Bilder: Christoph Gillich (2005)

Saarlouis, Friedhof Neue Welt

Johannes Hoffmann

 

Deutscher Politiker (CVP); arbeitete nach Ende des Ersten Weltkriegs als Journalist für das Zentralorgan der Zentrumspartei in Berlin, wurde im Oktober 1929 Chefredakteur der Saarbrücker Landeszeitung. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 kritisierte er deren politischen Kurs. Als bei der sog. Saarabstimmung im Januar 1935 die Mehrheit der Saarländer sich für eine Rückgliederung des Saarlands ins Deutsche Reich aussprach, emigrierte er zunächst in das benachbarte Luxemburg und schließlich nach Brasilien, von wo er 1945 zurückkehrte, Gründungsmitglied und Landesvorsitzender der Christlichen Volkspartei (CVP) wurde und von 1947 bis 1955 Ministerpräsident des zunächst noch unter französischem Protektorat stehenden Saarlandes. Als sich 1955 die Wählermehrheit gegen das von ihm präferierte Saarstatut gegen wirtschaftlichen und politischen Verbindungen zu Frankreich, aussprach, trat er als Ministerpräsident zurück.

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Lew (Leo) Trotzkij [russ. Лев Троцкий] eigentl. Lew Davidowitsch Bronstein [russ. Лев Давидович Бронштейн]

