Vitus [dt. Sankt Vitus, Sankt Veit]

 

Frühchristlicher Märtyrer; einer der Vierzehn Nothelfer, sowie Schutzpatron gegen bestimmte Nervenkrankheiten (Veitstanz). Über sein Leben ist wenig Gesichertes bekannt: der Legende nach gaben seine heidnischen Eltern ihn der Amme Crescentia und deren Mann Modestus zur Erziehung, die ihn dann ohne das Wissen und Billigung seines Vaters im christlichen Glauben unterrichteten. Kaiser Diokletian holte Vitus, von dem Wunder und Heilungen berichtet wurden, nach Rom, damit er seinen vom einem bösen Geist besessenen Sohn heilen sollte. Obwohl er ihm durch Handauflegen heilen konnte, verlangte der Kaiser, Vitus solle dem “falschen Glauben” abschwören, sich den traditionellen Göttern zuwenden. Als Vitus sich weigerte, ließ Diokletian ihn in Ketten in ein Verlies werfen. Als sich dessen Ketten über Nacht in wundersamer Weise löste, geriet der Kaiser dermaßen in Wut, daß er Vitus mit siedendem Pech übergießen und als er auch diesem Martyrium unbeschadet überstand, den Löwen vorwerfen. Als diese ihm jedoch nur die Füße leckten, wurde Vitus der Folter unterzogen, der er jedoch mit Hilfe eines Engels entkam.

Tag: 15.6. (nach dem in der serbisch-orthodoxen Kirche gültigen julianischen Kalender: 28.6.; in Serbien von besonderer Bedeutung (Vidovdan = Vitustag).

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Prag, Sankt Veitsdom

Hinweis: In Prag befindet sich nur das Haupt des Vitus, das 1355 dorthin überführt wurde, die Reliquien ruhen in der Basilika Saint-Denis.

Gül Baba

 

Türkischer Derwisch; als unter der Herrschaft Sulemans I. große Teile Ungarns unter türkischer Herrschaft waren, wurde auch die Burg von Buda (heute ein Stadtteil der ungarischen Hauptstadt Budapest) im Frühjahr 1541 erobert und besetzt. Als Gül Baba, der dort als Führer des religiösen Bektasch-Ordens lebte und wegen seines festen Glaubens, seiner Poesie und seiner Liebe zur Natur bekannt war, während einer Feierlichkeit in der zur Moschee umgestalteten Matthiaskirche starb, errichtete man zwischen 1543 und 1548 auf dem Gelände einer alten Villa für ihn einen Kuppelbau, in dem sein Sarkophag aufgestellt wurde. Gemäß einer Legende erhielt Gül Baba seinen Namen “Vater der Rosen” aufgrund einer Rose, die er an seinem Turban trug (andere gehen davon aus, daß der Name sich von einem Stück Textil ableitet, das er an seiner Kopfbedeckung trug und mystische Kenntnisse symbolisierte). Heute ist das Gelände mit dem Kuppelbau ein Museum.

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Budapest, Rosenhügel (Rózsadomb)

Bilder: Dr. Jószef Varga
Bild: Francesco Gasparetti  (08/2006)

Bonifatius VIII. Benedetto Caetani

Papst (1294-1303); führte 1300 das Heilige Jahr (Jubeljahr) in der katholischen Kirche ein und erneuerte mit derBulle Unam sanctam (1302) die Forderung nach dem Vorrang der geistlichen vor der weltlichen Macht. Allerdings ignorierte Philipp IV. von Frankreich die Bulle, erklärte Bonifatius zum Ketzer und forderte seine Absetzung. 1303 versuchte Bonifatius, den König wegen Ungehorsams zu exkommunizieren. Er geriet wenig später in die Hände von Parteigängern Philipps, denen es gelungen war, in den Morgenstunden des 7.9.1303 in den Palast des Papstes in Anagni einzudringen; sie konfrontierten den Papst mit der Forderung von seinem Amt zurückzutreten, und als er dies ablehnte, schlugen sie ihn und hielten ihn in seinem eigenen Palast gefangen. Obwohl ihn Bürger Anagni am 9.9. aus seiner mißlichen Lage befreiten und die Angreifer vertrieben hatten, starb der 68-jährige Bonifatius drei Wochen später, vermutlich infolge der erlittenen Mißhandlungen.

