Paris, Cimetière de Montmartre

Will (William) James Durant

1961 

US-amerikanischer Philosoph und Kulturhistoriker; Sohn franco-kanadischer Eltern, die als Angehörige der sog. Quebec Diaspora in die Vereinigten Staaten eingewandert waren; studierte Philosophie an der Columbia University in New York. Durant, der bereits während seines Studiums sozialistischen Ideen anhing, trat für das Frauenwahlrecht, für gleiche und gerechte Bezahlung und bessere Arbeitsbedingung ein. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Journalist, dann als Lehrer. Er unterrichtete Latein, Französisch, Englisch und Geometrie an der Seton Hall University in South Orange (New Jersey), war dort auch für die Bibliothek zuständig. Nach einer Tätigkeit an der Modern School in New York City. gab er 1913 die Lehrtätigkeit auf und begann in einer presbyterianischen Kirche gegen Bezahlung zu predigen. Das für diese Predigten zusammengestellte Material wurde zum Basismaterial für seine ab 1935 über einen Zeitraum von 40 Jahren in 11 Bände erscheinende The Story of Civilization (dt. Geschichte der Zivilation). Für dieses Werke erhielt er zusammen mit seiner Frau Ariel (*1888, †1981), die daran mitgearbeitet hatte, in der Kategorie Sachbuch den Pulitzer-Preis. Zuvor hatte er bereits im Jahre 1926 The Story of Philosophy (dt. Geschichte der Philosophie) veröffentlichte, dessen Erfolg ihn finanziell unabhängig machte und dem Paar Reisen nach Europa ermöglichte.

Auszeichnungen u.a.: Presidential Medal of Freedom (1977).

Zurück zur Personenliste                         

Augusto Del Noce

 

Italienische Philosoph und Politologe; geformt vom kulturellen Klima Turins, wurde er ein Anhänger der christlichen Linken, war aber von der Unversöhnlichkeit zwischen dem Christentum und dem Marxismus überzeugt. Diese These zieht sich durch Del Noces Arbeit und Werke. Während die Philosophie Descartes’ als der unmittelbare und direkte Beginn der Moderne gilt, glaubte Del Noce, daß sie lediglich den Anfang eines Zweiges darstellt, der zu Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Friedrich Nietzsche und Karl Marx führt, zum Rationalismus und schließlich Nihilismus und Atheismus in letzte Konsequenz. Den Linken Italien gilt der katholische Philosoph als “eine der “entscheidendste Gestalt des kulturellen und politischen Geschehens in Italien während des letzten halben Jahrhunderts”.

Inschrift: Er hat die Wahrheit gesucht und bezeugt.

Zurück zur Personenliste                         

Platon [griech. Πλάτων, lat. Plato]

                                    

Griechischer Philosoph; aus adligem Geschlecht entstammend, Sohn des Ariston, eines Nachkommen der frühen Könige von Athen, und der Periktione, einer entfernten Verwandten des athenischen Staatsmanns Solon; ursprünglich wollte Platon die politische Laufbahn einschlagen; aufgrund der durch die mit der Niederlage Athens endenden Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) ausgelösten politischen Wirren änderte er seine Absicht jedoch und wandte sich der Philosophie zu. Sokrates (*469 v. Chr., †399 v. Chr.) führte ihn zum philosophischen Fragen nach den sittlichen Werten und nach dem einen göttlichen Guten und beeinflußt ihn nachhaltig. Wie dieser und später Aristoteles (*384 v. Chr., †322 v. Chr.), der sie als “Lehrer der Scheinweisheit“ bezeichnete, grenzte sich Platon von der Dialektik der Sophisten ab. Nach Sokrates’ Tod (399) soll Platon mit anderen Schülern zu Euklid von Megara, später von Athen aus nach Kyrene und Ägypten gereist sein. Von großer Bedeutung u.a. für die Nachwirkung seiner eigenen Philosophie war die von ihm zwischen 387 und 385 im Hain des Heros Akademos in Athen erfolgte Gründung einer Schule, der Akademie, aus der als bedeutendster Schüler später Aristoteles hervorging (die Akademie bestand bis sie 529 n. Chr., als sie von dem oströmischen Kaiser Justinian I. aufgelöst wurde). Platon reiste dreimal nach Sizilien (388/387, 366/365 und 361/360), trat bei seiner ersten Reise mit den Pythagoreern in Unteritalien, besonders Archytas von Tarent, in Verbindung. Platon, der von einem durch Philosophen geleiteten Staat träumte, versuchte die Idee tatsächlich zu realisieren, indem er in Syrakus zuerst Dionysios I. und später Dionysios II. für das Ideal eines Staates nach philosophisch-sittlich ausgerichteten Grundsätzen zu gewinnen trachtete; das Experiment scheiterte jedoch in beiden Fällen. Seine letzten Jahre verbrachte Platon in Athen mit Lehrtätigkeit. Selber unverheiratet und kinderlos, bestimmte er seinen Neffen Adeimantos zu seinem Erbe; Nachfolger als Leiter der Akademie wurde ein weiterer Neffe, Speusippos.

