Charles Marie René Leconte de Lisle eigentl. Charles Marie Leconte
Französischer Lyriker; der Sohn eines ehemaligen napoleonischen Feldarztes und späteren Zuckerrohr-Plantagenbesitzers wuchs bis 1822 auf der Île Bourbon, (heute Réunion) und anschließend in der bretonischen Stadt Nantes auf. Als die Familie von 1832 bis 1837 erneut auf die Insel übersiedelte, machte er dort seinen Schulabschluß, entdeckte Les Orientales von Victor Hugo und dessen Kusine Marie-Elixène von Lanux Naciede (*1821, †1840), in die er sich verliebte und die seine Muse wurde, und schrieb erste literarische Essays. 1838 erwarb Leconte de Lisle das Baccalaureate (Abitur) und begann im November in Rennes lustlos ein Studium der Rechtswissenschaften, das er jedoch nach wenigen Monaten wieder aufgab, woraufhin seine Familie die finanzielle Unterstützung einstellte; im Januar 1841 erwarb er schließlich doch noch den Abschluß in Jura. Nach einem erneuten kurzen Aufenthalt in seiner Heimat, ließ er sich schließlich 1845 dauerhaft in Frankreich nieder, lebte überwiegend in Paris und verdiente sich seinen Lebensunterhalt, indem er Zeitungsartikeln schrieb und eigene Lyrik veröffentlichte. In den politisch unruhigen Jahren in der französischen Gesellschaft bis 1848 engagierte er sich politisch - er war schon während seiner Studienzeit mit dem “socialisme évangélique“ von Félicité de Lamennais, eines der Begründer der katholischen Soziallehre, in Berührung gekommen - und schloß sich dem radikaleren Fourierismus an. Nach der blutigen Niederschlagung der Revolte, besonders aber dem Staatstreich Louis Napoléons (Napoléons III.) 1851 zog er sich desillusioniert aus der aktiven Politik zurück und widmete sich der Lyrik. Leconte de Lisle gilt als Vorbild und wichtigster Vertreter der Parnassiens, einer Gruppe von Dichtern, die sich am Prinzip “L’art pour l’art” orientierten. Seine formvollendeten Gedichte (“objektive Poesie”) verarbeiten meist Themen aus Mythologie und Geschichte, so in seinen drei Gedichtbänden Poèmes antiques (1852, dt. Alte Gedichte), Poèmes barbares (1862, dt. Barbaren-Gedichte), Poèmes tragiques (1884, dt. Tragische Gedichte). Außerdem übersetzte er altgriechischer Dichtung und Werke Horaz’. Leconte de Lisle, dessen Werke heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind, erhielt, nachdem er sich schließlich mit dem Kaiserreich arrangiert hatte, ab 1864 eine Pension aus der persönlichen Schatulle Napoléons III., 1873 eine Stellung als Bibliothekar und 1886 einen Sitz in der Académie française.
Réunion, Saint-Paul
Hinweis: Leconte de Lisle war zunächst auf dem Cimetière du Montparnasse beigesetzt worden. 1977 wurden seine sterblichen Überreste auf die Insel Réunion transferiert.
Deutsche Schriftstellerin und Frauenrechtlerin ; das vierte von insgesamt achtzehn Kindern des Tabakfabrikanten Gustav Adolph Gotthold Schlesinger; ihre Eltern legten keine großen Wert auf eine gute Allgemeinbildung der Mädchen. So mußte sie im Alter von 15 Jahren die Schule verlassen und in den elterlichen Haushalt zurückkehren. Erst als sie 18 Jahre alt wurde, wurde ihr der Besuch eines Lehrerinnenseminars gestattet. Die Erfahrungen der jungen Jahre prägten sie nachhaltig. In ihren ab Anfang der 1870er Jahre erschienenen Büchern, in denen sie die völlige rechtliche, soziale und ökonomische Gleichberechtigung von Frauen und Männern forderte, entlarvte sie die festgefügte traditionelle Rolle der Frauen als Ausdruck rein egoistische männliche Interessen. Sie verurteilte John Stuart Mills These, daß die Frau den Zweck ihres Daseins in sich selbst habe, und sie verwarf die These, daß Frau und Mann “von Natur aus” völlig verschiedene Wesen seien, die sich gegenseitig ergänzen. Ab 1873 forderte sie auch für die Frauen das Stimmrecht. Verheiratete war Hedwig Dohm seit 1853 mit Ernst Dohm, Chefredakteur des Kladderadatsch. Ihre gemeinsame Tochter Hedwig heiratete 1878 den Mathematikprofessor und Kunstmäzen Alfred Pringsheim, eines derer Kinder war Katia, die 1905 Thomas Mann heiratete.
