Ferdinand Friedensburg

 

Deutscher Politiker; Sohn eines Richters; absolvierte an der preußischen Bergakademie Berlin eine fachbezogene Ausbildung sowie in Naturwissenschaften sowie Geistes- und Rechtswissenschaften, später auch in Marburg und Breslau. Auf der Rückreise aus den Vereinigten Staaten wurde er vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht und bei Gibraltar von den Briten interniert. 1916 wurde er von den Briten als kriegsuntauglich in die Schweiz entlassen, nachdem er sich während eines Fluchtversuchs beide Beine gebrochen hatte; in Bern blieb er bis zum Ende des Krieges Mitglied der dortigen Deutschen Botschaft. Die Verletzung bedeutete für ihn jedoch eine berufliche Umorientierung: nach einem kurzen Ausflug in den Journalismus wandte er sich der Politik zu; 1920 wurde er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), er wurde Landrat des Landkreises Rosenberg, Polizeivizepräsident in Berlin und ab 1927 Regierungspräsident in Kassel. 1933 wurde er nach Konflikten mit den Nationalsozialisten zunächst beurlaubt, im September gleichen Jahres dann entlassen. Am 1.8.1945 ernannte ihn der Oberkommandierender der Westgruppe der Roten Armee und Eroberer von Berlin, Marschall Georgi Konstantinowitsch Schukow (*1896, †1974), zum Präsidenten der Deutschen Zentralverwaltung für Brennstoffindustrie in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ), und im gleichen Jahr war er einer der Begründer der CDU in der SBZ. Aufgrund der ernstlichen Erkrankung der Amtierende Oberbürgermeisterin Louise Schroeder übernahm Friedensburg am 14.8.1948 die Amtsgeschäfte eines Oberbürgermeisters. Als solcher bemühte er sich, im Verlauf der Spaltung Berlins, die durch die von den Westmächten angekündigte Währungsreform beschleunigt wurde, die Ansprüche der verfassungsgemäß gewählten Stadtregierung aufrechtzuerhalten, scheiterte jedoch, als am 30.11.1948 im Admiralspalast eine von der SED einberufene Kundgebung stattfand, die einen “provisorischen demokratischen Magistrat“ proklamierte. Als Oberbürgermeister wurde Friedrich Ebert (SED) eingesetzt, und die sowjetische Kommandantur erkannte den neuen Magistrat als einzig rechtmäßigen an. Als Friedensburg seine Diensträume im Ostsektor betreten wollte, wurde er von der Volkspolizei daran gehindert. Zum 1. Dezember war die Spaltung endgültig vollzogen. Ab 1953 war Friedensburg Professor an der TU Berlin, von 1952 bis 1965 Abgeordneter des Deutschen Bundestags und von 1958 bis 1965 des Europäischen Parlaments.

Auszeichnungen u.a.: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern (1956).

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Bild: Bernd Schwibbe (04/2009)

Berlin-Nikolassee, Evangelischer Friedhof

Paul Nevermann

 

