Bad Honnef-Rhöndorf

 Purpurberge bei Nanjing, Volksrepublik China

Moskau, Roter Platz, Lenin-Mausoleum

Konrad Hermann Joseph Adenauer

 

 

 

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Deutscher Politiker (CDU und deren Mitbegründer), Jurist; drittes von fünf Kindern eines Sekretärs am Appellationsgericht in Köln und späteren Kanzleirats; von 1917 bis 1933 war er Oberbürgermeister Kölns; 1919/20 und 1923/24 sprach er sich - um französischem Sicherheitsverlangen entgegenzukommen - für die Trennung der Rheinprovinz von Preußen und für die Schaffung eines katholisch bestimmten Rheinlandes als Gliedstaat des Deutschen Reichs aus. Von 1920 bis 1933 war er Präsident des Preußischen Staatsrats; seit 1906 Mitglied des Zentrums, gehörte er bis 1933 dem Reichsvorstand an. 1933 enthoben ihn die Nationalsozialisten seiner Ämter und inhaftierten ihn 1934 sowie 1944 jeweils für einige Monate. Angesichts des bevorstehenden Wahlkampfes für den ersten Bundestag am 14.8.1949, sprach er sich – selbst kein Nazi gewesen - aus wahltaktischem Kalkül für eine Beendigung der Entnazifizierung aus; Umfragen hatten ergeben, daß nur noch 38% der Bevölkerung nach der Beendigung des Hauptkriegsverbrecherprozeß und der Nürnberger Folgeprozessen einer weiteren Entnazifizierung zustimmten. Bei der ersten Bundestagswahl am 14.8.1949 wurde Konrad Adenauer als direkt gewählter Abgeordneter in den Bundestag, und am 15.9.1949 mit einer Stimme Mehrheit zum ersten Bundeskanzler der neugegründeten Bundesrepublik Deutschland gewählt, der er bis zum 15.10.1963 blieb. Im Dezember 1949 brachte die gerade gewählte Regierung Adenauer ein erstes Amnestiegesetz auf den Weg, und am 11.5.1951 beschloß der Anläßlich der Pariser Deutschland-Konferenz, Oktober 1954.Bundestag das “Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen”: der Artikel 131 gab den Weg frei für die Wiedereinstellung von Beamten, die "aus anderen als beamten- oder tarifrechtlichen Gründen" entlassen worden waren, d.h. solchen Beamten, die aufgrund ihrer NS-Vergangenheit aus dem Dienst entfernt worden waren . Die Entscheidung Adenauers, damit “minder NS-Belastete” vor weiteren Untersuchungen hinsichtlich ihrer Tätigkeiten im NS-Unrechtsstaat freizustellen sowie die Tatsache, daß in seinem Umfeld und in der Regierung hochrangige Amtsträger des nationalsozialistischen Staates tätig waren (z.B. Globke, Gehlen, Oberländer), brachte ihm insbesondere durch die oppositionelle SPD scharfe Kritik ein und war später einer der Kritikpunkte der sog. 68er. Umstritten war seine Ablehnung des Angebots Stalins einer Wiedervereinigung Deutschland zugunsten einer Westintegration, die er ablehnte; wegen der gefährlichen Spannungen im geteilten Deutschland und unter dem Eindruck des Koreakrieges (1950-53) schlug Adenauer 1952 einen deutschen militärischen Beitrag zur Verteidigung des Westens vor, was zu starken innenpolitischen Spannungen führte und seine Popularität stark beeinträchtigte, so daß seine Wiederwahl in der bevorstehenden Bundestagswahl 1953 gefährdet erschien und einen Wahlsieg der SPD hätte bedeuten können. Da der neue, gerade gewählte US-amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower die amerikanische Politik in Europa mit Westdeutschland als wichtigstem Partner gefährdet sah, wurde seitens der amerikanischen Regierung eine Medienkampagne in Gang gesetzt, bei der Adenauer als Staatsgast in die Vereinigten Staaten eingeladen wurde und sogar auf den Nationalfriedhof von Arlington nach nur acht Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen Kranz niederlegen durfte. Sein Besuch in den Staaten rief in der Bundesrepublik Deutschland ein großes positive Echo hervor, welches zusammen mit den Ereignissen um den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 eine Wiederwahl Adenauers und seiner Partei nach sich zog. 1955 erreichte er in Gesprächen in Moskau die Freilassung der letzten ca. 7.000 deutschen als Kriegsverbrecher in Straf- und Arbeitslagern festgehaltenen Kriegsgefangenen. Adenauer schuf zusammen mit Wirtschaftsminister Ludwig Erhard die Grundlagen für das “Wirtschaftswunder”.

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Dr. Sun Yat-sen (Sun Yixian)

          