Werke u.a.: Die wissenschaftliche Emancipation der Frau (1874), Der Frauen Natur und Recht. Zur Frauenlage (1876).
Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof
pinxit Lovis Corinth (1917)
Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Gutsbesitzers; studierte ab 1883 Rechtswissenschaften in Heidelberg, promovierte 1888 in München und ließ sich als freier Schriftsteller in Berlin nieder. 1893 erschien sein naturalistisches Bühnenstück Jugend, für das sich wegen moralischer Bedenken zunächst kein Theater zur Aufführung fand, das dann jedoch neben Gerhart Hauptmanns Stück Die Weber, zu einem großen Theatererfolg der Zeit wurde und Halbe bekanntmachte. Zwei Jahre später übersiedelte Halbe, der sich dort u.a. mit Franz Wedekind, O.E. Hartleben, und Ludwig Thoma befreundete und engen Kontakt mit Lovis Corinth hatte, dessen Ehefrau Luise er mehrmals malte, nach München, wo er Mitbegründer der Münchner Volksbühne war. Gegen Ende der 1890er Jahre begann er sich zunehmend vom Naturalismus ab- und einem neoromantisch geprägten Stil zuzuwenden. Nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten bekannte er sich, ähnlich wie Gerhart Hauptmann, zunächst nicht öffentlich gegen die neuen Machthaber und hielt sich von der Politik fern, unterzeichnete jedoch im Oktober 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler.
Werke u.a.: Ein Emporkömmling (1889), Freie Liebe (1890), Der Amerikafahrer: Ein Scherzspiel in Knittelreimen (1895), Lebenswende (1896), Mutter Erde, (1897), Blaue Berge (1909), Die Elixiere des Glücks, (1936).
Autobiographie: Jahrhundertwende. Geschichte meines Lebens 1893-1914 (1935).
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In Max Halbes Garten (pinxit Lovis Corinth, 1899)
Neuötting, Alter Friedhof
Deutsche Schriftstellerin; studierte ab 1919 in München Theaterwissenschaft bei Arthur Kutscher und Germanistik. Danach lebte sie als freie Schriftstellerin in Berlin. 1929 führte Bertold Brecht dort ihr Stück Pioniere in Ingolstadt auf, das sich zu einem Skandal ausweitete, da auf offener Bühne eine Entjungferung in Szene gesetzt wurde; als Folge wurde Fleißer in ihrer Heimatstadt zu einer persona non grata erklärt. Sie bereiste jetzt Schweden (1929) und Andorra (1930). Nachdem ihr auf ein Jahr befristeter Vertrag mit dem Kiepenheuer Verlag aufgelöst worden war und sie 1932 in große finanzielle Probleme geraten war, unternahm sie einen Suizidversuch. Als sie 1935 durch die Reichsschrifttumskammer mit Schreibverbot belegt worden war, kehrte sie nach Ingolstadt zurück, wo sie drei Jahre später den Sportschwimmer Josef Haindl (†1958) heiratete. Aufgrund der Repressionen durch die Nationalsozialisten erlitt sie 1938 einen Nervenzusammenbruch. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Tode ihres Ehemannes trat sie wieder literarisch in Erscheinung. Im Nachkriegsdeutschland wurde Fleißer, die Ende der 1960er Jahre durch Rainer Werner Fassbinder wiederentdeckt wurde, mehrfach ausgezeichnet, u.a. 1953 mit dem Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 1967 mit dem Bayerischen Poetentaler.
Werke u.a.: Fegefeuer in Ingolstadt (1926), Der starke Stamm (1946), Abenteuer aus dem Englischen Garten (1969).
