Deutscher Schauspieler; der Sohn eines Sängers und einer Konzertmeisterin hatte sich im Frühjahr 1931 aufgrund einer Zeitungsannonce der Ufa für die bevorstehende Verfilmung von Erich Kästners Jugendbuch Emil und die Detektive (1931) unter Gerhard Lamprecht erfolgreich in Babelsberg beworben: Als “Fliegender Hirsch” wurde er engagiert und mit ihm die Filmneulinge Rolf Wenkhaus als Emil, der später als Kampfpilot über England abgeschossen wurde und starb, und Hans Joachim Schaufuß als “Gustav mit der Hupe”, der in Rußland in der Nähe von Moskau starb. Mit Richters Karriere ging es steil bergan: noch vor Erreichen der Volljährigkeit (seinerzeit mit 21 Jahren) hatte er in mehr als 50 Filmen mitgewirkt. Nach der Schule am Vormittag nahm er abends Schauspielunterricht bei Albert Florath, und er schaffte den Sprung vom Kinderstar in zum Kinostar. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft konnte er seine Karriere als Komiker fortsetzen und war in zahlreichen Lustspielen und Heimatfilmen zu sehen. 1955 drehte er als Regisseur mit Vatertag seinen erster Film. Neben der Filmarbeit wandte sich Richter auch immer wieder dem Theater zu: so war er von 1958 bis 1960 Mitglied des Hamburger Schauspielhauses und trat dort in zahlreichen Stücken unter der Regie von Gustaf Gründgens auf; anschließend wechselte er an die Städtischen Bühnen nach Frankfurt am Main. 1974 gründete er schließlich die Heppenheimer Festspiele, die er mit Hugo von Hofmannthals Jedermann (1912) eröffnete und die seit 1992 von seinem Sohn Thomas geführt werden. Insgesamt wirkte Richter in mehr als 80 Filmen mit.
Filme u.a.: Hitlerjunge Quex (1933), Pygmalion (1935), Feuerzangenbowle (1944), Nichts als Zufälle (1948), Schwarzwaldmädel (1950), Grün ist die Heide (1951), Der Vetter aus Dingsda (1954).
Helene Odilon eigentl. Petermann
Deutsche Schauspielerin; begann ihre künstlerische Karriere 1881 in Chemnitz, ging aber auf Wunsch Kaiser Wilhelms I. an das Hoftheater in Berlin und 1891 schließlich nach Wien, wo sie hauptsächlich Salondamen verkörperte, u.a. am Deutschen Volkstheater Madame Dubarry und die Madame Sans-Gene. 1891 schrieb ihr Hermann Bahr die Rolle der Lona Ladinser im Schauspiel Der Star auf den Leib. Sie schloß 1893 eine unglückliche Ehe mit dem Schauspieler Alexander Girardi. Helene Odilon hatte nicht nur viele Bewunderer und Liebhaber (u.a. war sie die Geliebte Baron Rothschilds), auf die Girardi eifersüchtig war; er kam auch schlecht mit ihrem Bühnenerfolg zu Rande, der zunahm, während der seine abnahm. Die Ehe wurde zusehends zu einer Bühne für einen entnervenden Kleinkrieg. Schließlich versuchte sie ihren Mann durch den renommierten Nervenarzt Julius Wagner-Jauregg, mit dem sie befreundet war, für verrückt zu erklären. Dieser konnte dem Anschlag gerade noch durch Flucht entgehen. Zum Skandal wurde dieser Vorgang v.a. als bekannt wurde, daß Wagner-Jauregg ein entsprechedes Attest ausgestellt hatte, ohnen den Patienten auch nur gesehen zu haben. Als Konsequenz aus diesem Vorgang wurde in Österreich entspr. gesetzliche Regelungen vorgenommen. 1898 erfolgte die Scheidung. Ihre Karriere aber ging weiter: Das “Berliner Tageblatt” schrieb am 16.02.1902 “Im Neuen Theater eröffnete Helene Odilon gestern ein Gastspiel mit drei Einaktern. Die Odilon war, wie immer, pikant, witzig, leichtfertig, leidenschaftlich, verführerisch - kurz, sie war die Odilon”. Im gleichen Jahr feierte sie Erfolge in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich. Das Ende der Karriere kam jedoch überraschend: 1903 wurde sie durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt. Aber sie verlor nicht nur ihre Existenzbasis, sie wurde zudem unter Vormundschaft gestellt, wogegen sie sich mit ihrem Buch Das Buch einer Schwachsinnigen wehrte, um ihre völlige geistige Gesundheit unter Beweis zu stellen. 