Heinrich von Brentano di Tremezzo

Bundesarchiv, B 145 Bild-F003234-0010 / Unterberg, Rolf / CC-BY-SA Bundesarchiv cc_somerightsreserved

 

Deutscher Politiker (CDU); Rechtsanwalt, jüngerer Bruder von Bernard von Brentano; studierte Rechtswissenschaften in München. arbeitete nach seiner Promotion ab 1932 als Rechtsanwalt am Oberlandesgericht Darmstadt und war ab 1943 Staatsanwalt in Hanau. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er als Rechtsanwalt und Notar in Darmstadt tätig. von Brentano war 1945 Mitbegründer der CDU in Hessen, seit 1949 MdB. 1955 wurde er Bundesminister des Auswärtigen, ein Amt, das er bis 1961 ausübte, und verfolgte als solcher strikt den Kurs Konrad Adenauers hinsichtlich der Westintegration Deutschland, forcierte den Beitritt der Bundesrepublik zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und den Römischen Verträge, die er mit ausarbeitete; verfocht die Prinzipien der Hallsteindoktrin, lehnte eine Wiedervereinigung Deutschlands, falls sie die Neutralität eines Gesamtdeutschlands zur Folge hätte, grundsätzlich ab.

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Darmstadt, Waldfriedhof

Bild: KN (ca. 1975)

Matthias Erzberger

Deutscher Politiker (Zentrumspartei); besuchte zunächst die Präparandenanstalt in Schwäbisch Gmünd und dann das katholische Lehrerseminar in Saulgau. Nachdem er 1894 die Volksschullehrerprüfung abgelegt hatte, war er als Volksschullehrer in Marbach, Göppingen und Stuttgart tätig. 1896 immatrikulierte er sich an der Universität im Schweizerischen Freiburg für ein Studium des Staatsrechts und der Nationalökonomie, brach dieses jedoch ab, als er im selben Jahr in Stuttgart eine Anstellung als Redakteur für das katholische Deutsche Volksblatt fand. Zugleich engagierte er sich in katholischen Arbeitervereinen und wurde Mitglied der Zentrumspartei. 1903 wurde er als jüngster Abgeordneter für den Wahlkreis Biberach in den Reichstag gewählt. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Erzberger Leiter der Auslandspropaganda des Deutschen Reiches und richtete einen Auslandsgeheimdienst ein. Er setzte sich zunächst für einen “Siegfrieden”, d.h. Annexionen nach einem militärischen Sieg Deutschlands, ein, wandelte sich aber im Laufe des Krieges zum Verfechter eines “Verständigungsfriedens” und setzte im Juli 1917 die Verabschiedung einer Friedensresolution des Reichstags durch. Der Gegner der deutschen Kolonialpolitik und Vorkämpfer des demokratischen Gedankens trat für eine Verfassungsreform ein. 13.7. 1917 war er am Sturz Reichskanzlers Theodor von Bethmann Hollwegs, beteiligt. Dessen Nachfolger Prinz Max von Baden ernannte Erzberger am 3.10.1918 zum Staatssekretär o.G. (ohne Geschäftsbereich). Nach dem Umsturz in Deutschland im Gefolge der Novemberrevolution vom 9.11. 1918 unterzeichnete er an der Spitze einer deutschen Delegation am 11.11.1918 den Waffenstillstand im Wald von Compiègne und setzte sich in Gegensatz zu Außenminister Graf von Brockdorff-Rantzau für die Annahme des Versailler Friedensvertrags ein - bei Ablehnung hatten die Alliierten mit dem Marsch ins Reich gedroht. Am 20.6.1919 führte er als Reichsfinanzminister die bis dahin umfangreichste Reform der deutschen Finanzgeschichte durch, die sogenannte (erzbergersche Finanzreform. Wegen seiner Haltung 1917/18 war Erzberger Zielscheibe persönlicher Angriffe der antirepublikanischen Rechten. In einer Broschüre Fort mit Erzberger (1919) von Karl Helfferich angegriffen, strengte er gegen diesen einen Beleidigungsprozeß an, nach dessen für ihn kompromittierendem Ausgang er als Reichsfinanzminister zurücktrat. Wegen der Verquickung seiner politischen Tätigkeit mit der Wahrnehmung von Privatinteressen, sank das Ansehen der Weimarer Republik in großen Teilen der Bevölkerung sehr. Ab 6.6.1920 war Erzberger Mitglied des Reichstags; schließlich wurde Erzberger Opfer eines Attentats zweier ehemaliger Marineoffiziere namens Heinrich Schulz und Heinrich Tillessen, die von der Organisation Consul angeheuert worden waren.