1900        1915        

Russischer Revolutionär und sozialistischer Theoretiker, Begründer des Trotzkismus; der Sohn eines jüdischen Bauern absolvierte nach dem Besuch einer deutsch-jüdischen Cheder in Gromokley ab 1888 in Odessa die deutsch-lutherische Realschule zum Heiligen Paulus. Nachdem er 1896 nach Nikolajew Ukraine) gezogen war, schloß er sich den Narodnitschestwo an. Dort lernte er die die sieben Jahre ältere Marxistin Alexandra Sokolowskaja kennen, mit deren Bruder Grigorij er 1897 den Südrussischen Arbeiterbund organisierte. Im Rahmen einer Massenverhaftung durch die zaristische Polizei wurde Bronstein 1898 zu vier Jahren Verbannung in Sibirien verurteilt. Im Gefängnis heiratete er die Sokolowskaja, die ihn nach Sibirien begleitete. Dort geriet er erstmals mit den Ideen Lenins in Kontakt: er kam in den Besitz einiger Ausgaben der im Exil von diesem, Julius Martow (*1873, †1923), Georgij Plechanow in Leipzig und München herausgegebenen revolutionären Zeitung Iskra (dt, Der Funke) und las Lenins Tschto delat? (1902, dt. Was tun?), in dem der Autor die These vertritt, daß die Arbeiter nicht in der Lage seien, die Unterdrücker zu stürzen. Im Sommer 1902 gelang es Bronstein aus Sibirien zu fliehen; seine Frau und die beiden in Sibirien geborenen Töchter ließ er zurück (die drei werden später den stalinistischen Säuberungen zum Opfer fallen). In London trat er mit Lenin und dessen Frau Nadeschda Krupskaja (Lenin hatte sie 1898 geheiratet) zusammen. Als Lenin vorschlug, Trotzkij (hier verwandte er erstmals den willkürlich gewählten Namen Trotzkij - es war der Name eines seiner Gefängniswärter in Odessa -, nicht etwa seinen Spitznamen “Pero” (Feder)) in den Redaktionsstab der Iskra aufzunehmen, scheiterte der Vorschlag am Widerspruch Plechanows, dem “Vater des russischen Marxismus”. Stattdessen schickte Lenin ihn auf eine Vortragsreise zu den in Westeuropa lebenden Emigranten, um Geld zu sammeln. In Paris lernte er Natalia Sedowa (*1882, †1962) kennen, die mit ihm bis zu seinem Lebensende zusammenleben wird und ihm zwei Söhne gebar. 1903 spaltete sich in London auf dem II. Kongreß der Sozialdemokratische Arbeiterpartei Rußland (SDAPR) die Partei aufgrund unterschiedlicher Ansichten über die Revolution in die von Lenin geführte Fraktion der Bolschewiki (Mehrheitler) und die Menschewiki (Minderheitler) mit Martow an der Spitze, wobei Trotzkij nach einem gescheiterten Versu der Vermittlung die Partei der Menschewiki ergriff. Auch Plechanow trat zu den Minderheitler über, während Lenin sich aus der von den Menschewiki übernommenen Iskra zurückzog. Trotzkij erlangte jetzt durch seine Tätigkeit für die Zeitschrift rasch Einfluß in der russischen Sozialdemokratie. In dieser Zeit entwickelte er den Gedanken der “Permanenten Revolution” (Trotzkismus). Während der nach dem durch das zaristische Rußland verlorenen Russisch-Japanischen Krieg ausbrechenden russischen Revolution von 1905/1906 war er von Oktober bis Dezember 1905 Vorsitzender des Petersburger Sowjets, wurde dann erneut verhaftet und nach Sibirien verbannt, von wo aus es ihm 1907 wiederum gelang, in das Ausland zu fliehen; er lebte bis 1914 in Wien, bis 1916 in Paris und, als er von dort als verdächtiger Ausländer ausgewiesen wurde ab 1917 in den Vereinigten Staaten. Dort erreichte ihn die Nachricht von der Februarrevolution 1917; er kehrte im Mai nach Rußland zurück und schloß sich nunmehr den Bolschewiki an. Eloquent, sehr selbstbewußt und durchsetzungsfähig, stieg er rasch zur deren Spitze auf, wurde Mitglied des ZK und des Parteibüros. Ihm war es insofern auch zu verdanken, daß die Bolschewiki 1917 die Mehrheit der Delegierten im Petrograder Sowjet stellen konnten. An der Spitze eines am 9.10.1917 gebildeten “Militärrevolutionären Komitees” organisierte er den Aufstand der Bolschewiki vom 25.10.1917 (nach westlicher Zeitrechnung: 7.11.1917) gegen die Provisorische Regierung unter Alexander Kerenskii und eroberte als Anführer der Roten Garde den Winterpalast, Kerenskis Hauptquartier und ehemaligen Sitz des Zaren. Nachdem er bereits seit 26./27.10. das Dezember 1917 unter Lenin, der bereits im April aus Zürich nach Rußland zurückgekommen war, das Amt des Außenkommissars übernommen hatte, leitete er seit Ende Dezember die Regierungsdelegation bei den Friedensverhandlungen mit den Mittelmächten in Brest-Litowsk, bei denen er im Gegensatz zu Lenin für eine Ablehnung der unnachgiebig harten Friedensbedingungen und eine Politik des Abwartens unter der Formel “weder Krieg noch Frieden” einsetzte. Als die Mittelmächte im Februar 1918 jedoch die Annahme ihrer Friedensbedingungen erzwangen, trat Trotzkij noch vor der Unterzeichnung des Friedensvertrages (3.3.1918) als Außenkommissar zurück. Im März 1918 begann er als Kriegskommissar mit dem Aufbau der Roten Armee und erlangte mit ihrer Hilfe den Sieg des bolschewistischen Rußland im Bürgerkrieg (1918-21/22), der allerdings Rußlands Wirtschaft zerrüttet hatte. Schon 1920 plädierte Trotzki daher für die Wiedereinführung eines gewissen Umfanges an freier Marktwirtschaft, was allerdings von Lenin und dem Zentralkomitee abgelehnt wurde. Als aber die Matrosen von Kronstadt, einer Festung auf einer Insel vor Petrograd, im März 1921 die Aufhebung der Notstandsgesetze des “Kriegskommunismus” und einen freien Markt forderten, entsandten Lenin und Trotzki Marschall Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski (*1893, †1937), den “rote Napoleon“, zur Niederschlagung des Aufstandes dorthin, um ein Scheitern der Revolution zu verhindern. Eine entscheidende Wende im politischen Machtkampf ergab sich, als nach dem 11. Parteikongreß im März 1922 Stalin vom Zentralkomitee zum Generalsekretär der KP gewählt wurde. Als sich nach dem Tode Lenins am 21.1.1924 zwischen Trotzkij und Stalin, den ersterer lange unterschätzt hatte, ein Machtkampf um die Rolle der Sowjetunion bei der Vorbereitung der Weltrevolution entwickelte, gelang es letzterem Trotzkij zu entmachten: er mußte 1925 das Amt des Kriegskommissar, 1926 das Politbüro und schließlich 1927 das ZK der Partei verlassen, wurde 1928 nach Kasachstan verbannt und mittels Beschluß vom 20. Januar 1929 der Sowjetunion verwiesen. Zunächst ging er auf vor Istanbul gelegene Insel Büyük Ada (griech. Prinkipo). Sein Asylantrag für Deutschland wurde von der SPD abgelehnt, ebenso weigert sich die englische Labour-Partei Trotzkij aufzunehmen. Letztlich gelang es ihm, sich in Mexiko niederzulassen. Von dort aus agitierte er weiterhin gegen Stalin, dem er wegen der Politik “Sozialismus in einem Land” “Verrat der Revolution” vorwarf. “Er wird das leuchtende Vorbild und der Held sämtlicher zum Kampf entschlossener Anhänger der extremen Linke auf der ganzen Welt” (George Bernard Shaw). 1938 regte er seine Anhänger 1938 zur Gründung der IV. Internationalen an. Nachdem bereits am 24.5.1940 ein Attentat gescheitert war, wurde Trotzki am 20.8.1940 in seinem Haus in Coyoacán von dem Spanier Ramón Mercader, einem Agenten der sowjetischen Geheimpolizei, so schwer mit einem Eispickel am Kopf verletzt, daß er am Folgetag starb.

