Bild: Heiko Bockstiegel (2008)

Ernst Friedrich Karl von Salomon

 

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Polizeibeamten und ehemaligen Offiziers; als dieser 1909 nach Frankfurt am Main versetzt wurde, um dort zunächst als Kriminalkommissar und später als Abteilungsleiter der Kriminalpolizei tätig wurde, besuchte er von 1909 bis 1912 die 1803 von Wilhelm Friedrich Hufnagel gegründete Musterschule, anschließend bis 1913 Lessing-Gymnasium in Frankfurt, das er jedoch wegen mangelnden Erfolgs verlassen mußte, woraufhin er 1913 zur preußischen Kadettenanstalt in Karlsruhe und 1917 zur Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde bei Berlin wechselte, wo er schließlich 1918 das Abitur ablegte. 1918 schloß er sich rechtsextremen Gruppierungen an und war ab 1919 Freikorpskämpfer im Baltikum und in Oberschlesien. 1922 wurde er wegen Beihilfe an der Ermordung Walther Rathenaus zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Im März 1927 erfolgte eine weitere Verurteilung zu eineinhalb Jahren Zuchthaus wegen Beteiligung an einem versuchten sogenannten Fememord; Salomon wurde aber bereits im Dezember aus gesundheitlichen Gründen wieder entlassen. Seine Anfang der 1930er Jahre verfaßten Romane wurden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten als "Dokumente vom Kampf um die Wiedergeburt der Nation" gefördert. Der NSDAP schloß er sich jedoch nicht an; Salomon, der eine jüdische Lebensgefährtin hatte, distanzierte sich sogar nach der Machtergreifung von den Nazis. Neben seinen Romanen verfaßte er auch Drehbücher für Unterhaltungsfilme, so für den Leinwandstreifen Carl Peters (1941), in dem Hans Albers die Titelrolle übernahm (von den Engländern wurde die Aufführung des Filmes in Deutschland nach dem Krieg verboten, da er u.a. antienglische Tendenzen aufweise). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Salomon 1945/46 in einem amerikanischen Internierungslager inhaftiert. Im Nachkriegsdeutschland schrieb er die Drehbücher für die Landser-Trilogie 08/15 (1954/55) und zu Liane, das Mädchen aus dem Urwald (1956), in dem Marion Michael die Hauptrolle spielte. 1961 nahm er in Tokio an der Weltkonferenz gegen die Atombombe teil. und wurde mit dem höchsten japanischen Friedenspreis "Die Kette der tausend Kraniche” ausgezeichnet.

Werke u.a.: Die Geächteten (1930), Die Kadetten (1933), Der Fragebogen (1951), Das Schicksal des A.D. (1960), Der tote Preuße (1973).

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Heiligenthal b. Lüneburg, Heide-Friedhof

Algernon Charles Swinburne

Englischer Schriftsteller; der Sohn aristokratischer Provenienz besuchte von 1856 bis 1860 die Universität von Oxford, wo er sich während des Studiums den Präraffaeliten anschloß. Der Reichtum seiner Familie sicherte ihm schon früh eine Existenz als freier Schriftsteller, so veröffentlichte er bereits mit 23 Jahren die beiden Blankverstragödien The Queen Mother und Rosamond, die er in der Tradition des elisabethanischen Theaters verfaßte. Er öffnete in England den Zugang zu französischen Lyriker wie Charles Baudelaire, Théophile Gautier und Stéphane Mallarmé. Unter dem Einfluß des italienischen Freiheitskämpfers Giuseppe Mazzini verherrlichte er demokratische und republikanische Ideale. Ab 1879 lebte Swinburne wegen seines ausschweifenden Lebenswandels und exzessiven Alkoholismus, die seine Gesundheit zerrütteten, in der Obhut seines Freundes, dem Kritiker und Dichter Walter Theodore Watts-Dunton (*1832, †1914). Er veröffentlichte dennoch weitere Dramen, in denen er oft Themen der englischen Geschichte gestaltete, sowie Romane.

Werke u.a.: Atalanta in Calydon (1865), A Song of Italy (1867), William Blake (1868), Songs Before Sunrise (1871, dt. Lieder vor Sonnenaufgang), George Chapman (1875), Tristram of Lyonesse (1882), Mary Stuart Trilogie, Teil 1: Chastelard, 1865, dt.; Teil 2: Bothwell, 1874; Teil 3: Mary Stuart, 1881), Poems and Ballads (1878 und 1889).

