Johann Friedrich Reichardt

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Deutscher Komponist und Musikschriftsteller; Sohn eines Stadtmusikus, frühzeitig als Wunderkind von seinem Vater gefördert, trat er bereits ab 1762 öffentlich auf, zwar immatrikulierte er sich 1768 an der Universität Königsberg als Student der Jurisprudenz, entschied sich jedoch trotz der Bemühungen Kants und anderer namhafter Königsberger Bürger gegen einen bürgerlichen Beruf. Komponierte zahlreiche Solo- und Chorlieder z.T nach Texten von Goethe, Schiller und Klopstock, sowie Singspiele und Liederspiele. Eine Reise von 1771 bis 1774 durch Deutschland machte ihn mit bedeutenden Musiker und Dichtern bekannt. Reichardt war kurzzeitig in Kassel unter Jérome Bonaparte “Directeur général des Théatres et de son orchestre”, bevor er 1808 nach Wien abgeschoben wurde, wo er sich mit den Werken der Wiener Klassik beschäftigte. Als er 1809 nach Giebichenstein zurückgekehrt war, versiegte seine Schaffenskraft; bereits bei seinem Tode war sein Werk bereits vergessen. Er starb in Folge eines schweren Magenleidens.

 

Büste Reichardts (Bild: Martina Schulz)

 

 

 

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Halle (Saale), Giebichensteiner Alter Friedhof

Hanns Eisler

 

Deutscher Komponist; Sohn des aus Wien stammenden Philosophen Rudolf Eislers, Bruder von Ruth Fischer; studierte u.a. bei Arnold Schönberg und Anton Friedrich Wilhelm von Webern, begann 1929 eine langjährige Zusammenarbeit mit Bert Brecht. Nach der “Machtübernahme” durch die Nationalsozialisten emigrierte er 1933. Ab 1938 lebte er in den Vereinigten Staaten und arbeitete in New York als Lehrer für Komposition an der New School for Social Research und in Los Angeles an der University of Southern California. Nach seiner Rückkehr nach Berlin im Jahre 1950 lehrte er an der Hochschule für Musik in Berlin (Ost), die nach ihm benannt wurde, und wurde zu einem wichtigen Repräsentanten der sozialistischen Musikkultur. 1949 komponierte er die Nationalhymne der DDR Auferstanden aus Ruinen, zu der Johannes R. Becher den Text verfaßte.

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Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichwerdersche Gemeinde

Paul Dessau

Porträt aus Copyrightgründen leider nicht verfügbar

 

 

Deutscher Komponist und Dirigent; seit 1925 Opernkapellmeister in Berlin, emigrierte 1933 nach Paris, 1939 in die U.S.A. und kehrte 1948 wieder nach Berlin zurück, seit 1954 mit Ruth Berghaus verheiratet. Seine Kompositionen beruhen auf der Zwölftontechnik und akzentuierter Rhythmik; schuf Opern sowie Schauspiel-, Film-, Orchester- und Kammermusik, Kantaten, Chöre und Lieder.

Werke u.a.: Die Verurteilung des Lukullus (1951), Puntila (1966, beide nach Bert Brecht), Lanzelot (1969), Einstein (1974), Leonce und Lena (1979).

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Walter Elimar Kollo eigentl. Kollodziepski

 

Deutscher Operettenkomponist; Vater von Willi Kollo und Großvater von René Kollo, schrieb Schlager und Operetten.

Werke u.a.: Wie einst im Mai (1913), Der Juxbaron (1913, darin enthalten: Kleine Mädchen müssen schlafen gehn), Die Frau ohne Kuß (1924, darin enthalten: Das ist der Frühling von Berlin).

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Berlin, Friedhof der Sophiengemeinde Bergstr.

Bilder: Martina Schulz (2005)
Bild: Josef Aschenbrenner (07/2005)
Bild: Martina Schulz
Bilder: Josef Aschenbrenner (08/2008)
Bild: Martina Schulz

Albert Lortzing

Deutscher Komponist; der Sohn eines Lederhändlers, der sein Hobby zum Beruf gemacht hatte, indem er die Berliner Theatergesellschaft Urania gründete, gilt als Hauptrepräsentant der deutschen Spieloper, in der die romantische Oper und die volkstümlich komische Oper zusammenfließen. Er nahm Musikunterricht bei C. Fr. Rugenhagen (*1778, †1851), Direktor der Singakademie, ging 1826 als Schauspieler an das Detmolder Hoftheater, wirkte von 1833 bis 1844 in Leipzig, wo 1837 seine Spieloper Die beiden Schützen uraufgeführt wurde. Im gleichen Jahr entstand seine Oper Zar und Zimmermann, die auf einem Lebensabschnitt Zar Peters I. fußt. Ab 1846 war er Kapellmeister am Theater an der Wien. Als Sympathisant der sog. Märzrevolution verlor er seine Anstellung und mußte Leipzig verlassen. 1848 kehrte Lortzing kurzzeitig nach Leipzig zurück, ging dann aber nach Berlin, wo er 1850 Kapellmeister am neu eröffneten Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater war. In wirtschaftliche Not geraten, starb Lortzing 1851.