Deutscher Politiker (SPD); Sohn eines Brauereiarbeiters; nach dem Besuch der Volksschule begann er 1917 eine Ausbildung zum Schlosser und Maschinenbauer. Nachdem er arbeitslos geworden war, besuchte er ab 1923 einen vom Hamburger Senat geförderten Arbeiter-Abiturientenkurs, den er 1926 erfolgreich abschloß, wobei er sich in dieser Zeit seinen Lebensunterhalt als Anzeigenwerber für eine Hamburger Zeitung verdienen mußte, bevor er durch ein Stipendium der Stadt Hamburg im Höhe von 100 Reichsmark gefördert wurde. Das Studium Rechtswissenschaft in Hamburg und Innsbruck schloß er 1930 mit Promotion ab und wurde 1932 als Assessor beim Hamburger Arbeitsamt in den Staatsdienst übernommen. Bereits 1920 war Nevermann Mitglied der SPD geworden und später des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und wurde 1933 in die Altonaer Stadtverordnetenversammlung gewählt, mußte aber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten bereits im selben Jahr von seinem Amt zurücktreten und machte sich als Rechtsanwalt selbstständig, durfte jedoch nur eingeschränkt tätig werden. 1944 wurde er nach dem Attentat auf Adolf Hitler und der im Anschluß erfolgten “Aktion Gewitter” verhaftet und für zwei Wochen in ein Konzentrationslager eingeliefert. Nach dem Kriege wurde er 1945 zum Senator der Sozialbehörde und 1946 auf dem Hamburger SPD-Parteitag in den Landesvorstand gewählt, von 1967 bis 1976 war er geschäftsführendes Vorstandsmitglied der sozialdemokratischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Städte- und Wohnungsbaupolitik. Nach der verlorenen Bürgerschaftswahl des SPD 1953 war Nevermann bis 1957 war Vorsitzender der SPD-Fraktion und Oppositionsführer der Hamburger SPD. Nach der Bürgerschaftswahl 1957, in der die SPD wieder die absolute Mehrheit erreichte, wurde Nevermann erneut Senator für Bau- und Wohnungswesen im dritten von Max Brauer geführten Senat, von 1961 bis 1965 war er Bürgermeister. In diese Amtszeit fiel die Hamburger Sturmflutkatastrophe von 1962, bei über dreihundert Menschen ihr Leben verloren. 1965 erfolgte sein Rücktritt vom Amt des Bürgermeisteramts. Nevermann, der von 1967 bis zu seinem Tod 1979 Präsident des Deutschen Mieterbundes war, starb auf seinem Altersruhesitz "Buen Retiro" in Puerto de la Cruz auf kanarischen Insel Teneriffa.

Königin Elisabeth II.. anläßlich ihres Besuchs im Rahmen ihres Deutschlandbesuchs am 28.5.1965 in Hamburg, hier mit Paul Nvermann (Bild: Claus Harmsen)

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Conrad Daniel Graf von Blücher-Altona

Dänischer Oberpräsident (seit 1808); Neffe von Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt des “Marschall Vorwärts“; studierte an der dänischen Akademie für Landkadetten in Kopenhagen und war zunächst Page bei der Louise Auguste (*1771, †1843), der späteren Herzogin von Augustenburg, Tochter des Königs Christian VII. von Dänemark, ab 1785 Kammerherr der Königin Juliane Marie (*1729, †1796) und später Hofmarschall am dänischen Königshof (Altona gehörte seinerzeit zum Königreich Dänemark-Norwegen). 1808 wurde er Oberpräsident und damit oberster Verwaltungsbeamter der Stadt Altona. Während der Belagerung Hamburgs 1813/1814 in den Freiheitkriegen gegen Napoléon rettete er Altona vor der Zerstörung durch die Franzosen und nahm außerdem die ausgewiesenen Hamburger auf. Beim Großen Brand im Mai des Jahres 1842, bei dem ein Viertel des damaligen Stadtgebietes zerstört wurde, 51 Menschen ums Leben kamen und geschätzte 200.000 Menschen ihre Unterkunft sowie Hab und Gut verloren, war er Mitorganisator der Hilfe für Hamburg und erhielt dafür als Dank die Ehrenbürgerwürde. Seit 1839 war er bereits Träger des dänischen Elefanten-Ordens.

Denkmal Blücher-Altonas vor dem Altonaer Rathaus.

 

 

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Ludwig Landmann

Deutscher Politiker; gehörte während des Kaiserreichs zunächst den Nationalsozialen, dann der Fortschrittlichen Volkspartei und nach 1918 schließlich der Deutschen Demokratischen Partei an. Landmann war zunächst Stadtsyndikus in seiner Geburtsstadt Mannheim. 1917 wurde er Wirtschaftsdezernent in Frankfurt am Main, bevor er 1924 zum Oberbürgermeister der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main gewählt wurde. Damit war er der erste Oberbürgermeister jüdischen Glaubens in Frankfurt. Mit ihm wurde der Aufstieg Frankfurts zur Großstadt fortgesetzt. Während seiner Amtszeit wurden zahlreiche Gemeinden des Umlands eingemeindet. Er ließ u.a. das Waldstadion (heute Allianz-Arena), die Großmarkthalle und den ersten Flughafen auf dem Gebiet des Frankfurter Rebstock erbauen und war Mitbegründer der Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte–Frankfurt–Basel, der HaFraBa-Interessengemeinschaft. Außerdem initiierte er das großangelegte Wohnungsbauprogramm “Neues Frankfurt”, mittels dessen die Wohnungsknappheit abgebaut werden sollte. So entstanden in Zusammenarbeit mit dem Architekten Ernst May neue Wohnungen in Praunheim und der Römerstadt im Nordosten des Stadt, sowie in West-Hausen. Als die Nationalsozialisten bei den Kommunalwahlen am 12.3.1933 die Mehrheit errangen, verlor der linksliberale Landmann sein Amt. Sein Nachfolger im Amt des Oberbürgermeisters wurde Friedrich Krebs, Parteigänger der NSDAP. Landmann verließ Deutschland und ging in den Niederlanden ins Exil, wo er sich nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht bis zur Befreiung vor dem Zugriff durch die Nazis verstecken mußte.

