Deutscher Politiker (CDU); Sohn eines Textilwarenhändlers; war von 1928 bis 1942 am Institut für Industrieforschung in Nürnberg tätig, befasste sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mit Fragen der Wirtschafts- und Finanzentwicklung Deutschlands nach dem Kriege. Nach dem deutschen Zusammenbruch war er von 1945 bis 1946 bayerischer Wirtschaftsminister, von 1948 bis 1949 Direktor der Wirtschaftsverwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, erklärte am Tag der Währungsreform (20.6.1948) gegen den Widerstand der Besatzungsmächte das Ende der Zwangswirtschaft. Von 1949 bis 1976 war er MdB, von 1949 bis 1963 Bundeswirtschaftsminister, von 1957 bis 1963 zugleich Vizekanzler. Er setzte das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft durch, wobei er sich besonders gegen Wettbewerbsbeschränkungen durch Kartelle und Monopole wandte. Der von ihm geleitete Aufschwung begründete seinen Ruf als “Vater des Wirtschaftswunders”. Von Oktober 1963 bis Oktober 1966 führte er als Nachfolger Konrad Adenauers im Amt des Bundeskanzlers eine Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP, vom Oktober bis zum 1.12.1966 eine CDU/CSU-Minderheitsregierung. Seine Kanzlerschaft scheiterte an den Spannungen innerhalb der Koalition sowie an der Kritik innerhalb der Unionsparteien an seinem Führungsstil. Von 1966 bis 1967 war Erhard auch Vorsitzender der CDU, danach deren Ehrenvorsitzender.
Werke u.a.: Wohlstand für alle (1957), Deutsche Wirtschaftspolitik (1962).
Gmund am Tegernsee, Friedhof
Deutscher Politiker (CDU), Jurist; studierte Rechtswissenschaften, Philosophie und Geschichte in Königsberg, Edinburgh, Berlin und Bonn und ließ sich nach seiner Promotion 1939 als Rechtsanwalt in Berlin nieder, war zunächst Mitglied der NSDAP, engagierte er sich aber später aus Opposition zur nationalsozialistischen Kirchenpolitik in der Bekennenden Kirche und gehörte nach dem Krieg zu den Mitbegründern der CDU. Von 1949 bis 1980 war er Mitglied des Bundestags, von 1953 bis 1961 Bundesinnenminister, von 1961 bis 1966 Bundesaußenminister und als Nachfolger Heinrich von Brentanos von 1966 bis 1969 Bundesverteidigungsminister; anschließend bis zu seinem Ruhestand war er Vorsitzender des Bundestagsausschusses für auswärtige Angelegenheiten. Er zeichnete für das KPD-Verbot und die Vorbereitung der Notstandsgesetzgebung verantwortlich, setzte sich für eine aktive Ostpolitik ein und bahnte Beziehungen zur Volksrepublik China an. 1980 legte er sein Bundestagsmandat nieder und zog sich in den Ruhestand zurück.
