Horace Greely Hjalmar Schacht

 Bild: Nicola Perscheid

Deutscher Bankier, Politiker und Reichsbankpräsident; der Sohn eines Kaufmanns studierte ab 1895 an den Universitäten von München, Leipzig, Berlin und Kiel Volks- und Finanzwirtschaft, war ab 1900 Assistent an der Zentralstelle zur Vorbereitung von Handelsverträgen und 1901 bis 1903 Geschäftsführer des Handelsvertrags-Vereins. Ab 1903 war er Leiter des volkswirtschaftlichen Büros der Dresdner Bank und von 1908 bis 1915 stellvertretender Direktor der Bank. 1916 übernahm er die Leitung der (privaten) Nationalbank Deutschlands. Seit 1923 Reichswährungskommissar, trug er zur Sanierung der Reichsmarkt bei; als Reichsbankpräsident (ab 1924) nahm er an den Verhandlungen zum Dawnes- und Young-Plan, trat aber aus Protest gegen die Politik der Reichsregierung im März 1930 zurück, näherte sich der NSDAP und setzte sich bereits im November 1932 für eine Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ein. Maßgeblich stellte Schacht Kontakte zwischen Hitler und der Industrie und Hochfinanz her. Nach Hitlers Machtübernahme wurde er im Frühjahr 1933 erneut Reichsbankpräsident und ab Juli 1934 zugleich Wirtschaftsminister. In dieser Eigenschaft war er neben anderen verantwortlich für die allmähliche Verdrängung der jüdischen Bürger aus dem Wirtschaftsleben in Deutschland. Mit seinem Neuen Plan kurbelte er die Wirtschaft unter zur Hilfenahme von Devisenbewirtschaftung und Außenhandelskontrolle durch eine Exportinitiative besonders nach Südamerika und Südosteuropa an. Ihm ist die Finanzierung der Aufrüstung zu verdanken. Folgerichtig wurde er im Mai 1935 Generalbevollmächtigter für die Wehrwirtschaft. Als Hitler im Rahmen seiner Autarkiebestrebungen mehr direkten Einfluß auf auf die Wirtschaft nahm, gerieten beide mehr und mehr in Gegensatz zueinander. Im November 1937 wurde Schacht zunächst als Wirtschaftsminister, dann am 2.1.1939 schließlich auch als Reichsbankpräsident entlassen, blieb bis 1943 jedoch Reichsminister - allerdings ohne Geschäftsbereich. Ein oberflächlicher Kontakt zu Widerständlern um den Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler führte am 29.7.1944 zu seiner Verhaftung und anschließenden Inhaftierung in den KZs Ravensbrück bzw. Flossenbürg. Im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß angeklagt, wurde er 1946 freigesprochen, jedoch 1947 von einer deutschen Entnazifizierungs-Spruchkammer zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt, aus dem er 1948 entlassen wurde. Nach endgültigem Freispruch im Jahre 1950 arbeitete er als Finanzberater für Entwicklungsländer und wurde ab 1953 Mitinhaber der von ihm gegründeten Düsseldorfer Privatbank Schacht & Co.

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München, Ostfriedhof

Josef Ertl

Bild: Deutscher Bundestag

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Deutscher Politiker; studierte in Freising Landwirtschaft; von Haus aus Diplomlandwirt, war er von 1961 bis 1987 für die FDP Mitglied des Bundestags, von 1969 bis 1982 und nach kurzer Unterbrechung im September 1982 (nach Ausscheiden der FDP aus der sozialliberalen Koalition) von 1982 bis 1983 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; von 1971 bis 1983 Vorsitzender der FDP in Bayern (ab 1983 Ehrenvorsitzender). Er wurde dem rechten Flügel seiner Partei zugerechnet. Ertl war außerdem von 1984 bis 1990 Präsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG; ab 1990 auch deren Ehrenpräsident) und von 1978 bis 1991 Präsident des Deutschen Skiverbandes. Ertl kam aufgrund der Folgen einer schweren Brandverletzung zu Tode.