Ingolstadt, Westfriedhof
Bild: DionysosProteus
Spanischer Dichter; ältester Sohn eines liberal eingestellten Gutsbesitzers und einer Lehrerin; trotz seiner Vorliebe zur Musik studierte er ab 1914 auf Wunsch des Vaters Rechtswissenschaft, sowie Philosophie und Literatur in Granada und setzte das Studium später in Madrid fort, wo er in einer Residencia de Estudiantes (Studentenwohnheim) wohnte und mit denjenigen zusammentraf, die sich später als “Generation von 1927” bezeichneten: u.a. den Schriftsteller Juan Ramón Jiménez und den Regisseur Luis Buñuel (*1900, †1983), sowie den Dichter Rafael Alberti (*1902, †1999); zudem lernte er in Madrid Salvador Dalí und den Komponisten Manuel de Falla, mit dem er 1922 ein erstes “Festival des cante jondo” organisierte, kennen. 1929/30 lebte er in Amerika, wo er an der Columbia University studierte und Vorträge hielt. Nach der Rückkehr im Jahre 1931 wurde er Leiter des Studententheaters “La Barraca”, das die spanischen Klassiker in der Provinz spielte. Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg begann, verließ er Madrid und ging in den Süden Spaniens, nach Granada, wo sein Bruder sozialistischer Bürgermeister war. Dort wurde er verhaftet und von Mitgliedern der Falange Española ermordet. García Lorca war eine vielseitige Künstlerpersönlichkeit: Er zeichnete, musizierte und komponierte; bekannt geworden ist er allerdings durch seine Lyrik, und seine Stücke zählen heute zum internationalen literarischen Repertoire. Überhaupt gilt er als einer der bekanntesten spanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein erstes erfolgreiches Bühnenwerk war das historische Drama Mariana Pineda (1928). In seine Dramen bedient er sich volkstümlicher Musik wie auch der Poesie des Surrealismus; sie sind geprägt von volkstümlichen Elementen der Landschaft Andalusiens und seiner Bewohner, insbesondere der Zigeuner, der “Gitanos”, für die er eine tiefe Verbundenheit empfand. Viele seiner Werke erschienen posthum.
Agosto de 1920
(Vega de Zujaira)
Dice la tarde: ”Tengo sed de sombra!"
Dice la luna: ”Yo, sed de luceros!"
La fuente cristalina pide labios
y suspira el viento.
Yo tengo sed de aromas y de risas,
sed de cantares nuevos
sin lunas y sin lirios
y sin amores muertos.
Un cantar de mafiana que estremezca
a los remansos quietos
del porvenir. Y llene de esperanza
sus ondas y sus cienos.
Un cantar luminoso y reposado
pleno de pensamiento,
virginal de tristezas y de angustias
y virginal de ensuefios.
Cantar sin came lfrica que llene
de risas el silencio
(una bandada de palomas ciegas
lanzadas al misterio ).
Cantar que vaya al alma de las cosas
y al alma de los vientos
y que descanse al fin en la alegria
del coraz6n eterno.
Aus Cantos nuevos
Werke u.a.: Romancero gitano (1928, dt. Zigeunerromanzen), La zapatera prodigiosa (1930, dt. Die wundersame Schustersfrau), Poema del cante jondo (1931, dt. Dichtung vom tiefinnern Sang), Amor de don Perlimplín con Belisa en su jardín (1933, dt. In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa), Bodas de sangre (1933, dt. Bluthochzeit), La casa de Bernarda Alba (entstanden 1933-36, Uraufführung 1945, dt. Bernarda Albas Haus).
Hinweis: Der Verbleib des Leichnams García Lorcas ist nicht exakt bekannt. Die Stelle, an der er erschossen worden sein soll, ist durch einen Monolithen an einem Olivenbaum in dem Tal zwischen Viznar und Alfacar gekennzeichnet. Vermutlich wurde er hier in einem Massengrab verscharrt. Kürzlich (2009) wurde beschlossen, die sterblichen Überreste Garcia Lorcas zu exhumieren und eine Grabstätte zu errichten.
