Kurt Eisner

                                              1919

Deutscher Politiker (SPD, dann USPD); der Sohn des jüdischen Textilfabrikanten war nach dem Studium der Philosophie und Germanistik als Journalist u.a. für die renomierte “Frankfurter Zeitung” tätig. Zuächst trat er dem “Nationalsozialen Verein” Friedrich Naumanns bei, bevor er zur SPD wechselte und 1898 Redakteur des SPD-Organs Vorwärts wurde. 1905 entließ man ihn, weil er angeblich ein Revisionist sei, ein Anhänger Eduard Bernsteins, der in seiner Revisionismustheorie das Erreichen des Sozialismus in einem Weg über Reformen, nicht über eine Revolution sah. Ab 1910 lebte er als freier Schriftsteller in München. 1917 schloß er sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an. Schon vor Ende des Ersten Weltkrieges war er im Januar 1918 an einem Streik von Rüstungsarbeitern beteiligt, was seine Verhaftung und eine Haftstrafe bis Oktober 1918, einen Monat vor dem Waffenstillstand, nach sich zog. Während der Unruhen, die mit dem Ende des Kaiserreichs einhergingen, hatte er entscheidenden Anteil am Sturz der Monarchie in Bayern; am 7.11.1918 proklamierte er in München den Freistaat Bayern und wurde Tags darauf Ministerpräsident. Als solcher versuchte er, ein parlamentarisch fundiertes Rätesystem aufzubauen. In der Meinung, Deutschland könne, was bei Friedensverhandlungen die Frage der Reparationen anbelangt, eine Schuldeingeständnis Vorteile haben, ließe er Akten so verfälschen, daß eine eindeutige Schuld für den Beginn des Krieges beim Deutschen Reich läge. Hinsichtlich der Einschätzung der Beliebtheit seiner Partei lag Eisner völlig falsch: bei den im Januar 1919 stattfindenden Landtagswahlen errang seine Partei von 180 Sitzen lediglich 3 Sitze. Die Wahl wurde von den bürgerlichen Parteien gewonnen. Als Eisner auf dem Weg zur Eröffnung des neugewählten Landtages in München war, schoß der reaktionär-nationalistische Anton Graf Arco-Valley auf ihn. Während Eisner auf der Stelle tot war, wurde der Attentäter zwar durch die Schüsse, die Eisners Bewacher auf ihn abgaben, schwer verletzt, überlebte allerdings durch eine von Ferdinand Sauerbruch durchgeführte Notoperation. Eisners Tod führte zur Ausrufung der Münchener Räterepublik.

  

Bilder: Parsifal von Pallandt (05/2018)

Denkmal an der Stelle des Attentats in der Kardinal-Faulhaber-Straße in München mit de Inschrift:

  KURT EISNER, DER AM 8. NOVEMBER 1918
  DIE BAYERISCHE REPUBLIK AUSRIEF,
  NACHMALIGER MINISTERPRÄSIDENT
  DES VOLKSSTAATES BAYERN, WURDE
  AN DIESER STELLE AM 21. FEBRUAR 1919
  ERMORDET.

Zurück zur Personenliste

Bild: Klaus Decker (05/1995)

München, Neuer Israelitischer Friedhof

Hinweis: Eisner wurde ursprünglich auf dem Ostfriedhof beigesetzt, dann aber 1933 auf den neuen jüdischen Friedhof in die Garchinger Straße verbracht. Der Stein auf dem heutigen Grab ist ein Stück von dem ursprünglichen Grabmal Landauers.

Bilder: Klaus Decker (02/2008)

Léon Gambetta

       Photo: Nadar (1970)