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Bonchurch (Isle of Wright)

William Thomas Beckford

                             

Englischer Schriftsteller; der Sohn des reichsten Mannes von England - sein Vater war zweimal Bürgermeister von London (1762 und 1769), seine Mutter direkte Nachfahrin von Maria Stuart - verließ 1784 mit seiner Frau und der gemeinsamen kleinen Tochter England und ging in die Schweiz: ihm waren Beziehungen zu William Courtenay nachgesagt, eine Behauptung die aber jeglicher Grundlage entbehrte. Nach dem Tode seiner Frau (†1786) bereiste er u.a. Spanien, Portugal und Italien. In Neapel besuchte er seinen Onkel, den dortigen fonthill_hall_1englischen Botschafter William Hamilton, und fand mit dessen zweiter Frau Emma eine enge geistige Freundschaft. Neben Reisetagebüchern, die er in französischer Sprache verfaßte, schrieb er Biographien und den orientalischen Roman Episodes de Vathek, dessen Erstausgabe 1787 in französischer Sprache erschien und bereits 1786 ohne Zustimmung des Autors ins Englische übersetzt wurde. Der Roman, einer der erfolgreichsten Schauerromane (“Gothic Novel”), beeinflußte mit seinen dunkel-dämonischen Schilderungen die Literatur der Romantik bzw. schwarzen Romantik, namentlich die Schriftsteller Joris-Karl Huysmans und Algernon Charles Swinburne, und H.P. Lovecraft nachhaltig. Nach seiner Rückkehr nach England im Jahre 1796 erwarb der exzentrische Beckford (“Fool of Fonthill") Fonthill Abbey und ließ es in ein gewaltiges Wohngebilde mit einem überdimonsionierten, pompösen Eingangsbereich (oben) und einem 90 Meter hohen Turm umgestalten,fonthill_eingestuertzt der allerdings 1807 einstürzte und neu erreichet werden mußte.

 

Fonthill mit eingestürztem Turm

 

 

 

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Fonthill Abbey (nach 1807)

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Bath, Walcot Cemetery

Boris Vian

 

Französischer Schriftsteller und Jazzmusiker; der jüngste Sohn eines wohlhabenden Fabrikanten, der allerdings Anfang der 1930er Jahre sein Vermögen verlor - die Familie mußte daraufhin ihre Villa verlassen und in das Gartenhaus des Anwesen ziehen, während die Eltern des späteren Violinvirtuosen Yehudi Menuhin (*1916, †1999) die Villa mieteten (Menuhin wurde einer von Vians Spielkameraden) - hatte schon sehr früh Zugang zur klassischen französischen Literatur und spielte außerdem mehrere Musikinstrumente. Trotz seiner künsterischen Neigungen machte er 1942 sein Ingenieursexamen und arbeitete zunächst als Normierer in der Association française de Normalisation, vergleichbar mit dem deutschen VDI, um sich später dann doch der Schriftstellerei zuzuwenden und ab 1950 auch für Rundfunk und Theater zu arbeiten. Da Vian seit Anfang der 1940er Jahre bereits als ein in Saint-Germain-des-Prés gefeierter Jazztrompeter und als Mitarbeiter an Fachzeitschriften wie Jazz-Hot bekannt war, warb ihn 1954 Jacques Canetti, der Bruder Elias Canettis, zur Konzeption von Jazzmagazinen bei Philipps an. Vians 1946 erschienenes Erstlingswerk, der Kriminalroman J’irai cracher sur vos tombes (1946, dt. Ich werde auf eure Gräber spucken), machten ich schlagartig bekannt und wurde 1947 verfilmt. In der Verfilmung des Romans Notre Dame de Paris (1956) von Victor Hugo mit Anthony Quinn und Gina Lollobrigida (*1927) in den Hauptrollen sowie in Les Liaisons dangereuses (1959) nach Choderlos de Laclos (*1741, †1803) mit Jeanne Moreau (*1928) und Gérard Philippe stand er selbst vor der Kamera. In dem nach seinem Roman L'Écume des Jours (1947, dt. Der Schaum der Tage), 1968 entstandenen Film hatten Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir einen Gastauftritt. Seine Werke verfaßte er teilweise unter dem Pseudonym Vernon Sullivan. Vian - seit Mitte der 1950er Jahre herz- und lungenkrank - starb mit nur 39 Jahren während der Vorführung der Verfilmung an Herzversagen. Zunächst weitgehend vergessen, rückte Vian, dessen Romane, Erzählungen und Dramen deutlich von Surrealismus und Existentialismus geprägt sind, jetzt wieder mehr in den Vordergrund des Interesses. Verheiratet war Vian nach seiner Scheidung im Jahre 1952 in zweiter Ehe seit 1954 mit Ursula Kübler.