Bei Viznar (Prov. Granada)
Giovannino Oliviero (Giuseppe) Guareschi
Italienischer Schriftsteller, Karikaturist und Journalist; aus der Mittelklasse stammend, arbeitete er ab 1929 als Redakteur in Parma beim Corriere Emiliano, bevor er 1936 als Chefredakteur zu der humoristischen Wochenzeitung Bertoldo nach Mailand wechselte. Nach seiner Entlassung aus deutscher Kriegsgefangenschaft - er war von 1943 bis 1945 in verschiedenen Gefangenenlagern - gründete er in Mailand die satirische Wochenzeitschrift Candido, die er bis 1961 leitete. In ihr erschienen die ersten Geschichten über den Kleinkrieg zwischen dem streitbaren Dorfpfarrer Don Camillo und dem kommunistischen Bürgermeister Peppone, die der Verleger Rizzoli 1948 als Sammlung unter dem Titel Don Camillo et Peppone publizierte. Die Geschichten entwickelten sich rasch zu einem großen Publikumserfolg, so daß Anfang der 1950er Jahre die Verfilmung der Romane in Angriff genommen wurde. Ab 1952 kamen die Filme mit Fernandel als Don Camillo und Gino Cervi (*1901, †1974) als Peppone in die Kinos und gewannen sofort die Herzen nicht nur des italienischen Publikums. Nach der Demokratisierung Italien unterstützte Guareschi die Democrazia Cristiana (DC) und kritisierte in seiner Zeitschrift zunächst die Kommunisten, aber nach deren Niederlage bei der Wahl von 1948 die siegreiche Partei, dann die DC. 1954 kam es zu einem aufsehenerregenden Prozeß, da er zwei Briefe des ehemaligen Führers des italienischen Widerstands und vormaligen Ministers Alcide De Gasperi als Faksimile veröffentlicht hatte, in dem dieser die Alliierten aufgefordert hatte, die Vororte Roms zu bombardieren, um die italienischen Kollaborateure zu demoralisieren. Das Verfahren wurde zu Gunsten de Gasperis eingestellt, Guareschi mußte 409 Tage im Gefängnis von Parma verbringen, sowie sechs weitere Wochen zur Bewährung in seinem Haus. Als im Jahre 1961 der “Candido“ eingestellt wurde, verstärkte sich Guareschis Hang zur Melancholie - wohl auch bedingt durch seine angeschlagene Gesundheit. 1956 hatte er sich bereits aus gesundheitlichen Gründen für einige Zeit in der Schweiz aufgehalten.
Werke u.a.: Il Compagno Don Camillo (1964, dt. Genosse Don Camillo), Don Camillo und die Rothaarige (posthum 1969).
Busseto, OT Le Roncole Verdi, Friedhof San Michele
Italienischer Schriftsteller und Partisan; nach Beendigung der Elemantarschule schickten seine Eltern ihn auf das Gymnasium "Govone" in Alba. Ab 1940 studierte er an der Fakultät der Künste an der Universität Turin, bevor er 1943 Offiziersausbilder zunächst in Ceva (Cuneo) und dann in Pietralata (Rom) wurde. Im September des selben Jahres schloß er sich einer Partisanengruppe an und beteiligte sich u.a. an den Kämpfen bei Carrù. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm er kurzzeitig sein Studium wieder auf, wandte sich dann aber der Schriftstellerei zu. 1949 erschien seine erste Erzählung Il trucco unter dem Pseudonym Giovanni Federico Biamonti. Im gleichen Jahr erschienen beim Verlag Einaudi seine Erzählungen Racconti della guerra civile und La paga del sabato. Sein bekanntester Roman Il partigiano Johnny wurde posthum und unvollständig im Jahr 1968 veröffentlicht.
Werke u.a.: Una questione privata. I ventitre giorni della città di Alba (1952), La malora (1954), Primavera di bellezza (1959), Un giorno di fuoco (1963), La paga del sabato (1969).
Alba (Prov. Cuneo)
Paris, Cimetière du Montparnasse
Inschrift: Lumière, où donc es-tu ? Peut-être dans la mort. [Licht, wo bist Du? Vielleicht im Tode].