Werke u.a.: Ergebnisse und Perspektiven (1905), Die permanente Revolution (1930), Mein Leben (1930), Geschichte der Russischen Revolution (3 Bde., 1931-33).

Trotzkij 1918 auf dem Roten Platz in Moskau

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Mexiko Stadt OT Coyoacán, ehem. Wohnhaus Trotzkijs

Buenos Aires, Cementerio Charcasita

Juan Domingo Perón

 

Argentinischer General und Politiker; der Sohn eines Viehzüchters besuchte zunächst das Colegio Militar und später von 1926 bis 1929 die Escuela Superior de Guerra, an der er später auch unterrichtete, und war, bevor er 1936 Militärattaché (u.a. im faschistischen Italien Mussolinis und zuletzt in Berlin) wurde und sich an einem Militäraufstand gegen den Präsidenten Hipolíto Irigoyen beteiligte, von 1930 bis 1935 Privatsekretär des Kriegsministers. Im Juni 1943 führte er zusammen mit anderen Militärs einen Staatsstreich durch und wurde Arbeitsminister. In dieser Eigenschaft brachte er neue Gesetze ein, die u.a. die linken Parteien schwächen sollten, und gründete neue Gewerkschaften. Diese Maßnahmen stärkten seine Popularität unter der Arbeiterschaft noch weiter. Als er Vizepräsident und Kriegsminister geworden war, regte sich allerdings in den Streitkräften Widerstand gegen ihn, der so eskalierte, daß Perón am 9.10.1945 durch einen Militärputsch zum Rücktritt gezwungen, festgenommen und inhaftiert wurde. Seiner Geliebten und späteren zweiten Frau, María Eva Duarte, die man Evita nannte, gelang es durch die Aktivierung der Massen und eines von ihr organisierten Marsches der Descamisados (der Ärmellosen = Industriearbeiter) durch Buenos Aires, seine Freilassung bereits am 17.10. zu erwirken. Nur wenige Monate später, im Februar 1946 wurde Perón mit 56% der Stimmen und mit Unterstützung der Partido Laborista zum Präsidenten gewählt. Mit der Hilfe seiner Frau - sie hatten noch im Oktober 1946 geheiratet - begann eine Indoktrinierung der Massen durch den Peronismus, eine soziale Bewegung mit diktatorischen Zügen. Eva nahm großen Einfluß auf die Regierung und deren Geschäfte, die eine an der Arbeiterbewegung orientierte nationalistische Politik betrieb. Seine populistische Politik, die u.a. zur Nationalisierung großer Bereiche der argentinischen Wirtschaft führte und populäre kostspielige soziale Reformen einleitete, erschütterte die Staatsfinanzen, so daß sich seit Beginn der 1950er Jahre allmählich die Lage der Arbeiter in den Städten wieder verschlechterte. Außerdem regte sich Widerstand bei den Großgrundbesitzern, aber auch beim Militär und der katholischen Kirche, die Perón ausschloß. Nachdem Eva Perón 1952 gestorben war, war der Sturz Peróns nicht mehr aufzuhalten. 1955 stürzte ihn die Armee. Obwohl 18 Jahre im Exil, griff er über seine Anhänger weiterhin in die Politik Argentiniens ein. Als es ihm im Juni 1973 erlaubt wurde, in seine Heimat zurückzukehren, gewann er erneut die Präsidentenwahl. Nach seinem Tode wenige Monate später wurde seine Frau Isabel Perón die Nachfolgerin m Amt des Staatspräsidenten, nachdem sie zuvor bei den Präsidentschaftswahlen von 1973 bereits Vizepräsidentin geworden war.