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Biberach an der Riß

Joachim (Gioacchino) Murat

               

Französischer Heerführer; der Sohn des Gastwirts und Gutsverwalters Talleyrands war 1796 Adjutant Napoléons in Italien und unterstützte Napoléon später beim Staatsstreich des 18. Brumaire (9.11.1799). Verheiratet war er seit 1800 mit Carolina Bonaparte, Napoléons jüngster Schwester. 1804 ernannte Napoléon ihn zum Marschall von Frankreich, 1805 zum kaiserlichen Prinzen und am 15.3.1806 zum Prinzen und Großadmiral von Frankreich und zum Großherzog von Berg und Kleve. Am 15.7.1808 machte er ihn als Gioacchino I. zum König von Neapel, wo er die Staatsverwaltung sowie die Sozial- und die Rechtsordnung reformierte. in den Napoléonischen Kriegen nahm er an den Schlachten von Austerlitz (1805), Jena und Auerstedt (1806) und Preussisch-Eylau (1807) als Befehlshaber des Kavalleriekorps teil. Zum Bruch mit Napoléon kam es nach dem Rußlandfeldzug, als Murat sich mit Österreich verbündete, schloß sich aber während der 100 Tage 1815 Napoléon wieder an. Als das napoleonischen Reich zunehmend an Macht verlor, versuchte Murat seinen Thron zu retten, versuchte vergeblich Rückhalt in der Bevölkerung zu erhalten und wurde beim Versuch, Neapel zurückzugewinnen, jedoch gefangengenommen, zum Tode verurteilt und auf Anordnung des Bourbonenkönigs Ferdinand IV. (Ferdinand I. von Sizilien) standrechtlich erschossen.

Caroline Murat mit ihrer Tochter Letizia (pinxit Élisabeth Vigée-Lebrun, 1807)

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Sachsenwald b. Hamburg

Bild: KN (1998)

Hồ Chí Minh eigentl. Nguyen That Tangh

Vietnamesischer Politiker; Sohn eines Beamten, der aus Protest gegen die französische Herrschaft seinen Dienst quittiert hatte. Ho Chi Minh (diesen Namen “der die Erleuchtung bringt” nahm er 1942 an) war treibende Kraft im Kampf gegen die französische Kolonialmacht. 1911 verließ er als Schiffskoch Vietnam und lebte ab 1913 als Journalist in Frankreich und England; er war Angehöriger des Gründungskongresses der kommunistischen Partei Frankreichs (1920); nach seiner Ausweisung im Jahre 1923 ging er nach Moskau und wurde Ende 1924 Kominterfunktionär der Kuomintang-Regierung in Südchina. Als er nach dem Bruch der Kuomingtang mit den kommunistischen Chinesen gezwungen war, China zu verlassen, arbeitete er als Funktionär in Europa und Südostasien. 1930 erfolgte seine Rückkehr nach China, wo er in Hongkong die Kommunistische Partei Indochinas (KPI) gründete. 1940 kehrte er nach Vietnam zurück und gründete 1941 die Unabhängigkeitsbewegung Vietminh und führte die Befreiungsbewegung in Indochina. Nach der Kapitulation Japans im August 1945 erfolgte in Hanoi am 2.9.1945 Ausrufung der Demokratischen Republik Vietnams; Ho wurde deren Präsident und übernahm die Ministerpräsidentschaft. Da Frankreich seine Ansprüche an dem Land nicht aufgeben wollte, brach Ende 1946 der Indochinakrieg aus. Erst nach der Niederlage der Franzosen 1954 bei Dien Bien Phu mußten sie sich aus dem Land zurückziehen. Als Folge ihres Rückzugs wurde Vietnam auf der Genfer Indochinakonferenz in einen Nord- und Südteil aufgeteilt, wobei Ho im kommunistischen Nordvietnam weiterhin Präsident blieb. Von Hanoi aus unterstützte er die kommunistische Befreiungsbewegung in Südvietnam gegen die USA und den Vietcong, um Vietnam unter kommunistischer Herrschaft wiederzuvereinigen. Die Wiedervereinigung des Landes durch die Niederlage der Amerikaner erfolgte nach Beendigung des Vietnamkrieg (1965-72). Zu seinen Ehren wurde die südvietnamesische Stadt Saigon nach der Niederlage der USA in Ho-Chi-Minh-City umbenannt. Im Westen gilt er als Symbolfigur des vietnamesischen Unabhängigkeitskampfes gegen die USA.