Platon verfaßte seine Werke in Form von Gesprächen zwischen zwei oder mehreren Personen (Symposien), die sich bemühen, die jeweils vorgetragenen philosophische Gedanken kritisch zu analysieren und zu objektiven Erkenntnissen zu gelangen. Dabei wurde klar, daß die Erkenntnis nicht das bloße Scheinbild der Wirklichkeit sei, sondern das wahrhaft Wirkliche. Platons Erkenntnislehre ist Inhalt der Politeia (~370 v. Chr., dt. Der Staat), und macht insbesondere anhand eines Beispiels, des sog. Höhlengleichnisses, eindrucksvoll deutlich, wie es zu Erkenntnissen kommt, die nicht den objektiven Gegebenheiten entsprechen, aber dennoch für die Wirklichkeit gehalten werden, und schließt daraus rück, daß der Mensch niemals zu einer objektiven Wahrheit gelangen kann, daß er sozusagen in seiner Vorbildung gefangen ist. Ebenso verhalte es sich mit den Meinungen (δόξα, griech. doxa) über das Gerechte und der “Gerechtigkeit an sich”.

 

Platon inmitten seiner Schüler in der Akademie (Fußbodenmosaik aus Pompeji)

Zurück zur Personenliste                         

Simone Weil

 

Französische Philosophin; Tochter eines Arztes und Freidenkers; wuchs in einer großbürgerlichen jüdischen Familie auf. Sie studierte an der École normale supérieure in Paris Philosophie. 1931 wurde sie Philosophielehrerin am damaligen Mädchengymnasium in Le Puy, wo heute das Lycée nach ihr benannt ist. Die Hälfte ihres Gehalts teilte sie mit den Arbeitslosen. Lange konnte sie dort allerdings nicht bleiben; aufgrund ihrer ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden und politischen Aktivitäten wurde sie häufig versetzt. In diesen Jahren - sie arbeitete eine Zeit lang als Fabrikarbeiterin beim Automobilhersteller Renault, um die Lebensbedingungen der Arbeiter kennen zu lernen - und bis zu ihrem kurzen Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg, wo sie auf der Seite der Anarcho-Syndikalisten in der “Kolonne Durruti“ kämpfte, war sie politisch aktiv. Seit 1942 lebte sie in den Vereinigten Staaten, dann in England. Ihre Sozialphilosophie und Fortschrittskritik zielen auf die Humanisierung der Arbeit und “Einwurzelung” des Menschen; ihre religiösen Schriften sind - obwohl sie als Jüdin, wohl mit dem Gedanken gespielt hat, aber nicht konvertierte - durchdrungen von mystischer Katholizität.

Werke u.a.: Die Einwurzelung (herausgegeben 1949), Das Unglück und die Gottesliebe (herausgegeben 1950).

Inschrift: In 1942 Simone Weill joined the provisional French Government in London but developed tuberculosis and died in Grosvernor Sanatorium, Ashford. Her writings have established her as one of the formost modern philosophers.