1916 verlor sie ihr Augenlicht und in der Folge schwanden ihre Ersparnisse dahin, so daß sich Helene Odilon, einst eine der bekanntesten und umschwärmtesten Schauspielerinnen, zum Betteln gezwungen sah. Karl Kraus zitierte in einem Artikel über ihr Buch: “Als Schauspielerin lebte ich mein Leben und kümmerte mich nie um Gesetze, Beamte, Psychiater und Kuratoren. Aber auf einmal falle ich in diese Sauce. Wie ich gesund war, ließ man mich nach meiner Fasson selig werden, und jetzt, in meinen kranken Tagen, soll ich eine Gelehrte und gescheiter sein als die Richter, Advokaten und Ärzte!« - sie beschwerte sich mit diesen Worten über die Kritik der Feuilletonisten, die ihr vorwarfen “Man muß nicht die Odilon gewesen sein, die große Mondäne, die Verführerin einer Stadt, um ein solches Buch zu schreiben, das nichts enthält als Klatsch aus Garderobe und Schlafzimmer; um es in einem saloppen Komödiantenjargon zu schreiben und in einem gleichgültigen Ton, der nichts interessant zu machen wisse”. Nach Aufenthalten in einem Asyl in Salzburg und dem Christlichen Hospitz in Dresden gewährte ihr die Gemeinde Wien einen Ehrenlohn, und sie erhielt kleinere, aber regelmäßige monatliche Zuwendungen vom Deutschen Volkstheater und eine Jahrespension vom deutschen Bühnenverein in Berlin, so daß sie in Baden b. Wien ein Altersheim beziehen konnte. Kurz zuvor hatten Schweizer Zeitungen berichtet, sie sei in einem Salzburger Siechenheim gestorben.
Notiz in der Neuen Freien Presse vom 9.1.1928.
Wien, Zentralfriedhof
Deutscher Schauspieler und Kabarettist; unmittelbar nach dem Abitur zum Militärdienst eingezogen, geriet der U-Boot-Offizier 1944 in kanadische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Er arbeitete zunächst als Schauspieler, begann dann ein Jurastudium, wandte sich nach vier Semestern jedoch wieder der Schauspielerei zu. Nach bestandener Prüfung im Jahre 1949 ging er nach München, wo er im Kabarett Alter Simpl spielte. Ab 1950 war er bei Radio Bremen und beim Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) in Hamburg tätig, trat aber weiterhin auch in Kabaretts auf; so in München in Die Schildbürger und in Der Stachel sowie in Hamburg in Die Mausefalle. Bekannt wurde er durch seine Mitwirkung an der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, dessen Ensemble er neben Hans Jürgen Diedrich, Klaus Havenstein, Dieter Hildebrandt, Horst Jüssen, Ursula Noack und Achim Strietzel von 1961 bis 1973 angehörte. Er wirkte aber auch in der erfolgreichen Familienserie Till, der Junge von nebenan mit, die ab November 1967 von Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ausgestrahlt wurde.
Erna (Ernestine) Maria Morena née Fuchs
Deutsche Schauspielerin; besuchte in München die Kunstgewerbeschule und kam nach einem halbjährigen Aufenthalt in Paris nach Berlin, wo sie als Krankenschwester tätig war und zugleich in der Max-Reinhardt-Schule Schauspielunterricht nahm. 1912 kam sie von der Bühne zum Film und drehte 1913 ihren ersten Film, Die Sphinx. Im Laufe ihrer Karriere wirkte sie in ca. 120 Filmen mit und wurde unter Regisseure wie Friedrich Wilhelm Murnau und Georg Wilhelm Pabst und neben Kollegen wie Conrad Veidt, Emil Jannings und Werner Krauß zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen. Sie arbeitete jedoch auch als Produzentin - sie gründete 1918 in Berlin die Erna Morena Film GmbH - und Drehbuchautorin.
