Ferdinand Marie Vicomte de Lesseps

                        

Französischer Diplomat und Ingenieur; 1825 trat er in den diplomatischen Dienst ein und war in vielen Ländern tätig. In der Zeit von 1832 bis 1837 war er als Assistent des französischen Vizekonsuls in Ägypten; dort begann er, sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, einen Kanal zwischen Port Said und dem Golf von Suez zu schaffen. Der Gedanke fand jedoch zunächst nicht die Zustimmung Muhammad Ali Pascha. Erst mit Unterstützung des Vizekönig Muhammad Said (*1822, †1863) konnte am 5.1.1856 die Konzession zum Bau des Kanals und der Bildung einer Aktiengesellschaft erlangt werden. de Lesseps leitete den Bau, der 1859 begonnen wurde und im wesentlichen nach Plänen des österreichischen Ingenieurs Alois Negrellis erfolgte, bis zu dessen offiziellen Eröffnung im Jahre 1869. Die Eröffnung fand unter großem Interesse der Weltöffentlichkeit statt; unter den zahlreichen Gästen befanden sich neben der französischen Kaiserin Eugénie, eine Cousine de Lesseps, Kaiser Franz Joseph von Österreich, Kronprinz Friedrich von Preußen und Großfürst Michael aus Rußland. Der erste Konvoi durch den Suezkanal wurde angeführt von der Yacht Aigle, auf der sich Kaiserin Eugenie und de Lesseps befanden. Schon nach drei Jahren erwirtschaftet die Kanalgesellschaft einen Gewinn von zwei Millionen Schweizer Franken.

Nachdem im Mai 1879 auf einem Kongreß von 136 Delegierten in den Räumen der Société de géographie in Paris der Beschluß gefaßt worden war, in Panamá einen Kanal auf dem Isthmus (Landenge) zwischen dem Pazifischen und dem Atlantischen Ozean zu schaffen, wurde wegen des erfolgreichen Bau des ca. 195 Kilometer langen Suezkanals der inzwischen 74 Jahre alte Lesseps zum Président du comité français pour le percement d'un canal interocéanique en Amérique centrale (Präsident des französischen Komitees für den Bau eines interozeanischen Kanals in Mittelamerika) gewählt und nahm die Anlage des Panamakanals in die Hand, wobei das Projekt aus technischen und daraus resultierenden finanziellen Gründen scheiterte; einer der Gründe war die Entscheidung, den geplanten Kanal ebenso wie den Suezkanal schleusenlos zu bauen und weil die geologischen Gegebenheiten völlig anders waren.

Der Zusammenbruch löste den Panamaskandal, einen der größten Finanzskandale des 19. Jahrhunderts in Frankreich, aus und zog heftige öffentliche Auseinandersetzungen und Politikerrücktritte nach sich. Im Rahmen der Rechtsfolgen des Panama-Skandals wegen Einflußnahme und Veruntreuung angeklagt, wurde Ferdinand de Lesseps 1893 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, die er allerdings nicht absaß1.

Ferdinand de Lesseps wurde vielfach ausgezeichnet: 1873 Académie des sciences, 1879 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, 1885 Mitglied der Académie française.

Die ersten Schiffe passieren den neueröffneten Sueskanal

Öffnung des Suezkanals am 9. November 1869

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1  Der Panamakanal wurde erst 1914 von den Vereinigten Staaten realisiert, wobei sich die Kosten des nun mit Schleusen und Stauseen erbauten Kanals sich annähernd 400 Millionen US-Dollar beliefen und zahllose Menschenleben forderten.

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Paris, Cimetière du Père Lachaise

Bild: Pierre-Yves Beaudouin (06/2017), Wikipedia.org
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John Boyd Dunlop

 

Schottischer Veterinär und Erfinder; wuchs als Sohn einer Familie von Bauern auf dem Land auf. Nach erfolgreichem Studium der Veterinärmedizin an der Royal Dick Vet der Universität von Edinburg ließ er sich in der südlich von Belfast gelegenen Gemeinde Downpatrick nieder und eröffnete dort 1867 eine Tierpraxis.

Dunlob auf einem Fahrrad (ca.1915)

Angeregt durch seinen Sohn, der sich immer wieder darüber ärgerte, daß das Fahren mit seinen mit Vollgummireifen ausgestatteten Dreirad über steinige Stecken sehr enervierend sei, führte Dunlop 1887 Versuche mit luftgefüllten Gummischläuchen durch und entwickelte pneumatische Reifen für Fahrräder, ließ sich seine Erfindung am 8.12.1888 patentieren und gründete 1889 in London die Dunlop Rubber Company Ltd. Unterstützung fand er durch den in Dublin geborenen Finanzier William Harvey du Cros, der auf Dunlops Erfindung aufmerksam geworden war, als seine beiden Söhnen in einem Rennen von einem wenig beachteten Konkurrenten geschlagen wurden, der John Boyddunlop_sohn_1.fahrrad mit Luftschläuchen_bild Dunlops völlig neuartige Luftreifen benutzte.

Sohn Dunlops auf dem ersten Fahrrad mit Luftschläuchen.

Dunlop verkaufte seine Rechte für etwas Bargeld und eine kleine Beteiligung an ein neues Unternehmen mit du Cros, mit dessen Hilfe es ihm gelang, viele Schwierigkeiten, in die ihr Unternehmen geriet, einschließlich des Verlusts seiner Patentrechte, zu überstehen. 1892 zog Dunlop sich aus seiner Tierarztpraxis zurück und zog nach Dublin, kurz nachdem Harvey Du Cros mit seiner Hilfe Booth Bros of Dublin als Pneumatic Tire and Booth's Cycle Agency erfolgreich wieder flott gemacht hatte. Der Luftreifen revolutionierte die Fahrradindustrie, die nach der Einführung von JK Starleys Sicherheitsfahrrad im Jahr 1885 einen Boom erlebt hatte.

1895 zog sich Dunlop aus dem Unternehmen zurück, steckte seinen eher kleinen Profit aus dem Reifengeschäft in eine Dubliner Textilfabrik und führte ohne Aufsehen seine Tierarztpraxis wieder weiter.

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Bilder: Norbert Seydinovic (09/2022)

Dublin, Deansgrange Cemetery

Julius Lott

 

Österreichischer Ingenieur, Eisenbahntechniker; verbrachte seine Kindheit in Göttingen, wo sein Vater Franz Lott 1838 an der dortigen Universität Philosophie studierte. Nach dessen Habilitation kehrte er mit seiner Familie nach einem Ruf der Wiener Universität 1849 in die k.u.k Haupstadt zurück, wo Julius .zunächst das Akademischen Gymnasium besucht und dann an der Theresianischen Akademie 1854 die Matura (Abitur) ablegte. Anschließmd studierte in Wien und in Karlsruhe Bauingenieurswesen.

Ab 1871 hatte er die Bauleitung der ungarischen Ostbahn inne. 1875 wurde er Vorstand der Direktion für Staatseisenbahnbauten. In dieser Funktion war er für die Planung einer Eisenbahnlinie durch das Kanaltal, die Donauuferbahn und die Lokalbahn Mürzzuschlag–Neuberg verantwortlich. Ab 1880 leitete als Baudirektor die Planung und Umsetzung der Arlbergbahn, starb jedoch noch vor deren Fertigstellung.

 

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Bilder_ Klaus Meinert (08/2005)

Wien, Matzleinsdorf, evangelischer Friedhof

Erfinder / Konstrukteure XVI

Omnibus salutem!