Werke u.a.: Andreas Hofer (1832), Die Schatzkammer des Ynka (1835), Der Wildschütz (1842), Undine (1845), Der Waffenschmied (1846), Regina (1848).

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Bilder: Josef Aschenbrenner (07/2005)

Berlin, Friedhof Dorotheenstädt.u. Friedrichwerdersche Gemeinde

Berlin, Friedhof Dorotheenstädt. u. Friedrichwerdersche Gemeinde

Rudolf Wagner-Régeny

 

Deutscher Komponist ungarischer Herkunft; Sohn eines Kaufmanns; begann 1919 ein Studium der Musik am Leipziger Konservatorium, das er von 1920 bis 1923 an der Hochschule für Musik Berlin-Charlottenburg fortsetzte. Von 1923 bis 1925 war er als Korrepetitor an der Volksoper Berlin und anschließend bis 1926 als Mitglied im musikalischen Beirat des Tonfilms tätig. In den Folgejahren begleitete er als Komponist und Kapellmeister die Ballettgruppe des ungarischen Tänzers und Choreographen Rudolf von Laban durch Deutschland, die Schweiz, die Niederlande sowie Österreich, bis er 1930, dem Jahr, in dem er die deutsche Staatsbürgerschaft annahm, den Sprung als freischaffender Komponist in die Selbständigkeit wagte und zusätzlich Kompositions- und Theorieunterricht gab. Gemeinsam mit dem Bühnenbildner und Librettisten Caspar Neher, den er 1929 kennengelernt hatte, schrieb er mehrere Opern, u.a. nach der Erzählung Maria Tudor von Victor Hugo Der Günstling, deren Erstaufführung in Dresden im Jahre 1935 zu einem großen Erfolg wurde. 1939 folgte die Oper Die Bürger von Calais, die allerdings bei den Nationalsozialisten in Ungnade fiel, als sie unter Herbert von Karajan an der Berliner Staatsoper uraufgeführt wurde. Sie wurde von Spielplan genommen und erst 1941 auf Betreiben von Baldur von Schirach, der 1940 Gauleiter und Reichsstatthalter geworden war und eine eigenständige Ostmark-Politik betreiben wollte, an der Wiener Staatsoper wieder aufgeführt. Dort wurde auch Wagner-Régenys nächste Oper Johanna Balk im April 1941 erstaufgeführt, was einen der größten Theaterskandale während der Zeit des Dritten Reichs in Österreich hervorrief, indem es zu tumultartigen Szenen im Theater und sogar Verhaftungen kam. 1943 wurde Wagner-Régeny zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er 1946 zunächst im mecklenburgischen Güstrow und anschließend bis 1950 Rektor der Musikhochschule Rostock, aus der später das Konservatorium Rudolf Wagner-Régeny hervorging. Von 1950 bis 1968 war er Professor für Komposition an der neugegründeten Deutschen Hochschule für Musik in Ostberlin und Leiter einer Meisterklasse an der Akademie der Künste der DDR. Wagner-Régeny war Mitglied nicht nur an der Akademie der Künste der DDR, sondern auch der Akademie der Künste in Westberlin und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er schrieb neben Opern Orchester- und Kammermusik.

Verheiratet war er seit 1923 mit der Malerin und Bildhauern Léli Duperrx.

Werke u.a.: Der Günstling (1935), Die Bürger von Calais (1939), Das Bergwerk zu Falun (1961).

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Bilder: Josef Aschenbrenner (06/2005)

Berlin, Friedhof der Sophiengemeinde Bergstr.