Französischer Politiker; studierte Jura in Paris und arbeitete dann ab 1860 als Rechtsanwalt. Als er einen Journalisten verteidigte, der von der Regierung mit Berufsverbot belegt war, ergriff Gambetta 1868 in einer berühmt gewordenen Rede die Gelegenheit, den Staatsstreich anzugreifen, durch den Napoléon III. 1851 an die Macht gekommen war und das Zweite Kaiserreich errichtet hatte. 1869 wurde Gambetta in die Deputiertenkammer gewählt. Als der Deutsch-Französische Krieg sich abzeichnete, sprach er sich 1870 zunächst gegen die französische Kriegserklärung an Preußen aus; nach dessen Ausbruch trat er allerdings für die französische Sache ein. Drei Tage nach der Kapitulation von Sedan am 4.9.1870 proklamierte er schließlich die Republik und stellte als Innen-, Finanz- und Kriegsminister der “Regierung der nationalen Verteidigung” Volksheere zum Entsatz von Paris auf, der jedoch nicht gelang, und als im Januar 1871 Paris fiel, trat Gambetta am 6.2.1871 zurück, bekämpfte jedoch weiterhin heftig die monarchistische Mehrheit in der Nationalversammlung. Zur Unterstützung seiner politischen Überzeugung gründete er La République Française, die sich zu einer der einflußreichsten Zeitungen entwickelte. Sein Einfluß auf die französische Linke während der Dritten Republik war bedeutend, und er vertrat eine gegen das Deutsche Reich gerichtete Außenpolitik. 1879 wurde er Vorsitzender der Deputiertenkammer und war von November 1881 bis Januar Ministerpräsident. Er starb an einer Sepsis, nachdem er sich beim Hantieren mit einer Pistole an der Hand verletzte hatte.

Überführung des Herzens Gambettas

 

 

Zurück zur Personenliste

Nizza, Cimetière du Chateau

Hinweis: Gambettas Herz wurde 1920 in den Panthéon überführt und dort beigesetzt..

Aristide Briand

Französischer Politiker; studierte in Paris Jura und war anschließend als Rechtsanwalt und Journalist tätig. Ursprünglich war er Sozialist und als solcher von 1901 bis 1905 Generalsekretär der Parti Socialiste Français (PSF) und 1905/06 Mitglied der Section Française de l’Internationale Ouvrière (SFIO). Außerdem gehörte er ab 1902 (bis 1932) der Abgeordnetenkammer an. 1906 aus der Sozialistischen Partei ausgeschlossen und war 1910 an der Gründung des Parti Républicain Socialiste (PRS) beteiligt. 1906 wurde Briand zum Minister für Unterricht und Kultur ernannt und führte während seiner Amtszeit in Frankreich die Trennung von Staat und Kirche durch. Nach dem Ersten Weltkrieg trat Briand, der ab 1906 mehrfach Minister und Ministerpräsident (zuletzt von 1925 bis 1926 und 1929) war, sowohl in ureigenem französischen Interesse als auch im Hinblick auf die künftige Sicherheit in Europa für eine Versöhnung mit Deutschland ein, so 1921 als Premierminister auf der Washingtoner Konferenz. 1925 trugen er und Gustav Stresemann entscheidend zum Zustandenkommen der Verträge von Locarno bei. Zusammen mit diesem erhielt er 1926 den Friedensnobelpreis. Briand förderte maßgeblich den “Kriegsächtungspakt” von 1928 (Briand-Kellogg-Pakt). Das von Briand verfaßte Memorandum zu seiner Idee der “Vereinigten Staaten von Europa” vom 1.10.1930 gewann nach dem Zweiten Weltkrieg bei den Bemühungen um eine europäische Einigung größere Bedeutung. 1931 kandidierte er für die französische Präsidentschaft, unterlag jedoch Paul Doumer. Biand war der Begründer der sozialistischen Zeitung L’Humanité.

Zurück zur Personenliste

Bilder: © Pim de Bie-Holland (07/2008)

Houlbec OT Cocherel, Cimetière de la Chapelle de Cocherel

Bild: Klaus Decker (04/2008)

Paul Levi

 

Deutscher Politiker und Rechtsanwalt; der einer großbürgerlich-jüdischen Familie entstammende Levi ließ sich nach Abschluß seiner juristischen Ausbildung - er hatte in Berlin und in Grenoble studiert und 1905 bei Georg Jellinek in Heidelberg promoviert - 1909 als Anwalt in Frankfurt am Main nieder, trat im selben Jahr der SPD bei und gehörte dem linken Flügel der Partei an. 1913 verteidigte er Rosa Luxemburg, die er in Frankfurt am Main während des Prozesses kennengelernt hatte und mit der er 1914 liiert war, vor Gericht gegen den Vorwurf antimilitaristischer Äußerungen. Während des Ersten Weltkrieges wurde er zunächst Mitglied der von der SPD innerparteilich abgespalteten “Spartakusgruppe“, des späteren “Spartakusbund”, wandte sich 1917 dann aber der USPD zu, die den Burgfrieden, dem die SPD unter der Führung von Friedrich Ebert zustimmte, ablehnte. Mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gehörte er zu den Gründern der KPD, deren Vorsitzender er von 1919 war, bis er 1921 wegen taktischer Differenzen ausgeschlossen wurde. Er wechselte daraufhin zur USPD, um 1922 wieder in die SPD zurückzukehren. Levi, bis zu seinem Tode Mitglied des Reichstages, trat für einen Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus ein. Über seinen Tod wurde viel spekuliert, ohne daß die Ursache zu ermitteln gewesen wäre - Levi stürzte aus dem Fenster seiner Berliner Dachgeschoßwohnung.

