Bild: Matthias Bauer (06/2008)

Gerhart Herrmann Mostar eigentl. Gerhart Herrmann

 

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Lehrers; studierte nach einer Ausbildung zum Volksschullehrer Philosophie und vergleichende Sprachwissenschaft in Halle und war ab 1921 als Redakteur verschiedener Zeitungen tätig, u.a. auch beim Vorwärts, dem Parteiorgan der SPD. Dort erschien - bereits illegal - auch sein Roman Der schwarze Ritter, ein Buch, das den Aufenthalt von Karl Marx in Paris während der Jahre 1844 bis 1848 zum Thema hat. Nachdem auch seine Bücher bei der Bücherverbrennung 1933 den Flammen übergeben worden waren, emigrierte er, lebte u.a. in der Schweiz und Österreich, wo er für den Wiener Tag schrieb, aber auch für das Kabarett “Der liebe Augustin”. Nach dem “Anschluß” Österreichs im Jahre 1938 wich er auf den Balkan aus, den er bereits als junger Mann bereist hatte (daher auch der von ihm gewählte Name “Mostar”) und lebte in Belgrad. In der Emigration schlug er sich als Hauslehrer, Regisseur, Übersetzer und Journalist durch. Ab 1948 lebte Mostar in Stuttgart und arbeitete als Gerichtsreporter für Radio Stuttgart. Ab der 1950er Jahre verarbeitete er diese Reportagen, die auch überregional ausgestrahlt wurden, zu Büchern, u.a. in Im Namen des Gesetzes (1950), Unschuldig verurteilt (1956), Nehmen Sie das Urteil an? (1957) oder Liebe vor Gericht (1961). Bekannt wurde er jedoch durch die Romane Der Aufruhr des schiefen Calm (1929) und Der schwarze Ritter (1933). Mostar verfaßte auch Dramen u.a. Meier Helmbrecht (1946). Gemeinsam mit Robert A. Stemmle gab er 1963 mit Der neue Pitaval (1963) eine auf fünfzig Bände konziperte “Sammlung berühmter und merkwürdiger Kriminalfälle” heraus.

Werke u.a.: Und schenke uns allen ein fröhliches Herz (1953), Weltgeschichte - höchst privat (1954), Liebe Klatsch und Weltgeschichte (1966), Die Arche Mostar (1969).

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München, Nordfriedhof

Bilder: Matthias Bauer (05/2006)

Horst Bienek

 

 

Deutscher Schriftsteller; übersiedelte 1946 aus dem von sowjetischen Truppen besetzten Oberschlesien zunächst nach Köthen (Anhalt) und dann nach Potsdam. Nachdem er während seiner Volontärzeit bei der Potsdamer Tagespost Gedichte veröffentlicht hatte, die Aufmerksamkeit erregten, wurde er in der DDR als junger Autor zunächst gefördert. 1951 holte ihnBertolt Brecht als Meisterschüler an sein Berliner Ensemble. Allerdings wurde er noch im selben Jahr vom Staatssicherheitsdienst verhaftet und wegen “antisowjetischer Hetze“ und angeblicher Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit im berüchtigten nordsibirischen Arbeitslager Workuta verurteilt. Nachdem er im Rahmen einer Amnestie nach vier Jahren freikam, ließ er sich in die Bundesrepublik Deutschland nieder. Dort war er u.a. von 1957 bis 1961 als Kulturredakteur beim Hessischen Rundfunk (hr) und von 1959 bis 1961 als Mitherausgeber der Zeitschrift blätter + bilder tätig und war außerdem ab 1961 Verlagslektor bei dtv; ab 1968 arbeitete er als freier Schriftsteller in München. Bis 1990 war er zudem Leiter der Literaturabteilung an der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er verfaßte zahlreiche Romane, schrieb aber auch Lyrik, u.a. was war das ist (1966), Die Zeit danach (1974), Wer antwortet wem (1991 posthum herausgegeben).

Werke u.a.: Die Zelle (1968), Die erste Polka (1975), Gleiwitzer Kindheit (1976), Septemberlicht (1977), Zeit ohne Glocken (1979), Erde und Feuer (1982), Der Blinde in der Bibliothek (1986), Reise in die Kindheit (1988).