Keitum (Sylt), Inselkirche St. Severin
Theobald von Bethmann Hollweg,
Deutscher Politiker und Reichskanzler (1909-17); der Enkel des Juristen und preußischen Politikers Moritz August von Bethmann (*1795 in Frankfurt am Main, †1877 in Bad Breisig) trat nach dem Jurastudium in den Staatsdienst ein und wurde bereits mit 30 Jahren Landrat seines Heimatkreises Oberbarnim. Seit 1899 war er Oberpräsident der Provinz Brandenburg, 1905 preußischer Innenminister und 1907 Staatssekretär im Reichsamt des Innern. Auf Empfehlung des im Juni 1909 zurückgetretenen Reichskanzlers Bernhard von Bülow wurde er als dessen enger Mitarbeiter am 14.7.1909 zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten ernannt. Zwar gelang es ihm, die begonnene Reichsfinanzreform provisorisch abzuschließen, er hatte jedoch keinen Erfolg in seinem Bemühen, 1910 eine Wahlrechtsreform in Preußen durchzuführen. Er, der mit stets wechselnden Mehrheiten paktieren mußte, konnte 1911 die Reichsversicherungsordnung und ein Reichsvereinsgesetz durchsetzen. Unnachgiebig blieb er in dem Ziel der inneren Neuorientierung, der Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen zugunsten des allgemeinen und gleichen Wahlrechts. Die kaiserliche Osterbotschaft von 1917, die diese Wahlreform ankündigte, war eine Teilerfolg Bethmann Hollwegs. Außenpolitisch bemühte er sich um einen Ausgleich der Interessen zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien; Wilhelms II. Großmachtambitionen gestalteten solche Bemühungen jedoch als sehr schwierig (1911 spektakuläre Entsendung des Kanonenboots “Panther” nach Agadir; 2. Marokkokrise; von Großadmirals Alfred von Tirpitz gefördertes deutsch-britisches Flottenwettrüsten, trotz Flottenabkommens von 1912). Dennoch gelang es ihm anläßlich der Balkankriege (1912/13), die Beziehungen zum Inselreich zu verbessern und entspannende Abmachungen zu treffen (Bagdadbahn und Kolonialabkommen 1914). Den Eintritt des Reiches in einen Krieg mit Großbritannien nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo sah er als schicksalhaftes, der Erhaltung der deutschen Großmachtstellung dienendes Ereignis an. Obwohl er die anexionistischen Kriegsziele der Alldeutschen und Rechtsparteien nicht billigte, geriet er mehr und mehr unter Druck. Dennoch versuchte er wegen einer besseren Verhandlungsposition für einen eventuellen Separatfrieden oder nach Ende des Krieges, die Festlegung der Ziele zu umgehen. Die seit der Umbesetzung vom Sommer 1916 zunehmend politisch handelnde militärische Führung (OHL) unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff sowie die damit verbundene sich verstärkende nationalistische Haltung der Rechten im Reichstag schränkten seinen Bewegungs- und Verhandlungsspielraum stark ein. Schließlich sah er sich im Oktober 1916 gezwungen, die öffentliche Kriegszieldiskussion freizugeben und in die jeden Sonderfrieden mit Rußland ausschließende Proklamation eines Königreichs Polen einzuwilligen. Wegen seines Widerstandes gegen den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und wegen des Friedensangebots der Mittelmächte vom 12.12.1916 kam es mit der Obersten Heeresleitung (OHL) zum Konflikt. Anfang Januar 1917 gab er schließlich dem Druck der Militärs nach, obwohl ihm klar war, daß dies den Kriegseintritt der Vereinigen Staaten bedeuten würde. Ein Zusammenspiel von OHL und Reichstag führte am 13.7.1917 zu seinem Sturz.
Werke u.a.: Betrachtungen zum Weltkriege, 2 Bde. (1912-22).
Inschrift: Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit. Matth. 5.6.
