kaufmännische Lehre und fand eine Anstellung als Bankangestellter. Ein Versuch, eine Schauspielerkarriere einzuschlagen, wie vom seinem Bruder Karl, Bühnenbildner und Maler, vorgeschlagen, scheiterte. Walser begann daraufhin mit dem Schreiben, und 1898 erschienen erste Gedichte in der Tageszeitung Der Bund. später auch in der Kulturzeitschrift Die Schweiz. 1904 erschien Walsers Prosaerstling Fritz Kochers Aufsätze. 1905 folgte er seinem Bruder nach Berlin, wo er u.a. Frank Wedekind, Rudolf Alexander Schröder, Otto Julius Bierbaum und Gerhart Hauptmann kennenlernte. Dort verfaßte er Artikel für die Zeitschriften Die Neue Rundschau, Die Schaubühne, Die Zukunft und schrieb in kurzer Zeit sechs Romane: Geschwister Tanner (1907), Der Gehülfe (1908) und Jakob von Gunten (1909), von denen nur diese drei erhalten sind. 1913 kehrte Walser wieder nach Biel zurück, 1921 zog er nach Bern um. In dieser Zeit entstanden zahlreiche kleine Prosastücke - über 2.000, von denen viele nicht mehr erhalten sind. Als in den 1920er Jahren sein Erfolg nachließ und eine starke Verunsicherung bei ihm einsetzte, versank Walser immer wieder in tiefe Depressionen, wechselte - getrieben von Ängsten und Halluzinationen - häufig Wohnungen und Wohnorte. Er verfaßte zwar in dieser für ihn schwierigen Zeit Mikrogramme auf insgesamt 526 Blättern und Zetteln in etwa zwei Millimeter hoher Sütterlinschrift, aber sie waren nicht für eine Veröffentlichung bestimmt. 1929 begab er freiwillig in die Nervenheilanstalt Waldau. Walser starb an einem Herzschlag während eines Spazierganges, den er alleine in der Nähe der Nervenklinik von Herisau, in die er bereits 1933 zwangsweise überwiesen worden war, unternommen hatte.

Zu Lebzeiten war Walser außerhalb eines engbegrenzten Kreises weitgehend unbekannt; entdeckt wurde sein lyrisches und erzählerisches Werk erst in den späten 1960er Jahren.

Werke u.a.: Kleine Dichtungen (1914), Kleine Prosa (1917) und Der Spaziergang (1917).

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Herisau (Kt. Appenzell)

Harry Rowohlt eigentl. Harry Rupp

 

 

Deutscher Schriftsteller, Schauspieler und Rezitator; Sohn der Schauspielerin Maria Pierenkämper und des Verlegers Ernst Rowohlt, den sie erst 1957 heiratete; Harry wurde während ihrer Ehe mit dem Maler Max Rupp geboren; volontierte nach dem Abitur für eine kurze Zeit im Verlag seines Vaters und arbeite danach unter anderem als Werbetexter, bevor er sich auf das Übersetzen verlegte. Bekannt als Übersetzer wurde Rowohlt für seine Übersetzung des Kinderbuchs The Last Man Alive (1938, dt. Die grüne Wolke) des Pädagogen und Gründer der Demokratischen Schule Summerhill aus dem Jahre 1971, als das Buch es unmittelbar in die Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Als eine weitere hervorragende Arbeit gilt die Übersetzung des Kinderbuchromans von A.A. Milbe Pu, der Bär. Neben seiner Tätigkeit als Übersetzer  verfaßte er bis 2009 in unregelmäßigen Abständen in der Zeit-Kolumne Pooh's Corner Artikel über seine Sicht des Kulturbetriebes in der Bundesrepublik. Aber er machte sich auch einen Namen als Rezitator Seit 1995 verkörperte Harry Rowohlt in der erfolgreichen ARD-Fernsehserie Lindenstraße den "Penner Harry".

Auszeichnungen u.a.: Deutscher Hörbuchpreis, Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk (2005)

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Hellmuth Karasek

Bild: Udo Grimberg

Deutscher Autor, Literaturkritiker und Journalist; war als Heranwachsender bei der Hitlerjugend und besuchte später eine der Nationalistischen Erziehungsanstanten (Napola). Als die Rote Armee 1944 in Mähren einrückte, flohen seine Eltern mit ihm nach Bernburg (Saale). 1952 legte er an der dortigen Oberschule sein Abitur ab und floh unmittelbar anschließend aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in die Bundesrepublik. An der Universität Tübingen studierte er Germanistik, Geschichtswissenschaft und Anglistik und promovierte 1958 dort. Anschließend arbeitete Karasek eine Zeit lang als Junglehrer im oberbayerischen Ebersberg, wo er an der Außenstelle des Grafinger Goethe-Instituts Deutsch unterrichtete. 1960 begann er bei der Stuttgarter Zeitung als Journalist zu arbeiten und wurde dort bald Feuilletonchef; zwischendurch war er als Chefdramaturg am Württembergischen Staatstheaters tätig. 1968 wechselte er als Theaterkritiker zu der Wochenzeitung Die Zeit nach Hamburg. Mitte der 1970er Jahre kam er zum Wochenmagazin Spiegel und leitete dort 20 Jahre lang das Ressort Kultur. 1998 veröffentlichte er seinen Debütroman Das Magazin, in dem er Erlebnisse aus dieser Zeit einarbeitete. Von 1997 bis 2004 war Karasek Mitherausgeber der in Berlin erscheinenden Tageszeitung Der Tagesspiegel, bevor er zum Axel-Springer-Verlag wechselte. Neben vielen Büchern, in denen sich seine vielfältigen Interessen widerspiegeln, verfaßte Karasek auch drei Theaterstücke unter dem Pseudonym Daniel Doppler. Einem breiteren Publikum wurde er allerdings als Mitglied des Teams der im ZDF ab 1988 zwölf Jahre lang ausgestrahlten Fernsehsendung Das Literarische Quartett neben Sigrid Löffler und Marcel Reich-Ranicki bekannt.