Zurück zur Personenliste           

Stahnsdorf, Wilmersdorfer Waldfriedhof

Thomas Paine

US-amerikanischer Politiker und Publizist; Sohn eines Quäkers; arbeitete zunächst als Zollbeamter, bis er 1771 entlassen wurde, da er für Lohnerhöhungen der schlecht entlohnten Zollbeamter eintrat, um so deren Anfälligkeit gegen Bestechung entgegenzuwirken. 1774 ging er mit einem Empfehlungsschreiben von Benjamin Franklin, der in London Vertreter der amerikanischen Kolonien war, in die Neue Welt. In Philadelphia gab Paine das Pennsylvania Magazine und andere Schriften heraus, in denen er u.a. die Sklaverei scharf angriff und für die Rechte der Frauen eintrat. Am 1.1.1776 veröffentlichte er mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren anonym die Flugschrift Common Sense, in der er sich für die Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien ein. Die Schrift gab den Anstoß zur ein halbes Jahr später erfolgte Unabhängigkeitserklärung. Für seine Verdienste erhielt Paine 1785 u.a. eine Farm in New Rochelle. 1787 kehrte er nach Europa zurück, zunächst in seine Heimat England, mußte wegen seines Eintretens für eine Unabhängigkeit der Kolonien jedoch nach Frankreich fliehen. In The Rights of Man (2 Bde., 1971-92, dt. Die Rechte des Menschen) verteidigte er im Interesse einer rationalistisch-naturrechtlichen Staatslehre die Französische Revolution. 1792 wurde er französischer Staatsbürger und Abgeordneter für den Nationalkonvent. In Paris lernte er u.a. Mary Godwin kennen, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzte. Als Girondist von 1793 bis 1794 sprach er sich gegen die Exekutierung Ludwigs XVI. aus, geriet damit in Gegensatz zu Robbespierre und wurde bis zu dessen Guillonierung inhaftiert. 1802 kehrte er nach Amerika zurück.

 

 

 

Zurück zur Personenliste

Bilder: Anthony22 (04/2007) GNU Free Documentation Licens

New Rochelle (New York)

Hinweis: Es handelt sich um die urspr. Grabstätte. Paines Leichnam wurde exhumiert, um nach England gebracht zu werden. Der Plan wurde jedoch nicht realisiert; die Gebeine blieben jedoch verschwunden.

Lajos (Ludwig) Batthyány von Németújvár

       

Ungarischer Staatsmann; nach seine Demission als Militär, studierte er, während er sich um seine Landgüter kümmerte, nebenbei Jura. Ab 1830 nahm er als Mitglied der Magnatentafel (i.e. ung. Oberhaus) an der Sitzung des ungarischen Landtages in Pressburg teil, war von 1832 bis 1836 Mitglied der Opposition und wurde 1847 zum Vorsitzenden der Reformer gewählt, die in Verhandlungen mit Wien v.a. politische Verbesserungen erreichen wollten. Als solcher setzte er sich für die Rechte des unter österreichischer Herrschaft stehenden ungarischen Volkes sowie eine eigenständige Regierung und Verfassung ein. 1848 wurden die Wünsche der ungarischen Nation König Ferdinand V. (Kaiser Ferdinand I.) auf dem Pressburger Landtag vorgelegt. Batthyány wurde am 17.3.1848 Präsident des ersten ungarischen Ministeriums. Als es in Ungarn zu einer panslawistischen Bewegung mit dem Ziel, Ungarn von Österreich zu lösen, kam, wurde diese Bestrebung im September 1848 militärisch beendet, und die beiden späteren Volkshelden, der Führer der ungarischen Unabhängigkeitsbewegung Lajos Kossuth und der General Artúr Görgey, setzten sich mit fast 5.000 Offizieren und Soldaten in die Türkei ab. Um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, huldigte Batthyány dem neuen österreichischen Kaiser Franz Joseph I.. Er wurde daraufhin gefangengenommen und wegen angeblichen Hochverrats erschossen. Außerdem fanden am selben Tag weitere 13 Generäle den Tod durch Erschießung. Der Hinrichtungstag der sogenannten Märtyrer von Arad gilt seitdem in Ungarn als nationaler Trauertag.

