Helene Wessel

 

 

Deutsche Politikerin; jüngstes von vier Kindern des Beamten der Deutschen Reichsbahn, Heinrich Wessel (†1905), und späteren Mitglieds der Deutschen Zentrumspartei (Zentrum), und dessen Frau Helene, née Linz. Die katholisch erzogene Helene besuchte die Volks- und Handelsschule, absolvierte dann eine kaufmännische Lehre und nahm im November 1915 eine Stelle als Sekretärin im Hörder Parteibüro des Zentrums an. Ab 1919 engagierte sie politisch in der Partei. 1923 begann sie einen einjährigen Lehrgang an der Staatlichen Wohlfahrtsschule in Münster zur Jugend- und Sozialfürsorgerin, den sie aus eigenen Mitteln finanzierte – so verkaufte sie ihre Briefmarkensammlung.1928 wurde sie als jüngste Abgeordnete von ihrer Partei in den preußischen Landtag geschickt, wo sie sich bald als Fachfrau für Fürsorgefragen profilierte. Ab Oktober 1929 bildete sie sich an der Berliner Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit zur Diplom-Wohlfahrtspflegerin weiter. Nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde Wessel als ”politisch unzuverlässig“ eingestuft. In der Folge arbeitete sie in der Verwaltung des St.-Johannes-Hospitals, führte ab 1935 ein Forschungsprojekt zum “Zusammenhalt der katholischen Familie durch die Religion“ durch und war kurze Zeit Sekretärin beim Katholischen Frauenbund. Ab April war sie erst Sekretärin, dann Fürsorgerin beim Katholischen Fürsorgeverein. Als zunächst ehrenamtliche, dann wieder berufliche Fürsorgerin in der ”Gefährdetenfürsorge“ referierte und publizierte sie und setzte sich als Befürworterin der Zwangsverwahrung für ein Bewahrungsgesetz und die Sterilisation von “Asozialen“ ein.

Nach 1945 widmete Helene Wessel ihre ganze Kraft der Wiederbegründung des Zentrums und wurde 1949 mit mit 95% der Stimmen deren erste Vorsitzende; damit war sie – nach Rosa Luxemburg - die erste Frau in der deutschen Parteiengeschichte, die an der Spitze einer Partei stand.

Helene Wessel war überzeugt, daß die Umgestaltung der Gesellschaft nur mit Hilfe der Frauen möglich sein würde; so forderte sie schon damals eine Frauenquote. Bis 1949 war Wessel Mitglied des Parlamentarischen Rates, von 1949 bis 1953 und von 1957 bis 1969 Mitglied des Bundestages (MdB), sowie von 1949 bis 1952 Vorsitzende der Deutschen Zentrumspartei, die sie aus Protest gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands verließ und sich mit Gustav .Heinemann, der aus dem selben Grund 1950 als Innenminister aus der CDU zurückgetreten war und 1952 Gründungsmitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP). Bis 1957 war sie im Vorstand der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP 1957 trat sie der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. 

Helene Wessel gilt neben Elisabeth Selbert (SPD), Frieda Nadig (SPD) und Helene Weber (CDU) als eine der vier “Mütter des Grundgesetzes”.

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Bilder: Günter Bihn (06/2023)

Bonn, Südfriedhof

Ernst Gottfried Mahrenholz

 

 

Deutscher Politiker (SPD), Jurist; Sohn des evangelischen Pastors und Kirchenmusikers Christhard Mahrenholz, Bruder des Verwaltungsjuristen Hans Christhard Mahrenholz; studierte ab 1948 Theologie, Psychologie und Philosophie an der Universität Göttingen, später Rechtswissenschaften an den Universitäten Tübingen und Göttingen. An diesen Universitäten wurde er Mitglied der christlichen Studentenverbindung Wingolf, aus der er 1971 wieder austrat. Er promovierte 1957 in Göttingen zum Dr. jur. Seine von Gerhard Leibholz betreute Dissertation zur Wahlgleichheit im parlamentarischen Parteienstaat der Bundesrepublik wurde mit cum laude bewertet.

1959 wurde er Referent am Kirchenrechtlichen Institut der EKD, das damals unter Leitung von Rudolf Smend stand. Nach einem Jahr wechselte er auf eine Stelle als persönlicher Referent des niedersächsischen Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf (SPD).