Werk: Erinnerungen: Agrarpolitik ohne Illusionen (1985).

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Bad Wiessee, Bergfriedhof

Bilder: Matthias Bauer (2004)
Bild: Franz Josef Mörsch jr. (08/2005)
Bilder: Matthias Bauer (2005)

Giuseppe Mazzini

           

Italienischer Freiheitskämpfer; Sohn eines Anatomieprofessors; von Haus aus Rechtsanwalt (Studium der Rechtswissenschaft in Genua), wurde er als Mitglied der Carboneria 1830 verhaftet und drei Monate auf der Festung von Savona festgehalten. Nach seiner Entlassung ging er 1831 ins Exil zunächst nach Genf, dann nach Frankreich, wo er sich schließlich in Lyon niederließ. Dort gründete er im gleichen Jahr den Geheimbund Giovine Italia (Junges Italien), den er am 15.4.1834 in Bern mit ähnlichen Bünden zum Jungen Europa unter dem Motto "Freiheit-Gleichheit-Humanität" vereinigte. Aus der Schweiz ausgewiesen, lebte er in London. 1849 leitete er mit Giuseppe Garibaldi die Verteidigung Roms, wo er einer der Triumvirn war, gegen die Franzosen; nach der Kapitulation war er gezwungen, erneut nach London zu fliehen, gründete dort ein europäisches Zentralkomitee der Demokraten (u.a. mit Lajos Kossuth, *1802, †1894). 1866 amestiert, kehrte er schließlich 1870 in seine Heimat zurück. Die Einigung Italiens als Königreich, wie Cavour es beabsichtigte, lehnte er ab. Mazzini gilt als der geistiger Führer der radikalrepublikanischen Richtung des Risorgimento. Er schrieb zahlreiche Artikel und Essays zu politischen Fragen.

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Genua, Cimitero Monumentale

Albert Speer

Deutscher Politiker (NSDAP) und Architekt; Sohn eines Architekten; trat bereits im Jahre 1931 der NSDAP bei; nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 plante er monströse und errichtete monumentale Repräsentationsbauten in Berlin, München und Nürnberg, dort vor allen Dingen Gebäude auf dem sog. Reichsparteitagsgelände. 1937 wurde er zum Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin ernannt, 1942 zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition, und 1943 wurde er Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion und damit Organisator des totalen Krieges und schuldig am Einsatz und der physischen und materiellen Ausbeutung der Zwangsarbeiter, die sich aus Insassen der Konzentrationslager und Kriegsgefangenen zusammensetzen. Wegen seiner zunehmend privilegierten Nähe zu Hitler und der daraus resultierenden Machtfülle, wurde er von Rivalen wie Martin Bormann heftig bekämpft. Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß 1946 angeklagt, verstand er es, den Eindruck zu erwecken, keinen Anteil und kein detailliertes Wissen an der Vernichtung der Juden gehabt zu haben; er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt und im Spandauer Gefängnis mit anderen Nazis u.a. Rudolf Hess inhaftiert und 1966 entlassen. Auch in seinen 1969 erschienenen Erinnerungen vermittelt er den Eindruck, sich lediglich auf sein Fachgebiet der Architektur konzentriert zu haben und ein unpolitischer Technokrat gewesen zu sein. Erst nach seinem Tode kamen Einzelheiten über seine Aktivitäten als engem Mitarbeiter Hitlers ans Tageslicht; so wurde offenbar, daß er in Berlin die Räumung in jüdischem Besitz befindlicher Häuser und Wohnungen veranlaßt hatte, um Raum zu schaffen für die von Hitler geplante neue Hauptstadt Germania. In den Bau von KZs flossen aus seinem Ministerium Millionenbeträge, und er unterhielt in der Rüstungsindustrie Hundertausende von Sklavenarbeitern. An das Licht der Öffentlichkeit kam auch eine offensichtliche Bereicherung an Kunstgegenständen aus jüdischen Besitz. Mit diesen Enthüllungen brach schließlich das von Speer konsequent und erfolgreich inszenierte Image des “guten Nazis” in sich zusammen.