Französischer Schriftsteller und Ethnologe; dem französischen Bildungsbürgertum entstammend; entwickelte schon früh Interesse für die Literatur, besuchte zunächst bis zur 9. Klasse eine Privatschule und erhielt nach mehreren Schulwechseln im Juli 1914 den zweiten Preis für Französisch und dem ersten Preis für Rezitation und im Juli 1916, am Ende seines zweiten Jahres, die jeweils ersten Preise in Französisch Komposition und Latein Übungen, mußte jedoch aus disziplinarischen Gründen das Janson-de-Sailly Gymnasium verlassen, ohne das Abitur abgelegt zu haben; das konnte er erst an der Privatschule école Descartes ablegen. Jetzt endecke ter das Leben auf dem Montmartre mit seinen Jazzkneipen und den schwarzen Sängern aus den Vereinigten Staaten, die nach dem Krieg nach Paris gekommen waren. Aber er bemühte sich ab 1919 um eine feste Anstellung; zwei Versuche als Verkäufer zu arbeiteten scheiterten jedoch. Im Herbst 1920 bereitete er sich, dem ausgesprochenen Wunsch seiner Eltern folgend, auf die Aufnahmeprüfung am Institut für Chemie vor, wurde jedoch durch seine Einberufung Ende des Jahres zum obligatorischen Militärdienst herangezogen und arbeitete am Institut Pasteur. Immer noch lebte er bei seiner Mutter, wo er sich “proforma” für ein Zertifikat der Chemie vorbereitete. Nachdem er Ende 1923 aus dem Militärdienst entlassen worden war, gab er auch sein Chemiestudium auf. Später wird er sagen: ”J’obéis à ma vocation — et renonçant aux vagues études que j’avais poursuivies jusqu’alors — je quittai le laboratoire où j’avais fini mon service […], décidé à consacrer toute mon activité à la littérature” [Ich gehorchte meiner Berufung - und gab die vagen Studien auf, die ich bis dahin verfolgt hatte - Ich verließ das Labor, in dem ich meinen Dienst beendet hatte [...], entschloß mich, alle meine Aktivitäten der Literatur zu widmen]. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gewann er Anschluß an die avantgardistischen Künstlerzirkel der Epoche, insbesondere zum Surrealismus; rasch befreundete er sich mit Max Jacob, mit dem er bereits in Briefkontakt stand (dieser hatte ihm zum Tode seines Vaters kondoliert) mit André Masson, Pablo Picasso, Joan Miró und anderen. Diese Verbindung hielt bis ins Jahr 1929, wonach er die Gruppe verließ, um größere künstlerische Selbständigkeit zu erlangen. Lediglich mit Masson verband ihn eine lebenslange Freundschaft.
Leiris begann ein Studium der Ethnologie und lernte in dieser Zeit den Schriftsteller und Philosophen Georges Bataille kennen, für dessen Zeitschrift Documents er sich redaktionell engagierte. In der vierten Ausgabe verfaßte er 1929 eine erste Würdigung von Alberto Giacomettis Werk. Zusammen mit Bataille, Roger Caillois und Jules Monnerot gründete er das religionswissenschaftlich inspirierte Collège de Sociologie. Von 1931 bis 1933 nahm er an der von dem Ethnologen Marcel Griaule geleiteten Dakar-Djibouti-Expedition teil; sein Tagebuch zu dieser Reise, das 1934 unter dem Titel L'Afrique fantôme (1934, dt. Phantom Afrika) erschien, gilt heute als bahnbrechendes ethnographisches Dokument. Nach seiner Rückkehr aus Afrika wandte sich Leiris der Ethnologie zu und begründete das Musée de l'Homme mit, dessen Widerstandsgruppe er während der deutschen Besatzung angehörte. 1937 gründete er zusammen mit Georges Bataille und Roger Callois das Collège de Sociologie; Nach 1945 näherte er sich Jean Paul Sartres Existentialismus an und wurde Gründungsmitglied der Zeitschrift Les Temps Modernes. 1945 gründete er gemeinsam mit anderen das vierteljährlich erscheinende Magazin Présence africaine. Michel Leiris war ein überzeugter und engagierter Gegner des Kolonialismus und gehörte zu den Unterzeichnern des Manifeste des 121 - Déclaration sur le droit à l’insoumission dans la guerre d’Algérie.
Verheiratet war Leiris seit 1926 mit Louise Gordon, gen. Zetti (*1902, †1988), die “natürliche” Tochter Henri Kahnweilers aus dessen Ehe mit Lucie Gordon.
Werke u.a.: Mannesalter (1939), La Règle du Jeu (1946-76, 4 Bde., dt. Die Spielregel), Cinq études d'ethnologie (1969), André Masson, "Massacres" et autres dessins (1971).
