Friedrich von Hefner-Alteneck

Deutscher Elektrotechniker; erfand u.a. 1872/73 den Trommelanker und 1878/79 die Differenzialbogenlampe. Die nach ihm benannte Hefner-Kerze (Einheitenzeichen HK) wurde vom Verein Deutscher Gas- und Wasserfachmänner als Hefnereinheit, und 1897 auch vom Verband Deutscher Elektrotechniker unter dem Namen Hefnerkerze angenommen und war von 1896 bis 1948 gesetzliche Einheit der Lichtstärke (1 HK = 0,903 cd); galt auch in Österreich und Skandinavien. Sein Vater, Johann Heinrich Hefner-Alteneck (*1811, †1903), war Kultur- und Kunsthistoriker und Direktor des bayerischen Nationalmuseums in München.

Inschrift: Pionier der Elektrotechnik, konstruierte als Mitarbeiter von Werner v. Siemens die Trommelanker für dessen Dynamomaschine, erfand die Diffentialbogenlampe, schuf als Licht einheit die Hefnerlampe.

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Bild: Hanns-Eckard Sternberg (2005)

Berlin-Schöneberg, Alter St. Matthäus Kirchhof

Berlin, Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerdersche Gemeinde

Ernst Amadeus Theodor Litfaß

Deutscher Drucker; versuchte sich nach einer Buchhändlerlehre als Schauspieler und gründete in Berlin am Rosenthaler Tor das Theater “Lätitia”, das spätere “Vorstädtische Theater”, übernahm 1845 von seinem Vater das Litfaßsche Unternehmen, ein Druck- und litfasssaeule_neu_bildVerlagshaus. Während der Revolution von 1848 betätigte er sich als liberaler Demokrat, druckte Flugschriften und gab den “Berliner Krakehler” heraus, der aber im November verboten wurde, schloß am 5.12.1854 mit dem Berliner Polizeipräsidenten Karl Ludwig von Hinckeldey (*1805, †1856) einen Vertrag über “öffentlichen Zettelaushang” an Säulen und Brunneneinfassungen und stellte am 15.4.1855 an der sogenannten “Ziegenbockswache”, Münzstraße 23 /Ecke Grenadierstraße die erste Litfaßsäule auf, die eine genormte Größe hatte (2,50-3,60 m hoch; 3,20-3,60 m Umfang). Litfaß, der zahlreiche Auslandsreisen unternommen hatte, hatte die Anregung hierzu vermutlich in London erhalten, wo es bereits Plakatsäulen gab.In Zeiten ohne Radio und Fernsehen waren die Litfaßsäulen ein wichtiges und beliebtes Informationsmedium - und sind es noch heute. Kurt Tucholsky dichtete und Friedrich Hollaender vertonte:

        Geh auf meinen Wegen
        Bei Sonnenschein und Regen
        Immer um die Litfaßsäule rum...

Mit den Säulen und weiteren Neuerungen erreichte er eine finanzielle und gesellschaftliche Konsolidierung seines Unternehmens. Zugleich gab er sich als Wohltäter und preußischer Patriot und erhielt vom König die alleinige Lizenz zur Veröffentlichung der Kriegsdepeschen und Siegesmeldungen der Kriege von 1866 und 1870/71.

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Bilder: Matthias Bauer (2005)

