Hans Küng

1973no copyright

Schweizer Theologe (kath.); Sohn eines Schuhhändlers; besuchte von 1935 bis 1948 Schulen in Sursee und Luzern,  erwarb die Matura (Abitur) 1948 in Luzern und studierte an dem deutschen Bischofskollegium sowie an der gregorianischen bischöflichen Universität von Rom. Im Jahr 1954 wurde er zum Priester geweiht und setzte seine Studien am Institut Catholique der Sorbonne in Paris fort, wo er seine Doktorarbeit in Theologie mit dem Titel Rechtfertigung (1957) verfaßte und in dem Werk die Gemeinsamkeiten zwischen dem Glauben an die Rechtfertigung bei dem protestantischen Theologen Karl Barth und dem Rechtfertigungsglauben in der katholischen Dogmatik beschrieb. Die Arbeit wurde von Katholiken als auch von den evangelischen Christen gleichermaßen anerkannt.

Küng war kurzfristig als Seelsorger in einer Gemeinde in Luzern und wurde danach Assistent für Dogmatik an der Universität Münster. Er nahm als theologischer Berater auf dem 2. Vatikanischen Konzil teil. In seinem WerkKonzil und Wiedervereinung (1960) untersuchte er die Lehre von der Unfehlbarkeit, die er ablehnte, und forderte eine Reform sowohl der katholischen wie auch der evangelischen Kirche. Dies führte zu Kontroversen mit dem katholischen Lehramt - er war seit 1960 Professor für dogmatische und ökumenische Theologie in Tübingen. 1975 wurde er von der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre aufgrund seiner Schriften verwarnt, und 1979 wurde ihm die Missio canonica (kirchliche Lehrerlaubnis) entzogen1. Danach lehrte er als Professor für ökumenische Theologie an der Universität Tübingen, nachdem das Institut für ökumenische Forschung, dem er seit 1964 als Direktor vorstand, aus der theologischen Fakultät ausgegliedert worden war.

Küng befaßte sich in seinen Werken v.a. mit Fragen der Ökumene und der kirchlichen Strukturen und widmet sich seit 1990 im Rahmen des von ihm initiierten Projektes Weltethos zusammen mit Persönlichkeiten nichtchristlicher Religionsgemeinschaften grundsätzlichen Fragen der Verantwortung der Religionen in der heutigen Welt.

Werke u.a.: Die Kirche (1967), Unfehlbar? (1970), Christ sein (1974), Existiert Gott? (1978), Christentum und Weltreligionen (1984, mit J. van Ess u.a.,; Theologie im Aufbruch (1987), Christentum und chinesische Religion (1988, mit J. Ching), Projekt Weltethos (1990), Das Christentum (1994), Erkämpfte Freiheit. Erinnerungen (2002).

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1  Die Missio canonica (kirchliche Lehrerlaubnis) wurde ihm v.a. aufgrund kritischer Äußerungen zum Primat und zur Unfehlbarkeit des Papstes entzogen.

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Tübingen, Stadtfriedhof

Johann Baptist Dietz

 

 

Deutscher Theologe (kath.), Bischof von Fulda (1939-58); erste Unterrichtung erhielt er durch den Pfarrer seiner Heimatgemeinde; besuchte dann das Alten Gymnasiums in Bamberg, wo er 1899 die Reifeprüfung ablegte. Danach hatte er als Alumnus des Collegium Germanicum an der Gregoriana in Rom philosophische und theologische Studien und promovierte zwischen 1903 und 1906 zum Dr. phil. und Dr. theol. Im Oktober 1905 erhielt er in Rom die Priesterweihe, bevor er in sein Heimatbistum nach Bamberg zurückkehrte und Kaplan in Trunstadt am Main(heute zu Viereth, Ldkrs. Bamberg) wurde. Danach setzte er seine Studien an der Universität Leipzig fort, wo er noch einmal promovierte. 1912 berief ihn Erzbischof Johann Jakob von Hauck zum Regens des Priesterseminars Bamberg. Er war nicht nur “Vater“ der Priesteramtskandidaten, unter seiner Leitung wurde auch 1927 das neue Priesterseminar errichtet.