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Sir Edward Richard George Heath (seit 1992)

 

Britischer Politiker (Konservativer); Sohn eines Zimmermanns; studierte an der Universität Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaftswissenschaften. Nach Ableistung des Militärdienstes im Zweiten Weltkrieg bei der Royal Artillery arbeitete er im Luftfahrtministerium und in einer Londoner Bank. 1950 zog er als Mitglied der Konservativen Partei für den Londoner Stadtteil Bexley ins Unterhaus ein und war zunächst Einpeitscher ("whip") seiner Fraktion im britischen Unterhaus. Von 1959 bis 1960 war er Arbeitsminister, 1960 bis 1963 Lordsiegelbewahrer sowie 1963 bis 1964 Handels- und Industrieminister und wurde 1965 Führer der Konservativen im Unterhaus (bis 1975). Zwischen 1961 und 1963 führte er die Verhandlungen mit der EWG (Europäische Wirtschaftsgemeindschaft) über den Beitritt seines Landes, scheiterte aber am Widerstand des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle. Von 1970 bis 1974 war Heath Premierminister von Großbritannien und setzte als solcher den Beitritt seines Landes zu den Europäischen Gemeinschaften durch. Nach der für die Konservativen verlorenen Wahl von 1974 trat Heath als Premierminister zurück; ein Jahr später übergab er sein Amt als Parteiführer an Margaret Thatcher, behielt aber seinen Sitz im Parlament.

Auszeichnungen u.a.: Karlspreis der Stadt Aachen (1963).

Memoiren: The Course of my Life (1998).

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Bild: Udo Grimberg (04/2009)

Hamburg-Nienstedten, Friedhof

Bilder: Udo Grimberg (05/2009)

Hamburg-Altona, Friedhof Norderreihe (heute “Wohlers Park”

Bilder: KN (06/2009)

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Hinweis: Die sterblichen Überreste Ludwig Landmanns wurde 1987 von Voorburg auf den Frankfurter Hauptfriedhof in ein Ehrengrab umgebettet.

Salisbury, Kathedrale

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Johann Baptist Gradl

 

 

Deutscher Politiker (CDU); Sohn eines Postbeamten; absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und stuiderte anschließend Volkswirtschaftslehre und Staatswissenschaften in Berlin und Halle/Saale. Danach arbeitete er bis 1930 als Redakteur bei der Tageszeitung Germania in Berlin. Von 1931 bis 1945 war Gradl, der von 1930 bis 1933 der Zentrumspartei angehörte und deren Vorsitzender für den BErliner Stadtteil Kreuzberg war, beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband tätig und gehörte von 1938 bis 1945 außerdem der Geschäftsführung der Reichsgruppe Banken in Berlin an. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er 1945 einer der Begründer der CDU in Berlin, und gehörte dem CDU-Hauptvorstand an, wurde allerdings 1947 von der sowjetischen Besatzungsmacht von seinem Amt in der Ost-CDU abgesetzt. Zunächst freiberuflich tätig, war er von 1948 bis 1963 Herausgeber der Berliner Zeitung Der Tag. 1954 gehörte er zu den Gründern des Kuratoriums Unteilbares Deutschland, als dessen Vorsitzender des geschäftsführenden Präsidiums er von 1973 bis 1987 fungierte. Von 1965 bis 1966 gehörte er der Bundesregierung als Minister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte an und war 1966 außerdem Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen im zweiten Kabinett Ludwig Erhards.