München, Waldfriedhof

Max Valier

Österreichischer Ingenieur und Schriftsteller; begeisterte sich bereits während seiner Schulzeit mit Astronomie und studierte ab 1913 an der Universität Innsbruck Astronomie, Meteorologie, Mathematik und Physik. 1915 zum Militär eingezogen, war er anfangs als Wetterbeobachter, später in der Luftaufklärung mittels Fesselballons und ab 1917 in der Flugzeugerprobung tätig. In den 1920er Jahren befaßte er sich mit den theoretischen und praktischen Grundlagen der Raketentechnik und lieferte auf diesem Gebiet bedeutende Beiträge; so unternahm er Versuche mit Feststoff- und Flüssigkeitstriebwerken sowie mit raketengetriebenen Straßen-, Schienen- und Wasserfahrzeugen sowie Flugzeugmodellen, u.a. konstruierte er einen Raketenschlitten und war Miterfinder des Raketenautos. 1924 verfaßte er mit Unterstützung Hermann Oberths die Schrift Der Vorstoß in den Weltenraum, in dem er u.a. er ein Programm zur Entwicklung der Raketentechnik beschrieb. 1927 gründete er gemeinsam mit Johannes Winkler den Verein für Raumschiffahrt (VfR) in Breslau. Ende des Jahres gelang es ihm, in dem Industriellen Fritz von Opel einen finanzkräftigen Förderer zu gewinnen, so daß ab 1928 eine Reihe von Versuchsfahrzeugen entwickelt werden konnte. Im Winter des Jahres 1928/29 stellte er auf dem zugefrorenen Starnberger See mit dem Raketenschlitten RAK BOB ein Geschwindigkeitsrekord von über 400 km/h. Im Januar 1930 erhielt er ein Labor in den Berliner Heylandt-Werken, die auf die Produktion von flüssigem Sauerstoff spezialisiert waren. Dort führte er erfolgreiche Versuche mit Flüssigtreibstoffen durch, die – so sein Assistent Walter Riedel – grundlegend für die weitere Raketenentwicklung in Deutschland wurden

Max Valier kam durch eine Explosion während des Probelaufs eines neuartigen Triebwerks zu Tode.

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Bilder: Matthias Bauer (2005)

München, Westfriedhof

Bilder: Josef Aschenbrenner (07/2005)

Hugo Junkers

Deutscher Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer; studierte ab 1878 an den Technischen Hochschulen Charlottenburg, Karlsruhe und Aachen; 1888 kam er über Berlin nach Dessau, um bei Wilhelm von Oechelhaeuser sen., der einen Ingenieur für die Gasmotorenentwicklung benötigte, in die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft Dessau, bei der er bis 1893 arbeitete. Dort entwickelte er 1892 den ersten Gegenläufermotors zusammen mit von Oechselhaeuser. 1895 gründete er die Firma Junkers & Co in Dessau zur Gasgeräteherstellung. Von 1897 bis 1912 war er Professor an der Technischen Hochschule Aachen. 1907 entwickelte er den Doppelkolbenmotor, 1910 ein Nurflügelflugzeug und 1915 schließlich das erste Ganzmetallflugzeug mit freitragenden Flügeln (J 1) sowie 1919 das erste Ganzmetallverkehrsflugzeug (F 13) und 1929 den ersten Schwerölflugmotor nach dem Doppelkolbenprinzip. 1913 hatte er bereits die Junkers-Motorenbau GmbH und 1919 die Junkers-Flugzeugwerke AG, beide in Dessau, gegründet, die 1934 verstaatlicht und 1936 zu den Junkers-Flugzeug- und Motorenwerken AG zusammengefaßt wurden. Sie baute die Verkehrsflugzeuge Ju 52 (1931, Tante Ju), Ju 90 (1937) und die Kampfflugzeuge Ju 87 (1935, Stuka), Ju 88 (1936). In Ostdeutschland blieben die Werke nach Ende des Zweiten Weltkrieges staatlich; in der Bundesrepublik Deutschland wurden sie reprivatisiert und gingen schließlich 1969 in der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH auf.

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Günther Groenhoff

 

 

Deutscher Segelflugpionier; Sohn eines Frankfurter Pfarrers; machte nach dem Abitur an der Musterschule in Frankfurt am Main 1926 zunächst in Rossitten (heute Rybatschi, Oblast Kaliningrad) an der dortigen Segelfliegerschule eine Ausbildung, an die er bis 1929 in Stettin, Schleißheim, Warnemünde und Staaken eine Ausbildung zum Verkehrspiloten anschloß. Anschließend war er für die 1925 in Frankfurt am Main gegründete Rhön-Rossitten-Gesellschaft als Segelfluglehrer auf der Wasserkuppe in der Rhön tätig. Er erprobte aber auch als Testpilot neukostruierte Segelflugzeuge und neue Techniken des Segelfliegens. Goenhoff – erfolgreichster Segelflieger seiner Zeit - gilt auch als Pionier des hochalpinen Segelflugs und stellte zahlreiche Rekorde auf; so legte er mit einem Segelflugzeug am 4.5.1931 über eine Distanz von 272 Kilometern die Strecke von München nach Kaaden (heute Kadaň, Tschechien) zurück – damals ein Weltrekord. Groehoff, der an allen Rhön-Wettbewerben teilnahm, errang 1931 den Hindenburg-Pokal. Ein Jahr später, beim 13. Rhön-Wettbewerb, verunglückte er in seinem Flugzeug Fafnir nach einem mißglückten Start vom Westhang der Wasserkuppe tödlich.

