Bilder: KN (25.07.2006)
Bild: KN (ca.1975)

Friedrichsdorf, Friedhof

Johann Philipp Reis

Deutscher Lehrer; erfand - unabhängig von Alexander Graham Bell - das Telefon. Schon als Schüler interessierte sich der Sohn eines Bäckers für Sprachen, Naturwissenschaften und Mathematik und beschäftigte sich während einer kaufmännischen Lehre, die er 1850 begann, intensiv mit diesen Wissenschaften, noch ergänzt um Physik und Mechanik und trat 1851 dem 1824 gegründeten Physikalischen Verein in Frankfurt am Main bei. Nach Beendigung der Lehre und Militärdienst in Kassel, war er von 1858 bis 1974 Lehrer am Garnierschen Institut in Friedrichsdorf. 1860 baute er den Prototyp des Telephons und führte es am 21.10.1861 mit einer Leitung vom Hörsaal des Vereins zum Bürgerhospital in Frankfurt vor. Wegen der ablehnenden Haltung zu seiner Erfindung trat er 1867 aus dem Verein aus. Angeblich lautete der erste Satz, den er durch das Telefon sprach: “Das Pferd frißt keinen Gurkensalat!” Allerdings hatte bereits der in den Vereinigten Staaten lebende Italiener Antonio Meucci seit 1854 an einer ersten Fernsprechverbindung gearbeitet.

Inschrift: Seinem verdienstvollen Mitgliede, dem Erfinder des Telephons, der physiklische Verein zu Frankfurt a/M.

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Paul Julius Gottlieb Nipkow

Deutscher Ingenieur und Erfinder; Sohn eines Bäckermeisters; beschäftigte sich bereits während seiner Schulzeit auf dem Gymnasium in Neustadt/Westpreußen mit praktischen Experimenten der Telefonie. Er studierte in Berlin Naturwissenschaften, u.a. bei Hermann von Helmholtz physiologische Optik und bei Adolf Slaby elektrophysikalische Probleme. sowie Mathematik. Er erfand die Nipkow-Scheibe, eine mit spiralförmig angeordneten Löchern versehene Scheibe, mittels der auf optisch-mechanischem Wege ein Bild in Punkte und Zeilen zerlegt wird. Auf die Idee war er nach eigenen Angaben am Heiligen Abend des Jahres 1883 gekommen. Diese Technik fand in den Anfängen der Fernsehtechnik bei der Aufnahme zur Bildabtastung Anwendung. Bei der Wiedergabe erfolgte der Fernsehbildaufbau nach einem Zeilenverfahren auf elektromechanischer Grundlage. Bei der Anmeldung seiner Erfindung beim preußischen Patentamt im Jahre 1884 begründete er seine Erfindung mit den Worten, daß die Apparatur geeignet sei “ein am Orte A befindliches Objekt an einem beliebigen anderen Orte B sichtbar zu machen”. Die Erfindung der Nipkow-Scheibe blieb seine einzige Erfindung vom bleibender Bedeutung, obwohl sich Nipkow auch weiterhin um Erfindungen bemühte. Sein Staatsbegräbnis, das die Nationalsozialisten arrangiert hatten, wurde vom Fernsehen übertragen.

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Bilder: Edwin A. Pleiner

Berlin-Pankow, III. Städt. Friedhof

Bilder: Alexander Krischnig (08/2006)

Viktor Kaplan

Österreichischer Maschineningenieur und Erfinder; der Familie eines Eisenbahnbeamten entstammend, studierte er nach dem Besuch der Volksschule in Neuberg an der Mürz und der Mittelschule in Wien von 1895 bis 1900 an der Technischen Hochschule Wien Maschinenbau. 1903 folgte er einem Ruf an die Deutsche Technische Hochschule in Brünn als Konstrukteur am Institut für Maschinenkunde, Kinematik und Maschinenbau. 1912 erfand er die nach ihm benannte Kaplan-Turbine, eine axial durchströmte Wasserturbine mit verstellbaren Laufradschaufeln, die erst im Jahre 1920 patentiert wurde. Diese Turbinen sind weltweit im Einsatz; zwei seiner Turbinen arbeiten bis auf den heutigen Tag am Brünner Stauseedamm.

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Unterach am Attersee, OT Au Mausoleum

Bild: Hartmut Riehm (10/2006)

Georg Friedrich von Reichenbach

 

Deutscher Mechaniker und Ingenieur; baute eine Kreisteilmaschine (1802), mit Joseph Fraunhofer optische Geräte (seit 1809), entwickelte Wassersäulenmaschinen zum Heben des Wassers für die Soleleitungen Reichenhall-Rosenheim (1810) und Berchtesgaden-Reichenhall (1817).