Speer starb in einem Hotel in London, wohin er auf Einladung der BBC zu einem Interview eingeladen war und dort seine englische Geliebte besuchte, an den Folgen einer Hirnblutung.

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Heidelberg, Bergfriedhof

Josef Klaus

 

Österreichischer Politiker (ÖVP); Jurist; von 1949 bis 1961 Landeshauptmann von Salzburg, von 1961 bis 1963 Finanzminister, war von 1963 bis 1970 Parteiobmann und von 1964 bis 1970 Bundeskanzler. Als die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) bei den Wahlen am 1.3.1970 unter Bruno Kreisky stärkste Partei wurde und ein Minderheitskabinett unter Duldung der FPÖ bildete, trat Klaus vom ÖVP-Vorsitz zurück.

Werke u.a.: Macht und Ohnmacht in Österreich (1971).

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Wien, Grinzinger Friedhof

Bilder: Alexander Krischnig (8/2005)

Wilhelm Miklas

Österreichischer Politiker (Christlichsoziale Partei); war Mitglied des Reichsrats, von 1918 bis 1928 Mitglied, sowie von 1923 bis 1928 Präsident des Nationalrats; von 1928 bis 1938 war Miklas Bundespräsident und lehnte in dieser Eigenschaft die Unterzeichnung des “Gesetzes über den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich” ab und trat am 13.3.1938 zurück.

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Wien, Döblinger Friedhof

Erich Ollenhauer

Deutscher Politiker (SPD); ältestes von vier Kindern eines Maurer; seinen Wunsch, Lehrer zu werden konnte er aus finanziellen Gründen nicht realisieren, so machte er nach Abschluß der Volksschule eine kaufmännische Lehre in einer Druckerei und war 1916 als Voluntär bei der sozialdemokratischen Tageszeitung Volksstimme in seiner Heimatstadt tätig. Seit 1916 war Ollenhauer in der sozialistischen Arbeiterjugend engagiert, trat 1918 der SPD bei, war von 1928 bis 1933 deren Vorsitzender und wurde 1933 Mitglied des Parteivorstandes der SPD. Im Mai des selben Jahr ging er in die Emigration (von Prag über Paris nach Großbritannien) und gehörte dem dort gegründeten Vorstand der SPD an. Nach seiner Rückkehr wurde er 1946 stellvertretender Vorsitzender der neu gegründeten SPD, wurde 1949 MdB und stellvertretender Fraktionsvorsitzender und 1952 als Nachfolger Kurt Schumachers Vorsitzender der SPD und ihrer Bundestagsfraktion. Von 1951 bis 1963 war er auch deren Vizepräsident und kurz vor seinem Tod 1963 Präsident der Sozialistischen Internationale. Nachfolger als Parteivorsitzender wurde Willy Brandt, im Fraktionsvorsitz Fritz Erler.

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Bonn, Südfriedhof

Bilder: Hartmut Riehm (8/2005)
Bilder: Genova città digitale (03/2011) flickr.com
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Bild: Claus Rodemer (06/2008)
Bild: Claus Harmsen (07/2005, stones & art)
08/2005

Artur Gerard London

 

 