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Ottobrunn, Parkfriedhof

Karl Adolf Gjellerup

                   

Dänischer Schriftsteller; Sohn eines Pfarrers; studierte in Kopenhagen Theologie und schloß das Studium 1878 mit dem Examen ab. Später wandte er sich vom Christentum ab und fand im Buddhismus seine geistige und dichterische Heimat. Eine Erbschaft ermöglichte ihm 1883 eine mehrmonatige Romreise, in deren Rahmen er auf dem Heimweg u.a. auch durch Griechenland und Deutschland reiste. Nach seiner Rückkehr hatte er seinen Durchbruch mit der lyrischen Tragödie Brynhild (1884), die er seiner späteren Frau Eugenia, einer Dresdnerin, widmete. Bevor er 1892 nach Dresden übersiedelte, hatte er sich dort bereits von 1885 bis 1987 aufgehalten. Nachdem Gjellerup, der polyglott war und zuvor seine Werke in seiner Muttersprache verfaßt hatte, begann er in seiner Wahlheimat auf Deutsch zu schreiben.

Werke u.a.: En idealist (1878, dt. Ein Idealist), Den evige strid (1878), Arvelighed og moral (1881), Germanernes laerling (1882, dt. Ein Jünger der Germanen), Aander og tider (1882), Die Hügelmühle (1896), Der Pilger Kamanita (1906), Die Weltwanderer (1910).

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Literatur zusammen mit Henrik Pontoppidan (1917).

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Bild: Steffi Eckold (06/2008)

Christiane Karoline Schlegel née Lucius

 

Deutsche Schriftstellerin; Tochter eines Geheimen Cabinetsregistrators, die, wie seinerzeit allgemein üblich, privat erzogen wurde, zunächst von der Mutter, dann von einem Hauslehrer, und sich autodidaktisch weiterbildete. Die 1774 mit dem Pastor Gottlieb Schlegel (†1813) geschlossene Ehe blieb kinderlos, so daß sie sich neben ihren Aufgaben als Ehefrau eines Kirchenmannes dem Lesen und Schreiben widmen konnte, zumal das Paar nach der Hochzeit von Dresden in das ländliche, im Saaletal gelegene Burgwerben übersiedelt war, das sie erst nach dem Tod ihres Mannes verließ, um wieder nach Dresden zurückzukehren. Ein 1777 in Dresden verübter Mord, von dem sie anläßlich eines Besuchs ihrer Schwester hörte, veranlaßte sie, vor dem Hintergrund dieses Ereignisses ihr Stück Düval und Charmille, zu verfassen, das 1778 publiziert wurde. Es folgten Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen. Bekannt wurde sie aber auch durch ihren Briefwechsel - von ihm “Babet” genannt - mit Christian Fürchtegott Gellert. Sie hatte 1760 zu ihm Kontakt aufgenommen, da sie seine Werke hoch schätzte; der briefliche Kontakt dauerte bis zu Gellerts Tod fort. Kontakt hatte sie auch zu Johann Georg Jacobi, allerdings fand dieser nur auf schriftlichem Wege statt - sie traf Jacobi nie persönlich.

 

 

 

 

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Bilder: Steffi Eckold (06/2008)