München, Neuhausener Friedhof
Bensheim (Krs. Bergstraße), Waldfriedhof
Österreichischer Regisseur und Jounalist; Sohn eines italienisch-österreichischen Kaufmanns und einer Berlinerin polnischer Abstammung; während des Zweiten Weltkrieges lebte die jüdische Familie u.a. in Frankreich und in der Schweiz. Nach dem Ende des Krieges studierte er in Innsbruck Germanistik und Romanistik und absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre. Anschließend nahm er Schauspielunterricht und war ab 1953 für den Österreichischen Rundfunk (ORF) als Journalist und Nachrichtensprecher tätig. 1960 wurde er Regieassistent und 1962 Dramaturg und Regisseur am Burgtheater in Wien. Anschließend wechselte er 1964 als Oberspielleiter nach Oberhausen, 1967 in gleicher Eigenschaft an das Ulmer Theater. Neben seiner Theaterarbeit hatte Corti 1963 seinen ersten Spielfilm Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter gedreht, in dem Hans Moser seinen letzten Auftritt in einem Film hatte. Furore machte Corti mit der ab 1969 im österreichischen Rundfunk ausgestrahlten Sendung Der Schalldämpfer. Seit 1972 unterrichtete er an der Wiener Filmakademie. Bekannt wurde er v.a. mit seinen Literaturverfilmungen: Herrenjahre (1984), Eine blaßblaue Frauenhandschrift (1984), nach einer Erzählung von Franz Werfel mit Friedrich von Thun in der Hauptrolle oder Der Radetzkymarsch (1994) nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Roth mit Max von Sydow und Charlotte Rampling in den Hauptrollen. Wegen seines Todes wurde dieser Film von seinem Kameramann Gernot Roll fertiggestellt. Neben der Filmarbeit arbeitete er auch als Hörspielregisseur.
Auszeichnungen u.a.: Adolf-Grimme-Preis (posthum), Regiepreis des Filmfestivals von San Sebastian, Goldene Kamera.
Lamprechtshausen, OT Arnsdorf (Bundesland Salzburg), Kirchfriedhof
Deutscher Schauspieler und Regisseur; nach einem Studium der Zeitungs- und Theaterwissenschaften in München wurde er in einem Theaterseminar von dem Theaterintendant Otto Falckenberg entdeckt, der ihn als Regieassistenten an die Münchner Kammerspiele verpflichtete, denen er bis zu seiner Zwangsausschließung im Jahre 1944 angehörte und an denen er 1938 sein Debüt als Schauspieler hatte. Außerdem spielte er am Bayerischen Staatsschauspiel in München und am Hebbel-Theater in Berlin, an dem er vor allem als Bühnenregisseur tätig war, und wirkte an vielen Tourneenbühnen, als Kabarettist an Kleinkunstbühnen; außerdem gab er Operettengastspiele. 1942 hatte er an der Seite von Erik Ode in der Komödie Kleine Residenz sein Spielfilmdebüt. In den 1950er und 1960er Jahren wirkte er in Musikfilmen, Heimatfilmen, Komödien, Literaturverfilmungen und Krimis, u.a. Edgar Wallace-Filmen oder dem Straßenfeger Melissa von Francis Durbridge mit, sowie den Fernsehkriminalserien Dem Täter auf der Spur, Tatort, Der Kommissar, Derrick und Der Alte. Seine letzten Kinorollen hatte er in Komödien mit Thomas Gottschalk: Zärtliche Chaoten (1987) und Trabbi goes to Hollywood (1991). Seit 1950 war er zudem als Schauspiellehrer tätig.
Filme u.a.: Im Weißen Rößl, Die Försterchristl (beide 1952), Manöverball (1956), El Hakim (1957), The Great Escape (1963, dt. Gesprengte Ketten), Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1982).