Werke u.a.: Vercoquin et le plancton (1947, dt. Drehwurm, Swing und das Plankton), Cloé (1947, dt. Die Gischt der Tage), Les morts ont tous la même peau (1947, dt. Tote haben alle dieselbe Haut), Elles se rendent pas compte (1948, dt. Die kapieren nicht), L’arrache-cœur (1953, dt. Der Herzausreißer), L’automne à Pékin (1956, dt. Herbst in Peking), Trouble dans les Andains (posthum 1966, dt. Aufruhr in den Ardennen).

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Ville-d'Avray b. Paris

Pearl Sydenstricker Buck

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US-amerikanische Schriftstellerin; wuchs in China als Tochter des Missionarsehepaares Sydenstricker auf, wobei sie Englisch als zweite Fremdsprache erlernte. Vor den Gewalttätigkeiten des Boxeraufstandes wich die Familie zunächst nach Shanghai aus, um 1901 dann für ein Jahr in die Vereinigten Staaten, dann wieder nach China zurückzukehren. 1910 ging Buck erneut in die USA, um dort zu studieren und schloß das Studium 1914 ab. Nach ihrer Rückkehr nach China heiratete sie dort 1917 den Missionaren John L. Buck. Mit ihm zog sie später in die südchinesche Stadt Nanking, an deren Universität sie von 1922 bis 1932 als Professorin für englische Literatur tätig war. Als es nach der Spaltung der Kuomintang im März 1927 in der Stadt zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den nationalistischen Anhängern Chiang Kai-sheks, die sich etabliert hatten, den Kommunisten und sog. Warlords kam, in deren Verlauf auch Ausländer ums Leben kamen, wähnten sich zu Recht auch die Bucks in Lebensgefahr und verbargen sich mehrere Tage. Ihre Erlebnisse, die vom Gegensatz zwischen der Kultur des Westen und der Chinas geprägt waren und zugleich ein Bild des Lebens im damaligen China widerspiegeln, schlugen sich in Bucks eher in schlichtem Englisch verfaßten Werken nieder. East Wind: West Wind, ihr erster Roman, der 1930 in den Vereinigten Staaten erschien und den gegenseitigen Einfluß zweier Kulturen anhand eine Familiengeschichte beschreibt. 1931 folgte ihr Buch The Good Earth (dt. Die gute Erde), der erste Teil einer Roman-Trilogie, zu der auch die Bücher Sons (1932, dt. Söhne) und A House Divided (1935, dt. Das geteilte Haus) gehören.

1935 erwarb sie in Pennsylvania ein bäuerliches Anwesen, das sie Green Hills Farm nannte, in dem sie die verbleibenden 38 Jahre bis zu ihrem Tode verbrachte und sich für einige wohltätige Organisationen einsetzte.

Werke u.a.: The Mother (1934, dt. Die Mutter), Dragon Seed (1942, dt. Drachensaat), Pavilion of Women (1946, dt. Die Frauen des Hauses Wu), Living Reed (1963, dt. Lebendiger Bambus), Mandala (1970):

Auszeichnungen u.a.: Nobelpreis für Literatur (1938) als Mittlerin zwischen China und dem Westen.

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Perkasie, Green Hills Farm

IInschrift auf der Grabplatte ist Bucks chinesischer Name Sai Zhen Zhu.

Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg

Deutscher Schriftsteller; Sohn des Grafen Christian Günther zu Stolberg-Stolberg und dessen Ehefrau Christiane geb. Gräfin zu Castell-Remlingen; jüngerer 1780Bruder von Christian Graf Stolberg-Stolberg; älterer Bruder von Augusta Louise zu Stolberg-Stolberg (*1753, †1835), die als Johann Wolfgang von Goethes Gustchen in die Literaturgeschichte einging. Er studierte zusammen mit letztem Rechtswissenschaften zunächst in Halle (Saale), später in Göttingen, wo beide 1772 in den Dichterbund “Göttinger Hain” aufgenommen wurden, dem u.a. auch Heinrich Christian Boie (*1744, †1806) und Johann Heinrich Voß angehörten. Nach ausgedehnten Bildungsreisen durch Deutschland und die Schweiz wurden sie 1774 in die Hamburger Freimaurer Loge “Zu den drei Rosen” aufgenommen und ein Jahr später zum Meistern erhoben. Wenig später zog Stollberg sich jedoch vom Freimaurerbund zurück, weil dieser seinen Ansprüchen nicht genügte. Von 1777 bis 1780 war Stolberg als Gesandter des Fürstbischofs von Lübeck in Kopenhagen tätig. 1789 wurde er dänischer Gesandter in Berlin und war von 1791 bis 1800 Präsident der fürstbischöflichen Kollegien in Eutin. In Münster fand Stolberg Zugang zum Münsterschen Kreis um die Fürstin Amalie von Gallitzin. Stolberg stand in Beziehung u.a. zu Johann Wolfgang von Goethe, Johann Kaspar Lavater, sowie zu Johann Georg Hamann, Friedrich Heinrich Jacobi und Johann Gottfried Herder. Zunächst vertrat er freiheitlich-demokratische Ideale, stand später aber der politischen und kirchlichen Reaktion nahe, trat 1800 in Münster sogar zum Katholizismus über, wobei diese Konvertierung in dem protestantischen Norden Deutschlands für erhebliches Aufsehen sorgte. Stolbergs Werke sind anfangs geprägt durch eine pathetisch-patriotische Lyrik. Außerdem verfaßte er Reiseberichte und kirchenhistorische Schriften und fertigte zahlreiche Übersetzungen v.a. der antiker Literatur an, u.a. die Ilias Homers.

Inschrift: Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3.16.

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Bilder: Heiko Bockstiegel (03/2008)

Hörste, Friedhof Stockkämpen

Stollbergsche Grabanlage in einer Ansicht aus dem Jahre 1861.

Hilde Maria Spiel

 

 

Österreichische Schriftstellerin und Journalistin; einer Familie großbürgerlicher Juden entstammend; Tochter eines Ingenieurs und k.u.k. Offiziers im Ersten Weltkrieg; studierte Philosophie an der Universität Wien. 1936 übersiedelte sie mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Peter de Mendelssohn, den sie im selben Jahr geheiratet hatte, wegen der zunehmenden antisemitischen Stimmung in Österreich nach London. 1946 kam sie als britische Staatsangehörige - sie hatte die Staatsbürgerschaft 1941 erworben - nach Wien, um aus der durch die Rote Armee und die anderen alliierten Militärmächte besetzten Stadt als Kriegskorrespondentin zu berichten. Sie ließ sich vorübergehend in Berlin nieder, von wo aus sie als Theaterkritikerin u.a. für die Zeitungen Die Welt, The New Statesman and Nation, La France, den Berliner Tagesspiegel und die Wochenzeitschrift berichtete. Auch als sie 1948 wieder nach London zurückkehrte, blieb sie weiterhin für deutsche und englischsprachige Zeitungen tätig und für den Rundfunk. Sie war zu jener Zeit eine der kenntnisreichsten Literaturkritikerinnen im deutschsprachigen Raum. Sie veröffentlichte zahlreiche literaturkritischem und essayistische Artikel zur österreichischen Literatur und derjenigen des Landes, in dem sie lange im Exil gelebt hatte. In ihren Arbeiten, die auch die jüdische Emigration beinhalten, war sie der Tradition des österreichischen Fin de Siècle verbunden.

Seit 1955 hatte sie bereits wieder einen Zweitwohnsitz in Österreich, aber erst 1963 kehrte sie endgültig in ihr Geburtsland zurück. Nach ihrer Scheidung von Peter de Mendelssohn im Jahre 1970 war sie von 1972 bis zu dessen Tode im Jahre 1981 mit dem den Schriftsteller und ehemaligen Mitarbeiter der British Broadcasting Corporation (BBC) Hans Flesch von Brunningen verheiratet.