Auf dem rechten Photo: Sun Yat-sen (sitzend) mit Tschiang Kai-schek

Chinesischer Politiker, Arzt und Gründer und “Vater” der Republik China und deren erster Präsident; der Sohn eines Bauern besuchte von 1879 die Missionsschule in Honolulu, wohin er ausgewandert war, und studierte in Hongkong Medizin; er ließ sich christlich taufen, heiratete dort Song Qing-ling, eine der drei Song-Schwestern (Mei-ling heiratete 1927 Tschiang Kai-schek, die dritte Schwester einen Bankier), und arbeitete dort 1882 als Arzt; er knüpfte in Japan (1887) zahlreiche Song Qinglingpolitische Kontakte, gründete 1905 den Tong-meng-hui (Chinesischer Revolutionsbund), der auf der Basis der Drei Prinzipien des Volkes fußte: Nationalismus, Demokratie und soziale Neugestaltung. Politisch unerwünscht, mußte Sun ins Ausland gehen; so hielt er sich von 1909 bis 1911 überwiegend in den Vereinigten Staaten auf. Nach dem Ausbruch der chinesischen Revolution im Oktober 1911, der Sun mit seinen Ideen die Ziele gewiesen hatte, wurde er zwar am 1.1.1912 zum provisorischen Präsidenten der Republik China gewählt, mußte am 13.2.1912 sein Amt aber an den den größeren Einfluß besitzenden (ehemaligen kaiserlichen) Marschall Yuan Shikai abtreten. Um die Aktivitäten Yuan Shikais besser kontrolieren zu können, schloß sich die Tong-meng-hui im selben Jahr mit anderen Parteien zur Kuo-min-tang (KMT) zusammen, die jedoch bald in Konflikt mit dem restaurativen Kurs Yuan Shikais geriet. China geriet ab 1913 für Jahrzehnte in einen Strudel von Machtkämpfen zwischen den einzelnen Warlords (regionale Machthaber), während Sun Yat-sen ins Exil nach Japan zurückkehrte. 1920 kehrte Sun nach Kanton zurück, übernahm die Führung der Regierung, ließ sich 1921 zum Außerordentlichen Präsidenten einer Regierung der Republik China wählen und konnte sich in Kanton erstmals eine starke politische Basis schaffen - ohne jedoch China einen zu können. Im Januar 1924 wurde Sun Yat-sen wegen seiner Verdienste um ihre Reorganisation zum Vorsitzenden der Kuo-min-tang auf Lebenszeit gewählt. Die Gründung der Militärakademie Whampoa (bei Kanton) im Mai 1924 stärkte seine Position im Machtkampf mit den Warlords des Nordens. Während er in Peking mit Zhang Zuolin zu einer Einigung zu kommen suchte, starb er.

Qing-lings (m.) Schwestern Mei-ling und Ai-ling (l.).

 

 

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Taipei: Sun-Yat-sen-Denkmal im Sun Yat-sen-Park

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John FitzgeraldJackKennedy

                   

35. Präsident (Dem.) der Vereinigten Staaten (1961-63); Sohn von Joseph Patrick Kennedy; Bruder von Robert F. Kennedy und Edward Kennedy; nach dem Besuch verschiedener Privatschulen in seiner Heimat beabsichtigte er 1935, an der School of Economics in London Volkswirtschaftslehre zu studieren, mußte diesen Plan wegen einer akuten Erkrankung jedoch aufgeben. Schließlich studierte er von 1936 bis 1940 Politik an der Harvard University. 1937, während seiner Studienzeit reiste er viel; so besuchte er u.a. im Rahmen einerGrand tour, wie sie seit der Renaissance als obligatorische Reisen von Söhne des europäischen Adels, später auch des gehobenen Bürgertums, stattfanden, um die Kultur und Sitten fremder Länder kennenlernen, u.a. Berlin. Ein zweites Mal kam er in die Reichshauptstadt 1939 kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Eindrücke von der politischen Lage kommentierte er in seinem Tagebuch (1945 kam er als Journalist erneut nach Berlin und berichtete von der Potsdamer Konferenz). 

1941 meldete sich Kennedy freiwillig bei der US-Armee, wurde wegen seiner damals bereits bestehenden Rückenproblemen zunächst abgelehnt, dann aber mit Hilfe seines Vater bei der US-Navy angenommen. Als Kommandant des Schnellbootes PT-109 wurde er im August 1943 am Rücken verletzt, als das Boot während des Einsatzes im Pazifischen Ozean von einem japanischen Kriegsschiff gerammt wurde und unterging (mit seiner Hilfe konnten sich die Besatzungsmitglieder auf eine kleine Insel retten). Nach dem Krieg trat er in die Demokratische Partei ein, wurde 1946 ins US-Repräsentantenhaus gewählt und 1952 für Massachusetts in den Senat. 1960 wurde er – als Führer des liberalen Flügels der Demokratischen Partei - zum Präsidentschaftskandidat nominiert. Kennedys selbstsicheres Auftreten in den Fernsehdebatten mit dem Kandidaten der Republikaner Richard Nixon gab vermutlich den Ausschlag für seinen knappen Wahlsieg. 1961 billigte er die von Exilkubanern und der CIA für April geplante Invasion Kubas zum Sturz Fidel Castros. Das Landemanöver in der Schweinebucht scheiterte jedoch und war eine persönliche Blamage für den Präsidenten. Als Reaktion auf diese Aktion und die Boykottpolitik der Vereinigten Staaten stationierte die Sowjetunion 1992 auf Kuba Raketen. Als Kennedy am 22.10. den Abzug der Raketen verlangte und eine Seeblockade Kubas verhängte, kam es zur s.g. Kubakrise, die zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit möglichem atomaren Schlagabtausch zu werden drohte. Als Nikita Chruschtschow am 28.10. den amerikanischen Forderungen zum Abzug der Raketen nachkam, wurde dies zum persönlichen Triumph Kennedys, obwohl eine Einigung nur deshalb zustande kam, weil Kennedy in einer Mission seines Bruders Robert in einem Geheimgespräch mit dem sowjetischen Botschafter in Washington, Dobrinyn, der Forderung Chruschtschows nach Abzug von Jupiter-Raketen aus der Türkei nachkam. Auf einer Europarundreise kam Kennedy im Juni 1963 nach Berlin und bezeugte bei seiner Rede vor dem Rathaus Schöneberg am 26. Juni seine Solidarität mit der geteilten Stadt mit dem Satz ”Ich bin ein Berliner”. Im gleichen Jahr leitete er - aus der Erfahrung der Kubakrise heraus - eine Entspannungspolitik zwischen Ost und West ein. Im Rahmen dieser Politik wurde u.a. der sogenannte ”heiße Draht” zwischen Moskau und Washington eingerichtet, um im Spannungsfalle schnellen direkten Kontakt aufnehmen zu können. Im Juli 1963 verständigten sich die USA, die Sowjetunion und Großbritannien auf ein Atomteststoppabkommen. Katastrophale Auswirkungen hatte die Entscheidung Kennedys, seit 1961 ca. 17.000 US-Soldaten nach Südvietnam mit dem Ziele zu entsenden, die Diktatur Ngo Dinh Diems gegen den Vietcong zu unterstützen; dies führte zum Vietnamkrieg (Resolution durch den amerikanischen Kongreß am 7. August 1964). Erst am 23. Januar 1973 gab Richard Nixon bekannt, daß ein offizielles Waffenstillstandsabkommen erreicht worden sei. Der Waffenstillstand trat offiziell am 28. Januar 1973 in Kraft.