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München, Alter Südlicher Friedhof

Carl Eugen Langen

Deutscher Ingenieur und Unternehmer; der Sohn des Zuckerfabrikanten Johann Jakob Langen erfand zusammen mit Nikolaus August Otto, den er 1864 kennengelernt hatte, 1867 einen atmosphärischen Gasmotor und hatte wesentlichen unternehmerischen Anteil an der Erfindung des Ottomotors (1876). Nachdem die 1864 gründete Firma N.A. Otto Cie, die weltweit erste Motorenfabrik, pleite gegangen war, gründete Langen in Köln-Deutz mit Fremdkapital eine neue Firma für den Bau von Gasmotoren, wobei er die hohe Schulden Ottos übernahm. Außerdem verpflichtete er die Ingenieure Wilhelm Maybach und Gottlieb Wilhelm Daimler für neun Jahre zur Mitarbeit. Der vielseitig begabte und interessierte Langen gilt außerdem als Erfinder der Schwebebahnen von Wuppertal: er hatte Ende 1894 der Öffentlichkeit seine Idee von einer oberhalb des Straßenniveaus laufenden, kreuzungsfreien Personenbeförderungsbahn vorgestellt. Auf seine Anregung hin wurde auch in Dresden eine Hängebahn gebaut, die die Stadtteile Loschwitz und Oberloschwitz miteinander verbindet. Außerdem gründete er 1870 zusammen mit Gleichgesinnten in Elsdorf die Zuckerfabrik Pfeifer & Langen, die noch heute besteht. Langen starb an den Folgen einer Fischvergiftung, die er sich bei der Einweihungsfeier des Nord-Ostsee-Kanals zugezogen hatte.

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Bilder: Franz-Josef Mörsch jr. (09/2003)

Köln, Friedhof Melaten

Maria Clementine Martin

 

Erfinderin und Nonne; die Tochter eines tirolisch königlich-kaiserlichen Offiziers ist die Erfinderin des Klosterfrau Melissengeistes, ein nach dem ätherischen Öl der Kloster-Melisse duftendes Heilpflanzen-Destillat. Sie wirkte ab 1792 in der Apotheke des Klosters in Coesfeld, wo sie sich mit der alten Kunst der Klostermedizin und deren Herstellung beschäftigte. Als Napoléon 1802 im Rahmen der Säkularisierung die Auflösung auch der Kloster verfügte, mußte sie ihren bisherigen Wirkungskreis verlassen und arbeitete als Krankenpflegerin. Während der Schlacht von Waterloo 1815 kümmerte sie sich um verletzte Soldaten. 1825 reiste sie schließlich nach Köln, wo sie den 86-jährigen Domvikar Gumpertz in dessen Haus betreute und sich um Kranken und Armen kümmerte. Im Jahre 1826 gründete sie das Unternehmen mit dem Namen Maria Clementine Martin Klosterfrau. 1829 gestattete Friedrich Wilhelm III., für ihre Produkte das preußische Wappen zu benutzen, das heute allerdings einem drei Nonnen darstellenden Emblem gewichen ist.

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Köln, Friedhof Melaten

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Restaurierter Stein

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Sir Henry Bessemer

            

Britischer Ingenieur und Erfinder; arbeitete nach Abschluß der Schulausbildiung zunächst in der Gießerei seines Vaters, wo er verschiedene Verfahren des Metallgusses und der Metallverarbeitung ausprobierte. Bessemer, der am Ende seines Lebens über mehr als einhundert Patente verfügte, entwickelte 1855 den nach ihm benannten Bessemerprozeß, ein Windfrischverfahren, bei dem das Roheisen in einem mit feuerfesten Steinen ausgekleideten birnenförmigen, später Bessemerbirne genannten Gefäß mit Luft durchgeblasen wird, wobei die Eisenbegleiter, besonders der Kohlenstoff, verbrennen. Mit dieser Erfindung konnte die jährliche Stahlerzeugung in England nicht nur relevant gesteigert werden, zugleich konnten die Prozeßkosten ganz wesentlich gesenkt werden (heute wird der Bessemerprozeß nicht mehr angewendet). Angesichts seiner Verdienste wurde Bessemer u.a. 1879 zum Ritter geschlagen und Mitglied der Royal Society.