Herrsching am Ammersee
Bild: NYWTS
US-amerikanische Schauspielerin; älteste Tochter des Boxers John Patrick West, der später eine Agentur für private Ermittlungen betrieb, und der Schauspielerin Matilda "Tillie" Doelger, die 1886 mit ihrer Familie aus Bayern in die USA gekommen war; früh schon ließen ihre Eltern sie an Talentwettbewerben teilnehmen, und ab 1907 begann sie, professionell aufzutreten. Im Alter von 18 Jahren wurde sie von der New York Times bei einer Broadway Show entdeckt; die Zeitung berichtete: “.a girl named Mae West, hitherto unknown, pleased by her grotesquerie and snappy way of singing and dancing."1 In den 1920er Jahren begann sie unter dem Pseudonym Jane Mast einige nicht ganz salonfähige Stücke zu schreiben. Ihre erste Hauptrolle spielte sie 1926 in einem Bühnenstück, das sie Sex betitelt hatte. Von den Kritikern zerrissen, verkauften sich allerdings die Eintrittskarten ganz hervorragend. Allerdings schritt die Stadtverwaltung bald ein, schloß das Theater und verhaftete West und das gesamte Ensemble. Angeklagt wegen unmoralischen Darstellung und Gefährdung der Jugend wurde sie zu zehn Tagen Haft verurteilt, erlangte aufgrund dieses Vorfalls allerdings eine große Popularität und trat in den kommenden Jahre weiterhin auf; 1928 wurde Diamant Lil, ein Stück um eine rassige, unbeschwerte Frau der 1890er Jahre - von ihr verkörpert - ein Kassenschlager am Broadway. Im Jahr 1932 - sie war schon fast 40 Jahre alt - bot ihr Paramount Pictures eine Filmrolle an, und mit Night After Night gab sie ihr Filmdebüt. Als nächstes gelang es ihr, das Stück Diamant Lil unter dem Titel She Done Him Wrong (1933, dt. Sie tat ihm unrecht), in dem Cary Grant eine seiner ersten großen Rollen hatte, auf die Leinwand zu bringen (der Film war so erfolgreich, das er vermutlich Paramount Pictures vor dem Bankrott bewahrte). In ihrem nächsten Film, I'm No Angel (1933, dt. Ich bin kein Engel), war Grant wiederum ihr Partner. Mae West zählte jetzt im Filmgeschäft Hollywoods zu den bestbezahlten Filmstars. Als Inbegriff der Femme fatale brach sie zahlreiche zu jener Zeit gültige sexuelle Tabus, indem sie beruflich wie auch privat die Freiheit der Liebe und Gleichheit der Geschlechter proklamierte. Um allerdings nicht regelmäßig Opfer der Zensur zu werden - ihre Drehbücher wurden zensiert, und es waren immer wieder Passagen aus ihren Filmen herausgeschnitten worden - drehte sie ab 1936 harmlosere Filme. 1943 kehrte sie Hollywood den Rücken und trat wieder vermehrt am Broadway in Erscheinung. In den 1950er Jahren hatte sie in Las Vegas eine eigene Bühnenshow; dann folgten Auftritte in Fernsehsendungen. In den 1970er Jahren trat sie noch zweimal vor die Kamera: 1970 in Myra Breckinridge und 1978 an der Seite von Tony Curtis und Ringo Starr inSextette zu Filme, in denen sie sich selner parodierte., in denen sie sich selbst parodierte. ”Alt werden ist nichts für Feiglinge" gab Mae West, bekannte für ihre stets flotten Sprüche, 1980 gegenüber einem Reporter, gefragt, wie es ihr gehe.
Verheiratet war Mae West von 1911 bis 1942 mit dem Jazz-Sänger Frank Wallace.
Filme u.a.: Belle of the Nineties (1934), Goin' to Town (1935), Klondike Annie (1936), Go West Young Man (1936, dt. Auf in den Westen), Every Day's a Holiday (1937), (My Little Chickadee (1940, dt. Mein kleiner Gockel).The Heat's On (1943).
Memoiren: Goodness Had Nothing to Do With It (1958).
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1 ...ein Mädchen namens Mae West, bisher unbekannt, erfreute durch ihre groteske und forsche Art zu singen und zu tanzen.
New York City, Cypress Hill Cemetery
Österreichische Schauspielerin und Regisseurin; entstammte einer der ältesten Theaterfamilien Österreichs; Tochter der Volksschauspieler Liesl und Paul Löwinger; ihre Theaterkarriere begann sehr früh: Bereits im Alter von fünf Jahren begann sie mit dem Tanzen und hatte bereits erste Auftritte auf der Löwinger-Bühne, dem Theater ihrer Familie. Die Schule brach sie ab, um Schauspielunterricht zu nehmen, den ihr u.a. die Charakterdarstellerin Dorothea Neff erteilte. Nach der bestandenen Prüfung kümmerte sie zunächst gemeinsam mit ihrem Bruder Paul um die Öffentlichkeitsarbeit und die Tourneepläne des 1865 vom Urgroßvater gegründeten Familienunternehmens. Dann führte sie auch Regie und schrieb Bühnenstücke. Nach dem Tode ihres Vaters übernahm sie - wieder gemeinsam mit ihrem Bruder - die Leitung der Löwinger-Bühne. Ab Beginn der 1960er Jahre wirkte sie auch immer wieder in Spielfilmen mit; da war sie u.a. in erotischen Komödien wieDas Dorf ohne Moral (1960) oder Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd (1974) zu sehen. Nachdem der Österreichischer Rundfunk (ORF) ab 1999 keine Aufführungen mehr produzierte und außerdem zwei Jahre später auch noch die Ausstrahlung alter Theateraufzeichnungen einstellte, bemühte sie sich, wenigstens mit jährlich ein oder zwei Produktionen auf Tournee gehen konnte, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Erst nach ihrem Tode begann der ORF, einige ihrer Stücke wieder im Fernsehen zu zeigen.