  

Hinrichtung Batthyánys

Zurück zur Personenliste           

Budapest, Kerepesi Temetö

Hinweis: Der Leichnam Batthyánys wurde zunächst in der Krypta der Pester Franziskanerkirche beigesetzt, später in das Mausoleum auf dem Kerepesi Friedhof überführt

Paris, Panthéon

GNU-Lizenz, s.a. hier

Grete Unrein née Abbe

 

Deutsche Politikerin; älteste Tochter des Physikers Ernst Abbe; war bemüht, für Mädchen und junge Frauen gleiche Chancen in der Ausbildung zu schaffen, die auch die Jungen hatten. So engagierte sie sich in vielfältiger Hinsicht: Sie war Vorsteherin des Jenaer Mutterheims, Vorstandsmitglied und jahrelang 1. Vorsitzende des patriotischen Instituts der Frauenvereine vom Roten Kreuz, Förderin sowie Vorstandsmitglied des Lesehallenvereins. Verheiratet war sie mit Professor Otto Unrein, dem ersten Rektor des 1912 eröffneten Jenaer Lyzeums (heute Integrierte Gesamtschule „Grete Unrein“ Jena), den sie beim Aufbau des Lyzeum unterstützte; die Höhere Mädchenschule eröffnete nun auch Mädchen den Weg zu Abitur und Studium. 1919 wurde sie als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in den Jenaer Stadtrat gewählt und wurde Mitglied des Jugendamtes, dem sie bis zur “Machtergreifung” durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 angehörte. 1932 wurde sie zur 2. Vorsitzenden des Stadtrates gewählt. Während der Zeit des Nazi-Regimes sah sie sich immer wieder Anfeindungen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Dennoch setzte sich für die jüdische Mitbürger und andere Verfolgte des Systems ein, indem sie ihnen neben moralischem Beistand auch finanzielle Unterstützung zukommen ließ. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte sie sich trotz ihres Alters während der ihr noch verbleibenden sechs Monate für einen demokratischen Neuanfang in Deutschland ein; als eine der Ersten wurde sie Mitglied der neugegründeten Liberaldemokratischen Partei (LDP), der Nachfolgerin der DDP.

Zurück zur Personenliste                   

Bilder: Peter R. Seeber (06/2014)

Jena, Nordfriedhof

Otto Braun

 

 