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Hinweis: Perón wurde am 17.10.2006 in das Mausoleum auf dem Landgut “17. Oktober” in San Vicente überführt.

Bilder: Moody 75 (05/2006)

Im Garten des Wohnhauses

Rudolf Kirchschläger

 

Österreichischer Politiker; nach Jurastudiums an der Universität von Wien und Teilnahme am Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Jurist und war ab 1953 Landgerichtsrat in Wien, bevor er 1954 als juristischer Berater ins Bundeskanzleramt berufen wurde und an der Gestaltung des österreichischen Staatsvertrags von 1955 sowie des Südtirolabkommens mitwirkte. Ab 1956 im Außenministerium Leiter der Völkerrechtsabteilung, war er ab von 1962 bis 1967 stellvertretender Generalsekretär für Auswärtige Angelegenheiten und von 1967 bis 1970 österreichischer Gesandter in der Tschechoslowakei. Im April 1970 ernannte Bruno Kreisky (SPÖ) den Parteilosen zum Außenminister in seinem Minderheitskabinett. Im Juni 1974 wurde er als Kandidat der SPÖ zum Bundespräsidenten gewählt und 1980 in diesem Amt bestätigt. Da eine weitere Wiederwahl gemäß der österreichischen Verfassung nicht möglich war, schied er im Juni 1986 aus dem Amt des Bundespräsidenten aus.

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Thomas Klestil

 

 

Österreichischer Politiker; nach Absolvierung der Wirtschaftsuniversität in Wien war er von 1957 bis 1959 im Bundeskanzleramt tätig. Anschließend gehörte er bis 1962 der österreichischen Mission bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris an, war von 1961 bis 1966 Botschaft in Washington und von 1966 bis zum Ende der Regierung Josef Klaus (ÖVP) dessen Sekretär. Er kehrte in den diplomatischen Dienst zurück: war von 1978 bis 1982 Botschafter bei den UN, von 1982 bis 1987 Botschafter in Washington (DC). 1987 kehrte er schließlich nach Wien zurück, wo er bis 1992 Generalsekretär im österreichischen Außenministerium war. Von der ÖVP als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten nominiert, siegte er 1992 in einer Stichwahl mit 56,89 Prozent der Stimmen über den SPÖ-Kandidaten Rudolf Streicher. Im April 1998 mit fast 64% wiedergewählt, starb er 2004 zwei Tage vor Ablauf seiner Amtszeit. Österreich führte er aus der internationalen politischen Isolierung heraus, durch das es durch seinen Amtsvorgänger Kurt Waldheim geraten war. 1995 konnte er mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union eines seiner außenpolitischen Ziele erreichen.

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Bild: Alexander Krischnig (03/2006)
Bild: Alexander Krischnig (03/2006)

Wien, Zentralfriedhof, Präsidentengruft

Bild: Alexander Krischnig (03/2006)

Michael Collins

Irischer Unabhängigkeitskämpfer; bevor er sich der Irish Republican Brotherhood anschloß, die sich die Unabhängigkeit Irlands von der englischen Oberhoheit zum Ziel gesetzt hatte, arbeitete er von 1906 bis 1916 als Staatssekretär in London. Er wurde, da er 1916 am Osteraufstand in Dublin beteiligt war, verhaftet. Nach seiner Entlassung wurde er führendes Mitglied der Sinn-Féin-Bewegung, wurde 1918 erneut verhaftet, konnte jedoch entfliehen. Während er noch auf der Flucht war, wählte man ihn in das Revolutionsparlament der Sinn Féin, in dem er das Amt des Finanzministers übernahm. Aus radikalen, nationalistisch orientierten Freiwilligen bildete er eine bewaffnete Truppe (IRA), die zwischen 1919 und 1921 den irischen Aufstand gegen die Briten führte und diese schließlich zu Verhandlungen zwang, zu denen er 1921 als Verhandlungsführer Irlands nach London entsandt wurde, wo er den Teilungsvertrag mit Großbritannien unterzeichnete, der in die Gründung des Freistaats Irland mündete. Anschließend wurde er Vorsitzender der Provisorischen Regierung und Oberbefehlshaber der Streitkräfte des Freiustaates Irland. Collins fiel einem Attentat von radikalen Gegnern des Vertrages innerhalb der Sinn-Féin-Bewegung zum Opfer.