Paris, Cimetière du Père Lachaise
Deutscher Comic- und Romanautor. wurde unmittelbar nach dem Besuch des Realgymnasiums als Flakhelfer in Stettin herangezogen, jedoch nach schwerer Krankheit noch vor Kriegsende als wehruntauglich entlassen .Nach dem Ende des Krieges studierte er zunächst Gesang am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin, danach an der Hochschule für Musik und hatte als Opernsänger. Engagements in Nordhausen und Potsdam. Dann aber gab er 1957 seinen Beruf auf und wurde ab Heftnummer 9 mit Hannes Hegen und später auch mit Wolfgang Altenburger Texter sowie Ideengeber bei der Comic-Zeitschrift Mosaik. Er recherchierte die historischen Hintergründe der Geschichten, textete Verse und erstellte Exposés für die Digedags, die Hauptfiguren des Mosaiks. 1958 und 1959 textete er die Mosaik-Beilage Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben. Nachdem es 1975 zum Bruch zwischen dem Verlag und ”Digedag-Vater“ Hannes Hegen gekommen war, wurde Dräger mit der Comiczeichnerin Lona Rietschel zum geistigen Vater der Abrafaxe, die die Digedags beerbten. Als künstlerischer Leiter machte er Aufrisse und zeichnete sogar manche Seiten selbst. Auch für eine 1980 im Palast der Republik in Ostberlin aufgeführte Abrafaxe-Revue schrieb er das Script. Am 1.1.1990 zog er sich in den Ruhestand zurück. Im Jahre 2002 erschien dann ein weitere Werk, sein Roman Ritter Runkel und seine Zeit, in dem er die Geschichte des Ritter Runkel, die in den Jahren 1964 bis 1969 im Mosaik erschienen war und die er ebenfalls getextet hatte, weiterverfolgt. In den Jahren 2006, 2009 und 2012 veröffentlichte er Fortsetzungen dieses Romans.
Potsdam, Neuer Friedhof
Deutscher Schriftsteller und Journalist; besuchte ein Gymnasium in Riga. Seine Opposition zum autoritären Regime Kārlis Ulmanis´ führte dazu, daß er der Schule verwiesen wurde. Er arbeitete daraufhin als Matrose, als Schauermann und in der Lachsfischerei, daneben studierte er als Externer Philosophie an der Universität Riga und verfaßte seinen ersten, unveröffentlichten Roman Glühende Asche über die Russische Revolution von 1905. Wegen seiner linken politischen Einstellung wurde er von der Universitätsleitung exmatrikuliert. Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen, floh er Anfang 1939 als blinder Passagier auf einem Frachter nach Rotterdam; über verschiedene europäische Länder und Nordafrika gelangte er nach Paris, wo er 1940 wegen kommunistischer Untergrundarbeit verhaftet und im französischen Lager Le Vernet interniert wurde. Nach der Niederlage Frankreichs im Zweiten Weltkrieg im Jahre 1940 wurde er als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich deportiert und mußte als Zwangsarbeiter in einem Bergwerk arbeiten. Als er in seine Heimat fliehen wollte, wurde er an der dänischen Grenze aufgegriffen, an das Deutsche Reich überstellt und in flensburg inhaltiert. Nachdem ihm die Flucht von dort gelungen war, tauchte er in Berlin unter und besorgte sich falsche Papiere, schlug sich als Koch, Kellner und Bühnenarbeiter durch und schloß sich einer Widerstandsgruppe von Zwangsarbeitern in den Knorr-Bremse-Werken an. Nachdem die Roten Armee in der Hauptstadt einmarschiert war, arbeitete er mit sowjetischen Stellen zusammen; war zeitweise kommissarischer Bürgermeister von Töplitz und arbeitete als Journalist für die Tägliche Rundschau. Seit Beginn der 1950er Jahre lebte er als freier Schriftsteller in Ostberlin sowie in seinem Sommerhaus in Kolberg (heute zu Heidesee, Ldkrs. Dahme-Spreewald, Brandenburg).
Mit dem zweiten Teil seines Buches Herz und Asche brach Boris Djacenko ein Tabu; in ihm berichtete er von den Vergewaltigungen deutscher Frauen durch Angehörige der Roten Armee. fiel er in der DDR in Ungnade und wurde gemaßregelt. Die bereits als Fortsetzungsroman begonnene Veröffentlichung des Texte in der Neuen Berliner Illustrierten wurde gestoppt und die Druckfahnen für das Buch wurden eingestampft. Djacenko schrieb fortan unter dem Pseudonym Peter Addams unpolitische Kriminalromane.
Werke u.a.: Menschen an der Grenze (1950), Herz und Asche (1954), Die Frau im dritten Stock links (1955), Wölfe (1955), Die Verschwörer der Königsgasse (1958), Nacht über Paris (1965), Anruf in der Nacht (1973), Angriff der Sonnenblumen (1974).
Berlin-Treptow OT Köpenick, Friedhof Adlershof
Omnibus salutem!