Dresden, Inneren Neustädter Friedhof

Dresden-Klotzsche, Alter Friedhof

Elisa Elisabeth Charlotte Constanzia von der Recke née Gräfin Medem

        pinxit Anton Graff, 1790

Deutsch-baltische Schriftstellerin; Tochter des Reichsgrafen Friedrich von Medem und seiner Frau Louise Dorothea von Korff, von 1771 bis 1778 verheiratete mit dem Kammerherrn Georg von der Recke; war im Dienste ihrer Schwester, Dorothea von Medem, Herzogin von Kurland (*1761, †1821), als Diplomatin tätig. Ihre 1787 erschienene Schrift Nachricht von des berühmten Cagliostro Aufenthalt in Mitau im Jahre 1779 und dessen magischen Operationen machte sie schlagartig in den gebildeten Kreisen Europas bekannt. In ihr rechnete sie mit den amourösen Avancen Cagliotros ihr gegenüber - bei gleichzeitiger Darstellung dessen hochstaplerischer Umtriebe - schonungslos ab. Als Dank für dieses Werk gewährte ihr die Zarin Katharina II, die Große lebenslang die Erträgnisse aus einem russischen Gut. Vor dem Hintergrund dieser Einnahmen konnte sie ausgedehnte Reisen durch Europa unternehmen, die sie u.a. mit Goethe, Schiller, Wieland und Herder zusammenführten, mit denen sie Zeit langjährige Korrespondenz führte. 1798 übersiedelte sie nach Dresden, wo sie ab 1804 mit ihrem Freund, dem Schriftsteller Christoph August Tiedge Anton Graff(*1752, †1841) zusammenlebte und der später in ihrem Grab seine letzte Ruhestätte fand. Befreundet war sie auch mit dem Maler Anton Graff, einem der bedeutendsten Portraitmaler seiner Zeit, der u.a. auch sie portaitierte (s.o.). Von der Recke, deren Werk vorwiegend aus pietistisch-empfindsamen Gedichten, Tagebüchern und Memoiren besteht, betreute insgesamt 13 Pflegetöchter.

Werke u.a.: Leben des Grafen Johann Friedrich von Medem nebst seinem Briefwechsel hauptsächlich mit der Frau Kammerherrinn von der Recke, seiner Schwester (1792), Familien-Scenen oder Entwickelungen auf dem Masquenballe (ca. 1794).

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Bild: Anzor (12/2008)

Rosario Castellanos

 

 

Mexikanische Poetin und Schriftstellerin; wuchs auf der Ranch der Familie auf, das sie aufgrund einer vom mexikanischen Präsident Lázaro Cárdenas durchgesetzten Landreform verlassen mußten; die Eltern zogen mit dem 16-jährigen Mädchen nach Mexiko-Stadt, wo dieses sich nach dem baldigen Tod der Eltern alleine durchschlagen mußte. Sie schloß sich einer Gruppe mexikanischer und zentralamerikanischer Intellektueller an und begann zu schreiben. Nach einem Studium der Philosophie und Literatur an der Universidad Nacional Autónoma de México, an der sie später lehren wird, schrieb sie Stücke für das Puppentheater, die in armen Gegenden gezeigt wurden, um die Alphabetisierung zu fördern, und sie verfaßte Artikel für die Tageszeitung Excélsior. Neben ihrer literarischen Arbeit hatte Castellanos auch verschiedene offizielle Ämter inne. In Anerkennung ihrer Verdienste um die mexikanische Literatur wurde sie 1971 zur mexikanischen Botschafterin in Israel ernannt. Sie kam in Tel Aviv bei einem Unfall ums Leben.

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Mexiko-Stadt, Panteón del Dolores, Rotonda de los Hombres Ilustres

Bilder; Steffi Eckold

Dresden, Inneren Neustädter Friedhof

Henriette Davidis

Deutsche Kochbuchautorin; zehntes von dreizehn Kindern eines Pfarrers; 1816 zog sie zu ihrer älteren Schwester Elisabeth nach Schwelm, wo sie für zwei Jahre die höhere Töchterschule besuchte, bevor sie 1818 in ihr7. Aufl. 1858 Elternhaus zurückkehrte und dort auch noch einmal Schülerin einer privaten höheren Töchterschule besuchte. Später zog sie nach Bommern zu ihrer Schwester Albertine, um auf deren Landgut und mit der Erziehung der vier Kinder zu helfen. Als ihr Vater 1828 starb, kehrte sie nach Wengern zurück und kümmerte sich um ihre Mutter, bis diese 1838 starb. Danach lebte Davidis einige Jahre als Erzieherin und Gouvernante in Bremen, bevor sie um 1840 nach Windheim zog. Von 1841 bis 1848 arbeitete sie als Erzieherin an einer Mädchenarbeitsschule in Sprockhövel. Während dieser Zeit erschien 1845 ihr Praktisches Kochbuch, für das sie umfangreiche Recherchen betrieben und über einen längeren Zeitraum Rezepte zusammengetragen hatte und das immer wieder neue Auflagen erfuhr. Es folgten Bücher zur Hauswirtschaftslehre sowie erzieherische Schriften für Mädchen und junge Frauen. Im Mai 1857 zog sie nach Dortmund, wo sie zunächst zur Untermiete wohnte, dann in einer kleinen Wohnung. Die Bücher waren zwar sehr erfolgreich, dennoch waren ihre Einkünfte als Schriftstellerin eher bescheiden, da sie von ihren Verlegern mit geringen HonorarenI abgespeist wurde. Ab den 1860er Jahren verfaßte sie dann auch noch regelmäßig Artikel für Zeitschriften wie Daheim, ein Magazin, das sich an ein bürgerliches Publikum richtete.