Ab 1981 war er als Nachfolger von Martin Hirsch dreizehn Jahre lang Mitglied des höchsten deutschen Gerichts, des Bundesverfassungsgericht (BVerfG), als Verfassungsrichter, davon fünf Jahre ab 1987 davon als Vizepräsident; Während seiner Tätigkeit war er unter anderem maßgeblich an Entscheidungen zum Hafturlaub bei lebenslanger Freiheitsstrafe zur Stationierung von Mittelstreckenraketen (Pershing II) in der Bundesrepublik, zum Recht auf Kriegsdienstverweigerung, zur Kontrolle der Nachrichtendienste durch den Bundestag zur Lagerung chemischer Waffen, zur Stellung der fraktionslosen Abgeordneten im Bundestag, zur Unschuldsvermutung zur Aussetzung des Restes einer lebenslangen Freiheitsstrafe, zum Schwangerschaftsabbruch sowie an der Entscheidung zum EU-Vertrag von Maastricht beteiligt. 1994 schied er am BVerfG aus.

Unter anderem war Mahrenholz Direktor des NDR-Funkhauses in Hannover, Chef der niedersächsischen Staatskanzlei, Kultusminister und saß für die SPD von 1974 bis 1981 im Landtag.

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Hannover, Friedhof des Stephansstiftes

Bilder: Detlev Buhre (09/2021)

Käte Strobel, geb. Müller

 

 

Deutsche Politikerin (SPD); viertes von sieben Kindern des Schuhmachers Friedrich Müller und dessen Frau Anna, die bis zu ihrer Heirat als Köchin tätig war. 1920 trat sie der 1875 gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) bei, die sich 1890 in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) umbenannte. Nach dem Besuch von Volks- und Wirtschaftsschule absolvierte sie beim Landesverband für Obst- und Gartenbau eine kaufmännische Ausbildung und war von 1923 bis 1935 dort als kaufmännische Angestellte beschäftigt, von 1935 bis 1939 als Buchhalterin. Ab 1924 war sie Mitglied der Kinderfreundebewegung, einer Vorläuferorganisation der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken.

1949 wurde Käte Strobel in den ersten Bundestag der neugegründeten Bundesrepublik Deutschland gewählt. Von 1958 bis 1971 war sie Mitglied des Bundesvorstandes der SPD und gehörte 1966 bis 1970 dem Präsidium der Partei an. Danach betätigte sie sich in der SPD-Bundesschiedskommission und als Vorsitzende des SPD-Seniorenrates. Von 1958 bis 1966 war sie auch Mitglied des Europäischen Parlaments,

Von 1966 bis 1969 war sie Bundesministerin für Gesundheitswesen, engagierte sich während dieser Zeit in den Bereichen Familienpolitik und Jugendschutz und bemühte sich u.a. um Aufklärung über Familienplanung und erleichteten Zugang zu Verhütungsmittel für Frauen und war Initiatorin des Aufklärungsfilms Helga und des umstrittenen Sexualkunde-Atlasses. Anschließend war sie von Oktober 1969 bis 1972 Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit im Kabinett Brandt I. Nachdem sie sich 1972 aus dem Bundestag zurückgezogen hatte, war sie bis 1978 Mitglied des Stadtrates ihrer Geburtsstadt.

Verheiratet war Käte Strobe seit 1928 mit dem Schriftsetzer und späteren Buchdruckermeister Hans Strobel, der sich ebenfalls in der SPD engagierte und 1934 wegen “Vorbereitung des Hochverrats” verurteilt und zweieinhalb Jahre im Konzentrationslager Dachau interniert. Später nahm er in einem Strafbataillon am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in jugoslawische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Jahr 1946 heimkehrte.

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Bilder: Magnus Winkelmann (06/2023)

Nürnberg, Südfriedhof

Ernst Leberecht Hugo Georg Colmar von Stubenrauch (seit 1900)

 

Deutscher Kommunalpolitiker, Polizeipräsident; Sohn des Kreisrichters Hugo Stubenrauch, kam mit der Familie 1860 nach Berlin, wo der Vater als Rechtsanwalt praktizierte, er das Friedrichswerdersche Gymnasium bezog und im Frühjahr 1870 ein Studium der Kameralistik (Rechnungsführung der öffentlichen Verwaltung), Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft an der Universität Heidelberg aufnahm, aber sich an seinem 18. Geburtstag als Freiwilliger im Garde-Füsilier-Regiment in Berlin meldete und in den Deutsch-Französischen Krieg zog. 1871 setzte er sein Studium an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin fort und bestand 1875 in der Wiederholungsprüfung das Referendarexamen. Die große juristische Staatsprüfung bestand er im November 1879. Im August 1880 wurde er Regierungsassessor der allgemeinen Verwaltung in Potsdam.