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Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Bilder: Dieter Georg (06/2013)
Bild: Dieter Georg (06/2013)

Gedenktafel an der Absturzstelle

Valdemar Poulsen

 

Dänischer Physiker, Ingenieur und Erfinder; Sohn eines Richters am Obersten Gerichtshof; arbeitete nach verschiedentlichen fruchtlosen Versuchen, eine akademische Karriere einzuschlagen, als Ingenieurassistent in der technischen Abteilung in der Kopenhagener Telephongesellschaft KTAS. Dort wurde er aufgrund seiner ideenreichen Experimente Leiter der Abteilung, die sich mit dem Aufspüren von Fehlern und deren Beseitigung beschäftigte.

Ihm gelang im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, mit seinem Lichtbogensender, ebenso wie R. A. Fessenden mit einem Maschinensender, die weltweit erste drahtlose Übertragung von Tönen - eine Pionierleistung beider, sowohl was die Funktechnik als auch die Entwicklung des Hörfunks anbelangt.

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Bilder: Finn Larsen (1914)

Gentofte Kommune, Gentofte Kirkegård

Robert Whitehead

 

Britischer Ingenieur und Konstrukteur; Sohn eines Textilbleichers und späteren Bierbrauers; besuchte das Manchester's Mechanics Institute, arbeitete anschließend in einer Werft im französischen Toulon. Danach zog er nach Mailand, um Textilmaschinen zu konstruieren, und 1848 nach Triest, um dort als Konstrukteur beim Österreichischen Lloyd zu arbeiten. 1856 wurde er Manager der Metallgießerei Fonderia Metalli in Fiume. Er änderte den Firmennamen in Stabilimento Tecnico Fiumano und begann mit der Herstellung von Dampfkesseln und -maschinen für Schiffe. Die Firma führte Arbeiten für die Österreichisch-Ungarische Marine aus. 1875 eröffnete Whitehead in Fiume die erste Torpedofabrik der Welt in einer ehemaligen Eisengießerei, .die Whitehead-Werft Dort entwickelte Whitehead gemeinsam mit dem Marineoffizier und Ingenieur Giovanni Luppis (*1813, †1875) die ersten Torpedos mit eigenem, auf Druckluftbasis funktionierendem Antrieb und Selbststeuerung, wobei es ihm nach vielen Fehlschlägen gelang, eine  automatische Tiefen- und Richtungssteuerungen zu konstruieren - eine wichtige Voraussetzung, um das Ziel erfolgreich anzusteuern. Am 25.1.1878 gelang es den Russen im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg (1787–92) erstmals ein türkisches Dampfschiff mittels zweier Torpedos innerhalb von zwei Minuten zu versenken. Nach und nach interessierten sich Militärs verschiedener Staaten für diese Erfindung. 1895 verbesserte er die Selbststeuerung durch den Einbau eines Kreiselstabilisators (Gyroskop), eine Entwicklung des Österreichers Ludwig Obry. Diese Erfindung war in den auch mit U-Booten-geführten beiden Weltkriegen (1914 bis 1918 und 1939 bis 1945) eine wirksame Waffe. Robert Whitehead wurde in mehreren Ländern für seine Erfindungen und Leistungen vielfach ausgezeichnet, jedoch nicht in seinem Heimatland England.

Später gründete Whitehead weitere Unternehmen zur Herstellung von Dampfmaschinen und Lokomotiven in anderen Ländern Europas und wurde ein erfolgreicher Geschäftsmann.