Im Juli 1936 wurde er von Papst Pius XI. zum Titularbischof von Ionopolis (heute İnebolu, Türkei) ernannt und zum Koadjutor in Fulda bestellt. Im September desselben Jahres spendete Johann Jakob von Hauck, der Erzbischof von Bamberg, die Bischofsweihe. Als Nachfolger von Bischof Joseph Damian Schmitt übernahm Dietz am 10.4.1939 das Bischofsamt des Bistums Fulda. Über die Grenzen der Diözese hinaus Bedeutung erlangte er als Beauftragter der Fuldaer Bischofskonferenz für die Männerseelsorge; in dieser Eigenschaft hatte er auch enge Kontakte zu den Männern des Widerstandes gegen Hitler. Seit 1940 war er päpstlicher Visitator aller deutschen theologischen Hochschulen und Ordensseminare. 1942 traf Dietz sich mit Jesuitenpater Alfred Delp, Helmuth Graf von Moltke und weiteren Mitgliedern des Kreisauer Kreises im Fuldaer Bischofshaus; Gesprächsinhalt war der erhoffte Neuanfang nach der Diktatur des Nazireiches. Am 2.10.1958 wurde dem Rücktrittsgesuch Johann Dietz’, dessen Amtszeit vom Kirchenkampf mit den Nationalsozialisten, dem Zweiten Weltkrieg, der Teilung Deutschlands und damit seines Bistums Fulda geprägt war, stattgegeben, und er wurde von Papst Pius XII. vom 24.10.1958 bis 10.12.1959 zum Titularerzbischof pro hac vice (i.e. für die Dauer der Amtszeit) im Titularerzbistum Cotrada ernannt.

Auszeichnungen u.a.: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1953).

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Bilder: Klaus Paap (12/2022)

Fulda, Dom, Johanneskapelle

Bilder: Klaus Paap (12/2022)

Fulda, Dom, Johanneskapelle

Adolf Bolte

 

 

Deutscher Theologe (kath.), Bischof von Fulda (1939-58); Sohn eines Maurermeisters, der ein Baugeschäft betrieb; besuchte das Gymnasium in Heiligenstadt (Ldkrs. Eichsfeld in Thüringen) und wohnte im bischöflichen Konvikt. Nach dem Abitur 1922 studierte er Theologie in Paderborn, Freiburg im Breisgau und Innsbruck.

Nach der Priesterweihe 1928 war Bolte zunächst Seelsorger in verschiedenen Orten im Landkreis Eichsfeld, 1931 wurde er in Heiligenstadt Präfekt am Bischöflichen Knabenkonvikt und 1941 Dekan und Propst an St. Marien. 1945 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Titularbischof von Cibyra und zum Weihbischof in Fulda. Die Bischofsweihe spendete ihm im noch von den Kriegshandlungen im Zweiten Weltkrieg zerstörten Dom zu Fulda am 29.6.1945 der damalige Bischof von Fulda, Johann Baptist Dietz;

Als Weihbischof hatte Bolte die Aufsicht über das gesamte kirchliche Bauwesen und leitete insofern auch den Wiederaufbau des Doms in Fulda, der 1954 zum Bonifatiusjubiläum abgeschlossen werden konnte. Insgesamt hat er während seiner Amtszeit den Bau von über 100 Kirchen und Kapellen in die Wege geleitet.

1955 wurde Bolte, dessen besonderes Anliegen die religiöse Weiterbildung der Katholiken in seinem Bistum war, Generalvikar des Bistums und nachdem Pius XII. das Rücktrittsgesuch von Johann Dietz angenommen hatte, wurde Bolte 1959 vom Fuldaer Domkapitel zum Bischof gewählt und am 30.6.1959 von Papst Johannes XXIII. zum Bischof von Fulda ernannt.

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Katharina Helene Charlotte Staritz

 