Ab 1885 war Stubenrauch Nachfolger von Nicolaus Prinz Handjery als Landrat des südlich Berlins gelegenen Kreises Teltow und anschließend ab 1908 bis zu seinem Tod Polizeipräsident in Berlin.

Stubenrauch gilt als der “Vater des Teltowkanals“, der auf seine Initiative zwischen 1902 und 1906 auf einer Länge von 38 Kilometer entstand und die Spree-Oder-Wasserstraße mit der Unteren Havel-Wasserstraße verbindet. Außerdem erweiterte er das Straßennetz des Landkreises in seiner Amtszeit um 286 Kilometer.

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Bilder: Günter Bihn (05/2023)

Ludwigsfelde OT Genshagen (Ldkrs. Teltow-Fläming), Kirchfriedhof

Todor Christow Schiwkow bulg. Tодор Христов Живков

 

Bulgarischer Politiker; Staatschef und Erster Sekretär der Bulgarischen Kommunistischen Partei (1954-89); kam als Sohn armer Bauern auf die Welt und zog als Jugendlicher auf der Suche nach Arbeit und einer besseren Zukunft nach Sofia. 1926 legte er dort sein Abitur ab (unterbrach sein Studium aus finanziellen Gründen wegen der Krankheit seines Vaters kurzzeitig und arbeitete in dieser Zeit in einer Fliesenfabrik). 1932 trat er in Sofia der Dimitrowski Komsomol, der Jugendabteilung der damaligen bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP) bei. 1933 wurde ihm die Aufgabe übertragen, die Organisation einer Demonstration in Sofia zur Unterstützung Georgi Dimitrows1 während des Leipziger Prozesses zu koordinieren.

Während des Zweiten Weltkriegs stieg Schiwkow in der Partei auf und war am Widerstand der “Volksbefreiungsarmee“ gegen das Deutsche Reich beteiligt; 1944 war er einer der Anführer des bewaffneten Werosnewski-Aufstands in Bulgarien. Seit 1945 hatte Schiwkow wichtige Positionen innerhalb der nun von sowjetischer Seite gestützten Regierung inne, unter anderem leitete er die Volksmiliz, die unter seiner Führung Tausende Menschen aus politischen Gründen inhaftierte. Im Jahre 1950 wurde er Sekretär des Zentralkomitees der BKP. 1951 Vollmitglied des Politbüros des Zentralkomitees und 1954 Generalsekretär des Zentralkomitees und damit unter allen Führern der Mitgliedstaaten des Warschauer Paktes derjenige mit der längsten Amtszeit.

In den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit als Generalsekretär der Partei war der stalinistisch orientierte Walko Tscherwenkow († 1980) noch der eigentliche Staatschef; dieser wurde jedoch 1956 zum Rücktritt gezwungen, nachdem Nikita Chruschtschow nach Stalins Tod im Jahre 1953 den Prozeß der “Entstalinisierung” eingeleitet hatte.1965 überstand Schiwkow den Versuch eines Staatsstreiches abtrünniger Armeeoffiziere und Parteimitglieder.

Im Dezember 1989 wurde er aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und aller Ämter enthoben (sein Nachfolger wurde Petar Mladenow). 1994 wurde er wegen Veruntreuung staatlicher Gelder zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt und stand unter Hausarrest; 1996 wurde er freigesprochen.

Generell erlebte Bulgarien während Schiwkows Amtszeit zunächst einen wirtschaftlichen Aufschwung mit hohen Wachstumsraten und einen schnellen Strukturwandel vom Agrarland zum Industriestaat. Die allgemeine Versorgungslage machte Fortschritte, und das Bildungsniveau der Bevölkerung stieg rasch an. Trotzdem blieb Bulgarien neben neben Rumänien und Albanien eines der ärmsten Länder Europas. Die politische Opposition im Land bekämpfte der Diktator mit äußerster Härte; zahllose Menschen waren als Dissidenten in ganz Bulgarien inhaftiert, im Ausland lebende wurden verfolgt und bedroht; eine freie Meinungsäußerung und Kritik in Bezug auf die Partei und dessen Führer wurde nicht geduldet. So ordnete laut einer Aussage des frühere Generalmajors des sowjetischen Geheimdienstes (KGB) Oleg Kalugin im April 1991 Schiwkow persönlich die Ermordung des in London lebenden Schriftstellers Georgi Markow durch die bulgarischen Geheimpolizei an2.