Tschechischer Politiker; einer deutsch-jüdischen Kleinbürgerfamilie entstammend; schloß sich bereits im Alter von 14 Jahren der Kommunistischen Partei an. Zu arm, um die Schule zu besuchen, arbeitete er als Textilverkäufer. Ab den 1930er Jahren war er in der kommunistischen Jugendbewegung aktiv und kämpfte von 1937 bis 1939 für die Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. Anschließend lebte er in Frankreich, wo er sich mit seiner Frau Lise,née Ricol, die er in Moskau kennengelernt hatte, dem Widerstand anschloß. Von 1943 bis 1945 war er im Konzentrationslager Mauthausen inhaftiert, wo er an Tuberkulose erkrankt. Am 1. Mai 1945 konnte er nach Paris zurückkehren, beschloß, sich dort niederzulassen und seine Vorkriegsaktivitäten wieder aufzunehmen. 1947 ging er jedoch in die Schweiz und 1948 mit seiner Familie in die Tschechoslowakei., wo er ein Jahr später stellvertretender Außenminister wurde. 1951 wurde er unerwartet im Auftrag der stalinistischen Partei verhaftet, gefoltert und wegen Hochverrat vor Gericht gestellt, wo er sich selbst der Spionage bezichtigen mußte. In dem Schauprozeß gegen die Gruppe um Rudolf Slánský entging er nur knapp der Todesstrafe und wurde jedoch zu lebenslanger Haft verurteilt. Erst zwei Jahre nach dem Tode Stalins im Jahre 1953 wurde er aus der Haft entlassen. In seinem Buch L’aveu (1968, dt. Das Geständnis) schilderte er seine Erfahrungen in der stalinistischen Zeit Das Buch wird zu einem großen Erfolg und 1970 unter der Regie: von Constantin Costa-Gavras (*1933) mit Yves Montand und Simone Signoret in den Hauptrollen verfilmt. Nach seiner Rehabilitierung im Jahre 1963 ging er mit seiner Frau Lise nach Frankreich. Noch im selben Jahr veröffentlichte er dort in spanischer Sprache im selben Jahr ein Buch über seine Zeit während des Spanischen Bürgerkrieges. Gemeinsam mit seiner Frau publizierte er 1968 den autobiographischen Bericht über seine Leiden in den Prager Prozessen.

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Ivry-sur-Seine, Cimetière parisien

Bilder: Herbert Herterich (05/2016)

Hilde Radusch

 

 

Deutsche Politikerin (KP-SPD), Frauenrechtlerin, Widerstandskämpferin;

 

 

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Bilder: Günter Bihn (06/2016)

Hans” Johann Georg Ehard

 

 

Deutscher Jurist und Politiker (CSU); einzige Kind des Bamberger Stadtkämmerers August Georg Ehard; studierte Rechtswissenschaften in München und Würzburg und promovierte 1912 zum Dr. iur. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde er 1919 Staatsanwalt im bayerischen Justizministerium und war in dieser Funktion nach dem Hitler-Putsch im Jahre 1923 Vertreter der Anklage gegen Hitler und Ludendorff Von 1925 bis 1931 war er für das Reichsjustizministerium in Berlin tätig. Von 1933 bis 1945 Senatspräsident am Oberlandesgericht München, wandte er sich nach dem Ende des Krieges der bayerischen Landespolitik zu und war als Vertreter der Christlich-Sozialen Union (CSU) ab 1946 an der Ausarbeitung der bayerischen Verfassung sowie am Entwurf des Grundgesetzes beteiligt. 1945 zog er in den bayerischen Landtag ein und wurde 1946 zum Ministerpräsidenten gewählt; außerdem war er von 1949 bis 1955 Vorsitzender der CSU. 1954 wurde Ehards CSU-geführte Regierungskoalition von einer von dem Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner geführten Landesregierung abgelöst. In der Folgezeit war Ehard Präsident des bayerischen Landtages, bevor er 1960 als Nachfolger von Hanns Seidel, der aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus seinem Amt ausgeschieden war, erneut Ministerpräsident wurde. Nachdem 1962 Alfons Goppel zum Ministerpräsidenten gewählt worden war, übernahm Ehard das bayerische Justizministerium. Ehard war außerdem zweimal Präsident des Bundesrates ( 8.9.1950 bis 7.9.1951 sowie 1.11.1961 bis 31.10.1962) 1965 zog er sich in den Ruhestand zurück.

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Bilder: Herbert Fröschl (07/2016)

München, Waldfriedhof (Alter Teil)

Politiker XXII

Omnibus salutem!