Verkündung des ersten Heiligen Jahres (Fresco in der Lateranbasilika)

Im Jahre 1300 führte Bonifatius - in Anlehnung an das “Jobelfest” des Alten Testamenrs - mit der Bulle Antiquorum habet fida relatio das Heilige Jahr (annus sanctus) ein und bestimmte, es solle “von nun an für die Christenheit alle 100 Jahre ein Jubeljahr geben, ein Jahr der Versöhnung mit Gott und allen Menschen, ein Jahr, das Gnadenjahr genannt werden soll.”

Gefangennahme Bonifatius’ VIII. in Anagni

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Bild: Jonworth (10/2006)

Thomas Wolsey

Englischer Kardinal (röm.-kath.) und Staatsmann; wurde 1514 Erzbischof von York, 1515 Kardinal und 1518 päpstlicher Legat. Als Lordkanzler (seit 1515) König Heinrichs VIII. war für viele Jahre der mächtigste Mann Englands und stärkte als solcher den Einfluß der englischen Krone gegenüber Hochadel und Parlament. In der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich stand er zunächst auf der Seite Karls V., verbündete sich aber nach der Schlacht von Pavia (1525) mit Frankreich, nachdem Franz gefangengenommen, bis 1527 in spanischer Haft war und währenddessen gezwungen wurde, alle Ansprüche auf Italien aufzugeben. Wolsey gründete außerdem das spätere Christchurch College in Oxford. Als es Wolsey nicht gelang, die Zustimmung des Papstes zur Ehescheidung Heinrichs VIII. von Katharina von Aragonien zugunsten seiner Geliebten Anna Boleyn zu erreichen, wurde er 1529 abgesetzt und des Hochverrats angeklagt. Als er zu dem Prozeß von Caywood im Erzbistum York, wohin Heinrich ihn verbannt und Wolsey sein Domizil aufgeschlagen hatte, nach London gebracht wurde, starb er auf dem Weg dorthin in der Abtei von Leicester. Sein Nachfolger als Lordkanzler (Erster Minister) war Thomas More.

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Leicester, Abbey Park (vorm. Leicester Abbey)

Bild: Mark Salisbury (08/2006)

William Booth

Britischer Methodistenprediger; der Sohn eines Bauunternehmers, der aufgrund schlecht laufender Geschäfte verarmtel, wuchs ab seine dreizehnten Lebensjahr in großer Armut auf und lernte früh die Not der einfachen Leute kennen. So fand er schon früh den Weg zu den Versammlungen der Methodisten (christlich-religiöse Erweckungsbewegung auf der Grundlage der reformatorischen Rechtfertigungslehre). 1852 besuchte er das Predigerseminar, wurde 1854 als Pfarrer der methodistischen New Connexion ordiniert und machte sich 1861 als Evangelist selbstständig. Nach seiner Übersiedlung nach London gründete er 1865 zusammen mit seiner Frau Catherine die Ostlondoner Christliche Mission, aus der 1878 die Salvation Army (Heilsarmee) hervorging, und war deren erster General. Bereits innerhalb weniger Jahre verbreitete sich die nach militärischen Muster organisierte Heilsarmee, die ihre evangelistische Tätigkeit auf die Randgruppen der Gesellschaft richtet, in ganz Europa und den westlichen Ländern, hauptsächlich in den Großstädten tätig. Sie hat heute rund drei Millionen Mitglieder (“Salutisten”), darunter über 25.000 Offiziere (= ordinierte Geistliche) und ist in 108 Ländern tätig, wobei das internationale Hauptquartier sich in London befindet.