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1  Hồ Chí Minh starb am 2. September 1969. Da an diesem Tag der vietnamesische Unabhängigkeitstag gefeiert wurde, verlegte die kommunistische Führung das Todesdatum auf den 3. September; erst ab den 1980er Jahren wurde wieder das korrekte Todesdatum angegeben.

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Hanoi, Mausoleum

George Washington

           

1. US-amerikanischer Präsident; Sohn eines wohlhabenden Plantagenbesitzers; er gehörte ab 1758 für siebzehn Jahre dem House of Burgesses von Virginia an. Im Juli 1774 war er maßgeblich an der Verabschiedung der “Fairfaxbeschlüsse” über einen Boykott britischer Importe beteiligt. Im Oktober 1781 konnte er zusammen mit französischen Truppen unter dem Marquis de Lafayette die britische Hauptarmee unter Lord Cornwallis in der entscheidenden Schlacht bei Yorktown bezwingen. Während des Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1789-97) war Washington Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee. 1792 legte er den Grundstein für das Weiße Haus als Beginn einer neuen Stadt, die später seinen Namen tragen sollte, auf einem Sumpfgebiet, das er trockenlegen ließ. Als der Bau acht Jahre fertiggestellt wurde, war Washington nicht mehr Präsident; in das Haus zog als 2. Präsident der Vereinigten Staaten John Adams mit seiner Frau Abigail (*1744, †1818) ein.

Verheiratet war Washington mit Martha Dandridge Custis (*1731, †1802); die Ehe blieb kinderlos.

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 Mont Vernon, (Virginia), Mount Vernon Estate

Rede von Bretanos zum deutschen Beitrag zur Verteidigung der westlichen Staatenwelt am 8.1.1950

Bilder  KN (12/1995)

Ho-Chi-Minhs Wohnhaus in Hanoi

Bilder: Matthias Bauer (04/2006)
Bild: Harald Klinke (10/2005) de.wikipedia.org
Bild: David Bruce (04/2007) flickr.com
Bilder: Harald Fester (11/2008)
Bilder: Klaus Paap (05/2009)

Gedenkstein an der Stelle des Attentats an der B 28 bei Bad Griesbach.

Bilder: Kay (05/2009)

Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck-Schönhausen (seit 1890)

als Schüler     

Deutscher Kanzler unter Wilhelm I. und Wilhelm II. (16.4.1871 bis 18.3.1890); zweiter Sohn des Rittmeisters Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (*1771,als Student †1845) und dessen Ehefrau Luise Wilhelmine, née Mencken (*1790, †1839); studierte von 1832 bis 1833 in Göttingen als Voraussetzung für eine spätere Karriere im Staatsdienst Rechtswissenschaften, interessierte sich aber mehr für Vorlesungen über Geschichte. Er genoß das Studentenleben in Göttingen, wird diese Zeit, in der er ausgiebig dem Amusement frönte, an zahlreichen, Mensuren und Marie von Thadden-trieglaffverbotenen Duellen teilnahm, stark trank und ebenso stark rauchte, später jedoch als vertane Zeit bezeichnen. Im November 1833 wechselte er an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität.  Ab 1836 war er Gerichtsreferendar in Aachen und übernahm 1839 die Verwaltung der väterlichen Güter in Pommern. Hier lernte er die verlobte Marie von Thadden-Trieglaff (*1822, †1846) kennen, die zwar seine Gefühle erwiderte, aber sich an das Verlobungsversprechen gebunden fühlte. Ihr früher Tod aufgrund einer Hirnhautentzündung erschütterte ihn aufs Tiefste.