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Bild: Wolfgang Prokosch (04/2006)

Dublin, Glasnevin Friedhof

Wien, Zentralfriedhof, Präsidentengruft

Maximilien de Béthune, duc de Sully, Marquis de Rosny, Marquis de Nogent-le-Rotrou, Comte de Muret et de Villebon, Vicomte de Meaux

        

 

Französischer Staatsmann; Marschall von Frankreich (ab 634); Pair de France; zweiter Sohn einer wenig begüterten protestantischen Adelsfamilie; erhielt gemeinsam mit Heinrich von Navarra, dem späteren Heinrich IV. von Frankreich, eine protestantische Erziehung, mußte sich seinen Lebensunterhalt in dieser Zeit selber verdienen. 1571 ging er nach Paris, um dort zu studieren. Er trat in die Armee ein und kämpfte einige Jahre als hochrangiger Artillerieoffizier in der protestantischen Armee der Niederlande. unter Maurutz von Oranien Ab 1576 kämpfte er als Hugenotte an der Seite Heinrichs und wurde zu einem dessen engsten Berater. 1593 konnte er diesen überreden, zum Katholizismus zu konvertieren, was erst Heinrichs Krönung im Jahre 1594 ermöglichte. Nach der Krönung berief Heinrich ihn in den Finanzrat und ernannte ihn 1598 zum Surintendant des Finances, d.h. zum Finanzminister. Als solcher reformierte er das französischen Steuer- und Zollwesens, sorgte für den Abbau der Staatsschulden des Landes und förderte das Gewerbe, das Verkehrswesen und die Landwirtschaft, indem er Sümpfe trockenlegen ließ, um mehr Ackerland zu schaffen. Er begründete das französische Seidenproduktion und ließ Tausende von Maulbeerbäumen pflanzen. Außerdem schaffte er die binnenzölle ab. Nach Heinrichs Ermordung mußte er auf Betreiben der katholischen Maria von Medici den Hof verlassen, fungierte aber zeitweise noch als Berater Ludwigs XIII..

Château de Rosny-sur-Seine, Anwesen des duc de Sully (pinxit Camille Corot)

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Nogent-le-Rotrou (Dép. Eure-et-Loir), Grabkapelle a.d. L'église Notre-Dame

Ellen Aurora Elisabeth Ammann née Sundström

1920                

 

Deutsche Politikerin (BVP) schwedischer Herkunft; wurde von ihrer Mutter, die vom protestantischen zum katholischen Glauben übergetreten war, streng katholisch erzogen. Nach dem Abitur studierte sie schwedische Heilgymnastik., schloß das Studium jedoch nicht ab, sondern heiratete 1890 den deutschen Orthopäden Ottmar Ammann, den sie während des Studiums kennengelernt hatte, und zog mit ihm nach München. Dort engagierte sie sich in karitativer Ehrenarbeit und war 1895 Mitbegründerin des Marianischen Mädchenschutzvereins, der sich mit Zufluchtsheimen und Lehrkursen um junge Mädchen kümmerte. Zwei Jahre später gründete sie, mit Unterstützung von Gräfin Christiane von Preysing-Lichtenegg-Moos, die erste katholische Bahnhofsmission in München, die sie mehr als zwei Jahrzehnte leitete. Außerdem war sie Mitbegründerin der bayerischen Sektion des Katholischen Frauenbundes in München und übernahm 1904 dessen Leitung. 1911 gründete sie den bayerischen Landesverband des Katholischen Frauenbundes. Nach Einführung des Frauenwahlrechts im November 1918 wurde Ellen Ammann wurde als Abgeordnete der BVP in jeden bayerischen Landtag nach 1918 gewählt, dem sie bis 1932 angehörte. 1923 hatte sie wesentlichen Anteil an der Niederschlagung des Hitlerputsches in München.