Whitehead war seit 1846 mit Frances Maria, née Johnstone, verheiratet. Agathe, eine Tochter von Whiteheads ältestem Sohn John, heiratete den später im Ersten Weltkrieg als U-Boot-Kapitän bekanntgewordenen Georg Ludwig von Trapp.

Whitehead inspiziert ein beschädigtes Torpedo aus einer Versuchsreihe (ca. 1875)

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Bilder: Parsifal von Pallandt (10/2018(

Rijeka OT Kozala (Kroatien(, Groblje (Friedhof)

Hinweis: In Worth im englischen West Sussex wurde ihm zu Ehren einen Kenotaph mit der Inschrift ”Sacred to the memory of Fiume Hungary” errichten. 

Louis Renault

1936

 

Französischer Ingenieur; Mitgründer des Automobilherstellers Renault; einer großbürgerlicher Familie entstammend; Sohn von Alfred Renault, der durch den Handel mit Stoffen und Knöpfen ein solides Vermögen erwirtschaftet hatte, und dessen Gemahlin Louise Berthe, née Magnien, Tochter eines Großhändlers; Bruder von Marie Joseph, Fernand und Marcel sowie zwei Schwestern; gerade einmal vierzehn Jahre alt, richtete Louis, der sich bereits als Kind für die Mechanik und die noch relativ neue neue, aufregende Elektrizität interessierte, in einer Ecke des Gartens auf dem Landsitz der Familie in Boulogne-Billancourt eine Werkstatt ein.

1898 baute er sein erstes Auto, das er Voiturette nannte,. nachdem er ein Paar Arbeiter angeheuert hatte, mit denen er ein gebrauchtes, von einem 3⁄4 hp (560 W) angetriebenes De Dion-Bouton-”Dreirad” modifizierte, indem er ein Getriebe mit drei Vorwärts- und einem Rückwärtsgang einbaute. Am 24.12.1898 gewann er in einer Wette mit seinen Freunden, daß seine mit einer innovativen Kurbelwelle versehene Konstruktion einem mit einem fahrradartigen Kettenantrieb angetriebenen Auto überlegen sei. Er gewann diese Wette, und von diesem Erfolg inspiriert, gründete er gemeinsam mit seinen Brüdern Marcel und Fernand Anfang 1899 in Billancourt nun die Automobilfirma Renault Frères, wobei seine beiden älteren Brüder sich um das Administrative kümmerten, während er für die Entwicklung und die Herstellung der Fahrzeuge zuständig war. Marcel .wurde 1903 bei dem Autorennen Paris-Madrid getötet, woraufhin Louis Renault seine Rennfahrerkarriere beendete und Marcels Platz in dem Unternehmen einnahm. Nachdem sich Fernand 1908 aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte, übernahm Louis Renault die Gesamtleitung des Unternehmens. Sein Interesse für die Technik verlor er nicht aus den Augen; so entwickelte er z.B. den Hinterradantrieb mittels einer Kardanwelle, den Turbokompressor (Aufladegebläse), den Sicherheitsgurt, den ersten V8-Motor für ein Flugzeug und die Trommelbremse. Diese Patente garantierten eine finanzielle Unabhängigkeit des Unternehmens. So konnte er das Unternehmen ausbauen und modernisieren: 1929 wurde ein neues, nachdem Vorbild Henry Fords mit Fließband- und Montagetechnik ausgestattetes Werk in Betrieb genommen werden. Aber die Folgen der 1919 einsetzenden Weltwirtschaftskrise trafen auch sein Unternehmen hart. Eine ausreichende Kapitaldecke, ein breit gefächertes Typenprogramm, weitgehende Unabhängigkeit von Lieferanten (hohe Fertigungstiefe; Renault fertigte vieles in seinen Werken selbst, sogar Gullydeckel, Kantinenbesteck, Zündkerzen), eine effiziente Fertigung und die Entlassung einiger Mitarbeiter sicherten jedoch den Fortbestand des Unternehmens. Nachdem die Deutsche Wehrmacht im Juni 1940 Paris besetzt hatte, wurde er vor die Wahl gestellt, entweder Reparaturen an Lastwagen und Panzer der Wehrmacht auszuführen oder die Firma zu liquidieren. Renault entschied sich, mit Zustimmung der Vichy-Regierung, die sich für die Staatskollaboration einsetzte, für die Zusammenarbeit mit den Deutschen – diese ”Panzeraffäre“ und ein Treffen mit Adolf Hitler 1939 in Berlin. Im März 1943 und im April und September 1944 wurden die Produktionsanlagen von alliierten Bomberverbänden schwer beschädigt. Renault gelang es jedoch, die Produktion schnell wieder in Gang zu bringen. Nach der Befreiung von Paris am 23. 9.1944 stellte Louis Renault sich auf Anraten seines Freundes Ribet, dem Präsidenten der Anwaltskammer den Behörden, wurde im Gefängnis im Pariser Vorort Fresnes inhaftiert und. am 9. Oktober in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert und kurz darauf in die Klinik Saint-Jean-de-Dieu verlegt, wo er unter unklaren Umständen verstarb; offiziell wurde als Ursache für seinen Tod eine Harnvergiftung angegeben, einige Indizien lassen jedoch Mißhandlungen während der Haft vermuten, die zum Tode führten.