 J.F. Kennedy wurde während einer Fahrt in einer offenen Limousine durch die Innenstadt von Dallas mit mehreren Gewehrschüssen mutmaßlich von Lee Harvey Oswald unter nicht vollständig geklärten Umständen ermordet.

Rede Kennedys vor dem Rathaus Schöneberg in Berlin am 26.Juni 1963 no_copyrightsealusa

Kennedy hatte eine fragile Gesundheit. Immer wieder mußte er auch in Krankenhäusern behandelt werden, und er mußte Zeit seines Lebens Medikamente einnehmen, um seine Schmerzen unter Kontrolle zu bringen. In der Öffentlichkeit war über seinen Zustand so gut wie nichts bekannt; bekannt waren lediglich seine Rückenproblem, die mit seiner Kriegsverletzung erklärt wurden. Erst lange nach seinem Tode wurde bekannt, daß er u.a. an der morbus Addison (Nebennierenrindeninsuffizienz) litt, der u.a. mit dem Sexualhormon Testosteron behandelt wurde. Weitgehend vor der Öffentlichkeit verborgen, den Medien aber bekannt, blieben seine zahlreichen außerehelichen Affären, u.a. mit prominenten Schauspielerinnen wie der Schauspielerin Marilyn Monroe, wobei er im Weißen Haus auch die Dienste von Callgirls in Anspruch nahm. 1963 hatte er eine Affaire mit 27-jährigen, aus der DDR stammenden Ellen Rometsch, die vom FBI der Spionage verdächtigt wurde und im August 1963 auf Veranlassung seines Bruder Robert, seinerzeit Justizminister, ausgewiesen wurde. Kennedy verhielt sich auch hierin ganz nach der Devise seines patriarchalischen Vaters: “Es kommt nicht darauf an, was du bist, sondern wofür dich die Leute halten.”

Verheiratet war Kennedy seit dem 12.9.1953 mit der zwölf Jahre jüngeren Jacqueline Bouvier.

       

Beisetzung am 25.11.1963   

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Abraham Lincoln

              

16. Präsident der Vereinigten Staaten, Abgeordneter (Rep.), Advokat; der aus einer armer Grenzerfamilie stammend, war er zunächst als Whig Abgeordneter im Parlament von Illinois (1834-42) und im Kongreß (1847-49) und stieg seit 1856 in der Republikanischen Partei rasch zu führender Stellung auf. 1860 wurde er in Chicago als Präsidentschaftskandidat nominiert. Seine Wahl zum Präsidenten wurde durch die Spaltung der Demokratischen Partei ermöglicht, die den Austritt der Südstaaten aus den USA verursachte. Er trat für die Sklavenbefreiung ein, was zum Sezessionskrieg (1861-65) führte, in dem 620.000 Soldaten ihr Leben lassen mußten. Die Sklavenbefreiung (Proklamation 22.9.1862/1.1. 1863) wurde von ihm allerdings aus taktischen Gründen zunächst zurückhaltend geführt und war eher eine Kriegsmaßnahme. Berühmt wurde seine Rede (19.11.1863) anläßlich der Einweihungsfeierlichkeiten des Soldatenfriedhofs auf dem Gelände des Schlachtfelds von Gettysburg (Gettysburg Address). 1864 wurde er mit 212 gegen 21 Wahlmännerstimmen wiedergewählt. Kurz nachJohn Wilkes Booth der am 9.4.1865 erfolgten Kapitulation der Südstaaten im Bürgerkrieg verübte der aus den Südstaaten stammende Schauspieler und Fanatiker John Wilkes Booth am Abend des 14.4.1865 auf Lincoln ein Attentat in der Loge des Ford Theaters in Washington (DC). An den Folgen des Kopfschußes starb Lincoln einen Tag nach der Tat.

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Lenin eigentl. Wladimir Iljitsch Uljanow