Sog. Bessemerbirne

 

 

 

 

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London-Lamberth, West Norwood Cemetery

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Jakob Friedrich Kammerer

 

 

Deutscher Ingenieur und Erfinder; Großvater des Dichters und Dramatikers Frank Wedekind (dessen Mutter Emilie war eine geborene, aus Freiburg stammende Kammerer); Sohn eines Siebmachers; übernahm 1815 nach dem Tode des Vaters dessen Geschäft und eröffnete zusätzlich einen Hutmacherladen. Kammerer, der sich aufgrund seiner Einstellung gegen die Monarchie politisch betätigte, geriet in den Fokus der Polizeibehörde, nachdem er in Kontakt zu der “Montagsgesellschaft“ kam, einem revolutionären, republikanischen Zirkel, und wurde am 1.7.1833 auf der Feste Hohenasperg bei Ludwigsburg in Untersuchungshaft genommen, allerdings bereits Ende Oktober auf Kaution wieder in Freiheit gesetzt. Im Jahre 1838 wurde er erneut angeklagt und zu zwei Jahren Haft verurteilt, der er sich jedoch durch Flucht zunächst nach Straßburg , dann 1839 in die Schweiz entzog, wo er in Riesbach in der Nähe von Zürich 1840 ein gemietetes Fabrikgebäude bezog, in dem er seine bereits 1832 erfundenen Phosphorstreichhölzer herstellte und in ganz Europa vertrieb. Als dort ein Feuer ausbrach, erbaute er ein den Vorschriften entsprechendes Fabrikegbäude, das er 1941 bezog. und dort zugleich ein breiteres Warenangebot zur Verfügung stellte. Nachdem er 1842 die württembergische Staatsbürgerschaft wieder erhielt, kehrte er 1847 nach Ludwigsburg zurück, wo er später an einer Nervenkrankheit erkrankte, dem Wahnsinn verfiel und zunächst in Winnenden, danach in Ludwigsburg. in eine Anstalt gebracht wurde .

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Bild: Peter Schmelzle (03/2012) Wikipedia.de

Ludwigsburg, Alter Friedhof

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Hinweis: Es handelt sich um einen Gedenkstein; der urspr. Grabstein ist nicht mehr vorhanden.

Anton Flettner

Quelle: Library of Congress no_copyright

 

Deutscher Ingenieur und Erfinder; entstammte einer Familie von Mainschiffern; ergriff den Beruf des Lehrers und unterrichtete in den Fächern Mathematik und Physik. Seine Freizeit aber verbrachte er mit dem Studium technischer Vorgänge, vorwiegend mit Fragen der Physik, der Strömungslehre und der Mechanik. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges, gerade einmal 19 Jahre alt, stellte er dem Kaiserlichen Marineamt seine Erfindung eines lenkbaren Torpedos vor, stieß dort aber auf kein Interesse, weil man seine Idee für technisch nicht machbar hielt und sie daher ablehnte. Das geschah auch mit der von ihm vorgestellten Erfindung einer Fernsteuerung “Tankkampfwagen“. Nach dem Ende des Krieges konnte er seine bislang als ernsthaftes Steckenpferd betriebenen Tätigkeiten hauptberuflich einsetzen: Er erhielt eine Anstellung an der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen; in dieser Zeit entwickelte er ein Antriebsaggregat, das ein Phänomen der Strömungsmechanik als Antriebskraft ausnutzt, den sog. Magnus-Effekt: Bei dem nach ihm benannten Flettner-Rotor, der als Schiffsantrieb bei sogenannten Rotorschiffen eingesetzt wird, rotieren hohe, auf Deck stehende Zylinder aus Blech mit veränderlicher Geschwindigkeit. 1927 wandte Flettner sich der Flugtechnik zu und entwickelte u.a. ein Ruder mit Hilfssteuerfläche für Flugzeuge, das sogenannte Flettner-Ruder oder Flettner-Klappe, die er später für den Schiffsbau technisch adaptierte. Die von ihm geplante Konstruktion eines Drehflügelflugzeuges war nach vielen Rückschlägen erst nach etwa acht Jahren um 1935 mit der Flettner Fl 184 und der Fl 185 erfolgreich. 1938 konstruierte Flettner zusammen mit Kurt Hohenemser die Fl 265, bei der es ihm mittels gegenläufig ineinanderkämmende Rotoren, den sog. Flettner-Doppelrotoren, gelang, die Neigung des Hubschraubers aufgrund des Drehmoments zum horizentalen Rotieren, auszugleichen. 1940 konstruierte er die Flettner Fl 282 Kolibri, die ähnlich dem Vorgängermodell gebaut war. Zwei dieser Hubschrauber gelangten bei Ende des Zweiten Weltkrieges als Kriegsbeute in die Hände des Militärs der Vereinigten Staaten und stießen dort auf besonderes Interesse. 1947 folgte er eine Einladung in die USA, und er wurde Chefkonstrukteur beim Hubschrauberhersteller Kaman, für den er u.a. Hubschrauber nach dem Prinzip seiner Erfindung des Flettner-Doppelrotors entwickelte. Er leitete die Helikopterforschung der US-Armee, gründete die Flettner Aircraft Corporation in Kew Gardens, Queens, New York City und war deren Präsident. Dort galt seine Forschungsarbeit der Entwicklung sicherer Großhubschrauber.

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Bilder : Dieter Georg (11/2014)

Hattersheim am Main OT Eddersheim, Friedhof

Erfinder / Konstrukteure VI

Omnibus salutem!