Zurück zur Personenliste                         

Bild: Richard Yaussi (07/2006)

Westwood (CA), Village Memorial Park

Bild: Dott. Ludovico Buscatti (02/2009)

Savigliano (Prov. Cuneo)

Athen (Stadtteil Akadimia Platonos), Akademie

Hinweis: Die Lage des Grabes von Platon ist unbekannt. Es wird jedoch entweder auf dem Gelände der ehemaligen Akademie Platons vermutet oder zumindest in unmittelbarer Nähe.

Bilder: Renaud Camus (07/2008)

Ashford, Bybrook Cemetery

Marie Charles Fourier

Französischer Sozialphilosoph; Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers, der starb, als Charles vier Jahre alt war. Er wollte ursprünglich Ingenieur werden, interessierte sich wenig für den Handel. Der Zugang zur örtlichen Militär-Ingenieurschule war ihn jedoch versperrt, da an ihr nur Söhne von Adeligen akzeptiert wurden. Das nach dem Todes seines Vaters ererbte Vermögen setzte ihn später in den stand, Reisen durch Europa zu unternehmen. Als er jedoch in den Jahren der Französischen Revolution und der Herrschaft des Konvents das Vermögen verlor, wurde er kaufmännischer Lehrling in Lyon und Rouen und war gezwungen, als als kaufmännischer Angestellter in Lyon zu arbeiten. 1808 erschien sein erstes größeres Werk, Théorie des quatre mouvements et des destinées générales (dt. Theorie der vier Bewegungen und der allgemeinen Bestimmungen). Fourier entwarf ein System des utopischen Sozialismus - bekannt als Fourierismus - geht von der Harmonie als universellem Prinzip aus. In einem in autonome Genossenschaftsgebiete (Phalanstères) aufgegliederten Staatsgebiet sollten kleine, relativ selbstständig agierende Kommunen entstehen, in denen unter gemeinsam beschlossenen Vorschriften jeweils ca. 300 Familien leben sollten, deren Mitglieder Arbeiten je nach Fähigkeit beschäftigt werden sollten. Der Unterschied zwischen arm und reich, sollte durch örtliche Durchmischung der entsprechenden Familien nivelliert werden, so daß die durch soziale Unterschiede verursachten Spannungen verschwinden könnten, und Gesamteinkünfte jeder Gemeinschaft sollten ein sorgenfreies Leben der einzelnen Mitglieder ermöglichen. Das System sollte schließlich auch herkömmliche Strukturen wie z.B. Ehe und Familie ersetzen. Um seine Ideen umsetzen zu können, versuchte Fourier in Paris - erfolglos - Gönner für die Umsetzung seiner gesellschaftlichen Utopie zu finden. Erst um das Jahr 1832 gelang es ihm, eine Reihe von Förderer zu finden. Letztlich ist sein Experiment zwar gescheitert, wirkte jedoch auf spätere Genossenschaftsbewegungen aus, prägte entscheidend den utopischen Sozialismus und wirkte auf Karl Marx und Friedrich Engels.

Werke u.a.: Die harmonische Erziehung; Aus der Neuen Liebeswelt. Über die Freiheit in der Liebe.

Zurück zur Personenliste           

Bruno Bauer

 

Deutscher Philosoph, Theologe (ev,), politischer Publizist; war seit 1834 Privatdozent für Theologie in Berlin, seit 1839 in Bonn. Anfänglich orthodoxer Hegelianer und Kritiker von D.F. Strauß, wandte er sich dann dem Linkshegelianismus zu. 1842 verlor er wegen seiner scharfen Bibelkritik und des Bestreitens der Historizität Jesu die Lehrerlaubnis und wurde später radikaler Atheist. Bauer vertrat die Ansicht, daß das Christentum eine Stiftung von Anhängern Philos und Senecas sei.

Seine Schrift Christus und die Cäsaren (1877) wurde über Karl Marx und Friedrich Engels bedeutsam für den marxistischen Sozialismus, den Bauer selbst ablehnte, und Friedrich Nietzsches Religionskritik. 

Werke u.a.: Philo, Strauß, Renan und das Urchristentum (1874).

Zurück zur Personenliste                 btn_up            

Bild: Lienhard Schulz (12/2005), Wikipedia.de

Berlin-Neukölln, Neuer Kirchhof der St. Jacobi-Gemeinde

Philosophen XIII

Omnibus salutem!