1847 wurde er Mitglied des Vereinigten Preußischen Landtages. Bismarck wurde durch die Revolution von 1848 in seiner Meinung bestärkt, daß der landbesitzende preußische Adel seine privilegierte und dominierende Stellung Katharina Orlowaerhalten müßte; er wurde nach Beendigung der Revolution Abgeordneter im Erfurter Parlament, führendes Mitglied der Konservativen Partei, trat für eine Gleichberechtigung Preußens mit Österreich, der Präsidialmacht im Deutschen Bund, ein; als preußischer Gesandter wurde er 1859 nach Rußland, im Frühjahr 1862 nach Frankreich entsandt. In seinem Urlaub in Biarritz im August 1862 lernte er die Fürstin Katharina Orlowa, die Ehefrau des russischen Gesandten in Belgien, Nikolaji Alexejewitsch Orlow, kennen, mit der er eine romantische Affaire hatte. einen Olivenzweig, den sie ihm zum abschied schenkte, bewahrte er bis zu seinem Lebensende in einem Zigarrenetui auf. Im Herbst des selben Jahre wurde er von dem ungeliebten Posten nach Berlin abberufen, wo ihn König Wilhelm I. zum preußischen Ministerpräsidenten und Außenminister ernannte.

Otto von Bismarck trifft Napoléon III. zu einem Gespräch nach der Niederlage bei Sedan.

Als solcher unterstützte er Rußland im polnischen Aufstand in der Alvenslebensche Konvention von 1863 und führte gemeinsam mit Österreich den sog. Deutsch-Dänischen Krieg gegen das Königreich Dänemark wegen Karikatur im PunchSchleswig-Holstein, und 1866 beendete er den deutschen Dualismus durch den Deutschen Krieg mit Österreich. 1870 provozierte Bismarck mit der Emser Depesche die Kriegserklärung Frankreichs an im Alter von 80 JahrenPreußen und damit den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, der zur Proklamation Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 in Spiegelsaal von Versailles und zur Gründung des Deutschen Reiches führte, desses erster Kanzler Bismarck wurde. Am 20.3.1890 erfolgte Bismarcks Entlassung durch Wilhelm II. aufgrund gravierender persönlicher und politischer Meinungsverschiedenheiten (die englische Satirezeitschrift Punch untertitelt eine Karikatur mit dem Satz “Der Lotse geht von Bord”). Sein Nachfolger wurde Leo Graf von Caprivi.

Bismarck zog sich auf sein ihm von Wilhelm I. übereignetes, im Sachsenwald gelegenes Schloß Friedrichsruh zurück. Sein Gesundheitszustand hatte sich bereits seit 1896 verschlechterte; schließlich war er auf einen Rollstuhl angewiesen. Im kaiserlichen Deutschland stand Bismarck auch nach seinem Abgang aus der Politik in hohem Ansehen; er wurde Ehrenbürger zahlreicher Städte und ihm wurden überall im Lande unzählige Denkmäler gesetzt.

Verheiratet war Otto von Bismarck seit 1847 mit Johanna née von Puttkamer (†1894). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Marie (*1848, †1926), Herbert (*1849, †1904) und Wilhelm (*1852, †1901).

 

 

 

 

     Bild: Thomas Guffler (06/2006) Wikipediacc_somerightsreserved

Denkmal des jungen Bismarck auf der Rudelsburg, oberhalb von Saaleck, einem Ortsteil von Bad Kösen

Inschrift auf dem Sockel des Denkmals:

Das deutsche Volk in Einigkeit.
Ein neues Volk in neuer Zeit.
Millionen haben darüber gedacht,
aber nur einer hat’s fertig gebracht.
Einer der Unsern in Lieb und Zorn.
Ein Bursch in echtem Schrot und Korn.
Ein alter deutscher Corpsstudent,
den alle Welt Fürst Bismarck nennt.
Dies Bild stellt ihn als Jungbursch dar.
Dankt Gott, dass er der Uns’re war.

 

Inschrift auf dem Sarkophag: Ein treuer Deutscher Diener Kaiser Wilhelms I.