Ferdinand Lassalle (bis 1846 F. Lassal)
Deutscher Publizist und Politiker; der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Tuchhändlers studierte von 1843 bis 1846 Philologie, Geschichte und Philosophie in Breslau und Berlin. Als er während einer Studienreise (1845) nach Paris dort den Sozialisten Louis Blanc kennenlernte, kam er erstmals mit sozialistischem Gedankengut in Kontakt. Nachdem er sich nach der Rückkehr nach Deutschland in Düsseldorf niedergelassen hatte und Sophie Gräfin von Hatzfeldt, in deren Stadthaus er kurzzeitig auch wohnte, in einem zehnjährigen Scheidungsprozeß vertrat, setzte sich Lassalle dort bereits 1848 für die Einführung einer radikaldemokratischen Verfassung ein. Wegen der Beleidigung des General-Procurators wurde er 1849 zu sechs Monaten Haft verurteilt. Die Inhaftierung zwang ihn, seine Mitarbeit an der von Karl Marx herausgegebenen Neuen Rheinischen Zeitung aufzugeben. In den 1850er Jahren nahm Lassalle seine Studien wieder auf und verfaßte, neben philosophischen Untersuchungen, sein Hauptwerk Das System der erworbenen Rechte (1861, 2 Bde.), in dem er sich mit der Rechtsphilosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels auseinandersetzte. In Kontakt zu Arbeitervereinen gelangte er durch diverse Beiträge, die er zur Arbeiterfrage verfaßte und durch seine öffentlichen Auftritte. Besonders seine Grundsatzrede vom April 1862 in Berlin regte Gremien an, ihn um die Darlegung eines politischen Programms für einen in Leipzig geplanten Arbeiterkongress zu bitten. Darin forderte er u.a. die Beteiligung des Arbeiters an der Produktion und den Produktionsmitteln und die Aufhebung des Dreiklassenwahlrechts zugunsten allgemeiner und freier Wahlen. Auf der Basis dieser programmatischen Grundlage entstand am 23.5.1863 der ADAV (Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein), und zu dessen erstem Präsidenten wurde Ferdinand Lassalle gewählt. Um durch diese sozialpolitischen Forderungen nicht in die Illegalität gedrängt zu werden, suchte er den Kontakt zu Otto von Bismarck, dem damaligen preußischen Ministerpräsidenten, und trat kompromißbereit für ein “soziales Königreich” ein. In den Jahren 1863 und 1864 verbreitete er das Gedankengut des ADAV auf zahlreichen Reisen durch Deutschland. Als er sich in Rigi-Kaltbad bei Genf wegen der Tochter des bayerischen Gesandten in der Schweiz, Helene von Dönniges (*1846, †1911), am 28.8.1864 duellierte, starb er an den Folge dieses Duells. 1875 ging der ADAV in der Sozialdemokratie auf.
Werke u.a.: Die Philosophie des Herakleitos (1858, 2 Tle.).
Breslau-Wroclaw, Jüdischer Friedhof, Steinstr.
Deutscher Politiker (SPD); begann 1914 ein Studium, wurde aber eingezogen. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst 1919 nahm er das Studium wieder auf. 1922 wurde er Arbeitersekretär beim Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und promovierte 1923. Er arbeitete ab 1934 als freier Wirtschaftspublizist. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde 1946 Generalsekretär der SPD Groß-Berlins und wurde zum Vorsteher der Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt. Ab 1949 (bis 1952) war er MdB, von 1949 bis 1955 Direktor der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin-Dahlem (seit 1958 Otto-Suhr-Institut der FU Berlin), ab Januar 1955 Regierender Bürgermeister von Berlin (West), von 1951 bis 1955 Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. Im Januar 1955 wurde er Regierenden Bürgermeister Berlins. Dieses Amt hatte er inne, bis er in das Amtes des Bundesratspräsident, das er nicht mehr antreten konnte, da er nach der Wahl verstarb, gewählt wurde.