 1895 1917 1920

Russischer Politiker; führender Kopf der russischen Oktoberrevolution (1917), Sohn eines in den Adelsstand aufgestiegenen Gouvernementsbeamten, seine Mutter war die Tochter eines Arztes und Gutsbesitzers; trat noch als Schüler in Kontakt mit revolutionären Kräften, nachdem sein älterer Bruder Aleksander gemeinsam mit vier weiteren von den insgesamt 15 Angeklagten am 11.5.1887 wegen der Vorbereitung zu einem Attentat auf Zar Alexander III. hingerichtet worden war (der Versuch seiner Mutter, eine Begnadigung zu erreichen, gescheiterte). Auf Empfehlung seines ehemaligen Schuldirektors Fjodor Kerenskij, Vater von Alexander Kerenskij, begann er im August 1887 Rechtswissenschaften in Kasan zu studierten, wurde jedoch wegen der Teilnahme an einer Demonstration bereits im Dezember trotz der Fürsprache Kerenskijs relegiert und verbrachte eine Zeit auf dem Lande bei seiner Schwester auf dem Gut seiner Mutter in Kokuschkino. 1890 wurde ihm erlaubt Samara zu verlassen und nach Sankt Petersburg zu gehen, um dort als “externer” Student seine Examina ablegen zu Nadeschda Krupskajakönnen. 1892 machte er seinen Abschluß in Jura an der Universität vonNadeschda Krupskaja (1898) Sankt Petersburg und war anschließend Referendar in Samara, wohin seine Familie im Oktober 1889 gezogen war. 1893 arbeitete er kurzzeitig in der Anwaltskanzlei von M.F. Wolkenstein, war aber weiterhin politisch aktiv. 1894 lernte er seine spätere Frau, die aus einer verarmten Oberklassenfamilie stammende Nadeschda Konstantinowa Krupskaja kennen1. 1895 reiste er nach Westeuropa, traf in Genf mit Georgij Plechanow und Wera Sassulitsch zusammen, und von dort nach Zürich, wo er Pawel Axelrod (*1850, †1928) traf. Nach einem Abstecher nach Paris, wo er Paul Lafargue kennenlernte und Studien über die Pariser Kommune von 1871 betrieb, kehrte er - finanziert durch seine Mutter - zu einer Kur in die Schweiz zurück, bevor er nach Berlin weiterreiste, wo Lenin, der fließend Deutsch sprach, sechs Wochen in der Staatsbibliothek Quellenstudien betrieb, sich mit Wilhelm Liebknecht traf und u.a. eine Aufführung von Gerhart Hauptmanns Drama Die Weber besuchte. Nach der Rückkehr von seiner Reise wandte er sich mehr und mehr dem Marxismus zu und gründete gemeinsam mit Julij Matrow (*1837, †1923) den “Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse”, wurde wenig später wegen Lenins Unterkunft in Schuschenskoje (Bild: Konstantin Nikishin, 08/2008)politischer Agitation im Dezember 1895 verhaftet und 1897 ohne Gerichtsverfahren für drei Jahre nach Sibirien in das Dorf Schuschenskoje verbannt, wo er sich allerdings weitgehender Freiheiten2 erfreuen konnte; Dort vollendete er auch seine Schrift задачи социал-демократии в России3 (dt. Die Aufgaben der russischen Sozialdemokratie), die später in der Schweiz erscheinen wird. Nadeschda Krupskaja, die acht Monate später verhaftet und nach Ufa verbannt worden war, konnte sich mit behördlicher Erlaubnis 1898 nach Schuschenskoje verlegen lassen; dort heiratete sie Uljanow nach orthodoxem Ritus und lebte mit ihm und ihrer Mutter, die ebenfalls dorthin gekommen war, zusammen. Im Februar 1900 aus der Verbannung entlassen, ließ sich Wladimir Uljanow, der sich ab jetzt in Anlehnung an den Namen des sibirischen Flusses Lena Lenin nannte, übergangsweise in Pskow, dem Wohnort einiger seiner Gefährten, nieder, bevor er nach Westeuropa emigrierte, wo er gemeinsam mit Plechanow und Martow die russische Zeitung Искра (Iskra, dt. Der Funke) gründete, deren Erstausgabe am 21.12.1900 zunächst in München erschien, bevor die Iskra-Redaktion nach Leipzig und schließlich nach London verlegt wurde. Auf der ersten Seite der Nr. 1 erschien auch ein Nachruf auf den kurz zuvor gestorbenen Wilhelm Liebknecht. 1902 verfaßte er seine Schrift Что делать (dt. Was tun?) über die Organisation der Partei und deren Aufgaben. In ihr vertrat er die Auffassung, daß dem Proletariat, das kein Klassenbewußtsein entwickelt hat, ein revolutionäres Bewußtsein nur mittels einer straffen, autoritär geführten, allumfassenden Partei vermitttelt werden kann, denn nur sie als einzige könne die Urheberin und Trägerin des Klassenkampfes sein4. Der über dieser Ansicht auf dem 2. Parteitag der Sozialdemokratische Arbeiterpartei Rußlands, der am 30.7.1903 in Brüssel begann und in London fortgeführt wurde, ausgetragene Streit führte zur Spaltung der Partei in die большевики (Bolschewiki, Mehrheitler) und die меньшевики (Menschewiki. Minderheitler) und somit zu einem Sieg Lenins. Nach Ausbruch der Russischen Revolution 1905, aber erst nach der vom Zaren erlassenen Amnestie für politische Straftäter kehrte Lenin am 8.11. nach Rußland zurück und riß die von Gorki mitbegründete revolutionäre Zeitung Новая Жизнь (Nowaja Shisn, Das Neue Leben) an sich. In ihr offenbarte er in einem Artikel am 13.11.1905 unverblümt seine Stellung zur absoluten Autorität der Partei5. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch zwischen dem 6. und 17. Dezember 1905 in Moskaukehrte Lenin erneut nach Westeuropa zurück. Ab Mai 1912 gab er von Krakau aus die Правда (Prawda (dt. Die Wahrheit), das Organ der Bolschewiki, heraus, kehrte bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges in die Schweiz zurück. Nach der Februarrevolution in Rußland 1917 konnte er zusammen mit anderen russischen Sozialisten der unterschiedlichsten Richtungen mit offizieller deutscher Genehmigung - organisiert von Alexander Parvus (*1867, †1924) gemeinsam mit dem deutschen Geheimdienst - in einem plombierten Eisenbahnwaggon über Deutschland und Schweden nach Rußland reisen, wobei sich die deutsche Seite in Rußland einen politischen Umsturz erhoffte, der die russische Ostfront schwächen sollte6. Sie unterstützte sogar heimlich Lenins Aktivitäten mit sehr viel Geld. Am 16. April 1917 traf Lenin mit seinen Begleitern auf dem Finnischen Bahnhof in Petrograd (das wenige Tage nach Lenins Tod in Leningrad umbenannt wurde, heute Sankt Petersburg) ein7. Unter seinen Begleitern (in dem Passierschein unter Nr. 7 mit ihrem eigentlichen Inessa Armand (1916, no copyright)Namen Inès Armand eingetragen) befand sich auch Inessa Armand née Stephan-Wild (*1874, †1920), die Lenin 1909 in Paris kennengelernt und die eine kurze Zeit bei ihm und Krupskaja in Krakau gewohnt hatte, dann aber in den Westen zurückging. Zu ihr, die während des Krieges eine seiner engsten Mitarbeiterinnen gewesen war, hatte er ein besonders inniges Verhältnis, das in eine mehrjährige Affaire mündete. Sie wechselten auch später noch miteinander zahllose Briefe. Nach ihrer Ankunft in Rußland übernahm sie verschiedene Aufgaben und Ämter. Bereits einige Monate später (am 25.10.1917, dem 7. November nach dem gregorianischen Kalender) übernahmen die Bolschewiki - der Zar hatte bereits am 2.3. abgedankt - in einem von Leo Trotzkij organisierten Aufstand die Macht, wobei Lenin vom Allrussischen Sowjetkongreß zum Vorsitzenden im Rat der Volkskommissare, also de facto zum Regierungschef gewählt wurde. Bereits während der Oktoberrevolution beauftragte Lenin Feliks Dserschinskij mit dem Aufbau der Geheimpolizei Tcheka (ab 1922 GPU genannt), der ”Außerordentliche Kommission zum Kampf gegen Konterrevolution und Sabotage", die jener .im russischen Bürgerkrieg zu einem entscheidenden Instrument des “Roten Terrors" gegen die “Weißen, die Feinde der Bolschewiki, entwickelte, obwohl er zunächst mit den Menschewiki und anderen Sozialrevolutionären zusammengearbeitet Während des Parteikongresses 1919hatte, und schalteten diese so im Lauf des Jahres 1918 völlig aus. Mit “revolutionärer Härte” und Unterstützung Trotzkijs und Stalins schuf Lenin ein diktatorisches Regime unter dem Leitbegriff der “Diktatur des Proletariats”.