Werke u.a.: Go West! Eine Biographie der fünfziger Jahre (1996), Auf der Flucht. Erinnerungen (2004), Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten (2006), Auf Reisen. Wie ich mir Deutschland erlesen habe (2013), Frauen sind auch nur Männer (2013)..

Auszeichnungen u.a.: Theodor-Wolff-Preis (1974), Bayerischer Fernsehpreis (1991), Bundesverdienstkreuz (1994).

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Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Hamburg, Friedhof Ohlsdorf

Bild: Udo Grimberg (06/2016)

Samuel Joseph Agnon [hebr.שמואל יוסף עגנון]  eigentl. Samuel Josef Czaczkes

 

Hebräischer Schriftsteller; einer wohlhabenden jüdischen Kaufmanns- und Schriftgelehrtenfamilie entstammend; Sohn eines Pelzhändler und chassidischer Rabbiners; erhielt in einer Talmudschule die klassische jüdische Gelehrtenausbildung. 1909 zog Agnon, der bereits im Alter von 15 Jahren erste Gedichte in einer Zeitung veröffentlich hatte, in das damals zur Türkei gehörende Palästina. 1913 reiste Agnon über Wien nach Deutschland, wo er zunächst aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges an einer Heimreise gehindert war; er lebte bis 1921 in Berlin, wo Esther née Marx, die Tochter eines Königsberger Bankiers, heiratete, und in Bad Homburg, bevor er nach Jerusalem zurückkehrte. In dieser Zeit erlernte er die deutsche Sprache. In Bad Homburg lernte er Martin Buber kennen, der an der Universität in Frankfurt am Main jüdische Religionslehre und Ethik als Honorardozent lehrte. 1924 kehrte er nach Palästina zurück und ließ sich mit seiner Frau in Talpiot, einem Vorort von Jerusalem nieder, das inzwischen britisches Mandatsgebiet geworden war. 1935 erhielt Agnon, der als einer der wichtigsten hebräischen Schriftsteller des 20. Jahrhundert gilt, den Bialik-Preis der Stadt Tel Aviv für seine Erzählung Bilvav jamim (dt. Im Herzen der Meere), 1951 noch einmal für den, bereits 1939 erschienenen, Roman Oreah nata lalun (dt. Nur wie ein Gast zur Nacht), 1954 und 1958 den Israel-Preis für sein schriftstellerisches Gesamtwerk. Die Werke Agnons, der auch Gelehrter und Traditionsforscher war, spiegeln eine tiefe Verwurzelung in den religiösen und geistigen Traditionen der Chassidim und dem Alltag des östlichen Judentums wider und sind in ihrer Darstellung von Angst und Schutzlosigkeit den Arbeiten von Kafka vergleichbar. Agnon - Ehrenbürger von Jerusalem - verfaßte Erzählungen, Romane; war auch Gelehrter und Traditionsforscher.

1966 erhielt Agnon als erster hebräischer Schriftsteller mit Nelly Sachs den Nobelpreis für Literatur.

Werke u.a.: Die Aussteuer (1934), Nur wie ein Gast zur Nacht (1939) Gestern, Vorgestern (1945), Schira (1971 posthum).

Gedenkstätte für Samuel Joseph Agnon im Kurpark in Bad Homburg vor der Höhe (Bilder: Regine-Mack-Kukielka

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Jerusalem, Ölberg-Friedhof

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Bild: מרכז מידע הר הזיתים (2008), Wikipedia.org

Julius Carl Reinhold Sturm

 

Deutscher Dichter; studierte nach dem Abitur ab 1837 Theologie an der Universität Jena, war anschließend ab 1841 als Erzieher in Heilbronn tätig, bevor er 1844 zum Erzieher des Erbprinzen Heinrich XIV. Reuß j. L. (Reuß-Schleiz) benannt wurde und zugleich teilweise am Gymnasium in Meiningen tätig war. Im selben Jahr erschien sein Buch Neue Märchen für die Jugend. 1851 trat er ein Amt als Pfarrer in Göschitz bei Schleiz an, Ende 1857 wurde er Pfarrer in Köstritz. Sturm, ein bedeutender Dichter der Spätromantik, .verfaßte zahlreiche Gedichte und Prosa-Werke, die er in etwa 30 Büchern veröffentlichte. 1885, im Jahre seines Eintritts in den Ruhestand, wurde er zum Ehrenbürger von Köstritz und zugleich zum Geheimen Kirchenrates ernannt

Werke u.a.: Neue Märchen für die Jugend (1844), Fromme Lieder (1862), Kampf- und Siegesgedichte (1870), Spiegel der Zeit in Fabeln (1872).

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Bilder: Ralf Dreßler (06/2016)

Bad Köstritz, Friedhof

Bilder:  Parsifal von Pallandt (09/2016)
Schriftsteller CXXXII

Omnibus salutem!