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Camillo Benso Graf von Cavour

   1861     

Italienischer Staatsmann; besuchte in Turin die königliche Militärakademie und trat 1826 in die sardische Armee ein, in der er als technischer Offizier diente. Nachdem er 1831 den Dienst quittiert hatte - eigentlich war er wegen permanenter Streitigkeiten dazu aufgefordert worden -, reiste er durch Europa, besuchte u.a. seine protestantischen Verwandten in Genf, besuchte in Paris die politischen Debatten im Parlament, wobei ihn besonders Adolphe Thiers beeindruckte, reiste nach England und kehrte über die Niederlande und die Schweiz in die Heimat zurück. Hier wandte sich Cavour, ein Anhänger des gemäßigten Liberalismus, der Politik zu, und als 1846 mit Pius IX. ein liberaler Papst gewählt worden war (eine Einschätzung, die sich als falsch erwies: Die von Cavour erwünschte strikte Trennung von Kirche und Staat scheiterte später am Widerstand des Papstes), sah Cavour eine Möglichkeit, für die geforderten Reformen einzutreten. 1847 war er einer der Gründer der Zeitschrift Il Risorgimento, einer nationalen Zeitschrift, die sich für die Errichtung eines unabhängigen italienischen Nationalstaates einsetzte, an dessen Spitze ein Monarch des Hauses Savoyen (Sardinien-Piemont) stehen sollte. Als Herausgeber der Zeitschrift entwickelte Cavour einen großen Einfluß auf die sardischen Politik. Durch die Zeitschrift und die Unzufriedenheit in seinem Land unter Druck gesetzt, räumte König Karl Albert von Sardinien-Piemont im Februar 1848 in einer Charta den Bürger des Königreichs Sardinien größere Freiheiten ein. Cavour sah jetzt ein Chance eine Einigung Italiens in die Wege zu leiten, war sich jedoch darüber im Klaren, daß eine solche nur dann erfolgreich sein würde, wenn sie in einem europäischen Rahmen und auch gegen Österreich, das einen großen Teils von Nord- und Mittelitalien besetzt hielt, erfolgte, und sie müsse von Sardinien-Piemont ausgehen. Cavour wandte sich daher an den König mit der Bitte, Österreich den Krieg zu erklären. Als sich in Turin die Neuigkeiten verbreitete, Mailand habe sich gegen die habsburgische Herrschaft erhoben, erklärte Karl Albert unter dem Druck Cavours am 15. März Österreich den Krieg, der in einer Niederlage endete, so daß Karl Albert zugunsten seines liberaleren Sohnes Viktor Emanuel II. abdankte. Cavour gewann bei den Wahlen im Juli 1848 einen Sitz in der sardischen Abgeordneten-Kammer und übernahm die Führung der Konservativen. 1850 wurde er Minister für Landwirtschaft und Handel und 1851 Finanzminister. Im Mai 1852 trat er von allen Ämtern zurück, wurde aber bereits im November des selben Jahres 1852 als Ministerpräsident des Königreichs Sardinien in die Regierung zurückberufen. Durch die Teilnahme am Krimkrieg (1855/56) und die Vereinbarungen von Plombières (1858) konnte er sich der Unterstützung Napoléons III. für den Sardischen Krieg von 1859 gegen Österreich versichern, das daraufhin die Lombardei abtreten mußte. Doch nach sehr verlustreichen Siegen bei Magenta und Solferino beschloß Napoléon III., sich mit dem Vorfrieden von Villafranca vom Krieg zurückzuziehen. Im Frühjahr 1860 stimmten dieToskana, Modena, Parma und Bologna sowie die Emilia-Romagna in Volksabstimmungen für den Anschluß an Sardinien, und als Napoléon diese Entscheidung anerkannte, erhielt er als Dank das Herzogtum Savoyen und die Grafschaft Nizza. Im Mai 1860 führte Giuseppe Garibaldi seine aus tausend rotgekleideten Mann bestehende Armee, die "Mille", nach Sizilien in das Königreich beider Sizilien, während Viktor Emanuel II. mit seinen Truppen in die Provinz Umbrien des Kirchenstaates einrückte. Nach dem Fall der beiden Festungen Gaeta und Civitella del Tronto im Jahre 1861 stimmten die Wahlbürger von Neapel-Sizilien sowie die entsprechenden im Kirchenstaat für eine Union mit Sardinien, woraufhin im März 1861 das Königreich Italien ausgerufen wurde; wobei Cavor Garibaldis revolutionäre Unternehmungen nach seinen Interessen zu lenken verstand und so internationale Verwicklungen verhindern konnte. Bis auf Venetien und Rom war Italien vereint. Venetien wurde 1866 Teil des Königreichs Italien, Rom kam nach dem Abmarsch der französischen Schutztruppen am 20. 9.1870 zu Italien und wurde danach Hauptstadt.