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1  Dimitrow war gemeinsam mit Marinus van der Lubbe und weiteren Personen vor dem Reichsgericht in Leipzig wegen angeblicher Mittäterschaft bei der Brandstiftung des Reichstages in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 verhaftet und angeklagt worden.

2  Dieses Attentat, das auf der Waterloo Bridge in London mittels einer präparierten Regenschirmspitze, die eine winzige, hochtoxischen pflanzlichen Gifts Rizin enthaltene Kugel (1,52 mm Durchmesser) enthielt, wurde im Vorbeigehen in den Oberschenkel des Opfers injiziert

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Bild: Spasimir Pilev (06/2018) Wikipedia.org
Bild: Spasimir Pilev (06/2018) Wikipedia.org

Sofia (Bulgarien) Zentralfriedhof

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Alfons Gorbach

 

 

Österreichischer Politiker; Bundeskanzler (1961-64)

 

 

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Bilder: Heinz Knisch (06/2023)

Wörschach (Bez. Liezen, Steiermark), Friedhof

Heide Simonis née Steinhardt

Bild: Udo Grimberg (03/2011)

 

Deutsche Politikerin (SPD), Ministerpräsidentin; älteste von drei Töchtern von Horst Steinhardt, der Königsberger Kaufmannsfamilie entstammte, sowie dessen Frau Sophia; während ihr Vater nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft eine Anstellung bei der damaligen Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung fand und später bei der Anstalt Verwaltungsdirektor wurde, war ihre Mutter kurzzeitig als zweite Sekretärin des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Konrad Adenauer tätig.

Simonis studierte zunächst Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, dann aufgrund eines Umzugs der Familie nach Kiel an der dortigen Christian-Albrechts-Universität, wo sie 1967 das Studium als Diplom-Volkswirtin erfolgreich beendete,

Von 1967 bis 1969 lebte Simonis mit ihrem Mann in der sambischen Hauptstadt Lusaka, wo dieser als persönlicher Berater des Präsidenten Kenneth Kaunda tätig war und Projekte zur Landesentwicklung erarbeitete. Während dieser Zeit gab Deutschunterricht an der Universität Lusaka und arbeitete bei der Zambian Airways; außerdem beteiligte sie sich an von der Kirche initiierten Entwicklungsprojekten. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland arbeitete Simonis zunächst als Sekretärin am Institut für Finanzen in Kiel.

Als ihr Mann 1970 ein Stipendium der Japanischen Gesellschaft für die Förderung der Wissenschaften erhielt, und am Institut für Entwicklungsländerforschung und an der Universität von Tokio eine wissenschaftliche Tätigkeit aufnehmen konnte, folgte ihm seine Frau auch dorthin und arbeitete als Lektorin für Deutsch amGoethe-Institut und als Marketing Researcher für Triumph International. Zurück in Deutschland, war sie ab 1972 Berufsberaterin für Abiturienten und Hochschüler bei der Bundesanstalt für Arbeit am Arbeitsamt in Kiel.

Simoni, die 1969 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) wurde, war zunächst auf Kommunal- und Kreisebene für ihre Partei tätig; so war sie von 1972 bis 1976 Mitglied im Kreisvorstand der SPD in Kiel. Von 1988 bis 1991 und erneut von 1993 bis 2005 war sie Mitglied des SPD-Parteivorstandes. Im Oktober 1976 errang sie bei den Bundestagswahlen vom Oktober 1976 im Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde ein Direktmandat und wurde finanzpolitischen Sprecherin des Haushaltsausschusses im Bundestag ihrer Partei. 1988 schied sie aus dem Bundestag aus.

Zwischen 1988 und 1993 wurde sie nach dem Regierungswechsel in Schleswig-Holstein am 31.5.1988 von Björn Engholm in das Amt der Finanzministerin Schleswig-Holsteins berufen, seit April 1993 zugleich auch stellvertretende Ministerpräsidentin, im Mai 1993 Ministerpräsidentin (1996 und 2000 bestätigt). Nach dem Scheitern ihrer Wiederwahl im März 2005 im Kieler Landtag legte sie alle politischen Ämter nieder.