Trotz heftigen Widerstands u.a. gegen Trotzkji schloß Lenin im März 1918 unter beträchtlichen Zugeständnissen mit Deutschland den Friedensvertrag von Bresk-Litowsk. Dieser Friedensschluß und erhebliche politische, soziale und wirtschaftliche Umwälzungen führten zum Ausbruch des Russischen Bürgerkrieges, der 1922 mit dem Sieg der Roten Armee gegen die antibolschewistischen Weißen endete. Im März 1919 wurde auf Initiative Lenins die Kommunistische Internationale (Komintern) gegründet;1917 auf dem Roten Platz in Moskau intern baute er einen straff geführten Partei- und Verwaltungsapparat mit dem Ziel der Konzentration der Macht auf allen Ebenen in den Händen der Partei auf. 1921 unterdrückte er mit dem Verbot der Fraktionsbildung jede offene Diskussion inner- und außerhalb der Partei, am 30.12.1922 wurde auf Lenins Initiative die UdSSR als föderatives Staatswesen gegründet. Bereits im Januar 1918 hatte es ein Dekret zum Laizismus und zur Trennung von Schulen und Kirche gegeben; als aber die große Hungersnot 1922 immer dramatischere Züge annahm, nahm er sie zum Anlaß, um gegen die Kirche nun ganz unverhohlen vorzugehen: Er gab den Befehl, das Eigentum der Kirche zu konfiszieren, um - angeblich - mit den Erlösen die Not zu lindern. In einem geheimen Memorandum führte er am 19.3.1922 schonungslos Absicht und Vorgehensweise aus, indem er u.a. befahl “eine möglichst große Anzahl von Vertretern des reaktionären Klerus und der reaktionären Bourgoisie” zu exekutieren; “je größer die Zahl der Exekutionen, desto besser” [Iswestija, 04/1990 S.190-193]. Lenin war der Meinung, daß es zur Schaffung des “neuen Menschen“ im Sozialismus der Eliminierung der Religion bedurfte, denn sie war ein fester Bestandteil der alten Gesellschaft Rußlands und bestimmend in Staat und Familie. Obwohl nach seiner Ansicht der Proletarier als das Ideal des “neuen Menschen darstellte, wurden bald schon Schlüsselpositionen im neuen Sowjetstaates mit Fachleuten besetzt. Letztlich begriff Lenin den Sozialismus nicht als eine Folge des Willens den Volkes, sondern als eine Frage der Macht einer Partei.