Louis Renault (M) mit seinen Brüdern Marcel (lks.) und Fernand

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Bild: Giogo (06/2015) Wikipedia.fr
Bild: Giogo (06/2015) Wikipedia.fr
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Herqueville (Dép. Manche). Cimetiére de Ville

Henri Georges de France

 

 

Französischer Ingenieur und Fernsehpionier; gründete am 6.12.1931 die Compagnie Générale de Télévision in Le Havre und stellte dabei ein funktionsfähiges 60-Zeilen-Fernsehsystem vor. Im Februar 1932 gelang ihm eine Fernübertragung bewegter Bilder: Vom nahegelegenen Sender Fécamp aus sendete er 38-zeilige Bilder auf Mittelwelle, die 500 km weit zu empfangen waren. Im Oktober 1932 bot das System Henri de France dann 120 Zeilen Auflösung, die nun auf 30 MHz, am oberen Ende des Kurzwellenbereichs, gesendet wurden und infolgedessen nicht mehr so weit reichten. 1936 ging de France zur Firma Cahen, bei der er zunächst noch seine 120-Zeilen-Bilder sendete. Im Labor experimentierte er aber schon mit 405 Zeilen auf einem 21 × 24 cm großen Bildschirm, aus denen dann der französische Vorkriegsstandard mit 455 Zeilen entstand. Ab etwa 1940 arbeitet de France an einem hochauflösenden Fernsehsystem, welches die damaligen Standards von 405, 441 oder 455 Zeilen deutlich überbieten sollte, wozu er sich ins von der Wehrmacht noch unbesetzte Lyon begab. In der Monatszeitschrift T.S.F. pour nous, einem Magazin für professionelle Radiotechnik, Ausgabe August 1942, stellte er ein Fernsehsystem mit 767 Zeilen vor. Bis 1947 entwickelte er es schließlich zu jenem 819-Zeilen-System weiter, das 1949 in Frankreich eingeführt wurde. Ab 1957 leitete Henri de France das Unternehmen société Radio-Industrie, das seinerzeit 1.600 Mitarbeiter beschäftigte und sich neben Radargeräten, Bildröhren und Computern auch das Fernsehen ein neuer Tätigkeitsbereich war.

Nachdem im Jahre 1954 das NTSC-(National Television Systems Committee) Farbfernsehen in den USA eingeführt worden war, entwickelte de France, um den entscheidenden Nachteil von NTSC, die Farbveränderungen auf dem Übertragungsweg, zu eliminieren, darauf basierend das SECAM-System (Séquentiel couleur à mémoire), das er am 25. 5.1956 einreichte. 1959 wurde SECAM offiziell vorgestellt, und am 1. Oktober 1967 begann der Sendebetrieb in Farbe auf dem erst 1964 gegründeten zweiten französischen Fernsehkanal (heute France 2). Außer in Frankreich und den ehemaligen französischen Kolonien fand das SECAM-System in der UdSSR Anwendung. Die europäischen Staaten entschieden sich für das von Walter Bruch entwickelte PAL (Phase Alternation Line)-System, das sich seit 1962 in großen Teilen Westeuropas und anderen Teilen der Welt als Standard gegen das französische SECAM-System durchsetzte. PAL hatte seine offizielle Premiere 1965 während der Funkausstellung in Berlin.