Frédéric ”Fred Chichin

 

Französischer Rockmusiker und Singer-Songwriter; Sohn eines in Schweden geborenen Malers mit russisch-niederländischen Wurzeln, der 1962 das Filmmagazin Miroir du cinéma gegründet hatte; im Alter von 16 Jahren verließ Fred Chichin die Schule, trampte durch Europa und Nordafrika und schlug sich mit diversen Gelegenheitstätigkeiten durch. Chichin, der bereits als Jugendlicher das Akkordeon- und Schlagzeugspielen erlernt und die Musik Jimi Hendrix’ verehrt hatte, spielte zunächst experimentelle Musik, bevor er sich der Rockmusik zuwandte. Er gründete gemeinsam mit Jean Néplin (†2003), mit dem er bis zu dessen Tod befreundet war, die Punk-Band Fassbinder. Zusammen schrieben sie etliche Songs, auch für fremde Projekte. So wurde Avenue Du Crime auf dem Album Seppuku von Daniel Darcs Band Taxi Girl veröffentlicht, während Elle Demande Quelqu'un in Jean-Luc Godards Musikdokumentation Soigne ta droite 1987 zu hören war. 1980 gründete er mit Catherine Ringer, die er 1979 kennegelkernt hatte und mit der er zusammenlebte, das Avantgarde-Pop-Duo Les Rita Mitsouko, das sich mit seinem Stilmix aus Jazz, Rock, Punk und Einflüssen aus Südamerika und Ägypten schnell den Ruf erwarb, zu den innovativsten Musik-Formationen aus Frankreich zu gehören. Nach Erfolgen in Frankreich stellte sich 1986 mit den Singles C'est comme ça und Andy auch der internationale Erfolg ein.

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Paris, Cimetière de Montmartre

Nina & Mike

Michaela Schähfer

 

Lothar Schähfer

Deutsche Schlagersänger; als Michaela ihren späteren Mann Lothar 1963 kennenlernte, war dieser bereits als Gitarrist in einer Band tätig, während sie als Sängerin zu der Gruppe stieß 1966 begannen sie dann als Duo eine eigene Gesangskarriere zunächst unter den Namen Joe & Jenny und Michaela & Lothar, bevor sie begannen, das Pseudonym zu verwenden, unter dem sie bekannt und in den frühen 1970er Jahren sehr erfolgreich wurden. Ihren Durchbruch hatten sie durch die Teilnahme an der ZDF/ORF-Sendung Showchance; der Musikproduzent Jack White nahm sie unter Vertrag; 1972 gelang ihnen der erste Erfolg mit dem Lied Was wird sein in sieben Jahren, der deutschsprachigen Version des US-amerikanischen Erfolgssongs In the year 2525. Zwischen 1973 und 1975 gelangen ihnen fünfmal Plazierungen in der deutschen Hitparade und erreichten dabei mit dem Lied Fahrende Musikanten, das einer ihrer kommerziell erfolgreichsten Songs wurde (er hielt sich 25 Wochen in den Charts und erreichte Platz 5)., und der deutschen Version von Paloma Blanca zweimal Plazierungen unter die ersten Zehn. 1976 nahmen Nina & Mike, die nach Cindy & Bert das erfolgreichste Schlager-Gesangsduo der 1970er Jahre. war, an der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision de la Chanson (ab 2001 Eurovision Song Contest) teil und belegten mit dem Titel Komm geh’ mit mir den vierten Platz. Auch nach ihrer Scheidung im Jahre 1976 arbeiteten sie weiter zusammen. Von 1979 bis 1991 betrieb das Paar in Ludwigshafen sogar eine Diskothek unter dem Namen “Boat”, wo viele ihrer Kollegen zu Gast waren und dort auch auftraten, darunter Wolfgang Petry, Jürgen Drews, Christian Anders und Jürgen Marcus. Nachdem der Erfolg nachzulassen begann, beendeten sie ihrer Zusammenarbeit mit Jack White und kamen bei Peter Orloff unter Vertrag .Nach einer vier Jahre währenden Trennung von Orloff kehrten sie 1999 zu diesem zurück. Mit ihm wurden die Coverversionen des Abba-Titels I Have a Dream, Ich habe einen Traum und Santo Domingo von Wanda Jackson produziert. Ab 2003 waren Nina & Mike kurzzeitig bei VanDango Media unter Vertrag. Zu einer Feier anläßlich ihres 35-jähriges Bühnenjubiläum im Jahr 2005 kam es nicht mehr: Nina starb kurz zuvor in einem Wilhelmshavener Krankenhaus.

Schlager u.a.: Lola (1970), Du bist eine Show (1970), Was wird sein in sieben Jahren (1971), Rund um die Welt geht das Lied der Liebe (1973), Kinder der Sonne (1974), Das Lied der Liebe (1975), El Paradiso (1976), Caribian Disco show (1980), Schau mal herein (1982), Mit dem Südwind um die Welt (1988), Der Stern von Montego (1989),

Auszeichnungen u.a.: Goldene Europa (1974).