Altlengbach (Bezirk St. Pölten Land), Gemeindefriedhof
Deutscher Schauspieler; wuchs in der DDR auf und und wäre wohl Leistungssportler in der Sparte Fechten geworden, wenn man ihn nicht aus dem Sportverein wegen seines Umgangs mit der DDR verdächtigen und suspekten Personen herausgeworfen hätte. 1990, im Alter von bereits 25 Jahren, begann er eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst “Ernst Busch“ in Berlin-Niederschöneweide. Sein erstes Theaterengagement führte ihn 1994 an das Bremer Theater, bevor er 1997 an das Bayerische Staatsschauspiel nach München wechselte, wo er u.a. in Andreas Kriegenburgs Inszenierung von Leonce und Lena als Leonce zu sehen war. Nach seinem Wechsel an das Deutsche Theater in Berlin im Jahre 2001 spielte er unter der Regie von Hans Neuenfels (*1941) den Ödipus, und es begann eine enge Zusammenarbeit mit dem Regisseur Michael Thalheimer (*1965). Unter dessen Regie spielte er den Maurer John in Gerhart Hauptmanns Die Ratten. Dort spielte er u.a. auch den Mephisto im Faust I. und Faust II. Seit 2009 trat er außerdem an der Staatsoper Unter den Linden auf. Seine ersten kleinen Filmrollen spielte er in Das letzte U-Boot unter der Regie von Frank Beyer und in Margarethe von Trottas Das Versprechen. Ansonsten beschränkten sich seine wenigen Auftritte in Filmen auf Gastrollen in deutschen Krimiserien und einigen Nebenrollen. Zuletzt wirkte er in dem von der ARD 2012 produzierten Fernsehfilm Nacht über Berlin an der Seite von Jan Josef Liefers (*1964) und dessen Frau Anna Loos (*1970) mit. Sven Lehmann starb im Alter von nur 47 Jahren.
Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichswerdersche Gemeinde
Italienischer Jongleur; Sohn eines Artistenehepaares; trat schon als Kind in der elterlichen Luftakrobatik-Darbietung auf. Später bildete er mit seiner Mutter und dem Lehrjungen Serafino Iwanow, der ebenfalls Jongleur wurde, ein Äquilibristik-Trio. Die Artisten arbeiteten mit der Perche, einer frei stehenden oder vom Untermann auf den Schultern oder dem Kopf balancierten elastischen Leiter, auf der vom Obermann wiederum frei stehend balanciert und jongliert wird. Seine eigentliche Karriere als Jongleur aber begann erst 1915 in Rußland, als er für Massimiliano Truzzi, der den russischen Zirkus Hinné übernommen hatte. Später arbeitete er hauptsächlich im westlichen Europa und in den USA; so trat er 1922 im Londoner Varieté Hippodrome auf und 1923/1924 im New Yorker Hippodrome Theater. Aucg die Deutschen begeisterte er. So berichtete z.B. das Berliner Tageblatt am 10. März 1927 über seinen Auftritt im Wintergarten: “Es ist unerhört, wie er – oft mit kindlichem Vergnügen – die Bälle meistert wie kein zweiter, wie sie diesem großen Künstler gehorchen, und wie er graziös und leicht, als ob es ein Kinderspiel wäre, Kunststücke vollbringt, die man bisher nicht für menschenmöglich gehalten hat.“ Am 1.8.1930 hatte seine Darbietung im Fußball-Stil im Düsseldorfer Apollo-Theater Premiere. Das geflügelte Wort vom Fußball-Rastelli für Fußballspieler mit besonders ausgeprägtem Ballgefühl beruht auf Rastellis Jonglagen - er jonglierte mit 10 Bällen gleichzeitig.
Den letzten Auftritt hatte Rastelli nur wenige Tage vor seinem unerwarteten Tode im Alter von nur 35 Jahren anläßlich eines Wohltätigkeitsfestes am 6.12.1931 in Bergamon, wo er sich niedergelassen hatte.
Inschrift:
Insuperato signore delle leggi dell‘ equilibrio
Acclamato in tutti i paesi del mondo
Conobbe sopra tutto e sirbo fedelta
Alle supreme leggi del amore Christiano
E qui attende
La resurrezione finale
Bergamo, Cimitero Monumentale
Omnibus salutem!