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London, Abney Park Cemetery

Bilder: Peter Gassen (05/2006)

Adolf Sommerauer

 

Deutscher Pfarrer (evangelisch); in den 1960er und 1970er Jahren erlangte er durch das Fernsehen einen bundesweiten Bekanntheitsgrad. Durch seine 30-minütige Sendung Pfarrer Sommerauer antwortet, die das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) im zweimonatigen Abstand zwischen 1963 und 1978 ausstrahlte, avancierte er zum “Seelsorger der Nation” Im Rahmen der mit einfachsten, spartanischen Aufwand ohne Gäste und Publikum 100 mal produzierten Sendung beantwortete Sommerauer Leserbriefe von allgemein interessierendem Inhalt. Sommerauer verfaßte zudem zahlreiche Bücher, Hörspiele und ein Bühnenstück.

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München, Neuer Südfriedhof

Rom, Basilica S. Pietro (Peterskirche)

Albert Knapp

 

Deutscher Pfarrer (ev.) und Dichter; Sohn eines Hofgerichtsadvokaten (Anwalt bei Hofe) und Verwaltungsbeamten; Großvater des Pazifisten Paul Knapp; verbrachte seine Kindheit in Alpirsbach im Schwarzwald; kam 1814 in das evangelische Seminar in Maulbronn, bevor er 1816 das Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen aufnahm. 1820 erhielt er mittels Hilfe seines Studienfreunds Ludwig Hofacker eine Stelle als Vikar in Feuerbach (heute zu Stuttgart). 1825 wurde er Pfarrer in Sulz am Neckar, 1831 an der Martinskirche in Kirchheim unter Teck, 1836 in Stuttgart an der Hospital- und die Stiftskirche und schließlich 1845 als Nachfolger von Gustav Schwab 1. Pfarrer an der Leonhardskirche. Im Dezember 1837 gründete er den ersten Tierschutzverein in Deutschland. Zuvor hatte Arthur Schopenhauer, der selbst einen Pudel besaß, bereits die Gründung von Tierschutzvereinen angeregt.

Neben seiner Tätigkeit als Prediger und Seelsorger verfaßte er insgesamt 1.200 geistliche und weltliche Lieder und Gedichte, wobei er sich an der Sprache der Luther-Bibel und der Diktion Paul Gerhardts orientierte. Fünf seiner Texte fanden als Kirchenlieder Eingang in das Evangelische Gesangbuch; darunter die beiden wohl bekanntesten Herz und Herz vereint zusammen sucht in Gottes Herzen Ruh (EG 251), dund Einer ist's, an dem wir hangen (EG 256).

Inschrift: Acquiesco in sanguine Christi [Ich komme im Blute Christi zur Ruhe}

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Bilder: Thomoesch (08/2009) Wikipedia.de

Stuttgart, Pragfriedhof

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Friedrich Gogarten

 

 

Deutscher Theologe (luth.); Sohn eines Uhrmachers; studierte Theologie an den Universitäten Berlin, Jena und Heidelberg. Anschließend war er zunächst als Vikar im Rheinland tätig, war dann Pfarrer in Bremen und wurde 1917 zum Pfarrer in Stelzendorf in Thüringen gewählt. Ab 1927 lehrte Gogarten in Jena. 1931 übernahm er den Lehrstuhl für Systematische Theologie in Breslau. Anfang August 1933 trat er der Glaubensbewegung der Deutschen Christen (DC) bei, die sich im Jahr zuvor als eigene Kirchenpartei in Thüringen gegründet hatte. Sein Beitritt führte zum Bruch mit Karl Barth, den er bereits 1921 kennengelernt hatte. Aber schon im November desselben Jahres trennte er sich wieder von den Deutschen Christen, als diese sich auf einer Kundgebung im Berliner Sportpalast am 13.11.1933 zum Nationalsozialismus bekannten. 1935 kam er an die Universität Göttingen, an der er die Nachfolge von Carl Stange auf dem Stuhl für systematische Theologie übernahm und zudem Universitätsprediger war. Er emeritierte in Göttingen am 25.2.1955.

Friedrich Gogarten war Mitbegründer der Dialektischen Theologie in Deutschland, einer theologischen Richtung innerhalb des Protestantismus, die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges entstanden war. Gogarten emeritierte in Göttingen am 25.2.1955.

Werke u.a.: Religion weither (1917), Die religiöse Entscheidung (1921).

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Bilder: Klaus Hübner (10/2014)

Göttingen, Stadtfriedhof

Religion / Kirche XVIII

Omnibus salutem!