Berlin, Waldfriedhof, Potsdamer Chaussee
Johann Christoph von Woellner (seit 1786)
Deutscher Theologe und Politiker; der Sohn des Pfarrers von Döberitz studierte Theologie in Halle, wurde 1753 Hofmeister der Familie von Itzenplitz in Groß-Behnitz und Prediger, pachtete 1762 das Itzenplitzschen Gutes und heiratete gegen Widerstände – die Heirat war nicht standesgemäß - 1766 die Tochter Itzenplitz. Als Mitglied des Rosenkranzordens lernte er den späteren, ebenfalls dem Orden angehörenden preußischen König Friedrich Wilhelm II. kennen und wurde dessen Vertrauter und Lehrer. Er und der Kronprinz waren sich einig in der Ablehnung der friderizianisch-rationalistischen Aufklärung, weil sie diese für destabilisierend hielten. Nachdem Friedrich Wilhelm 1786 den Thron bestiegen hatte und Woellner 1788 dessen Justizminister geworden war, war er allerdings an Reformen innenpolitischer Bereiche des preußischen Staatsapparates beteiligt. So trat er u.a. für eine Entlastung der Bauern ein: Steuerabgaben und gleichzeitiger Militärdienst würden nicht nur den Bauernstand gefährden, sondern zudem die Stärke des Königreiches untergraben. In seiner Eigenschaft als der für die Justiz zuständige Ministers richtete er die Immediatexamenskammer ein, die u.a. das von ihm postulierte (Woellnersche) Religionsedikt überwachen und durchsetzen sollte, demzufolge eine freie religiöse und geistige Betätigung stark reglementiert wurde. Von den Aktivitäten dieser Behörde wurde auch der Königsberger Professor und Philosoph Immanuel Kant betroffen. Nach dem Todes Friedrich Wilhelms II. 1797 wurde Woellner abgesetzt.
Literatur: Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 6 (Spreeland).
Groß Rietz, Ldkrs. Oder-Spree (nördl. Beeskow)
Galina Wassiljewna Starowoitowa [russ. Гали́на Васи́льевна Старово́йтова]
Russische Menschenrechtlerin und Politikerin; Tochter eines aus Belarus stammenden Vaters und einer russischen Mutter; nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte die Familie 1948 nach Leningrad (heute wieder Sankt Petersburg) zurück, wo Galina die militärtechnische Hochschule besuchte, die sie 1966 abschlöß und 1971 an der Universität Leningrad graduierte. 1980 promovierte sie am Institut für Ethnographie der Russischen Akademie der Wissenschaften. In ihrer 1987 veröffentlichten Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit den Tataren von Leningrad. Außerdem publizierte sie rund 70 Artikel, Aufsätze und Monographien, deren thematischer Schwerpunkt die kaukasischen Völker bildeten. Nach der Geburt der armenischen nationaldemokratischen Bewegung wurde sie eine Verfechterin der Selbstbestimmung der Region Bergkarabach. Von 1994 bis 1998 war sie Gastprofessorin am Watson Institute for International Studies an der Brown University von Providence, Rhode Island, wo sie Vorlesungen über die Politik der Selbstbestimmung für ethnische Minderheiten hielt.
Galina Starowoitowa war Vorsitzende der Bewegung ”Demokratisches Rußland“ und setzte sich aktiv für demokratische Reformen in Russland ein. Sie wurde im Treppenhaus zu ihrer Wohnung in Sankt Petersburg erschossen. Die Umstände der Tat sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt.
Sankt Petersburg, Nikolski-Friedhof am Aleksander Newskij Kloster
Ettore Tolomei Conte della Vetta (seit 1937)
Italienischer Politiker; Sohn eines Holzhändlers; studierte Sprach- und Literaturwissenschaften in Florenz und später in Rom, wo er auch promoviert wurde. Ab 1888 wirkte er als Lehrer an der italienischen Schule in der Hauptstadt Tunesiens, das damals unter französischem Protektorat stand. .1890 wurde er zum Militärdienst herangezogen, den er in Wien ableistete, wo er trotz mehrmonatlichem Einsatz kein Deutsch erlernte. (da er in Südtirol geboren wurde, war er österreichischer Staatsbürger). Als der Vater starb, wurde er entlassen, um seine Familie unterstützen zu können, die dann nach Rom übersiedelte, während er selber ins griechische Saloniki ging, um dort bis 1901 an der italienischen Schule Italienisch zu unterrichten. Nachdem er 1904 den Klockerkarkopf im hinteren Ahrntal bestiegen hatte, behauptete er, der Erstbesteiger des Gipfels zu sein und nannten den Berg in Vetta d'Italia (dt. Spitze Italiens)1 um. 1905 erwarb er in Montan im Südtiroler Unterland den Thalerhof und gründete ein Jahr darauf mit Sitz in Montan das Archivio per l'Alto Adige. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieg, in dem Österreich mit dem Deutschen Reich eine Allianz bildete, verließ er Montan und siedelte sich in Rom an. Dort arbeitete nach dem Kriegseintritt Italiens auf der Seite der Entente im Jahre 1915 zunächst als Freiwilliger im italienischen Generalstab. 1916 wurde Tolomei, der ein Verfechter der Irredenta, einer Bestrebung, nach der Einigung Italiens im Jahre 1861 auch die unter österreichischer Herrschaft verbliebenen Gebiete Südtirol (Trentino) und Triest dem italienischen Staat anzugliedern, war und daher die Brennergrenze als nördliche Grenze Italiens und die Italianisierung Südtirols. befürwortete, offiziell mit der Erstellung des Prontuario dei nomi locali dell’Alto Adige (Handbuch der Ortsnamen in Südtirol) betraut, in dem u.a. alle Südtiroler Orte, Berge, Flüsse und Gewässer mit teils erfundenen italienischen Bezeichnungen versehen wurden, so nannte er z.B. den Brenner Pirene, den Reschenpaß Passo Raseno, weswegen er als “Ortsnamensfälscher“ und als “Totengräber Südtirols” tituliert wird, während er auf der italienischen Seite häufig als Patriot verehrt wird. Mit der militärischen Besetzung Südtirols durch italienische Truppen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Donaumonarchie und nachdem Südtirol im Friedensvertrag von St. Germain 1919 Italien zugesprochen worden war, wurde Tolomei Mitglied der faschistischen Partei in der Provinz Bozen und begann als Leiter des Commissariato Lingua e Cultura per l'Alto Adige (Leiter der Kommission für Sprache und Kultur) mit Sitz im Borener Museum mit den ersten konkreten Italianisierungsmaßnahmen. Nach der Machtergreifung der Faschisten unter Führung von Benito Mussolini im Jahre 1922, deren Einnahme des Ratshauses von Bozen durch die faschistischen Schwarzhemden er organisierte, begann die staatlich unterstützte “Assimilierung“ u.a. der Südtiroler Bevölkerung, indem u.a. die deutschen Schulen geschlossen wurden. Die angeordnete, repressive Italianisierung ging soweit, daß nicht nur die altbekannten geographische Namen durch italienische Begriffe ersetzt, sondern sogar deutsche Vor- und Familiennamen italianisiert wurden. Nachdem viele seiner vorhaben am Wiederstand der deutschsprachigen Bevölkerung gescheitert waren, propagierte er deren Umsiedlung nach Deutschland. 1939 kam es schließlich zum entsprechenden Abkommen zwischen Hitler und Mussolini, der sogenannten Option, wobei Tolomei als Hauptinitiator und -organisator fungierte. Die Faschisten zeigte sich für seine tatkräftige Hilfe erkenntlich und ernannten ihn zum Senator; außerdem adelte ihn König Viktor Emanuel III. 1938 mit dem Titel eines Conte della Vetta. Als die Deutsche Wehrmacht 1943 in das Land ihres ehemaligen Verbündeten einmarschierte, wurde Tolomei verhaftet und saß bis zu seiner Befreiung im Frühjahr 1945 in einem Internierungslager im Thüringer Wald ein. Nach seiner Rückkehr nach Italien übergab er die Leitung des Archivio per l'Alto Adige an Carlo Battisti. Seinen Titel als Senator durfte er weiterhin tragen; außerdem war der ehemalige Faschist Berater der italienischen Nachkegierung.
Auszeichnungen u.a.: Komtursorden (1920), Großkomturorden des Ordens der Krone von Italien (1931).
________________________________________________________
1 Tatsächlich war die Erstbesteigung des Berges bereits 1895 durch den Deutschen Fritz Koegel und dessen Bergführer Franz Hofer erfolgt.