Im 5.12.1996 wurde im 15. Arrondissement von Paris eine Promenade unter dem Namen esplanade Henri de France der Öffentlichkeit übergeben; dort befindet sich der Hauptsitz von France Télévisions.

Auszeichnungen u.a.: Médaille de la Résistance, Offizier der Ehrenlegion.

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Bild: Mu (04/2011)

Paris, Cimetière du Montparnasse

Eduard Friedrich Maximilian von Eyth (seit 1896)

Deutscher Ingenieur und Schriftsteller; ältestes von drei Kindern des Lehrers an der Lateinschule, Eduard Eyth, und dessen Frau Julie, née Eyth Capoll (*1816, †1904), eine erfolgreiche Autorin christlicher Aphorismen. Von 1852 bis 1856 studierte er an der polytechnischen Schule in Stuttgart, bevor er unmittelbar anschließend als Schlosserlehrling in Heilbronn und in Stuttgart-Berg - dort in einem Unternehmen, in dem Dampfmaschinen hergestellt wurden - arbeitete, bevor ihn sein Chef 1860 nach Paris schickte, um dort Einzelheiten über den von dem im Großherzogtum Luxemburg geborenen Erfinder Étienne Lenoir (*1822, †1900 ) entwickelten Gasmotor in Erfahrung zu bringen. Im Juli 1861 lernte er auf einer landwirtschaftlichen Ausstellung in Manchester John Fowler (*1826, †1864) kennen, der in Hunslet, (heute zu Leeds), die Firma Fowler & Co. betrieb und u.a. einen von Dampfkraft unterstützen Pflug produzierte, der als "wirtschaftlicher Ersatz für den Pflug oder den Spaten" dienen sollte. Eyth war an der Konstruktion dieses Dampfpfluges beteiligt, den er im Auftrag Fowlers auf zahlreichen Reisen in der Landwirtschaft der Alten wie der Neuen Welt einführte.

Von Eyth 1887 entworfenes DLG-Signet

Im November 1885 gründete Eyth nach dem Muster der Royal Agricultural Society of England in Berlin die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) und war bis 1896 Geschäftsführendes Mitglied des Direktoriums der DLG und verantwortlicher Organisator der jährlichen Wanderausstellungen.

eyth_max_8wanderausstellung_dlg 1894_berlin_bild

Eröffnung der 8. DLG-Wanderausstellung 1894 in Berlin (links Prinz Heinrich von Preußen, Kaiser Wilhelms II. jüngerer Bruder, rechts Max Eyth.

1896 zog er zu seiner Mutter nach Ulm, dann nach Neu-Ulm, wo Max Eyth, der neben technischen Untersuchungen autobiographische Berichte, volkstümliche Romane, Novellen und Gedichte sowie ein Lustspiel verfaßte, sich eine Junggesellenwohnung einrichtete und wo ein Teil seiner Schriften und Werke entstanden. Die Veröffentlichung seines letztes Werks, Der Schneider von Ulm, für das er bei einem Schneidermeister über dem rechten Umgang mit Nadel und Faden recherchiert hatte, erlebte er nicht mehr.

Werke u.a.: Das Agrikulturwesen in Ägypten (1867), Wanderbuch eines Ingenieurs (2. Aufl., 6 Bde., 1886), Hinter Pflug und Schraubstock -Skizzen aus dem Taschenbuch eines Ingenieurs (1899), Der Kampf um die Cheopspyramide (1902, 2 Bde.), Lebendige Kräfte (1905), Im Strom unserer Zeit (Bd. 1-3, 1904-5).

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Bild: Johann Henker (05/2020) Wikipedia.de
Bild: Johann Henker (05/2020) Wikipedia.de

Ulm, Hauptfriedhof

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Erfinder / Konstrukteure IV

Omnibus salutem!