Werke u.a.: Kati auf der Brücke (1933), Lisas Zimmer (1965), Der Mann mit der Pelerine (1985), aus dem Nachlaß: Die Dämonie der Gemütlichkeit. Glossen zur Zeit u.a. Prosa (herausgegeben 1991), Das Haus des Dichters. Literarische Essays, Interpretationen...(herausgegeben 1992).

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Bilder: Heiko Bockstiegel (07/1994)

Bad Ischl, Gemeindefriedhof

Bild: JMG (09/22005) flickr.com/photos/82926480@N00/40336632/in/photolist-4yJFb
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Georg von der Vring

1929

 

Deutscher Schriftsteller und Maler; einer Seemannsfamilie entstammend; von 1904 bis 1910 besuchte er das Evangelische Lehrerseminar Oldenburg in Oldenburg, wo er den etwas jüngeren Peter Suhrkamp kennenlernte. In dieser Zeit veröffentlichte er Gedichte in der sonntäglichen Unterhaltungsbeilage der Nachrichten für Stadt und Land. Von 1912 bis 1914 studierte er an der Königlichen Kunstschule in Berlin. Den obligatorischen Militärdienst absolvierte er als Einjährig-Freiwilliger. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, an dem er als Offizier teilnahm, war er bis 1928 als Zeichenlehrer in Jever tätig. Anschließend lebte er als freier Schriftsteller und Maler im Tessin, in Wien und ab 1930 in Stuttgart.Sein erstes erschienenes schriftstellerisches Werk war der 1925 in Jever veröffentlichte Gedichtband Südergast. Nach seinen ersten publizistischen Erfolgen lebte er als freier Schriftsteller in München. Nach der “Machtergreifung“ der Nationalsozialisten publizierte er - dem Trend während dieser Zeit folgend - gemeinsam mit Ernst Georg Erich Lorenz die 6-bändige Buchreihe Erzähle Kamerad! Erlebnisse von Frontsoldaten und interpretierte für den Leipziger Seemann-Verlag unter dem Titel Der ewige Soldat zehn Bilder ”Von Mut, Stolz und Ritterlichkeit“. 1940 wurde Georg von der Vring als Oberleutnant zur Wehrmacht eingezogen und nahm am Zweiten Weltkrieg teil. 1942 veröffentlichte er die autobiographisch gefärbte Erzählung Der ferne Sohn. Im Folgejahr wurde er wegen ”fehlender Verwendungsmöglichkeiten“ aus der Wehrmacht entlassen und zog sich nach Schorndorf im Remstal zurück. Seit 1951 lebte er mit seiner Familie in München. Anfang März 1968 fand man Georg von der Vring tot in der Isar Unklar blieb, ob er durch einen Unfall starb oder ob der längere Zeit unter Depressionen leidende Autor Suizid beging,

Von der Vring war Autor von Kriegsbüchern und Lyrik. Außerdem übersetzte er Werke Guy de Maupassants, Francis Jammes’, Paul Verlaines und Lyrik aus dem Englischen. Georg von der Vring galt in den 1950er und 1960er Jahren in Westdeutschland als bekannter zeitgenössischer Lyriker. Seine Gedichte fanden den Weg in zahlreiche Anthologien und Schullesebüchern.

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Bilder: Heiko Bockstiegel

Brake (Unterweser) OT Kirchhammelwarden, Friedhof

Harry Kurt Victor Mulisch

 

Niederländischer Schriftsteller; Sohn eines ehemaligen österreichischen Offiziers, der - als Personaldirektor der Bank Lippmann, Rosenthal & Co1929. Sarphatistraat - für die Arisierung jüdischen Eigentums war, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges drei Jahre in einem Internierungslager für Kollaborateure verbrachte und 1957 an den Folgen dortigen Aufenthaltes starb, und dessen aus einer Frankfurter jüdischen Bankiersfamilie stammenden Ehefrau Alice, née Schwarz. Mulischs Großmutter und Urgroßmutter mütterlicherseits wurden im KZ Sobibor ermordet, während Alice den Holocaust überlebte, 1951 in die USA auswanderte und dort die US-Amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb.