Nachdem Stalin am 3.4.1922 das neu geschaffene Amt des Generalsekretärs der Partei übernommen hatte, gewann dieser zunehmend an Macht und Einfluß, so daß Lenin der Partei in seinem politischen “Testament” riet, Stalin wieder abzusetzen: “Genosse Stalin hat dadurch, daß er Generalsekretär geworden ist, eine unermeßliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, daß er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig genug Gebrauch zu machen”. Nach seinem Tode wurde das Testament jedoch gegen den Willen Kruspkajas unter Verschluß gehalten. Lenin, dessen Gesundheit bereits seit dem durch das Dora Kaplan (1918)vom Mitglied der sozialrevolutionäre Bewegung (SR) Dora Kaplan (*1890, †1918) am 30.8.1918 ausgeführten Attentat, bei dem ihn zwei Schüsse in den Hals und das Schulterblatt verletzt hatten, angeschlagen war8, erlitt am 26.5.1922 einen ersten Schlaganfall, der ihn teilweise arbeitsunfähig machte und ihn nicht mehr in der Lage versetzte, Stalin, dessen brutalen Charakter er erkannt hatte, zu entmachten; zu einem Zerwürfnis mit Stalin war es bereits über den Machtmißbrauch in der Frage der Minderheiten9 und des Außenhandelsmonopols gekommen. Zum endgültigen Bruch aber kam es, als Lenin erkannte, daß Stalin ihn von der Außenwelt abzuschotten begann. Am 16. Dezember 1922 erlitt Lenin einen zweiten Schlaganfall, aber im Herbst 1923 besserte sich sein Zustand wieder; er betrieb intensiv Sprach- und Schreibübungen, und seine Frau las ihm Geschichten von Jack London vor. Mitte Oktober unternahm er mit seinem von einem Chauffeur gesteuerten Rolls-Royce eine Fahrt nach Moskau, und am 2.11. empfing er in Gorki - letztmalig - eine Delegation. Mitte Januar 1924 aber, innerhalb von nur drei Tagen, verschlechterte sich Lenins Zustand dramatisch, bis am 21. Januar ein tödlicher Anfall von Luftknappheit eintrat. Bereits kurz nach seinem Tode gab es Gerüchte, er sei ermordet worden; angeblich habe er einem Bediensteten einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem geschrieben stand: “Gawriluschka [gemeint ist Gawril Wolkow, der das Frühstück brachte], ich bin vergiftet, geh sofort Nadja holen, Trotzkij sagen, allen sagen.” Zumindest Josef Stalin hätte an Lenins Tod ein großes Interesse, auch die Mittel zur Durchführung und eine entspr. Skrupellosigkeit gehabt; Beweise hierfür gibt es jedoch nicht, die Theorie wird auch nicht für wahrscheinlich gehalten. Das Leichenbegängnis fand erst am 25. Januar in Moskau statt. Im dortigen Gewerkschaftsgebäude wurde er vier Tage lang aufgebahrt. Am Sarg mit einem gläsernen Deckel hielten abwechselnd die Politgrößen Wachen, unter ihnen auch Stalin, der alles arrangiert und dafür gesorgt hatte, daß der historische Moment gebührlich in Photo- und Filmszene gesetzt werden konnte. Am Abend vor der Beisetzung leistete Stalin seinen berühmten Schwur, der mit den Worten begann:”Mit seinem Hinscheiden hat Genosse Lenin uns die Pflicht auferlegt, den hohen Beruf des Parteimitgliedes rein und würdig zu halten. Wir geloben Dir, Genosse Lenin, daß wir dieses Dein Gebot ehrenhaft erfüllen werden...” Nach Lenins Tod entbrannte um die Nachfolge ein Machtkampf innerhalb der KPdSU zwischen Leo Trotzkij und Stalin, den letzterer gewann.

Lenin hatte um eine schlichte Beisetzung gebeten, zudem darum, keine Denkmäler zu errichten oder Städte oder Straßen nach ihm zu benennen; seine Frau hatte diese Bitte in der Prawda veröffentlicht. Stalin, als “getreuer Waffengefährte”, hielt sich nicht an diesen Wunsch, sondern inszenierte einen Lenin-Kult. Auch verhinderte er die Veröffentlichung des Testaments, obwohl die Krupskaja damit gedroht hatte, es in diesem Falle selbst zu veröffentlichen; es gelangte jedoch nicht in die Öffentlichkeit.

       

Lenins handschriftlicher Eintrag im Registrierbuch der Leser der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.

            

Stalin (2. von links), Tomskij (vorne) und Molotow (rechts) als Träger des Sarges Lenins (Ankunft in Moskau)

Lenin-Mausoleum auf einer Briefmarke von 1925

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1 Sie trug später wesentlich - was seine persönlichen Umstände anbelangte - zur Verklärung des Leninbildes bei; so habe er während seines Aufenthaltes im Westen in Armut gelebt.

2 Er konnte u.a. auf die Jagd gehen und angeln sowie Pamphlete verfassen und sie ins Ausland versenden.

3 In ihr legte er seine Gedanken zur Rolle der Sozialdemokratie in Rußland nieder; sie sei die einzige Kraft, die zaristische Autokratie zu bekämpfen.

4  Der Verlauf der Revolution von 1905 zeigte allerdings, daß Lenin mit seiner Ansicht im Irrtum war; denn da haben die Arbeiter sich nicht nur selbst organisiert, sondern auch die ersten cоветы (Sowjets) gegründet.

5  Nieder mit den parteilosen Literaten! Nieder mit den literarischen Übermenschen! Die literarische Tätigkeit muß zu einem Teil der allgemeinen proletarischen Sache, zu einem “Rädchen und Schräubchen“ des einen einheitlichen, großen sozialdemokratischen Mechanismus werden, der von dem ganzen politisch bewußten Vortrupp der ganzen Arbeiterklasse in Bewegung gesetzt wird. Die literarische Betätigung muß ein Bestandteil der organisierten, planmäßigen, vereinigten sozialdemokratischen Parteiarbeit werden ... Die Zeitungen müssen Organe der verschiedenen Parteiorganisationen werden. Die Literaten müssen unbedingt Parteiorganisationen angehören. Verlage und Lager, Läden und Leseräume, Bibliotheken und Buchvertriebe – alles dies muß der Partei unterstehen und ihr rechenschaftspflichtig sein .... Diese ganze Arbeit muß vom organisierten sozialistischen Proletariat verfolgt und kontrolliert werden... [Nowaja Shisn, Nr.12, 13. November 1905]