Montan-Montagna (Südtirol), Gemeindefriedhof
Robert Anthony Eden, 1st Earl of Avon (seit 1961)
Englischer Politiker (Conservative Party); studierte an den Universitäten von in Eton und Oxford, wo er seinen Abschluß in orientalischen Sprachen machte. Nach seiner Dienstzeit als Offizier im Ersten Weltkrieg, in der er u.a. mit dem Military Cross ausgezeichnet wurde, wechselte er 1923 in die Politik und wurde als Abgeordneter der Konservativen Partei, der er bis 1957 angehörte und deren führender Vertreter im britischen Unterhaus war, ins Parlament gewählt. 1934 trat er als Lordsiegelbewahrer in die Regierung ein. 1935 wurde er Außenminister, trat 1938 allerdings von diesem Amt aus Protest gegen die von Premierminister Neville Chamberlain verfolgte Politik des Appeasements.gegenüber Hitler und Mussolini zurück. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er 1939 als Staatssekretär für die Dominions in die Regierung zurückberufen. In der nach dem Rücktritt Chamberlains gebildeten Koalitionsregierung unter Premierminister Winston Churchill war er 1940 Kriegsminister und von 1940 bis Kriegsende Außenminister. Als im Juli 1945, während der Potsdamer Konferenz die Konservativen die Wahl verloren und Churchill zurücktreten mußte, verlor er das Amt. Als die Konservativen 1950 erneut die Mehrheit errangen, wurde er 1951 erneut unter Premierminister Churchill Außenminister und leitete diese Amt bis 1955. Bereits seit seiner ersten Amtszeit suchte Eden die Stellung Großbritanniens nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber den dominierenden US-Amerikanern zu behaupten; er befürwortete eine enge Zusammenarbeit der westeuropäischen Staaten, beteiligte sich am Aufbau eines westlichen Bündnissystems, einer Zusammenarbeit der westeuropäischen Staaten auch auf militärischen Gebiet. So hatte er vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts wesentlichen Anteil am Ausbau des westlichen Verteidigungssystems im Rahmen der Pariser Verträge und beteiligte sich maßgeblich an der Gründung der SEATO. Auf den Viermächtekonferenzen 1954 in Berlin und ein Jahr später in Genf legte Eden Pläne zur Wiedervereinigung Deutschlands und zur Entspannung in Europa, die sog. Eden-Pläne vor. Außerdem arbeitete er den Entwurf für das Indochina-Abkommen 1954 aus. Seit 1955 Premierminister, versuchte er 1956 gemeinsam mit Frankreich die vom ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser geplante Nationalisierung des Suezkanals, der seit dem 19. Jahrhundert Eigentum von britischen und französischen Aktionären der Suez Canal Company war, zu verhindern. Eden hatte jedoch nicht mit dem der scharfen nationalen und internationalen Kritik an der britisch-französischen Intervention am Sueskanal gerechnet, v.a. aber auch nicht dem starken US-amerikanischen Druck seintens Eisenhowers, der ein Verfechter der Entkolonialisierung war. Eden trat 1957 aufgrund der Suezkrise, die heute gemeinhin als das Ereignis angesehen wird, welches Britanniens und Frankreichs Ende als Weltmächte markiert, von seinem Amt zurück. 1961 wurde er geadelt und Mitglied des Oberhauses.