Deutscher Politiker (SPD); Sohn eines Angestellten und Bahnwärters; erlernte nach dem Besuch der Volksschule den Beruf eines Stein- und Buchdruckers; schloß sich 1889 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an, war ab 1891 Schriftführer  des Ortsvereins Königsberg und wurde 1893 Redakteur und Drucker der Volkstribüne, aus der die sozialdemokratische Königsberger Volkszeitung hervorging. In dieser Zeit geriet er mehrmals mit der Staatsmacht in Konflikt und verbüßte mehrere Gefängnisstrafen. 1900 wurde Braun Geschäftsführer der Königsberger Krankenkasse und war ab 1902 Stadtverordneter seiner Partei. Ab 1911 im Parteivorstand der SPD, war er ab 1913 Mitglied es preußischen Abgeordnetenhaus. Während des Ersten Weltkrieges unterstützte er die Politik des sogenannten Burgfriedens. Während der Novemberrevolution im Jahre 1918 schloß er sich dem Berliner Arbeiter- und Soldatenrates an. 1919/20 und zugleich 1919/20 war er Abgeordneter in der Weimarer Nationalversammlung sowie von 1920 bis 1933 Mitglied des Reichstages. Nach einer Tätigkeit als preußischer Landwirtschaftsminister übernahm Braun im März 1920 das Amt des preußischen Ministerpräsidenten, nachdem die von Paul Hirsch geführte Regierung nach dem Kapp-Putsch gescheitert war. Er blieb mit einer zweimonatigen Unterbrechung bis 1933 im Amt. Aufgrund dieser Kontinuität im Amt des Regierungschefs entwickelte sich der Freistaat Preußen - ganz im Gegensatz zur Entwicklung im Reich - zu einem Faktor der Stabilität, einem “Demokratischen Bollwerk“ Preußens, obwöhl sich in dieser Zeit fünfzehn Regierungen einander ablösten. Braun, der auch wegen seines autoritären Führungsstils der “Rote Zar von Preußen” genannt wurde, konnte in dieser Zeit das Schulwesen reformieren und teilweise eine Bodenreform erreichen. Und er sah es als eines der wichtigsten Ziele an, das Beamtentum und insbesondere den Polizeiapparat mit Demokraten zu besetzen; aber es gelang ihm nicht, die überlieferten Strukturen zu verändern. Nach deutlichen Stimmenverlusten der Regierungsparteien bei der Landtagswahl vom April 1932 blieb die Regierung Braun geschäftsführend im Amt; im Juli 1932 setzte Reichskanzler Franz von Papen die preußische Regierung unter Braun staatsstreichartig und verfassungswidrig im sogenannten Preußenputsch ab und trug damit zum Aufstieg der NSDAP zur Macht bei. Im Oktober 1932 machte der Staatsgerichtshof die Absetzung rückgängig; im Februar 1933 entzogen die Nationalsozialisten nach ihrer “Machtergreifung” Braun endgültig das Amt: Damit fand die Weimarer Republik ihr Ende. Im März 1933 ging Braun in die Schweiz ins Exil, wo sich bereits seine gelähmte Frau in Ascona aufhielt; dort lebte er Haus seines Freundes Dr. Raphael Friedeberg. Zunächst enthielt Braun sich jeglicher politischer Aktivitäten; erst 1942 fand er Anschluß an einen Kreis Exildeutscher. Im Januar 1943 übermittelte er dem Präsidenten der Vereinigten Staaten ein Memorandum mit dem Titel ”Das Demokratische Deutschland", in dem er Vorstellungen für den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Krieg entwickelte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm er mehrmals an Versammlungen der SPD in Deutschland teil, blieb aber in seinem Wohnsitz in der Schweiz.

Zurück zur Personenliste                   

Hinweis: Bei den obigen Bilder handelt es sich um einen Gedenkstein für Otto Braun, der sich an der Kreuzung Gilgestraße, Ecke Potsdamer Chaussee in Berlin-Zehlendorf unweit des ehemaligen Wohnhauses von Otto Braun (heute Gilgestraße 3) befindet.

Wo sich seine Grabstätte befindet - entweder in Ascona oder in Locarno - ist unklar..

braun_otto_ministerpraes_denkmal
braun_otto2_gb

Berlin-Zehlendort, Gilgestraße 3

Bilder: Parsifal von Pallandt /06/2017)

Schimon Peres [hebr. שמעון פרס]

 

Israelischer Politiker; Sohn eines Holzhändlers; wanderte mit seinen Eltern 1934 nach Palästina aus. Dort schloß er sich im Jahre 1947 der Hagana, dem Vorgänger der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte, an. Unter David Ben Gurion, dem ersten Premierminister Israels, bekleidete er verschiedene Regierungsämter und hatte in dessen Auftrag maßgeblich Anteil am Aufbau der israelischen Armee. Von 1974 bis 1977 war er Verteidigungsminister, anschließend bis 1992 sowie von 1995 bis 1997 Vorsitzender (ab Juni 2003 interimistischer Vorsitzender der Israelischen Arbeitspartei), Von 1986 bis 1988 und sowie von 1992 bis 1995 war er Außenminister sowie von 1984 bis 1986, von 1995 bis 1996 Ministerpräsident und 1999 bis 2001 Minister für regionale Kooperation im Kabinett Barak. In der großen Koalition der ”nationalen Einheit” von Ariel Scharon wurde er 2001 erneut Außenminister, trat aber Ende Oktober 2002 nach Auszug der Arbeitspartei aus der Regierung der nationalen Einheit zurück.

Bei der ersten Direktwahl des Ministerpräsidenten unterlag er im Mai 1996 knapp dem Likud-Vorsitzenden Benjamin Netanjahu. Am 31.7.2000 kandidierte er gegen Mosche Katsav von der Likud-Partei für das Amt des Staatspräsidenten und unterlag ebenfalls knapp. Im Januar 2005 wurde Peres Vize-Ministerpräsident in einer Koalition unter Scharon. Von 2007 bis zum 24. Juli 2014 war Peres Staatspräsident von Israel.