6 Tatsächlich passte diese Ansicht in Lenins Konzept, denn er war seit dem gegen Japan verlorenen Krieg von 1905 fest davon überzeugt, daß ein verlorener Krieg einer von ihm gewünschten Revolution und einem Sieg der Boschewiki Vorschub leisten würde. Demzufolge war es für ihn nur konsequent, den Kriegswillen und die Moral des russischen Volkes und der Armee gegen einen Krieg zu schwächen. Im Gegensatz zu den Mitgliedern der Internationalen, die bei Kriegsausbruch in ihren Ländern emotional mit Ressentiments ”national“ reagierten, verhielt er sich defätistisch und setzte sich damit dem Vorwurf des Verrats aus. In Bern erläuterte er den dort anwesenden Bolschewiki seine Haltung: “Dieser Krieg ist der Krieg des Imperialismus ... Nicht den Frieden müssen wir verlangen ... Der Slogan des Proletariats muß die Umwandlung des Krieges in einen Bürgerkrieg sein, um den Kapitalismus für immer zu zerschlagen“.

7  Lenin war mehrere Jahre nicht in Rußland gewesen und, was die dortige politische und soziale Entwicklung anbelangte, nur auf das an Informationen angewiesen, was ihm überbracht wurde oder er den Zeitungen entnehmen konnte; zudem wußte er auch nicht, wem er trauen könnte. Da er also nicht genau wußte, was bei seiner Ankunft in Rußland mit ihm geschehen würde, war er während der gesamten Fahrt sehr angespannt und gereizt; seine Befürchtungen stellten sich als unbegründet heraus: Er wurde begeistert von Arbeitern und Matrosensowie von mit roten Bannern ausgerüsteten Soldaten mit der Marseillaise begrüßt .

8  Lenin hatte nach einem Treffen mit Arbeiter, bei dem er eine Rede hielt, das Gebäude der Michelson Fabrik in der Moskauer Schabolowka Straße gerade verlassen, als er von Kugeln getroffen wurde, die von Dora Kaplan aus einer Bowning abgefeuert wurden. Die Kugel, die ihn am Hals getroffen hatte und dort steckengeblieben war, verursachte u.a. immer wieder Kopfschmerzen und Durchblutungsstörungen im Gehirn, wurde erst 1922 entfernt..

9 Gemeint ist der Umgang Stalins mit den Ukrainern und besonders den Georgiern, die sich am 26. Mai 1918 als unabhängig erklärt hatten und auf ihrer Souveränität bestanden. Lenin verurteilte Stalins, der einen Verfassungsentwurf vorgelegt hatte, übereilte Aktivitäten.

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Heidelberg, Bergfriedhof

Friedrich Ebert

1890                   

Deutscher Politiker (SPD), Reichspräsident (ab 11.2.1919-25); der Sohn eines Schneiders schloß sich 1889 während seiner Gesellenjahre als Sattler der Sozialdemokratie an; eine Wanderschaft führte ihn 1891 schließlich nach Bremen, wo er sein Auskommen zunächst als Sattler und dann als Gastwirt der Kneipe mit dem Namen “Gute Hilfe” - gedacht auch als Treffpunkt der Arbeiter, Gewerkschafter, Sozialdemokraten - bestritt und die Arbeiterin Louise, née Rump (*1873, †1955) heiratete. 1893 erhielt er eine Festanstellung als Redakteur bei der Bremer Bürger-Zeitung, dem örtlichen Blatt der Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD). Schon ein Jahr später wurde er zum Parteivorsitzenden gewählt. 1900 wurde er Mitglied der Bremer Bürgerschaft und Fraktionsvorsitzender der SPD, ging 1905 als Sekretär des SPD-Parteivorstands nach Berlin. Ebert galt als Mann des Ausgleichs, der stets eine enge Zusammenarbeit zwischen SPD und Gewerkschaften befürwortete und einen pragmatischen Kurs vertrat, wurde 1908 Leiter der Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutschlands und übernahm damit auch eine entscheidende Rolle in der sozialistischen Jugendbewegung. 1912 wurde Ebert MdR und 1913 nach August Bebels Tod dessen Nachfolger als Vorsitzender der SPD, in der er als richtungweisender Mann innerhalb der SPD galt. Während des Ersten Weltkrieges sprach er sich nachdrücklich für die sog. Burgfriedenspolitik und die Landesverteidigung aus, lehnte jedoch wie u.a Gustav Stresemann Annexionen und einen Siegfrieden ab; im Juli 1917 nahm Ebert entscheidenden Einfluß auf die Friedensresolution des Reichstages. Nach Ende des Krieges verhinderte er die Übernahme des russischen Rätesystems und die Errichtung einer Diktatur des Proletariats. Am 11.2.1919 wurde er von der Weimarer Nationalversammlung zum vorläufigen Reichspräsidenten gewählt; seine Amtszeit wurde im Oktober 1922 vom Reichstag bis Juni 1925 verlängert.

Am 11. August 1919 unterschrieben der Reichspräsident Friedrich Ebert und nach ihm alle Minister in einem feierlichen Festakt in Schwarzburg die erste demokratische Verfassung in Deutschland, die Weimarer Verfassung.

Wenige Monate vor Ablauf seiner Amtszeit starb er an den Folgen einer Operation.

                

mit Gustav Noske im Seebad Haffkrug bei Travemünde.

Inschrift: Des Volkes Wohl ist meiner Arbeit Ziel

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 Springfield (Illinois), Oak Ridge Cemetery

Sun Yatsen Memorial in Taipei

Eine im Jahre 1919 aufgezeichnete Rede Lenins

Rede Kennedys anläßlich seines Besuchs in West-Berlin am 26.6.1963

Rede Adenauers 1950 anläßlich der Debatte zur Wiederaufrüstung der BRD

Das Mausoleum Ende der 20er Jahre.