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Santena (Prov. Torino), Castello

Sebastião José de Carvalho e Mello, Conde de Oeira, Marquis von Pombal [port. Marquês de Pombal] seit 1769)

 

Portugiesischer Politiker; studierte an der Universität Coimbra und diente für kurze Zeit in der Armee. Im Oktober 1738, im Alter von 39 Jahre wurde er als Botschafter nach London entsandt. Aus den noch dem Geiste des Mittelalters verhafteten Portugal kommend, stieß er in Großbritannien auf eine liberale und progressive Gesellschaft, was ihn sehr beeindruckte. 1745 ging als Botschafter nach Wien. 1750 wurde er auf Empfehlung der Königin Mutter von König Josephs I. zum Außenminister ernannt. Bei dem katastrophalen Erdbeben am 1.11.1755 (schätzungsweise mit einer Stärke von 9 auf der Richterskala) - verbunden mit einem Tsunami und zahlreichen Bränden - bei dem alleine in Lissabon ca. 60.000 Menschen ihr Leben lassen mußten, organisierte er die Hilfsmaßnahmen und plante den Wiederaufbau. Überliefert ist sein Ausspruch: "E agora? Enterram-se os mortos e cuidam-se os vivos" [“Und jetzt? Begrabt die Toten und kümmert Euch um die Überlebenden”]1. 1756 wurde er Erster Minister und Pombal-Denkmal in Lissabonführte, ausgestattet mit absoluter Macht, im Geist des aufgeklärten Absolutismus umfassende Reformen durch. Er schaffte u.a. die Sklaverei in Portugal ab, reformierte das Schulwesen, sowie die Rechtspflege und das Heerwesen. Außerdem setzte er sich für eine wirtschaftliche Stärkung der portugiesischen Kolonien ein, indem er dafür sorgte, daß sich in ihnen mehr Portugiesen ansiedelten. Flankierend wurden auf seine Initiative hin die Ostindische Kompanie und weitere Handelsgesellschaften gegründet. Obwohl die Maßnahmen auch die Wirtschaft in Portugal beflügelten, indem sich die Finanzlage des Landes besserte und der Handelt florierte, stießen seine Reformen v.a. bei den Jesuiten und dem Adel auf Widerstand. Als 1758 auf den König ein Attentat verübt wurde, schob Pombal die Schuld hierfür beiden gesellschaftlichen Gruppen in die Schuhe. Als Folge dieser Anschuldigungen kam es zu Folterungen von einigen Adligen, und die Jesuiten wurden 1759 des Landes verwiesen. Im Jahre 1770 wurde er zum Marquis erhoben. Als der König im Jahre 1777 verstarb, setzten sich seine Gegner durch, und Pombal wurde aus seinen Ämtern entlassen und vom Hofe verbannt. Er zog sich daraufhin auf seine Güter nach Pompal zurück. Von Josephs I. Nachfolgerin auf dem Thron, seiner Tovchter Maria I., wurden die meisten seiner Reformen aufgehoben.

pinxit Louis-Michel van Loo (1766)

1 Pompals nach dem Erdbeben vorgenommene sorgfältige Untersuchungen über eventuelle Vorboten des Erdbebens und die sorgfältigen Aufzeichnungen gelten als Geburtsstunde der Seismologie.

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Bilder: Jose Manuel (09/2012) Wikipedia.pt
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Ajuda b. Lissabon, Igreja da Memória, Mausoleum

Bild: Overberg (05/2008) Wikipedia.fr
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Bild: Mark Yearian (03/2013)
Bild: Alfredo Ledonne (04/2010) Wikipedia.it

Pizzo (Prov. Kalabrien), Chiesa Matrice di San Giorgio

Hinweis: Joachim Murat wurde in Pizzo beigesetzt.

Politiker III

Omnibus salutem!