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Berlin-Tempelhof, St. Matthias-Friedhof

Sophoklis Venizelos [griech. Σοφοκλής Βενιζέλος]

 

Griechischer Politiker, Ministerpräsident; zweiter Sohn des Politikers Eleftherios Venizelos; wuchs nach dem Tode seiner Mutter, die wenige Tage nach seiner Geburt starb, bei einer Tante auf. 1911 wurde er Kadett der Militärakademie und war während des Ersten Weltkrieges Soldat. Im Griechisch-Türkischen Krieg stieg er schließlich 1919 zum Hauptmann der Artillerie auf. Nach der Revolution von 1922 unter Nikolaos Plastiras war er bis 1930 Militärattaché an der Botschaft in Paris und wurde schließlich zum Oberst befördert. Nach dem Ausscheiden aus der Armee wurde er als Abgeordneter in die  Nationalversammlung gewählt und nach dem Todes seines Vaters 1936 Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der Liberalen Partei. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er Botschafter in den USA, repräsentierte die Exilregierung in Kreta, dann in Kairo und wurde im Mai 1943 Marineminister. Im April 1944 wurde er nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten Tsouderos selbst Ministerpräsident der Exilregierung in Kairo, wurde aber wenig später durch Georgios Papandreou abgelöst. Nachdem die Exilregierung im Oktober 1944 nach Griechenland zurückgekehrt war, wurde Venizelos Stellvertretender Vorsitzender der Liberalen Partei. Am 4.4.1946 wurde er Minister ohne Portefeuille im nur bis zum 18. April amtierenden Kabinett von Panagiotis Poulitsas und im November 1948 schließlich Vorsitzender der Liberalen Partei. Vom 23.3. bis zum 15.4.1950 sowie vom 21.8.1950 bis zum 1.11. 1951 war er erneut Ministerpräsident und Außenminister. Im dritten Kabinett von Plastiras war er von November 1951 bis Oktober 1952 Stellvertretender Ministerpräsident und verblieb zugleich Außenminister. Nach dem Beginn der Erkrankung von Plastiras war er ab dem 11.3.1952 amtierender Ministerpräsident. In dieser Zeit war er Leiter der griechischen Delegation für die Beitrittsverhandlungen zur NATO, deren Ratifizierung am 18.2.1952 durch die Nationalversammlung erfolgte. Danach erfolgte die Teilnahme griechischer Truppen am Koreakrieg. Nachdem 1954 die lebenslang bestehende Freundschaft zu Papandreou unterbrochen wurde, gründete er die Liberaldemokratische Union (FDE). Bei der Wahl zur Nationalversammlung von 1956 errang die FDE auf Anhieb 46 Mandate. Die politischen Spannungen wurden 1958 beendet. 1961 war er mit Papandreou einer der Mitbegründer der Enosis Kendrou (Zentrumsunion, EK). Am 8.11. wurde Venizelos in dessen bis zum 30.12.1963 amtierenden Kabinett Stellvertretender Ministerpräsident und Außenminister. Zehn Tage vor den Wahlen zur Nationalversammlung am 17.2.1964 starb er auf dem Passagierschiff Ελλάς (Hellas) auf der Überfahrt von seinem Wohnort Chania nach Piräus.

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Eleftherios Venizelos [griech. Ελευθέριος Βενιζέλος]

                        