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Mannheim-Käfertal, Friedhof

Bild: Bernd Wolter (04/2016)

Gustave Charpentier

 

Französischer Komponist; nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges verließen seine Eltern das Elsaß, das 1871 in dem Reichsland Elsaß-Lothringen aufging, und ließen sich in Tourcoing (Dép. du Nord) nieder, wo er an der Hochschule für Bildende Künste Violine und Harmonie studierte. Aufgrund seiner besonderen Begabung konnte er mit einem Stipendium der Stadt sein Studium am Pariser Konservatorium fortsetzen. Dort war er Schüler von Émile Pessard und Jules Massenet und gewann zwei Jahre später mit dem Prix de Rome im Jahr 1887. Dort schuf er die malerische und sentimentale Symphonie Napoli und La Vie du poète. 1897 schuf er Le Couronnement de la muse.. Sein beruflicher Erfolg beruht aber insbesondere auf seinem Hauptwerk, der Oper Louise, das im Februar 1900 Premiere feierte - ein sozialkritischer “musikalischer Roman” über die arme, in der Großstadt Paris lebenden Näherin Louise und ein Betrag zum heraufziehenden Verismus ( fast 40 Jahre später, 1939, wurde der Stoff der Oper noch einmal aufgegriffen und mit der Sopranistin und Schauspielerin Grace Moore verfilmt). Er schuf zwar im Jahre 1913 eine zweite Oper,Julien, die jedoch keinen großen Erfolg hatte, sie wurde nach 20 Aufführungen an der Opera Comique eingestellt. Musikalisch kreativ trat Gustave Charpentier, der 1912 als Nachfolger von Jules Massenet in die Académie des Beaux-Arts gewählt wurde, in seinem langen Leben nicht mehr in Erscheinung.

Sehr engagiert, was soziale Fragen anbelangt, gründete er das Conservatoire populaire Mimi Pinson, das sich der Kunsterziehung junger Arbeiter widmete und gemeinsam mit Alfred Bruneau die Fédération des artistes musiciens, die sich 1902 der Confédération générale du travail (CGT) in Paris anchloß.

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Bild: Touron66 (09/2014), Wikipedia.fr
Bild: Touron66 (09/2014), Wikipedia.fr

Paris, Cimetière du Père Lachaise

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Johanna Jacob

1965Nationaal Archief  (1965)

 

Deutsche Sängerin; älteste der vier Jacob-Sisters Rosemarie (*1941), Eva (*1943) und Hannelore, die zunächst in der DDR in ihrer Heimatstadt, dann auch in Leipzig auftraten und die Musikhochschule Weimar besucht hatten, bevor sie 1959 aus der DDR flüchteten. In Bundesrepublik setzten sie ihr Studium in Frankfurt am Main fort und feierten dann in den 1960er Jahren - auch in den USA - große Erfolge. Bekannt wurden sie durch die von Heinz Schenk moderierte ARD-Unterhaltungssendung Zum Blauen Bock, in die sie die hr-Produzentin und Hesselbach-Schauspielerin Lia Wöhr 1963 geholt hatte, und durch ihr augenfälliges Markenzeichen, vier sie ständig begleitende weiße Pudel. Ihren Bühnennamen Jacob-Sisters kreierten sie, als sie in den 1960er Jahren in Las Vegas zusammen mit Louis Armstrong, Sammy Davis Jr. und Duke Ellington auftraten. Neben Eigenproduktionen wie Sing, mei Sachse sing oder Gartenzwerg-Marsch trugen die stets fröhlichen und auch etwas aufgedrehten Geschwister auch Parodien auf bekannte Schlager und Evergreens vor. Sie traten häufig in Unterhaltungssendungen des Fernsehens auf, insbesondere in Volksmusiksendungen Aber auch im Kino und in einem Fernsehfilm waren sie zu sehen: 1965 in Rolf Hädrichs Dr. Murkes gesammelte Nachrufe und 1968 in Ulrich Schamonis Komödie Quartett im Bett. 2001 waren sie mit Hampster Dance noch einmal erfolgreich: sie drangen mit dem Song an die Spitze der kanadischen Musikcharts vor. Nach Hannelore Jacobs Tod, jedoch auch gelegentlich schon in früheren Zeiten, trat die Gruppe als Trio auf.

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Bilder: Stefan Jakobi (09/2016)

Neu Isenburg, Waldfriedhof Buchenbusch

Bild: Berd Armbrust 01/2017
Musiker XVI

Omnibus salutem!