Alvediston (Wilshire), St Mary's churchyard
Margaret Hilda Baroness Thatcher née Roberts
Englische Politikerin (Conservative Party); Tochter eines Kolonialwarenhändlers, Bürgermeisters von Grantham und methodistischen Laienpredigers; studierte an der Universität Oxford Chemie, war dann von 1947 bis 1951 zunächst in der Forschung tätig; 1950 kandidierte sie in ihrem Wahlkreis erstmals für die Unterhauswahlen 1950 scheiterte jedoch. Nachdem sie den wohlhabenden Unternehmer Dennis Thatcher 1951 geheiratete hatte und nunmehr finanziell unabhängig war, begann sie ein Jurastudium, nach dssen Abschluß sie sich alsAnwältin niederließ. Als Mitglied der Conservative Party (den Konservativen), wurde 1959 in das britische Unterhaus gewählt. Von 1961 bis 1964 war sie in der Regierung von Premierminister Harold Macmillan Staatssekretärin im Renten- und Versicherungsministerium und von 1970 bis 1974 unter Edward Heath Ministerin für Erziehung und Wissenschaft. In dieser Punktion löste sie in der Bevölkerung Proteststürme aus, als sie die kostenlose Schulmilch abschaffte. Als die Konservativen bei der Wahl im Jahr 1974 eine Niederlage erlitten, machte sie Heath die Parteiführung streitig und übernahm im Februar 1975 nach einer Kampfabstimmung den Vorsitz der Konservativen. Vier Jahre lang führte sie die Konservativen in der Opposition; nach dem Wahlsieg ihrer Partei 1979 wurde sie Premierministerin. Innenpolitisch leitete sie, vor allem in der Wirtschaftspolitik, eine Wende ein: Sie setzte auf Eigeninitiative und marktwirtschaftliche Mechanismen mit möglichst wenig staatlichen Eingriffen. Ihre streng konservative Politik und ihr autokratischer Führungsstil brachten ihr den Beinamen ”Eiserne Lady" ein. Außenpolitisch verfolgte sie einen Kurs der Unabhängigkeit und Stärke bei gleichzeitiger Einhaltung der bestehenden Bündnisverpflichtungen. 1982 stärkte der militärische Erfolg im Falklandkrieg Margaret Thatchers Ansehen, so dass die Konservativen bei den Parlamentswahlen von 1983 einen überwältigenden Sieg erringen konnten. In der Europapolitik wandte sich Margaret Thatcher gegen eine zu starke Integration in den Bereichen Währung und Wirtschaft. In der Nordirland-Frage zeigte sie sich unnachgiebig und bestand auf der bedingungslosen Zugehörigkeit Nordirlands zum Königreich; im Oktober 1984 entging sie auf dem Parteitag der Konservativen in Brighton nur knapp einem Attentat der IRA. Nach dem erneuten Wahlsieg der Konservativen 1987 und der Bestätigung Thatchers als Premierministerin kam es zu parteiinternen Auseinandersetzungen über den Führungsstil und den politischen Kurs, vor allem die Europa-, die Steuer- und die Sozialpolitik Margaret Thatchers. In der eigenen Partei mehr und mehr umstritten, trat Margaret Thatcher 1990 nach einer Kampfabstimmung innerhalb der Konservativen Partei als Premierministerin und Parteichefin zurück. Ihr Nachfolger in beiden Ämtern wurde John Major. Sie wurde 1992 geadelt und damit Mitglied des Oberhauses.
Außenpolitisch fielen in ihre Amtszeit 1982 der militärische Erfolg im Krieg mit Argentinien um die Falklandinseln und 1984 der Vertrag mit China über die Rückgabe der Kronkolonie Hongkong 1999 als einer Sonderzone Chinas. Aus politischen Erwägungen heraus, hob sie im Juni 1979 die Exportbeschränkungen in Bezug auf Chile unter der Herrschaft des Diktators Augusto Pinochet auf, da sich angeblich die Situation der Menschenrechtsverletzungen durch Folter etc. verbessert hätte, während u.a. die UN und Amnesty International die Lage in Chile gegenteilig beurteilten. Als Pinochet Ende September 1998 nach Großbritannien reiste, um sich dort medizinisch behandeln zu lassen, traf Margaret Thatcher - inzwischen nicht mehr im Amt - sich mit ihm und bedankte sich beui ihm für seine Unterstützung im Falklandkrieg,
London, Royal Hospital Chelsea
Omnibus salutem!