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Bilder: Hajo´Rackel (06/2014)

München, Alter Südlicher Friedhof

Ariel Scharon [hebr.‏ אריאל שרון] eigentl. Ariel Scheinermann

 

 

Israelischer Politiker und General; Sohn eines 1922 aus Tiflis (Tbilissi, Georgien) nach Palästina ausgewanderten jüdischen Ehepaars; engagierte sich bereits seit 1942 in der Haganah1. Seit 1964 war er im Range eines Generals der israelischen Armee und im Sechstagekrieg militärischer Befehlshaber, ebenso wie später im Jahre 1973 im Jom-Kippur-Krieg, dem 4. Israelisch-Arabischen Krieg (6. bis 22./25.10.1973), in dem er v.a. wegen seines eigenmächtigen Durchbruchs über den Sueskanal und an der Sinai-Front populär wurde. 1973 war er einer der Gründer des konservativen Likud und war 1973/74 sowie 1976 als dessen Abgeordneter in der Knesset. 1977 bis 1992 sowie 1996 bis 1999 war Scharon Minister mit verschiedenen Zuständigkeiten, so als Landwirtschaftsminister von 1977 bis 1981 oder von 1990 bis 1992 als Minister für Wohnungs- und Bauwesen, als der er für die Besiedlung der von Israel besetzten Gebiete und den dortigen Siedlungsbau maßgeblich verantwortlich war. Als Verteidigungsminister zwischen 1981 und 1983 war er u.a. verantwortlich für den Libanonfeldzug 1982, in dem sich im September das Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila durch libanesische Phalangisten ereignete (später mußte er wegen der Ereignisse zurücktreten). Von 1998 bis 1999 war er Außenminister im Kabinett von Benjamin Netanjahu (*1949) und wurde nach dessen Rücktritt im Mai 1999 zunächst kommissarischer, im September dann gewählter Parteivorsitzender des Likud. Als Scharon am 28.9.2000 demonstrativ den Tempelberg in Jerusalem besuchte, war dies der Auslöser für den Ausbruch von palästinensischen Unruhen, die in eine erneute, der ZweitenIntifada, mündeten. Im Wahlkampf lehnte er eine Fortsetzung der von Emud Barak (*1942) und Jassir.Arafat mühsam betriebenen Politik der Annäherung zwischen Israel und den Palästinensern ab und vertrat die Positionen der Siedler. Nach dem eindeutigen Sieg über seinen Konkurrenten Barak wurde er am 6.2.2001 zum Ministerpräsidenten gewählt und bildete eine Mehrparteienkoalition der “Nationalen Eintracht”. Im Dezember 2003 legte Scharon entgegen seiner vergangenen politischen Politik den als ”Scharon-Plan“ bekannten einseitigen Abzugsplan aus dem Gazastreifen und Teilen des Westjordanlandes vor, wonach alle Siedlungen im Gazastreifen und vier im Westjordanland aufgelöst werden sollten. Dieser Plan brachte Scharon jedoch insbesondere bei den Siedlern und auch bei der politischen Rechten wenig Sympathien ein, so daß er an Anerkennung verlor. Um den Plan durchzusetzen, beendete er daher die Koalition mit Schinui und Schas und ging eine Große Koalition mit der Arbeitspartei ein. Im August 2005 - kurz vor Vollzug des Planes - trat Netanjahu als Finanzminister in der Regierung Scharon zurück. Scharon selber kündigte wenig später seinen Rücktritt als Premierminister und den Austritt aus dem Likud, in dem der Wiederstand gegen den Abzug gewachsen war, an. Am 18.12.2005 erlitt Scharon einen leichten Schlaganfall, fiel schließlich am 4.1.2006 in ein Wachkoma und starb ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, acht Jahr später.

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1 1920 gegründete militärische Organisation zum Schutz der isolierten jüdischen Siedlungen in Palästina gegen die arabischen Übergriffe.

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Havat Shikmim (Negev), Sycamore Ranch

Bild: Dr. Avishai Teicher (02/2014), Wikipedia.org
Bild: Dr. Avishai Teicher (02/2014), Wikipedia.org
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Bild: Benjamin Smith (01/2011) Wikipedia.org
Bild: Benjamin Smith (01/2011) Wikipedia.org
Bild: Benjamin Smith (01/2011) Wikipedia.org
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Politiker XXVII

Omnibus salutem!