Griechischer Staatsmann, Premierminister; entstammte einer einfachen Familie; engagierte sich ab 1888 in der Enosis-Bewegung, die die Zusammenfassung aller Territorien mit überwiegend griechischem Bevölkerungsanteil unter dem Dach des Mutterlandes anstrebten und war 1897 einer der Anführer im Türkisch-Griechischen Krieg, der allerdings militärisch nicht erfolgreich war, jedoch Anlaß bildete, den betroffenen Gebieten auf Druck der Großmächte auf das Osmanische Reich Teilautonomien zuzugestehen. Ab 1901 war er Justizminister der ersten kretischen Regierung. Nachdem er im Streit um eine zukünftige Zugehörigkeit Kretas zu Griechenland entlassen worden war, stellte er sich an die Spitze der Opposition, die eine bedingungslose Vereinigung Kretas mit dem griechischen Mutterland forderte und stürzte 1905 den Generalgouverneur, Prinz Georg von Griechenland. Am 6.10.1908 proklamierte Venizelos erneut den Anschluß an Griechenland (dieser erfolgte jedoch erst im November 1913 ). 1909 holte ihn die Militärregierung als Berater nach Athen. Dort gründete er 1910 die fortschrittsorientierte “Liberale Partei“, und als diese im selben Jahr die Stimmenmehrheit erhielt, wurde Venizelos Premierminister Griechenlands. Als solcher verfolgte er weiterhin die Μεγάλη Ιδέα, die Megali Idea, d.h. die Vereinigung aller Teile der - aus allen Teilen des ehemaligen antiken Griechenlands bestehende Ökomene, die auch das ehemalige Konstantinopel umfaßte, scheitere jedoch darin. Im Konflikt mit König Konstantin I. wurde er entlassen, bildete eine republikanische Gegenregierung, beteiligte sich 1917 an der Vertreibung des Königs durch die Entente-Mächte und erklärte anschließend den Mittelmächten (Deutsches Reich und Österreich-Ungarn. Osmanisches Reich und Bulgarien) den Krieg. Auf den Konferenzen in Paris 1919 und 1920 gelang ihm eine Erweiterung des griechischen Staatsgebietes, sowie eine Option auf Kleinasien. Der von ihm begonnene Griechisch-Türkischer Krieg von 1919 bis 1922 endete mit einer bitteren Niederlage. Als er 1920 die Wahlen in seiner Heimat verlor, ging er nach Paris, während Konstantin I. wieder nach Griechenland zurückkehrte. Von 1928 bis 1933 kehrte Venizelos in die Politik zurück. Während dieser Zeit nahm er sich der Integration derjenigen griechischen Flüchtlingen an, die die Türkei verließen. Außerdem bemühte er sich nun um gute Beziehungen zu allen Nachbarn. 1933 zog er sich erneut aus der Politik zurück und floh 1935, nachdem mehrere Attentaten auf ihn unternommen worden waren, ins Exil nach Paris.

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Bilder: Agnieszka Zieba (10/2011)

Chania (Insel Kreta), Friedhof

Bilder: Agnieszka Zieba (10/2011)

Chania (Insel Kreta), Friedhof

Joseph Chamberlain

                  

Britischen Staatsmann und Unternehmer; Sohn des Schuhfabrikanten Joseph Chamberlain; Vater des britischen Premierministers Neville Chamberlain sowie des Außenministers und Friedensnobelpreisträgers Austen Chamberlain; besuchte zwischen 1850 und 1852 die University College School in Frognal; trat im Alter von 16  Jahren in die elterliche Firma ein. Zwei Jahre später ging er nach Birmingham, wo er als Industrieller mit der Herstellung von Schrauben sehr erfolgreich wurde und sich 1872 im Alter von nur 38 Jahren als wohlhabender Mann aus dem Geschäft zurückzog und sich der Politik zuwandte. 1873 wurde er als Schulrat von Birmingham tätig, bevor er seine eigentliche politische Karriere im selben Jahr als Bürgermeister von Birmingham antrat. Während seiner Amtszeit sorgte er für die Beseitigung der Slums und überführte die Gas- und Wasserversorgung in die öffentliche Hand. Nachdem Chamberlain 1876 als Liberaler in das britische Unterhaus eingezogen war, trat er von seinem Amt als Bürgermister zurück. Vier Jahre später wurde er Handelsminister im zweiten Kabinett von William Gladstone. Seine wachsende Hinwendung zum Imperialismus ließ ihn zum Gegner einer vollständigen Home Rule, d. h. Selbstverwaltung für Irland werden. Seine Vorstellungen hinsichtlich Irlands waren jedoch weder für Gladstone noch für die Iren annehmbar, weshalb Chamberlain 1885 zurücktrat und zu den Konservativen überwechselte. Als Kolonialminister im konservativen Kabinett von Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquis von Salisbury kehrte er 1895 wieder in die Politik zurück. Als Hauptvertreter des britischen Imperialismus setzte er sich für die Unterwerfung der Buren in Südafrika ein, was in den Burenkrieg führte. Seine Bemühungen um enge anglo-amerikanische Beziehungen sowie ein Bündnis mit Deutschland (bis zum Scheitern der Verhandlungenim Jahr 1901) und um die Einführung imperialistischer Schutzzölle scheiterten allerdings. Seine Vorarbeiten für die Entente Cordiale mit Frankreich beendeten die splendid isolation, Großbritanniens. Im September 1903 schied Chamberlain aus dem Kabinett aus, um seine Ideen ungehindert weiter verfolgen zu können. 1906 mußte er seine Arbeit allerdings nach einem Schlaganfall aufgeben.