Deutsche Theologin (ev.); älteste Tochter des Gymnasialprofessors Carl Staritz und dessen Ehefrau Margarete, née Ismer; studierte nach dem Abitur im Jahre 1922 an der Universität Breslau Philologie mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Religion und ab 1926 Evangelische Theologie an der Philipps-Universität in Marburg. Nach dem Fakultätsexamen im Jahre 1928 schloß sie noch im seöben Jahr ihre Promotion mit einer Arbeit über Augustinus’ Schöpfungsglauben nach seinen Genesisauslegungen ab. Zwischen 1930 und 1932 absolvierte sie mehrere Lehrvikariate, arbeitete in der Krankenhausseelsorge mit Kindern und hielt Ergänzungsunterricht für Konfirmanden aus weltlichen Schulen sowie Übertrittsunterricht für Jugendliche und Frauen und kam dadurch in Kontakt mit Juden, die sich evangelisch taufen lassen wollten. 1932 wurde sie in den übergemeindlichen Dienst nach Breslau berufen, wo sie als Stadtvikarin in der Fürsorge tätig wurde. 1938 übernahm sie die schlesische Vertrauensstelle der Kirchlichen Hilfsstelle für evangelische Nichtarier (Büro Pfarrer Heinrich Grüber, der ab 1937 die von ihm gegründete Hilfsstelle für evangelische Rassenverfolgte leitete), Diskriminierte und Verfolgte beim Umzug in andere Orte und bei der Auswanderung unterstützte.

Als die Nazis im September 1941 die deutschen Juden zum Tragen des "Judensternes" zwangen und Katharina Staritz in einem Rundschreiben die Pfarrämter in Breslau aufrief, die von der Diskriminierung betroffenen Gemeindemitglieder nicht auszugrenzen, wurde sie durch das evangelische Konsistorium vom Amt suspendiert und im Dezember 1941 zunächst in der SS-Zeitung Das Schwarze Korps scharf angegriffen und schließlich Anfang März 1942 von der Gestapo in ”Schutzhaft“ genommen und in verschiedenen Haftanstalten gefangen gehalten und schließlich im August 1942 in das KZ Ravensbrück verschleppt. Nach ihrer Entlassung aus der Haft im Mai 1943 blieb sie weiterhin unter Aufsicht der Gestapo, mußte sich zweimal wöchentlich bei der Staatspolizei in Breslau melden und durfte ihren Beruf nicht mehr ausüben. Im Januar 1945 gelang es ihr, sich nach Marburg abzusetzen, wo sie für die Kurhessische Kirche in Trusen im Kreis Schmalkalden, in Sebbeterode, Kreis Ziegenhain, und in Albertshausen, wo sie bis 1949 blieb, vertretungsweise eingesetzt wurde. Im September 1950 wurde sie in der Alten Nikolaikirche in Frankfurt am Main als Vikarin für die Frauenarbeit eingeführt. Sie erhielt einen Predigt- und Seelsorgeauftrag an der St.-Katharinen-Gemeinde. Da die Katharinenkirche zu dieser Zeit noch nicht wiederaufgebaut war, predigte sie – im Wechsel mit den beiden anderen Gemeindepfarrern – im Gemeindehaus in der Fichardstraße im Nordend. 1950 wurde sie in das Beamtenverhältnis übernommen.

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Bilder: Dieter Georg (02/2023)

Frankfurt am Main, Friedhof Bockenheim

Eduard Lohse

 

 

Deutscher Theologe (ev.); einer Lehrerfamilie entstammend: Sein Vater, Walter Lohse, war Studienrat, seine Mutter die einer hugenottischen Familie entstammende Agnes Emilie, née Barrelet. 1942 legte Lohse an der Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg das Abitur ab, bevor er noch im selben Jahr seinen Dienst bei der Kriegsmarine antrat, der er zuletzt zuletzt als Kommandeur eines Schnellbootes diente. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann er an der Theologischen Schule in Bethel ein Studium der Theologie, das er an der Georg-August-Universität Göttingen fortsetzte, wo er nach Examen 1949 auch promovierte und im selben Jahr als Assistent bei dem Neutestamentler Joachim Jeremias seine wissenschaftliche Karriere, die er nur kurz durch eine Tätigkeit als Gemeindepfarrer in Hamburg unterbrach, begann. Von 1950 bis 1953 nahm er an der Kirchlichen Hochschule in Hamburg einen Lehrauftrag für Neues Testament wahr. Für dieses Fach habilitierte er sich 1953 an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Mainz; zum Professor für Neues Testament in Kiel berufen, folgte er zum Sommersemester 1964 jedoch einem Ruf der Universität Göttingen, wo er den neu errichteten Stuhl bestieg. Anschließend war er bis 1971 an der Georg-August-Universität Göttingen; im akademischen Jahr 1970/71 war er ihr Rektor. Von 1971 bis 1988 war Lohse, der seit 1969 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Göttingen war, Landesbischof der Hannoverschen Landeskirche. Von 1979 bis 1985 war er Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In seiner Zeit als Vorsitzender des Rates der EKD und der Deutschen Bibelgesellschaft fiel die Revision der Lutherbibel im Jahr 1984, die Lohse als “das wichtigste Dokument deutscher Sprache“ bezeichnete.