Nach dem Besuch einer Grundschule in Leiden zwischen 1933 und 1939 wechselte er auf das Christliche Lyceum in Haarlem, das er im Mai 1945 ohne Abschluß verließ. Seine erste Kurzgeschichte De Kamer wurde 1947 in der Wochenzeitschrift Elseviers Weekblad veröffentlicht. In den 1950er Jahren war Mulisch, dessen erster Roman 1951 unter dem Titel Archibald Strohalm erschien, als Literaturkritiker für verschiedene niederländische Zeitungen tätig. 1958 zog er nach Amsterdam und war dort bis 1962 Redakteur der Zeitschrift Podium. tätig. Von 1961 bis 1969 arbeitete Mulisch für die Zeitschriften Randstad und von 1965 bis 1990 fürDe Gids. Ab 1962 war er Vorstandsmitglied des einflußreichen Literaturverlags De Bezige Bij.

Bekannt wurde Mulisch, dessen Werk Romane, Dramen, Essays, Lyrik, Opernlibretti und Reportagen umfaßt, v.a. aufgrund seiner Romane De Aanslag (1982, dt. Das Attentat), der 1987 verfilmt und 1987 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, und De ontdekking van de hemel (1992, dt. Die Entdeckung des Himmels).

1961 war Mulisch einer der Berichterstatter beim Eichmann-Prozeß in Israel. Daraus entstand seine Reportage Strafsache 40/61, die 1963 mit dem Vijverberg-Prijs ausgezeichnet wurde. Seit 1962 war er mit Hannah Arendt befreundet, die ebenfalls Beobachterin des Prozesses war und das Werk Eichmann in Jerusalem verfaßt hat.

Werke u.a.: De diamant (1954; dt. Der Diamant), Het zwarte licht (1956; dt. Schwarzes Licht), Het stenen bruidsbed (1959; dt. Das steinerne Brautbett), Hoogste Tijd (1985; Höchste Zeit), De elementen (1988, dt. Die Elemente), De procedure (1998, dt. Die Prozedur), Siegfried (2001, dt. Siegfried. Eine schwarze Idylle).

Auszeichnungen u.a. Bundesverdienstkreuz erster Klasse (2002), aufgrund der “wichtigen Vermittlerrolle seiner Werke“ Das Attentat und Die Entdeckung des Himmels.

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Bild: Marion Golsteijn (11/2011) Wikipedia.nl
Bild: Marion Golsteijn (11/2011) Wikipedia.nl

Amsterdam, Begraafplaats Zorgvlied

Alfred Wellm

 

 

Deutscher Schriftsteller; Sohn eines Fischers; besuchte ab 1941 eine Lehrerbildungsanstalt in Mehlsack, bevor er kurz vor Kriegsende im Januar 1945 zwar zur Wehrmacht eingezogen wurde, aber aufgrund gesundheitlicher Problemen nicht mehr an Kampfhandlungen teilnehmen mußte und die Endphase des Krieges in Südwestdeutschland verbrachte, bevor er in das unmittelbar an der Grenze zwischen der Sowjetischen Besatzungszone und dem Britischen Sektor Berlins gelegene Falkensee, wo sein Vater lebte, zurückkehren konnte. Alfred Wellm besuchte eine Schule für Neulehrer und war von 1946 bis 1962 an wechselnden Orten im Schuldienst tätig, zeitweise auch als Direktor einer Oberschule und als Kreisschulrat. Ab 1963 lebte er als freier Schriftsteller in Groß-Menow bei Fürstenberg, später in Lohmen bei Güstrow.

Wellm Werk umfaßt Romane, Kinder- und Jugendbücher sowie Drehbücher.. Bekannt wurde er vor allem aufgrund seines Lehrerromans Pause für Wanzka oder die Reise nach Descansar (1968) sowie des autobiografischen Romans Pugowitza oder Die silberne Schlüsseluhr (1975), der eine Beschreibung der Flucht aus Ostpreußen vor der anrückenden Roten Armee 1945 enthält.

Alfred Wellm war Mitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes, seit 1978 der Deutschen Akademie der Künste, des P.E.N.-Zentrum der DDR sowie seit 1998 des P.E.N.-Zentrum Deutschland.

Auszeichnungen u.a.: Fritz-Reuter-Preis des Bezirks Schwerin (1959 und 1969), Heinrich-Mann-Preis (1969), Nationalpreis der DDR (1976).

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Bilder: Dirk Gebauer (08/2018)

Dobbertin OT Dubbin (Mecklenburg Vorpommern, Friedhof

Schriftsteller CVII

Omnibus salutem!