Chamberlains dritte Gemahlin Mary, née Crowninshield Endicott pinxit John Singer Sargent (1902)

Joseph Chamberlain war dreimal verheiratet: In erster Ehe 1861 mit Harriet, née Kenrick, die bei der Geburt der gemeinsamen Tochter Beatrice Mary Chamberlain im Mai 1862 starb. Im Jahr 1868 heiratete Chamberlain Harriets Cousine, Florence Kenrick. Das Paar hatten vier Kinder: den zukünftigen Premierminister Arthur Neville, Ida (1870), Hilda (1871) und Ethel (1873). Am 13. Februar 1875 starb auch sie bei der Geburt ihr fünftes Kind, das ebenfalls am selben Tag starb. Im Jahr 1888 heiratete Chamberlain in Washington, D.C zum dritten Mal, Mary Crowninshield Endicott, die Tochter des US-Kriegsministers, William Crowninshield Endicott; diese Ehe blieb kinderlos.

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Bild: GrindtXX (10/2016), Wikipedia.en
Bild: GrindtXX (10/2016), Wikipedia.en

Birmingham-Hockley, Keyhill Cemetery

Stanley Baldwin, 1st Earl Baldwin of Bewdle

Englischer Großindustrieller; Politiker; Premierminister; Sohn des Unternehmers Alfred Baldwin und dessen Gemahlin Louisa, née MacDonald. Durch seine aus Schottkand stammende Mutter war er Cousin des Schriftstellers und Dichters Rudyard Kipling, mit dem er ein Leben lang eng verbunden war. Die Familie war wohlhabend und besaß das gleichnamige Eisen- und Stahlgeschäft, das in späteren Jahren Teil von Richard Thomas und Baldwins wurde. Baldwin besuchte die Schule in Harrow und studierte am Trinity College in Cambridge. 1908 wurde er als Nachfolger seines Vaters zum Abgeordneten des Wahlkreises Bewdley in das House of Commons (britische Unterhaus) gewählt. Von 1917 bis 1921 war er Finanzsekretär im Finanzministerium, danach bis 1922 Handelsminister sowie anschließend bis 1923 Schatzkanzler. Als Andrew Bonar Law im Mai 1923 zurücktrat, übernahm Baldwin als führender Politiker der Tories das Amt des Premierministers bis November 1924. Aufgrund des Sieges Labour Party bei den Wahlen im Juni, mußte er das Amt an Ramsay MacDonald, damit der erste Labour-Politiker in diesem Amt. Aber schon m folgenden November kehrte Baldwin wieder als Premierminister zurück und hielt das amt bis 1929 inne. Anders als zu Beginn seiner politischen Karriere setzte er sich nun für eine gemäßigte Politik des Interessenausgleichs mit der Arbeiterschaft ein. Gegen den Widerstand von Teilen seiner eigenen Partei, etwa der Winston Churchills, versuchte er, der Arbeitslosigkeit durch Schutzzölle Herr zu werden und trat für die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in Schlichtungskommissionen ein. Nach der Unterhauswahl am 14.11.1935 übernahm er erneut das Amt des Premierministers.

1936 trug Baldwin zur Abdankung Eduards VIII. bei, als dieser durch seine Heirat mit geschiedenen US-Amerikanerin Wallis Simpson zu einer Belastung in Großbritannien wurde..

1937 zog sich Baldwin aus der Politik zurück und wurde zum 1. Earl Baldwin of Bewdley erhoben.

Schriften u.a.: Peace and Goodwill in Industry (1925), The Classics and the Plain Man (1926), This Torch of Freedom (1935), Service of Our Lives (1937) und An Interpreter of England (1939).

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Worcester (Grafschaft Worchestershire, Cathedral

Politiker LIX

Omnibus salutem!