Henriette Davidis starb an den Folgen eines Schlaganfalls. 1994 wurde in Wengern das Henriette-Davidis-Museum gegründet, das neben einer umfassenden Sammlung ihrer Werke auch einen Eindruck von ihren Lebens- und Wohnstil bietet.

Illustration aus Puppenköchin Anna

 

 

Werke u.a.: Der Gemüsegarten (1850), Puppenköchin Anna (1856), Der Beruf der Jungfrau (1857), Die Hausfrau (1861).

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Bilder: Peter R. Seeber (09/2012)

Dortmund, Ostfriedhof

Hinweis: Das Datum ihres Geburtsjahres auf dem Grabstein ist falsch angegeben.

Robert Merle

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Französischer Schriftsteller; Sohn eines Offiziers, kam aus dem damalsigen Französisch-Algerien 1918 nach Frankreich. Merle studierte in Paris Anglistik, war während des Zweiten Weltkrieges Soldat, kämpfte 1940 in der Schlacht um Dünkirchen und geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde er 1972 durch seinen Roman Malevil bekannt, der die Folgen eines Atomkrieges zum Thema hat und auch verfilmt wurde.

Ein erster Erfolg hatte sich mit dem realistischen Kriegsroman Wochenende in Zuitcoote (1949) eingestellt, danach verfaßte Merle gesellschaftskritisch-utopische, Abenteuer-, Science-Fiction- und v.a. historische Romane; er war aber auch Essayist, Dramaturg und Übersetzer. Daneben schrieb Merle auch eine Biographie des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro und Theaterstücke.

Werke u.a.: Die Insel (1962), Ein vernunftbegabtes Tier (auch unter dem Titel Der Tag der Delphine, 1967), Die geschützten Männer (1974), Fortune de France (13 Bde, u.a. mit Die gute Stadt Paris (1980); Ein Kardinal vor La Rochelle( 1999).

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Aiguillon (Lot-et-Garonne), Cimetière communal

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Paul Schönthan Edler von Pernwaldt

 

Österreichischer Dramatiker und Journalist; einer Kaufmannsfamilie entstammend; Bruder des Schriftstellers Franz von Schönthan; war zunächst - wie dieser - Kadett der k.k. Kriegsmarine, quittierte den Dienst jedoch bald aus gesundheitlichen Gründen. Angeregt durch seinen Bruder, mit dem er später auch zusammenarbeitete, wandte er sich dem Journalismus zu und war in Berlin zwischen 1887 und 1890 als Redakteur derin Berlin erscheinenden Zeitschrift Lustige Blätter tätig, kehrte aber nach Wien zurück, wo er für das Neue Tagblatt arbeitete und bald als Leiter für das Feuilleton und das Kunst- und Hofburgtheater-Referat der Zeitung zuständig war. Ab 1902 war er bis zu seinem Tode mit verschiedenen Aufgaben für die Wiener Zeitung, betraut.

Sein erfolgreichstes und bis heute noch aufgeführtes Theaterstück war die gemeinsam mit seinem Bruder verfaßte Komödie Der Raub der Sabinerinnen, die 1885 uraufgeführt worden war und auch mehrmals verfilmt wurde, nachdem die Theaterfassung von Curt Goetz überarbeitet und mit einem neuen Schluß versehen worden war.

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Bild: Heinz Knisch (11/2012)

Wien, Dornbacher Friedhof

Schriftsteller CXXII

Omnibus salutem!