Verheiratet war Heide Simonis ab 1967 mit dem Volkswirt Udo Ernst Simonis (*1937), den sie während des Studiums in Kiel kennenlernte hatte und der als Professor für Ökonomie an der Technischen Universität Berlin und Direktor und Forschungsprofessor für Umweltpolitik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung tätig war.

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Bild: Verschieberix (08/2023), wikipedia.de

Kiel, Südfriedhof

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Hermann Haken

 

Deutscher Jurist und Politiker; studierte an der Universität Greifswald und der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin (heute Humboldt-Universität) Rechtswissenschaft. Ab 1867 war er Bürgermeister der pommerschen Hafenstadt Kolberg (heute Kołobrzeg, Polen)

Große Bekanntheit erlangte er als wohl bedeutendster Oberbürgermeister von Stettin (heute Szczecin. Polen). Während seiner 29-jährigen Amtszeit von 1878 und 1907 führte er eine umfassende Rekonstruktion der städtebaulichen Anlage der Stadt durch, entwickelte die Hauptstadt Pommerns zur modernen Großstadt und zu einer der wichtigsten Industrie- und Hafenstädte im Ostseeraum. Er ließ den Seehafen erweitern und den veränderten Anforderungen der Zeit anpassen und zwischen 1882 und 1910 einen neuen Stadtteil errichten - heute die Innenstadt. Außerdem ließ er die rund 500 Meter lange Hakenterrasse zwischen 1901 und 1921 erbauen, eine repräsentative Promenade mit breiten Treppen hinunter zum Ufer der Oder. Auch die Anlage des Hauptfriedhofs Stettin geht auf Hakens Initiative zurück.

Neben seiner kommunalpolitischen Tätigkeit war Haken von 1873 bis 1878 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. Er war Mitglied der Nationalliberale Partei (NLP).

Als Hermann Haken 1907 das Amt des Oberbürgermeisters Stettins niederlegte, wurde Friedrich Ackermann sein Nachfolger.

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Stettin (Szczecin) Hauptfriedhof (Cmentarz Centralny)

Bilder: Parsifal von Pallandt (08/2023)

Heinrich Jodokus Lummer

 

 

Deutscher Politiker (CDU);

Von 1939 bis 1948 besuchte Lummer eine Volksschule und absolvierte im Anschluß bis 1952 die Facharbeiterausbildung zum Elektromechaniker. Nach seiner Lehre war er weiter im Beruf tätig und besuchte parallel von 1952 bis 1957 das Abendgymnasium in Dortmund, an dem er schließlich das Abitur erlangte.

Obwohl er sich zunächst für Theologie begeisterte, studierte er ab 1957 an der Freien Universität Berlin Politische Wissenschaft, Philosophie und Rechtswissenschaft und legte 1961 am Otto-Suhr-Institut die Diplomprüfung als Politikwissenschaftler ab. Nach dem Examen war er von 1962 bis 1964 als Assistent am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft tätig. Im Auftrag des Bundesnachrichtendienstes befragte er in diesem Zeitraum auch Übersiedler aus der DDR.

Lummer, der 1953 in die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) eintrat, wurde 1965 Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und war von 1980 bis 1981 Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin und im Anschluß daran bis 1986 Senator für Inneres und Bürgermeister des Landes Berlin.

Neben seiner CDU-Mitgliedschaft gehörte er viele Jahre auch dem Verein Die Deutschen Konservativen an, dessen Ehrenpräsident er seit 1998 war.

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Bilder: Hajo Rackel

Berlin, Waldfriedhof Zehlendorf

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Ludwig Joseph Ferdinand Gustav Windthorst

 

Deutscher Politiker (Zentrum); Sohn des promovierten Juristen und Rentmeisters Franz Joseph Benedikt Windthorst und dessen Ehefrau Klara Antoinette Josephine, née . Niewedde. Nach dem Abitur im Jahre 1830 studierte Windthorst an den Universitäten Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaften und wurde 1834 Referendar in Osnabrück, wo er sich 1836 als Rechtsanwalt niederließ. 1842 wurde er zum Vorsitzenden des Katholischen Konsistoriums zu Osnabrück und von der Osnabrücker Ritterschaft zum Syndikus ernannt. Im Sommer 1848 wurde er Richter beim Oberappellationsgericht in Celle, dem höchsten Gerichtshof des Königreichs Hannover und im Januar des folgenden Jahres in seiner Heimat in die zweite hannoversche Kammer gewählt. Von 1851 bis 1853 und von 1862 bis 1865 war er hannoverscher Justizminister. Nachdem Hannover 1866 von Preußen annektiert worden war, und er seit 1867 für Meppen Mitglied des Norddeutschen und Deutschen Reichstags sowie des Preußischen Abgeordnetenhauses und Hauptführer der Zentrumspartei war, befand sich Windthorst auf der Bühne des preußischen Abgeordnetenhaus als Gegenspieler Otto von Bismarcks wieder.Schließlich wurde Ludwig Windthorst der bekannteste Politiker des Zentrums und ein Gegenspieler von Reichskanzler Otto von Bismarck im Kulturkampf.