01/2005
Bild: Dieter Georg (1993)
Bilder: Hartmut Riehm (06/2006)
Bild: Px820
Bild: Mike Bennett (01/2004)
Photos courtesey by: Andie (flickr.com/photos/vieilles_annoces)

Aufnahmen unmittelbar nach der Beisetzung im November 1963.

Arlington, National Cemetery

lenin_mausoleum_holz

Hinweis: Das erste, innerhalb von nur drei Tagen erstellte Mausoleum war aus Holz gefertigt und befand sich vor der Kremlmauer; es war bereits am 24.1.1924 fertiggestellt. Im Sommer 1924 wurde zwar ein größeres erbaut, aber wiederum aus Eichenholz (Bild oben). Erst im Jahre 1930 wurde das Mausoleum aus Labradorstein und dunkelroter Granit errichtet; später wurde dann noch die Tribüne hinzugefügt, auf der sich später die Parteiführer bei Paraden etc. dem Volk zur Schau stellten.

Tomáš Garrigue (TGM) Masaryk

1918

Tschechischer Staatsmann und Schriftsteller; Sohn eines slowakischen Kutschers; Vater von Jan Masyryk; studierte in Brünn und Wien, lehrte drei Jahre lang Philosophie an der Wiener Universität und erhielt 1882 eine Professur an der tschechischen Universität in Prag. 1891 wurde er als Vertreter der Jungtschechen Mitglied des österreichischen Reichsrates, trat aber zwei Jahre später zurück, um sich der politischen Bildung der Tschechen zu widmen. 1907 wurde er als Vertreter der von ihm gegründeten Realistenpartei erneut in den Reichsrat gewählt und kämpfte dort gegen die österreichische Allianz mit Deutschland und dessen aggressiver Politik auf dem Balkan. 1915, während des Ersten Weltkrieges, floh er aus Österreich nach Italien und in die Schweiz, ließ sich später in London nieder und erhielt am King's College in Newcastle upon Tyne einen Lehrauftrag. Während des Krieges organisierte er von England aus den Kampf um die tschechische Eigenstaatlichkeit und war Mitbegründer der Tschechoslowakei, die 1918 aus dem Zusammenschluß Tschechens und der Slowakei entstand. . Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde Masaryk der erste Staatspräsident der Republik. 1920, 1927 und 1934 wurde er wiedergewählt, und 1935 trat er aus Altersgründen zurück.

Werke u. a.: Der Selbstmord als sociale Massenerscheinung der modernen Civilisation (1881), Zur russischen Geschichts- und Religionsphilosophie (1913); Die Weltrevolution. Erinnerungen und Betrachtungen 1914-1918 (1925).

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Jan Masaryk

 

Tschechischer Politiker; Sohn von Tomás Garrigue Masaryk; war von 1940 bis 1945 Außenminister der Londoner Exilregierung und von 1945 bis 1948 der Regierung der neu begründeten Tschechoslowakischen Republik; die Umstände seines Todes blieben ungeklärt.

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Bild: Jan Polák (05/2012) Wikipedia,cz

Lány, Friedhof

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Feliks Edmundowitsch Dserschinskij [russ.Феликс Эдмундович Дзержинский]

1918                         1919

 

Sowjetischer Politiker; Sohn des dem polnisch-litauischen Adel entstammenden, verarmt als Lehrer arbeitenden Edmund Dzierżyńskis; wurde wegen "revolutionärer Aktivitäten" vom Gymnasium in Vilnius relegiert. 1900 war er einer der Gründer der linkssozialdemokratischen Partei Sozialdemokratie des Königreiches Polen und Litauens (SDKPiL), deren Leitung der Auslandsabteilung er 1902 übernahm. 1903 wurde er zum Vorstandsmitglied der Partei gewählt. 1905/06 zählte er zu den führenden Aktivisten im sog. Kongreßpolen, und 1906 schloß er sich den Bolschewiki an. In den Jahren bis 1915 wurde Dserschinskij mehrmals verhaftet, wobei er zweimal nach Sibirien deportiert wurde, wo er 1908 sein Tagebuch eines Gefangenen verfaßte. Während der Oktoberrevolution wurde er von Lenin mit dem Aufbau der Geheimpolizei Tcheka, der ”Außerordentliche Kommission zum Kampf gegen Konterrevolution und Sabotage", beauftragt, die er .im russischen Bürgerkrieg zu einem entscheidenden Instrument dmit Ehefrau und Sohn Jan in Luzern (1918)es “Roten Terrors" gegen die “Weißen, die Feinde der Bolschewiki, entwickelte. Nach Lenins Tod baute er die Tscheka, die seit 1922 Объединённое государственное политическое управление (Vereinigte staatliche politische Verwaltung, GPU) und ab 1934 Народный комиссариат внутренних дел (Narodny kommissariat wnutrennich del, NKWD) hieß, unter Stalin zu einem Unterdrückungsapparat der Partei aus. Neben der Tscheka, die er bis zu seinem Tode leitete, war Dserschinskij von 1921 bis 1924 Leiter des Volkskommissariats für Verkehr und von 1924 bis 1926 des Obersten Wirtschaftsrats. Nachdem Dserschinskij unter ungeklärten Umständen 1926 starb, übernahm sein Stellvertreter Menschinskij als Nachfolger den Geheimdienst.

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dserschinskij1_gb

Moskau, Kremlmauer

Bild: RIA Novosti archive, image #698181 / David Sholomovich / CC-BY-SA 3.0
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KN (Februar 1993)
Bild: Kayly Nossamen (07/2013)

Springfield (Illinois), Erste Begräbnisstätte

Politiker

Omnibus salutem!