Für seine Verdienste um die Einleitung eines Friedensprozesses im Nahostkonflikt erhielt Peres zusammen mit Itzhak Rabin und PLO-Führer Jassir Arafat 1994 den Friedensnobelpreis.

Zurück zur Personenliste                             

Bild: ?????? (05/2017) Wikipedia.com
peres_schimon2_gb

Jerusalem, Herzlberg (Mount Herzl National Cemetery)

Jacques Necker

 

Französischer Staatsmann; Bankier; Sohn des aus Küstrin in Brandenburg (heute Kostrzyn nad Odrą, Polen) stammenden Professors für Rechtswissenschaften Karl Friedrich Necker, der zum Professor für öffentliches Recht an die Académie de Genève berufen und Bürger der Republik Genf berufen wurde und dessen Gemahlin, der Schriftstellerin und Pariser Salonnière der Aufklärung Suzanne, née Curchod, die er 1764 geheiratet hatte; Vater von Germaine Baronin von Staël-Holstein, gen. Madame de Staël;

Madame Necker (pinxit J. S. Duplessis)

Nachdem Necker, der in Paris ein Vermögen verdient hatte und mit seinen Essays über Themen der Wirtschaftspolitik, u.a. 1775 eine vielbeachtete Wirtschaftsstudie mit dem titel Essai sur la législation et le commerce des grains (Aufsatz über die Gesetzgebung und den Getreidehandel), in der er die Politik des Freihandels angriff, die von seinem Vorgänger im Amt, Finanzminister Anne Robert Jacques Turgot, eingeführt worden war, bekannt geworden war, wurde er 1776 von Ludwig XVI. zum directeur général du Trésor royal (Generaldirektor des Königlichen Schatzamtes) ernannt, dann 1777 zum Finanzminister. Als solcher modernisierte er die wirtschaftliche Organisation des Königreichs, indem er sich dem Liberalismus seiner Vorgänger widersetzte. Seine wichtigste finanzielle Maßnahme war der Versuch, das französische Schuldenaufkommen sowie die Einführung von Jahresrenten unter Bürgschaft durch den Staat zu finanzieren. Im Mai 1781, kurz vor der großen Börsenspekulation unter Ludwig XVI., stellte er den Compte rendu au Roi (Bericht an den König) fertig, eine umfassende Analyse der Verschuldung der Zentralregierung. Im Verlauf desselben Jahres entließ der König Jacques Necker, einerseits, weil der König den Protestantismus Neckers nicht billigte, andererseits, weil er die Extravaganzen Marie Antoinettes nicht nur kritisiert hatte, sondern sie zudem daran hinderte, diesem weiterhin zu frönen. Im September 1788 wurde er erneut zum Generaldirektor der Finanzen ernannt. Neckers Popularität nahm im Folgejahr in der Öffentlichkeit noch zu, als er dem König vorschlug, die États généraux (Generalstände), die seit 1614 nicht mehr zusammengetroffen waren, mit dem Ziel einzuberufen, einen Bund zwischen Königtum und drittem Stand zu erwirken. Die Annahme verschiedener radikaler Vorschläge dieser Körperschaft veranlaßte Ludwig  XVI. zur erneuten Entlassung Neckers. Dies war der unmittelbare Auslöser für den Sturm auf die Bastille durch die aufgebrachte Bevölkerung von Paris am 14. Juli 1789. Kurz danach wurde Necker erneut vom König berufen, aber er konnte die Krise nicht lösen und trat im September 1790 zurück und lebte auf seinem Landgut, das er 1784 in Coppet erworben hatte, wo er weiterhin mehrere Bücher verfaßte

Zurück zur Personenliste                 btn_up            

Coppet (Kt. Waadt), Mausoleum,. Eingang

Hinweis: Das Mausoleum, das für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, liegt- umgeben von einem Waldgebiet - auf einem Gelände, das von einer Mauer umfriedet ist. Im Hintergrind ist den Eingang zu dem umfriedeten Gelände zu sehen..

Bild: Berndt Wolter (10/2018)
Politiker LIV

Omnibus salutem!