Inschrift:  Χριστός ἡ ζωή ἡμῶν (dt. Christus unser Leben)

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Bilder: Detlec Buhre (03/2023)

Rehburg-Loccum (Ldkrs. Nienburg/Weser, Niedersachsen), Kloster Loccum

Bilder: Günter Bih (04/2023)

Grab der Propheten

 

Haggai (hebr. חַגַּי) (dt. “Der am Festtag Geborene”, altgriech. γγαίος, lat. Aggaeus od. Aggeus); Prophet und Autor des nach ihm benannten Prophetenbuchs im Tanach. Er wirkte um 520 v. Chr. am Jerusalemer Tempel, als dieser wiederaufgebaut wurde, und gehörte somit wohl zu den jüdischen Rückkehrern aus dem Babylonischen Exil. Das Buch Haggai gehört zum Zwölfprophetenbuch im Judentum und damit auch zum Alten Testament des Christentums.

Sacharja oder Secharja (hebr. זְכַרְיָה), altgriech. Ζαχαριας, lat. Zacharia, od. Sacharia, Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, der Prophet); ein biblischer Prophet und Name eines Buches im hebräischen Tanach. Es entstand nach dem babylonischen Exil (ab etwa 520 v. Chr.) und gehört zum Zwölfprophetenbuch.

Maleachi (hebr. מַלְאָכִי); ein biblischer Prophet und das ihm zugeschriebene Buch des jüdischen Tanach, beziehungsweise des christlichen Alten Testaments.

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Bilder: Kilian Nauhaus (03/2023)
prophetengraeber_jerusalem_oelberg_blick nach draußen

Jerusalem, Ölberg, Blick auf den Eingang (links) bzw. Ausgang des sog. Grabes der Propheten

Konrad von Konstanz

 

 

Bischof von Konstanz (934-975); dem Geschlecht der Welfen entstammend; ein Sohn des Grafen Heinrich von Altdorf. Seine Ausbildung erhielt Konrad an der Domschule zu Konstanz, wo er der Gemeinschaft der Kanoniker betrat und im Jahr 934 zum Bischof gewählt wurde. An der Weihe nahm auch Ulrich von Augsburg teil, der später von 923 bis 973 der 19. Bischof von Augsburg war, und mit dem Konrad eine lebenslange Freundschaft verband. Im Gegensatz zu diesem gehörte Konrad nicht zu den engsten Beratern des ostfränkischen Königs Otto I.. Konrad von Konstanz gehörte zu den herausragenden Bischöfen des frühen Mittelalters. Er leitete das größte Bistum nördlich der Alpen mehr als 40 Jahre. Seit dem 1. Laterankonzil 1123 wurde er als Heiliger verehrt und war Patron der Erzdiözese Freiburg.

Als Bischof von Kostanz förderte er eine rege Bautätigkeit. Zahlreiche Kirchenbauten – darunter auch Klöster und Spitäler - gehen auf seine Initiative zurück, wobei er auch große Geldmengen aus seinem eigenen Vermögen beisteuerte; als Vorbild für die Kirchengründungen dienten ihm die Patriarchalbasiliken Roms, wo er sich als Bischof mehrmals aufhielt, unter anderem im Winter 961/62 als Begleiter von Otto I, an dessen Kaiserkrönung er teilnahm; außerdem unternahm Konrad drei Pilgerfahrten ins Heilige Land, wobei er sich dreimal in Jerusalem aufhielt. Dabei bemühte er sich immer wieder um kostbare Reliquien, die mit Bedacht auswählt wurden; die Patronate der geplanten Kirchen sollten Konstanz zu einem regionalen Pilgerziel machen.

Der Gedenktag für Konrad von Konstanz im Evangelischen Namenkalender, im römisch-katholischen Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet und im orthodoxen Heiligenkalender ist der 26. November.

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Konstanz, Münster, Konradikapelle

Bilder: Klaus Paap (06/2023)
Religion / Kirche XXXVIII

Omnibus salutem!