Die Hauptleistung Ludwig Windthorsts aus der Zeit seines ersten Ministeriums ist die Durchführung einer Reform der Justizorganisation; sie gipfelte in der Trennung von Verwaltung und Rechtspflege, sowie in der Einführung des mündlichen Verfahrens. Der Sieg Windthorsts und Georg von Scheles über ihre feudalistisch gesinnten Widersacher war jedoch nur von kurzer Dauer; diese wußten mehr und mehr den König für sich zu gewinnen und brachten Ende 1853 Georgs V., des Königs von Hannover, Sturz des Ministeriums zu Stande - ein Ereignis, auf das der damalige preußische Gesandte am Bundestage, Otto von Bismarck, nicht ohne Einfluß war.

Verheiratet war Windthorst seit 1838 mit der sechs Jahre ältere Julie Engelen . Aus der Ehe gingen vier Kinder, zwei Töchter und zwei Söhne, hervor.

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Bild: Ralf Mayer (10/2023)

Hannover, St. Marien

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Anton Ackermann eigentl. Eugen Hanisch

 

 

Deutscher Politiker (KPD, SED); Sohn eines Strumpfwirkers, war nach dem Besuch der Volksschule Hilfsarbeiter und Strumpfwirker. Von 1912 bis 1920 besuchte er die Volksschule und trat bereits 1919 trat er der Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) bei und war von 1920 bis 1928 Funktionär des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD). und 1926 trat er der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD ) bei und wurde Leiter des Bezirks Erzgebirges sowie Abgeordneter im Thalheimer Stadtparlament. Von 1929 bis 1931 besuchte er die Internationale Lenin-Schule in Moskau und wurde 1930 Mitglied der 1922 gegründeten Kommunistischen Partei der UdSSR. 1933 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete bis 1935 illegal für die KPD in Berlin,Danach war er bei der Deutschland-Abteilung der Kommunistischen Internationale tätig. Zeitweise war er persönlicher Mitarbeiter von Fritz Heckert und Wilhelm Pieck, der von 1949 bis 1960 Präsident der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Führend an der Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) beteiligt, die 1946 in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und der Viersektorenstadt Berlin aus der Zwangsvereinigung von SPD und KPD hervorging, vertrat er bis 1948 die Doktrin vom “besonderen deutschen Weg zum Sozialismus”. Ab Oktober 1949 war Staatssekretär im Außenministerium, dort gleichzeitig für den Aufbau des DDR-Nachrichtendienstes zuständig und Anfang 1953 zusätzlich Direktor des Marx-Engels-Lenin-Stalin-Instituts.

Wegen seiner Kritik an Walter Ulbricht und Beteiligung an der innerparteilichen “Fraktionsarbeit” von Wilhelm Zaisser, dem ersten Minister für Staatssicherheit der DDR., wurde er im August 1953 aus allen seinen Funktionen abberufen und schließlich im Januar 1954 mittels einer “strengen Rüge” degradiert. Das betraf auch seinen Ausschluß aus dem Zentralkomitee der SED. 1956 wurde er jedoch rehabilitiert und war bis 1958 Leiter der Hauptverwaltung Film im Ministerium für Kunst . Anschließend war er ab 1958 Mitglied und Abteilungsleiter in der Staatlichen Plankommission (SPK). Im Juni 1962 von allen Funktionen entbunden, lebte er als Parteiveteran.

1973 schied Anton Ackermann durch Selbsttötung aus dem Leben.

Auszeichnungen u.a: Orden des Roten Sterns (1945), Vaterländischer Verdienstorden in Silber (1957), und in Gold (1965), Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden (1970).

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Bild: Z thomas (10/2016), Wikipedia.de
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Berlin-Lichtenberg, Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Grabanlage Pergolenweg

Politiker    LXXVI

Omnibus salutem!